Der Aignhof
ältere Schreibweise: am Aigen
von Claudia Heigl
Östlich von Steinach, im Mitterfelser Gemeindegebiet, liegt der Weiler Aign. Hier handelte es sich ursprünglich um einen ganzen Hof - den sog. Aignhof.
1811 wird der Einödhof dem Steuerdistrikt Mitterfels einverleibt und ist heute noch ein Gemeindeteil vom Markt Mitterfels.
Während der in der Nähe gelegene Pürstenberger-Hof bis 1862 zur Pfarrei Pfaffmünster gehörte, ist der Aignhof seit Urzeiten bis heute im Pfarrsprengel der Pfarrei Steinach.
Links der Aignhof und das ehem. Inhäusl (Holmer-Hof), das Haus rechts wurde in den 1950er Jahren errichtet.
aufgenommen im September 1991
(Bild: Pfarrer Gerhard Mass, Steinach)
1494 wird der Hof „an dem Aigen“ erstmals urkundlich erwähnt1. Die Bezeichnung „Am Aigen“ als Ortsangabe finden wir bis ins 17. Jahrhundert in den Urkunden.
15822 ist ein Hans Eisenharter als Bauer auf dem Hof.
Zu dieser Zeit gehört der Hof zur Hofmark Scheibelsgrub. Ein Hieronymus Seyboldsdorfer, fürstlicher Rat und Oberrichter in Straubing, war bis zu seinem Tod 1574 Hofmarksherr von Falkenfels und Scheibelsgrub. Nach ihm erben seine unmündigen Töchter Margarete, Martha und Anna. Durch Heirat kommt die Hofmark mit dem Aignhof in die Familie Nothaft.
Im Salbuch der Kapflberger Kirche aus dem Jahr 1592 wird der Hof ausführlicher beschrieben3. Hier heißt es:
„Hans Eittenharter am Aigen besitzt einen Hof alda Erbrechtsweiß. Dazu gehört ein Haus, Stadl und Backofen, alles ziemlich erbaut, auch die drei Felder, Wiesen und Äcker.
Davon dient er dem Gotteshaus jährlich an Gilt 3 Gulden, 4 Schilling, 25 Pfennig.“
Der Aignhof ist übrigens der einzige Hof, der dem Gotteshaus Kapflberg Abgaben zahlen muss. Wer dieser Stifter einer Stiftsmesse war, ist ungeklärt.
Der Hof hatte im Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808 die Hs.Nr. 61, ab 1842 dann die Hs.Nr. 75
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)
Nach ihm wird zunächst seine Witwe ohne Namen und dann Johann Eisenharter jun. als Besitzer im selben Salbuch genannt.
Im 30jährigen Krieg 1633/34 wird Scheibelsgrub von den schwedischen Soldaten angezündet4.
Nachgewiesen ist auch, dass die Wolferszeller Mühle von den Schweden geplündert wurde, und auch die Bruckmühle ein Raub der Flammen wurde. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass der benachbarte Pürstenberger Hof mit der Aichmühl und eben auch der Aignhof von den schwedischen Soldaten geplündert, ggf. sogar auch zerstört worden sind.
1639 erwirbt Christoph Freiherr von Leiblfing die Hofmark Scheibelsgrub von der Familie Nothaft. 1643 verkauft er die Hofmark weiter an Keck Wilhelm vom Mauerstetten.
Die Familie Eisenharter überlebt den Schwedenüberfall.
Ob ihn jedoch der Bauer Johann Eisenharter jun. überlebte ist fraglich. Seine Witwe Katharina Eisenharter stirbt 1660 im Alter von 73 Jahren.
Von dem Ehepaar gibt es drei Kinder, die ihnen zugeordnet werden können:
- Thomas verh. mit einer Walburga und Tagelöhner auf dem Aignhof. Sieben Kinder kommen zwischen 1644 und 1659 auf dem Hof zur Welt, ab 1661 wird er als Tagelöhner in Muckenwinkling genannt.
- Barbara heiratet 1650 in Straubing/St. Jakob den Schmied Wolfgang Buchner von Kagers5.
- Lorenz, der Hoferbe
Hofnachfolger wird Lorenz Eisenharter, der mit einer Elisabeth verheiratet ist.
Ab 1656 kommen elf Kinder auf dem Hof zur Welt, von denen sechs im Säuglingsalter sterben:
- Sebastian *13.12.1656
- Franz *1658 Von ihm und seiner Ehefrau Anna kommen zwischen 1686 – 1690 drei Kinder auf dem Hof zur Welt. Er wird als Einwohner und Tagelöhner bezeichnet.
- Dorothea *1667 heiratet 1692 in Steinach Sebastian Groß von Parkstetten
- Johann * 1669 der Hoferbe
- Maria *1670
Sohn Johann wird Hofnachfolger. In erster Ehe heiratet er 1696 Maria Hagenauer. Sie wird als Bauerstochter „in der Aschau“ bezeichnet, damit ist das heutige Hinterascha gemeint.
Fünf Kinder bringt sie zur Welt, von denen zwei bereits im Säuglingsalter sterben:
- Anna * 1698
- Margaretha *1702
- Simon *1706
Als die junge Bäuerin im Juli 1713 stirbt, heiratet der Witwer im November die Bauerstochter Maria Geith vom Dexenhof. In der zweiten Ehe kommen nochmals acht Kinder zur Welt
- Adam *1715 stirbt als Säugling
- Katharina * 1715
- Georg *1717
- Simon *1721
- Matias *1722 Hoferbe
- Maria *1724
- Katharina *1726
- Johann *1729
Mathias Eisenharter tritt ca. 1743 die Hofnachfolge an. Am 22.10.1743 heiratet er die Agendorfer Bauerstochter Eva Zeindlmayr.
Drei Kinder aus der Ehe sind bekannt:
- Mathias *1744
- Anna Maria *1746 heiratet 1771 den Bauern Wolfgang Krebl von Muckenwinkling
- Jakob * 1759 wird Hoferbe
Sohn Jakob Eisenharter folgt ca. 1785 als Bauer und heiratet im Juli desselben Jahres die Bauerstochter Walburga Erndl von Pellham.
Das Ehepaar hat drei Töchter:
- Anna Maria * 1786
- Walburga *1789
- Magdalena * 1794, heiratet nach Feldkirchen
Tochter Walburga übernimmt mit ihrem Ehemann Anton Unger 1823 von Hierlbach den Hof.
Zwei Söhne kommen noch im Aignhof zur Welt:
- Anton *01.01.1829, stirbt als Säugling
- Josef *13.12.1829
Am 20.12.1836 verkaufen Anton und Walburga Unger den Hof an Johann Sagstetter.
Drei Jahre später, am 13.04.1839 trennt Johann Sagstetter das „Inhäusl“ des Hofes mit 12,15 Tagwerk Grundbesitz vom Hof ab und veräußert ihn an Hirtreiter Wolfgang und Walburga, geb. Lorenz.
Den Aignhof selbst verkauft er am 07.04.1843 an Joseph Miethaner und dessen Ehefrau Theresia, geb. Füchsl.
Am 27.08.1856 erwerben Josef Gegenfurtner und seine Ehefrau Katharina, geb. Wintermayer, den Hof mit seinen 65 Tagwerk Grundbesitz.
Am 7.1.1863 kaufen Huber Mathias und Theresia, geb. Sieber den Hof.
Aber bereits am 24.08.1863 ertauschen die Immobilienhändler Wolfgang Kemether und Franz Schels, beide aus Regensburg, den Aignhof, wobei Wolfgang Kemether seinen Anteil am 20.10.1863 an Franz Schels abtritt.
Schließlich erwerben Mühlbauer Franz und seine Ehefrau Barbara, geb. Zimmermann, das Anwesen am 30.05.1864 durch den Tausch ihres bisherigen Besitzes in Malchesing Nr. 4 bei Walkofen.
Seit 1893 ist Sohn Franz Xaver Mühlbauer Bauer auf dem Hof, der 1894 Franziska Himmelstoß von Emmerszell zur Ehefrau nimmt.
1920 folgt Sohn Josef Mühlbauer mit seiner Braut Therese Schuster von Mitterwachsenberg.
Familie Mühlbauer
Hinten von links: Josef, Franz Xaver und Franziska (Großeltern), Theres, Josef (Bruder von Franz Xaver), Resl Baumgartner (Dirn)
vorne von links: die vier Töchter Cilly, Frieda, Theres, Franziska
(Bild: Familie Simmel, Aign)
Tochter Frieda übernimmt den Hof und durch ihre Heirat mit Josef Simmel ändert sich der Familienname auf dem Hof.
In den 1950er Jahren wird ein Grundstück von Hof abgetrennt, auf dem die Schwester Franziska, geb. Mühlbauer mit ihrem Ehemann Ludwig Lehner ein Haus errichtet.
Ortskarte Nr. 188
(Quelle: Vermessungsamt Straubing)
1 Mondschein, Die Ortsnamen der Straubinger Gegend, II. Bezirksamt Bogen, veröffentlich in Jahresber. d. Hist. Ver. Straubing und Umgebung 6, 1904, S. 35
2 BayHSTA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels 1460 - 1599 , S. 258‘
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 124 (= Saal Püech des Sanct Ursula Gotshauß aufm Khäpfl Perg Im Casstn Ambt Straubing gelegen" von 1592
4 Lachner M., 800 Jahre Geschichte um Mitterfels, 1988, S. 62
5 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung e.V. Jahresbericht Band 67 (1964): Sponsalbuchbuch der Pfarrei St. Jakob/Straubing 1636 – 1650. Hier Vater ist bereits verstorben.
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I -2, Urkataster Gemarkung Mitterfels Band 2 1842
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I – 6, Umschreibehefte zum Urkataster Gemarkung Mitterfels 1842-1858
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I – 7, Renovierter Kataster von Mitterfels 1858
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte Mitterfels 1858-1878
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-16 Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
bearbeitet:31.01.2023