Haus Nr. 5 „Das halbe Peselgut“ oder „Beim Eisenharter“

 in Unterniedersteinach

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Peselgut UraufnahmeDas Peselgut hatte in der Uraufnahme von 1827 die Hs.Nr. 6
später im Grundsteuerkataster erhielt der Hof die Hs.Nr. 5
Quelle: bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Dieser Hof gehörte mit der Grundherrschaft zum Kloster Oberalteich.

15381 wird ein Michl Paur von Rothaim als Bauer hierauf genannt. Hier handelt es eigentlich um den Rothamer Bauern Michael Rothamer. Ob hier „der Ältere“ oder „der Jüngere“ gemeint ist, lässt sich schwer nachzuvollziehen.

 

1558 besitzt ein Jorg Permair den Hof, der mit 21 Pfund Regensburger Pfennige bewertet wird2.

1586 sitzt ein Stephan Paur darauf3 und im Scharwerksregister von 1604 wird Stephan Hagnzeller als Bauer genannt.4

 

Mit dem Beginn der Kirchenbücher sind die Besitzerfamilien leichter nachzuvollziehen.

 

1640 werden Johann und Maria Berger als Bauerseheleute aufgeführt. Die verwitwete Bäuerin heiratet 1654 einen Johann Klein von Wolferszell. Und als sie selbst stirbt, nimmt Klein die Nachbarstochter Katharina Unger zur Ehefrau.

 

 5 Berger Besitzer

Den Hof übernimmt am 23.04.1681 die Tochter Rosina aus erster Ehe5, die sich mit Johann Pösl verheiratet.
Ihr Sohn Joseph Pösl heiratet in den Kirschner-Hof in Steinach (Hs.Nr. 32, heute Götzstr. 13) ein und sein Bruder Nikolaus Pösl übernimmt den elterlichen Hof.

Dessen Tochter Katharina wird Bäuerin auf dem Groß-Hof in Mitterschida und sein Sohn Mathias bekommt 1748 den Hof übergeben, der die Bauerstochter Apollonia Wolf von Unterzeitldorn heiratet. Die Ehe der beiden scheint kinderlos geblieben zu sein. Denn der Hof geht an die Nichte Anna Maria Groß von Mitterschida.

 

 6 Poesl Besitzer

 

Anna Maria Groß verheiratete sich ca. 1781 mit einem Mathias Eisenharter.
Eine Tochter (Anna Maria *1786) wird 1811 Dexenhof-Bäuerin und die Tochter Walburga (*1788) heiratet 1819 in den Wurm-Hof in Bärndorf ein.

Am 02.05.1806 übernimmt Sohn Joseph Eisenharter den Hof von seiner Mutter. Sein Vater scheint bereits verstorben gewesen zu sein.
Als Witwer geht er 1813 nochmals eine zweite Ehe mit der Bauerstochter Anna Maria Weber ein.

 

1853 wird der 82 Tagwerk große Hof schließlich an Andreas Niemaier und dessen Ehefrau Katharina, geb. Duschl, verkauft.

Ihr Sohn Josef übernimmt 1860 den Hof und heiratet Theresia Leibl vom großen benachbarten Leibl-Hof.

 

Sterbebild Niemaier

 

 

 

 

5 Niemaier Besitzer

 

 

1895 übergeben die Bauerseheleute den Hof an ihren Sohn Joseph Niemaier der sich seine Braut Theresia aus dem Stubenhofer-Hof in Gschwendt holt. 1902 stirbt die junge Bäuerin bei der Geburt ihres vierten Kindes.

Drei Mädchen kommen in Unterniedersteinach zur Welt:
- Kreszenz (*1896)
- Theres (*1897)
- Maria (*1899)

 

 

 

fo gschw 18 auszug

 Theresia Niemaier, geb. Stubenhofer
(Bild: Familie Landstorfer, Gschwendt)

 

 

Ein Jahr später verkauft der Witwer am 24.11.1903 den 35 ha großen Hof, wie vorher schon seine Nachbarn, um 63.164 Mark an den Steinacher Gutsbesitzer Karl August von Schmieder.

 

Mit dem Kauf hat der Gutsherr den dritten Hof in Unterniedersteinach in sein Eigentum gebracht. Dem Bau seines Vollblüter-Gestüts steht nun nichts mehr im Wege

 

Niemaier Wohnhaus

Das Bauernhaus des Hofes wird für die Gestütswärter umgebaut. Es bleibt als einziges Gebäude der ursprünglichen drei Höfe stehen.
(Auszüge aus Ansichtskarten Gestüt Steinach um 1918, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

1931 wird die „Studiengesellschaft zur Förderung der Grünlandwirtschaft“ mit Lehrraum, Speisezimmer, Küche in dem Haus untergebracht.

Bis 1973 werden 200 Kurse in Unterniedersteinach abgehalten.

 fo freudel 1

Das umgebaut ehemalige Niemaier-Wohnhaus als Sitz der Studiengesellschaft in Unterniedersteinach
ca. 1950

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 Bilder: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

Das Gestüt gehört heute zum Besitz der Saatzucht Steinach und das alte Niemaier-Wohnhaus ist inzwischen auch abgerissen.

 

 

 

1 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 53‘
2 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558, fol 2
3 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister 1586, S. 282‘
4 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1125, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels 1600-1660, Scharwerksregister fol. 463
5 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels , P10, fol 32  Übergabe vom 23.04.1681

 

weitere Quellen:
- Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotkoll der Steuergemeinde Bärnzell vom April 1839
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 4, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 7, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1858 - 1960
- Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Steinach und der Pfarrei Kirchroth