Oberharthof

 

 

von  Cornelia Landstorfer und Claudia Heigl

 

 

Der Name des Hofes führt auf die Lage an den Hartwäldern zurück, die sich einst über ein großes Areal von der Donau bis nach Münster und Steinach erstreckten1.

Besitz in Hart finden wir bereits sehr früh in den Urkunden des Kloster Windberg, wie auch beim Kloster Oberalteich.

 

Bis zur Säkularisation gehörte der Oberharthof dem Kloster Oberalteich als Obereigentum.

Im Gegensatz dazu war der Unterharthof Eigentum des Klosters Windberg.

 

 

luftaufnahmeDie Lage der Höfe auf einer aktuellen Karte. Heute sind sie von einer Seenlandschaft umgeben.
Der ursprüngliche Oberharthof ist verschwunden.

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Ein Harthof wird bereits um 1086 in den Klosterurkunden von Oberalteich erwähnt.
Adelheid, die Mutter des Domvogts Friedrichs III., überträgt je eine Hube in Dammersdorf und in Harthof dem Kloster Oberalteich2.

1147 wird ein Ritter Gozpert von Harthof genannt. Er überträgt bei seinem Aufbruch zum Kreuzzug König Konrads Besitz in Roithof als Seelgerät an das Kloster Oberalteich.

In einer Übersicht der Oberalteicher Klostergüter wird der Besitz 1274 als „Hard iuxta Cheznah“  (Hart bei Kössnach) bezeichnet3. Er besteht aus „1 curia, 2 predia und agri“ (ein Hof, zwei Ländereien und Äcker).

Dies könnte die Vermutung zulassen, dass es sich hier nur um einen großen Hof handelte, genauso wie beim Unterharthof.

Ein Hof (curia) umfasste ca. 100 Tagwerk Grundbesitz, dazu kommen noch die „zwei Ländereien“.

Im Grundsteuerkataster von 1838 hatte der Oberharthof eine Größe von ca. 331 Tagwerk, in etwa genau so viel wie der Unterharthof.

 

 

 uraufnahme harthoefe gefaerbt

Der ursprüngliche Ortharthof gelb eingefärbt und der Unterharthof grün eingefärbt

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Seelsorgerisch wurde der Oberharthof von der Pfarrei Sossau versorgt. Durch die Auflösung der Pfarrei Sossau kam Oberharthof 1805 in die Pfarrei Münster. 1874 wurde der Oberharthof von der Pfarrei Pfaffmünster nach Parkstetten umgepfarrt.

Oberharthof wurde 1811 dem Steuerdistrikt Hornstorf einverleibt. 1821 wurde die Gemeinde Zeitldorn aus Teilen der Steuerdistrikte Hornstorf und Parkstetten gebildet, zu der auch Oberharthof kam. Seit 1951 trug die Gemeinde den Namen Unterzeitldorn.
Nach der Auflösung der Gemeinde Unterzeitldorn 1976 wurde der Gemeindeteil Oberharthof nach Parkstetten eingegliedert.

 

 Uraufnahme Oberharthof

Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1369 Abt Eberwein und der Konvent von Oberaltaich überlassen ihren Hof zu Harthof dem Heinrich Wogner und seiner Frau Margret als Leibgeding4.

1445 Kristan Frawnberger zu Haidenburg, Pfleger zum Natternberg, und Heinrich Nothaft zu Wernberg, Pfleger zu Kirchberg, entscheiden im Streit zwischen Abt Johann von Oberaltaich und Conradt Hartmair zum Harthof, daß die offene Feindschaft zwischen ihnen aufhören soll und der Abt die Forderungen des Hartmair erfüllen soll5.

1447 Conrad Hartmair vom Harthof verzichtet auf alle weiteren Forderungen, nachdem er sich mit dem Abt Johannes von Oberaltaich in der Streitsache wegen einer Geldsumme verglichen hat6

1510 Elisabeth, Witwe des Jorg Schonstainer zu Münster, übergibt ihrem Schwiegersohn Hans Rainer und dessen Frau Margreth das Erbrecht auf dem Harthof bei Münster mitsamt den Erbrechtsbriefen darüber7.

 

1579 sitzt auf dem Oberharthof ein Georg Englberger und auf dem Unterharthof ein Alexander Englberger8.

1597 wird Georg Englberger von Oberharthof mit zwei „Holzwachsen“ besteuert9.

1602 ist in Oberhart Hans Englperger mit einem Hof und einem Garten, der sich „gegen den Helmberg“ befindet, verzeichnet10.

 

 

Der 30jährige Krieg

Es ist zwar leider keine schriftliche Überlieferung dazu bekannt, aber die Bewohner vom Unterharthof, wie auch vom Oberharthof, dürften mit ziemlicher Sicherheit während des 30jährigen Krieges den Schwedenüberfällen zum Opfer gefallen.

Im November 1633 zieht Bernhard von Weimar mit seinen schwedischen Soldaten nach dreitägiger Belagerung in Straubing ein. Von dort aus terrorisieren sie die Landbevölkerung, rauben sie aus und töten oder vertreiben die Menschen. Bis April 1634 bleiben 800 Soldaten als Besatzer in der Stadt11.

Im Januar 1641 ziehen nochmals 600 Reiter von Regensburg kommend an der nördlichen Donauseite herab, die plündern, morden und vieles niederbrennen.

 

 

Die Familie Haimerl kommt auf den Hof

Als erste Bauerseheleute werden ab 1655 Thomas und Barbara Haimerl wieder auf dem Oberharthof genannt. Das Ehepaar ist vorher in Kößnach ansässig.

Sechs ihrer Kinder kommen in Kößnach zur Welt, die restlichen sieben Kinder erblicken auf den Oberharthof das Licht der Welt:
- Barbara (*ca 1646 – 1677) heiratet 1675 in Kirchroth den Bauern Kaspar Hilmer von Altenhof
- Margaretha (*1647) heiratet 1670 in Kirchroth den Bauern Andreas Hien von Thalstetten, später in Rotham ansässig.
- Juliana (*1650)
- Ursula (*1651) heiratet 1678 in Kirchroth Ägid Gaissinger von Sünching
- Mathias (*1653)
- Maria (*1654)

in Oberharthof geboren:
- Katharina (*1655)
- Johann (*1656), Hoferbe
- Ambros (*1658)
- Maria (*1661)
- Michael (*1664)
- Eva (*1666)
- Adam (*1668)

 

Sohn Johann übernimmt ca. 1687 in Hof. Er und seine Ehefrau Eva haben neun Kinder, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (*1686)
- Mathias (*1688)
- Walburga (*1689)
- Jakob (*1690), Hoferbe
- Eva (1692-1762) heiratet 1711 in Haibach den Wirt Alexander Zollner von Sicklasberg
- Vitus (*1693)
- Katharina (*1698) heiratet 1715 in Haibach den Bauern Alexander Thanner von Leimbühl

 

Jakob Haimerl ehelicht 1713 die Schmiedstochter Maria Gmeinwieser von Kößnach. Die junge Frau stirbt jedoch, ohne Kinder zu hinterlassen.

Jakob geht eine zweite Ehe mit der Wirtstochter Regina Rössl von Oberparkstetten ein. Fünf Kinder gehen aus dieser Ehe hervor, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Maria Anna (*1719)
- Johann Jakob (*1722)
- Maria (*1724)

 

Haimerl Besitzer

 

 

Die Familie Haimerl zieht nach Straubing und als Nachfolger kommen ca. 1750 Jakob und Margaretha Hien auf den Hof.

Die Hiens waren vorher in Rotham ansässig. Jakob Hien hat aus zwei Ehen elf Kinder.
- Simon (*1739)
- Maria (*1742)
- Jakob (1746-1801) heiratet 1770 die Bauerstochter Katharina Aman von Neudau
- Joseph (*1749)
- Johann (*1750)
- Maria Anna (1754) heiratet 1783 Wolfgang Krä von Wolferkofen
- Johann Kaspar (*1759), Hoferbe

 

Der jüngste Sohn Johann Kaspar übernimmt 1783 den Hof und ehelicht die Bauerstochter Anna Maria Knott von Pichsee.

Das Ehepaar hat sieben Kinder, zwei sterben als Säuglinge:
- Lorenz (*1784)
- Johann Georg (1786-1864) heiratet die Bauerstochter Anna Riedl von Pittrich und wird dort Bauer
- Jakob (*1788)
- Johann (*1790)
- Kaspar (*1792)

1797 stirbt der 38jährige Bauer. Die 38jährige Witwe heiratet ein Jahr später den 36jährigen Bauerssohn Johann Georg Zirngibl von Haidenkofen.

Aus der Ehe gehen nochmals zwei Söhne hervor, von denen einer jedoch als Säugling stirbt.

Als der jüngste Sohn Martin elf Jahre alt ist, stirbt Anna Maria Zirngibl. Der Witwer vermählt sich nicht wieder.

 

Hien Zirngibl Besitzer

 

Sohn Martin Zirngibl übernimmt am 20.01.1823 den Hof mit 331 Tagwerk Grundbesitz. Er hat bereits ein Kind mit seiner Cousine Magdalena Jagenlauf von Dengling, die er zwei Wochen nach der Hofübergabe heiratet.

Es kommen nochmals drei Kinder in der Ehe zur Welt:
- Georg (*1820) erschießt sich versehentlich 1867 mit 47 Jahren
- Walburga (1824-1877) verh. Bachl in Kößnach
- Martin (*1826), Hoferbe
- Josef (*+1830)

 

Magdalena Jagenlauf nimmt sich mit 57 Jahren das Leben und der Witwer heiratet die verwitwete Magdalena Holzer von Moosham.

Der Bauer stirbt jedoch bereits mit 45 Jahren an einer Lungensucht. Die Witwe heiratet daraufhin Anton Käufl, der als Baumeister im Schloss Steinach beschäftigt ist.

 

Zirngibl Besitzer

 

 

Nach dem Tod des Vaters übernimmt Martin Zirngibl jun. den Hof mit 331 Tagwerk Grundbesitz.

Als Bäuerin holt er sich Katharina Streißl vom Sandhof b. Degernbach auf den Hof.

Es kommen sieben Kinder zur Welt, von denen ein Sohn mit neun Monaten stirbt:
- Martin (*1847)
- Katharina (1848-1891), stirbt als ledige Dienstmagd in Ergoldsbach
- Walburga (*1852)
- Sebastian (*1854)
- Rupert (*1856)
- Kreszenz (*1857)

 

Pater Gerard Wieselhuber von Sossau schreibt über ihn12:
„ Martin Zirngibl, ein guter Gesellschafter, aber ein schlechter Hauswirt, ging gänzlich zu Grunde, obwohl ihm sein Eheweib mehr als 10.000 Gulden Heiratsgut ins Haus brachte und auch seine Kinder fleißig arbeiteten.

Er verkaufte bei 45 Tagwerk zur Errichtung des jetzigen Mitterharthofes; er richtete die Waldung zu Grunde; ließ alle Gebäulichkeiten herunterkommen. Der gegenwärtige Zustand bietet ein trauriges Bild dar; die Stallungen sind eingefallen, das Wohnhaus teilweise abgebrochen. Der Stadel droht der Einsturz. Die Felder sind verödet. Seit dem Abzug des letzten Besitzers war es nicht mehr bewohnt. Nur im Ausnahmshause hielt sich manchmal eine Familie auf.
Im Oktober 1875 zog die Familie Zirngibl vom Harthof ab. Er zog nach Ergoldsbach, wo er jetzt in Armut lebt.“

 

Zusätzlich fügte er noch folgenden Nachtrag hinzu:

„Der total ruinierte Oberharthof vom Zirngibl in kurzer Zeit an 5 Besitzerherrn; keiner tat etwas für denselben, jeder spekulierte, wie er ohne Schaden dessen loswerden könnte. Er wurde verpachtet, um mehrere tausend Gulden Schulden abzuschütteln.
Im Januar 1878 wurde er neuerdings zur Versteigerung ausgeschrieben. Als Käufer tat sich hervor G.. Bauer, Metzgermeister in Straubing, um circa 20.000 Gulden bekam er ihn. Dieser kann und will ihn aufrichten – Ja er richtete den Hof auf, scheute keine Kosten u. Anstrengungen. Führte viele hundert Fuhren Dünger aus Straubing nach dem Harthof. Kultivierte mehrere, früher öd gelassene Grundstücke, baute 1880 an das frühere Inhaus ein neues zweistöckiges Wohnhaus, wandelte das Inhaus in eine geräumige Stallung um, richtete einen großen Viehstand ein, wie er früher kaum da war. Die Felder sind wieder aufgerichtet und bergen viel Frucht; in den Waldungen ließ er die öden Plätze mit jungen Setzlingen ausfüllen. (Bauer fhatte einige Jahre zuvor schon 18 Tagwerk Waldung von Limbrunner in Pst. gekauft. Diese stoßen an die Harthofwaldung an) Bilden mit ihnen und den anderen Grundstücken des Harthofes einen selbständigen Jagdbezirk.

Wenn man nach den Kosten fragen würde, die der Harthof dem Hr. Bauer schon verursacht hat, so würde man kaum weniger als 22.000 Gulden hören. Wäre also nebst Ankauf eine Summe von 43.000 Gulden.

 

1891 erwerben Xaver und Therese Röhrl den Hof

1892 tauschen Eidenschink Josef und Therese, geb. Schwarzfischer hierher

1894 erwirbt Johann Schedlbauer aus der Gegend von Rattenberg den Hof.

Am 23.02.1897 ersteigert Anna Stautner den Hof, die ihn

am 26.04.1897 an Schöberl Lorenz und Maria, geb. Nistl, weiterveräußert. Später, nach dem Verkauf des Oberharthofes, zieht die Familie nach Muckenwinkling und erwirbt dort einen Hof.

 

Am 05.01.1904 erwirbt der Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder den kompletten Oberharthof.

Er lässt die verhältnismäßig guten Gebäude abbrechen und die Felder größtenteils anpflanzen und aufforsten.

 

Der Gutsherr bindet die Grundstücke des ehemaligen Oberharthofes in seinen Gutsbetrieb mit ein und nutzt die Fläche vor allem für seine herrschaftlichen Jagden.

 

Heute ist durch den Kiesabbau aus den ehemaligen Grundstücken des Oberharthofes eine großen Seenlandschaft entstanden.

Nur die Hof-Kapelle ist das letzte Überbleibsel dieses jahrhundertalten Hofes.

 

 oberharthof kapelle

 Hinter der Kapelle befand sie die Hofstelle des Oberharthofes
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

1 Mondschein Johannes, Die Ortsnamen der Straubinger Gegend, In:  Jahresbericht d. Hist. Vereins Straubing u. Umgebung 5. Jhg. 1902, Straubing 1903
2 Vgl. Mohr, Cornelia: Die Traditionen des Klosters Oberalteich, München 1979, 38.
3 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 23, 24.09.1274
4 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 164, 04.04.1369
5 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 546, 24.08.1445
6 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 560, 06.03.1447
7 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 1017, 13.10.1510
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, fol. 611, Salbuch Rentkastenamt Straubing 1579
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing (Rep. 210) B100, Steuerbuch 1597
10 BayHStA, Kloster Windberg, Akten und Amtsbücher 161, Zehentbuch 1602 und Stiftregister 1628
11 Fink Leo, Straubings Schwedenzeit, in Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. 35. Jahrg. (1932), S. 44
12 BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Sossau, Band 5 Familienbuch, Geschichte derjenigen Familien und Häuser, welche einst zur Pfarrei Sossau gehörten; entnommen aus den Pfarrbüchern von Sossau u. Pfaffmünster etc. und aus den Aussagen der älteren glaubwürdigen Leute von Zeitldorn und Sossau, zusammengestellt  von Gerard Wieselhuber Ord. Karmeliten, Expositus von Sossau, im Jahre 1877

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-1
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-13
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Kirchroth
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Sossau
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster

 

Stand: 01.03.2024