Das Fischer-Gütl Hs.Nr. 34
ab 1890: Hs.Nr. 49, heute Bergstr. 7
von Claudia Heigl
Das Haus erhielt 1838 die Hs.Nr. 34
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1685 ist ein Johann Pilgram erstmals auf dem Haus erwähnt. Lt. dem Zins- und Stiftbuch zahlt er an das Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius dafür jährlich folgende Abgaben1:
- für das Haus 18 Kreuzer 4 Heller
- 30 Eier
- 1 Henne
- 2 Rauchsemmel (oder 6 Kr.)
- vom Ried 20 Kr. 3 Hl.
- vom Weingarten 3 Fl. (Gulden)
Das Anwesen war das letzte Haus oberhalb Münster.
Die Häuser weiter oben, wurden erst später erbaut.
Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1962
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Johann, der seinen Lebensunterhalt als Weber verdient, ist der Sohn der Häuslerseheleute Sebastian und Anna Pilgram, die auf dem Anwesen Hs.Nr. 45 (heute Falkenfelser Str. 4) wohnen. In erster Ehe ist er mit Margaretha Zettl, einer Tagelöhnerstochter von Steinach verheiratet. Aus der Ehe sind keine Kinder bekannt. Als die 34-jährige 1693 stirbt, nimmt er die Bäckerstochter Barbara Hauer von Oberzeitldorn zur Ehefrau.
Aus dieser Ehe gehen acht Kinder hervor:
- Eva (1696-1771)
- Maria (1697-1703)
- Sebastian (*1699)
- Nikolaus (1700-1751) heiratet 1745 Margaretha Edbauer von Neukirchen und lässt sich ebenfalls als Weber in Münster nieder.
- Maria Jakobe (*1703)
- Maria (1705-1708)
- Margaretha (1708-1747), bleibt ledig
- Martin (1712-1713)
1725 übergeben die Eltern das Anwesen an ihre älteste Tochter Eva, die den Müllerssohn Michael Lehner von der Scheftenmühle zum Ehemann nimmt.
In der Ehe kommen drei Kinder zu Welt:
- Katharina (*1728), Hoferbin
- Johann Michael (1730-1788) heiratet 1760 die Häuslerswitwe Barbara Weinzierl von Münster Nr. 20
- Walburga (1735-1791) heiratet 1765 den Zimmermann Johann Michael Speiseder von Münster Nr. 8
1752 übergeben die Häuslerseheleute den Besitz an ihre älteste Tochter Katharina, die den Müllerssohn Joachim Hallmayr von der Kumpfmühl zum Ehemann nimmt.
Der Müllerssohn ist als Mühlknecht tätig. Auf welcher Mühle ist fraglich, da in Münster selbst keine Mühle vorhanden ist. Ggf. ging er in dem Müller in Thalstetten zur Hand.
Zu der Erbrechtsbehausung samt Garten gehört noch ein Weingarten (dem sog. Höpfl, an das Öttinger Holz stoßend). Der Bräutigam bringt 66 Gulden an Heiratsgut mit in die Ehe2.
Von dem Ehepaar ist nur ein Sohn namens Jakob bekannt, der am 07.07.1753 geboren wird.
Um ihre Einkünfte aufzubessern verstiftet (vermietet) das Ehepaar 1757 für drei Jahre ihr Wohnzimmer und Kammer, die Hälfte des Stadl und Bodens, wie auch den Garten, Sebastian Hazerer, Weber in Münster. Er muss hierfür jährlich 5 Gulden an Miete bezahlen3.
1765 verkauft die Familie die Erbrechtsbehausung, Stald und Garten dem Schuster und bisherigen Einwohner Martin Fischer und dessen Ehefrau Katharina, geb. Freundorfer, um 285 Gulden4 .
Martin ist der Sohn des Bauern Sebastian Fischer von Münster Nr. 47 (heute Falkenfelser Str. 19).
Das Ehepaar hat vier bekannte Kinder, von denen der erste Sohn nicht in Münster geboren ist:
- Mathias
- Bartholomäus (*1764)
- Maria Theresia (*1767)
- Joseph (*1770)
Zunächst übernimmt der jüngste Sohn Joseph das Gütl. 1810 kauft ihm den Besitz jedoch seine 43-jährige Schwester Theresia und deren Ehemann Stephan Mühlbauer um 1.000 Gulden ab.
Am 28.10.1839 verkauft die inzwischen verwitwete Theresia Mühlbauer den 1/16 Hof um 900 Gulden an den Einwohnerssohn Peter Wolf von Oberhof.
Noch am gleichen Tag heiratet er die Söldnerstochter Therese Fritsch von Geßmannszell.
Tochter Therese übernimmt 1868 das Gütl mit 13,64 Tagwerk Grundbesitz und nimmt den Schustersohn Johann Schreiner von Falkenfels zum Ehemann.
Ein Jahr später, am 22.03.1869 verkaufen sie das Haus ihrer Schwester Katharina und deren Ehemann Jakob Agsteiner um 900 Gulden.
Therese und Johann Schreiner erwerben im Gegenzug am gleichen Tag von den Immobilienmaklern Mai und Hoechstetter das Wohnhaus vom ehemaligen Weiherhilmergut Hs.Nr. 28 (Weiherstr. 3) um 1.200 Gulden und noch div. Grundstücke um 600 Gulden.
Zusammen mit ihren bisherigen Grundstücken vom Hs.Nr. 34 beläuft sich der Gesamtbesitz schließlich auf 14,95 Tagwerk.
Jakob und Katharina Agsteiner behalten das Haus drei Jahre und veräußern es dann 1872 an die 21-jährige Katharina Sieber, geb. Vogl.
Katharina stammt aus einem Hof in Göttlingerhöfen. 1872 heiratet sie den Gütlerssohn Peter Sieber von Münster Nr. 38.
Zu dem Haus erwirbt Katharina noch 3,2 ha an Grund dazu.
Die junge Frau bringt zehn Kinder zur Welt, von denen die jüngsten vier klein sterben.
- Maria (*1872) heiratet 1902 Ludwig Bauer, erbt das Anwesen es Vaters in Münster Nr. 26
- Georg (1872-1954) heiratet 1902 Franziska Bornschlegl, er wird Söldner in Münster Nr. 44 (heute Tassilostr. 11)
- Katharina (*06.01.1875)
- Martin (*07.12.1875) heiratet 1904 Maria Ameismeier und wird Viehhändler und Gütler in Steinach Nr. 16 (Bachstr. 2)
- Joseph (*1877)
- Franziska (*1879)
- Theresia (*29.03.1880 + 09.09.1880)
- Adolf (*14.05.1881 + 15.09.1882)
- Johann Baptist (*13.05.1882 + 20.07.1883)
- Johann (*06.10.1883 + 19.10.1883)
Bei der letzten Geburt verblutet die 32-jährige und hinterlässt sechs Kinder zwischen vier und elf Jahre.
Nach dem Tod der Ehefrau erbt der Witwer Peter Sieber das Anwesen. Ein Jahr später verkauft es im Oktober 1884 an Joseph Fürst von Wäscherszell und dessen Braut Magdalena Probst von Hirschberg.
Peter Sieber lässt sich in Münster Nr. 26 (Chorherrenstr. 14) mit seinen Kindern nieder.
Am 17.11.1909 erwerben Fürst Joseph und Magdalena das Haus Nr. 36 (Chorherrnstr. 5) in Münster. Das Ehepaar behält sich aber ca. 5. ha Grund zurück und verkauft nur das Wohnhaus Nr. 34 mit 0,089 ha Garten am gleichen Tag an Heitzer Michael und Helena um 2.150 Mark.
Bereits ein Monat später verkauft das Ehepaar Heitzer das Haus wieder an Soller (richtig Soier) Max und Therese um 2.200 Mark.
aufgenommen ca. 1972
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
1 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 141
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.180‘ Übergabsbrief 150 fl 14.01.1752
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.297 Stiftsverbriefung 20.06.1757
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 646 fol.2 Kaufbrief 285 fl 03.06.1765
Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14
Haus Nr. 13 „Das halbe Schmidbauerngut“
heute Bauer - Mühlenweg 5
von Claudia Heigl
Bei diesem Anwesen handelt es sich um einen der ehemaligen fünf halben Höfe in Wolferszell, der direkt neben der Mühle in Wolferszell angrenzt.
Er gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Bogen und ist durch die Heirat der Grafenwitwe Ludmilla in den Besitz der Bayerischen Herzoge gekommen. Bis ins 19. Jahrhundert wurde er daher vom Rentkastenamt Straubing verwaltet.
Der Hof aufgenommen in den 1960er Jahren
Bild: Familie Bauer
15791 besitzt den Hof ein Paulus Khürmair, aufgrund eines Kaufbriefes vom Jahr 1574, ausgestellt von Christopher Nusser, Rentmeister zu Straubing. Ein Wolfgang Pronner von Rotham hatte darauf Leibgeding. Zum Hof gehörte „eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon dient er jährlich an den fürstlichen Kasten in Straubing 1 Pfund 22 Regensburger Pfennige und Stift 4 Regensburger Pfennige.“
15902 kauft Hans Khürmair für sich und seine Ehefrau Walburga die Leibgerechtigkeit und zahlte 1599 für 2 Pferde und 2 Kühe Steuer3.
Die Leibgerechtigkeit bedeutet, dass das Nutzungsrecht auf dem Hof nur die Erwerber, in diesem Fall die beiden Eheleute haben und nach deren Tod erlischt.
Als nächste Besitzer werden Jakob Permaier, Sebastian Hofsteter, Georg Stokhmair und Michael Geysperger genannt.
1607 kaufen Andreas Sauer und seine Ehefrau Anna den Hof, ebenfalls wieder auf „Leibgerechtigkeit“. Der Brief wird auf ihn, seine Ehefrau Anna und seine zwei Töchter Walburga und Barbara ausgestellt. Der Hof geht an die Tochter Walburga, die als Hansen Söldners Weib bezeichnet wird. Walburga hat in den großen Söldnerhof in Bärnzell Nr. 3 eingeheiratet.
Am 16.07.16374 verkaufen Hans Söldner und seine Ehefrau Walburga den Hof an Michael Häller und seiner Ehefrau Elisabeth um 100 Gulden.
Im Schmalzbuch des Rentkastenamts Straubing wird ab 1641 einen Fuchs Michael als Hofinhaber genannt. Inwieweit dieser mit den beiden Michael Fuchs‘ von Anwesen Nr. 8 (Kreuzstr. 1) und Nr. 16 (Mühlenweg 15) in Verbindung steht, lässt sich an Hand der bisher vorliegenden Quellen nicht feststellen.
Bereits 1643 ist wieder ein Besitzwechsel eingetreten. Maria, die Tochter der Bauerseheleute Georg und Sabina Roßmann wird in Steinach zur Taufe getragen. Taufpatin ist eine Haider Elisabeth, Ehefrau des Leonhard Haider, Söldner in Saulburg. Dies ist vor allem auffällig, da ansonsten meist immer Taufpaten in der Nähe gewählt wurden. Roßmann schien es ist nicht gut gegangen zu sein, 1646 zahlte er schon keine Steuer mehr und am 04.02.1647 stirbt er. Ab dann liegt der Hof zunächst verödet.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde er durch die Schwedendurchzüge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Seine Witwe Sabina Roßmann heiratete erst 7 ½ Jahre später, am 05.10.1654, den ebenfalls verwitweten Andreas Berneder, Bauer in der Au5.
Ab 1654 wird ein Georg Meindl auf dem Anwesen als Bewirtschafter genannt. Diesen Georg und seine Ehefrau Maria findet man vorher als Bauerseheleute auf dem Sackhof bei Steinach. Sie stammen „von der Linden“ und hatten am 22.11.1638 den Sackhof von Georg Sterr gekauft.
Am 07.03.16646 übergeben Georg und Maria Meindl „ihren besitzenden Leibgedingshof zu Wolferszell, worauf sie seit dem 12. Juli 1663 Leibrecht haben, ihrem Sohn Hans, noch ledig doch vogtbaren Stands“. Georg Meindl war schon so krank, dass er selber nicht mehr bei der Übergabe nach Straubing kommen konnte.
Sohn Johann Meindl heiratet am 15.06.1664 Dorothea, Tochter der Bauerseheleute Johann und Anna Märkl/Märgl von Pöslasberg. Beide werden jedoch nur einmal als Bauerseheleute in Wolferszell in den Kirchenbüchern genannt, nämlich bei der Taufe der Tochter Elisabeth am 12.09.1665. die drei weiteren Töchter, Maria (*1670), Walburga (*1673) und Barbara (*1676) werden in Steinach geboren, wo die Eltern als „Bauerseheleute“ auf dem heutigen Fischeranwesen leben.
Die Familie Schmidbauer kommt für die nächsten 170 Jahre auf den Hof
Am 07.04.1668 kaufen Georg Schmidbauer und seine Ehefrau Anna Maria das Leibrecht auf dem Hof.
Georg hatte bereits 1643 Anna Maria Haas von Kienberg geheiratet. Im Heiratseintrag wird Georg als „ledig von Wolferszell“ bezeichnet, ohne Angabe von Eltern. Seine Eltern dürften jedoch Johann und Margaretha Schmidbauer vom Jägerhof Nr. 19 (Schuhbauer-Hof) gewesen sein. Zuerst ist er als Tagelöhner in Wolferszell ansässig (Taufen der Töchter Margaretha 1644 und Maria Magdalena 1651). 1654, bei der Taufe des Sohnes Johann, lebt das Ehepaar in Trudendorf. 1667 werden er und seine Ehefrau Maria als Bauerseheleute in Kienberg bei einer Taufe als Paten genannt und schließlich erwerben sie den Hof in Wolferszell.
1679 heiratete Sohn Blasius Schmidbauer zunächst in den Hof der Witwe Maria Permayer von Wolferszell (Nr. 4, Zens-Anwesen) ein. 16817 verkauften beide diesen an Blasius‘ Schwester Magdalena und deren Ehemann Mathias Stubenhofer und übernehmen den Hof vom Vater. Die Witwe bringt zwei Kinder mit in die Ehe, Katharina (*1677 und Georg (*1678) Permayer.
Aus der Ehe mit Blasius Schmidbauer gehen nochmals sechs Kinder hervor:
Simon (*1679)
Michael (*1681)
Ursula (*1683)
Maria (*1685)
Katharina (*1687)
Magdalena (*1693)
Blasius stirbt bereits 1694 und die Witwe heiratet 1695 erneut den Pellhamer Bauerssohn Johann Hien. In dieser Ehe kommt nochmals ein Sohn namens Bartholomäus Hien (*1697) zur Welt.
1712 übernimmt Michael Schmidbauer den Hof von Stiefvater und Mutter. Dessen Nachfolger wird 1744 Sohn Johann. Er und seine Ehefrau Eva hatten nur zwei Kinder, von denen nur Sohn Franz das Erwachsenenalter erreichte.
Franz Schmidbauer war mit der Bauerstochter Anna Maria Grimm von Steinach verheiratet. Die Mutter von elf Kindern stirbt im Alter von 38 Jahren und der Witwer heiratete im Februar 1798 Anna Maria Groß von Höhenberg. Die Ehe dauert nur acht Monate, da im Oktober gleichen Jahres Franz Schmidbauer im Alter von 49 Jahren stirbt. Die Stiefmutter wirtschaftete noch vier Jahre auf den Hof, bevor sie das „Schmidbauerngut“ an den Stiefsohn Jakob Schmidbauer übergibt und den Witwer Johann Besold, Bauer in Oberascha heiratete.
Das Schmidbauerngut wird zertrümmert
1820 verkaufen Jakob und seine Ehefrau Katharina das Nebenhaus des Hofes mit ca. 11 Tagwerk Grund um 600 Gulden an Christoph Schmid, Wagner aus Untergrafenried8. Das neue abgetrennte Haus erhält die Hs.Nr. 14.
Den Haupthof mit ca. 36 Tagwerk Grund und Boden verkaufte er an einen Michael Eberl. Von diesem kaufte Sebastian Gürster den Hof am 10.06.1834 um 2.300 Gulden. Die Herkunft von Sebastian Gürster ist nicht bekannt.
Uraufnahme von 1827
Quelle: Bay. Vermessungverwaltung München
Den Hof bekommt die Tochter Katharina Gürster, die 1854 den Bruder von Georg Popp vom Mayerhofgütl Nr. 10 (heute Landstorfer-Anwesen), Johann Baptist Popp, heiratet.
Von den acht Kindern sterben vier im Kindesalter. Die Eltern übergeben ihrem ältesten Sohn Joseph Popp den Hof mit ca. 30 Tagwerk Grund am 17.12.1883 zum Anschlag von 9.868,29 Mark.
- Tochter Katharina Popp heiratet den Steinacher Schneider Michael Haindl. Sie und ihr Mann sterben jedoch kurz hintereinander unter hinterlassen sechs unmündige Kinder.
- Anna Maria Popp heiratet den Krämerssohn Joseph Hilmer von Wolferszell Nr. 22 ½ (Foidl-Anwesen).
- Sohn Johann Popp kauft 1896 das Häusleranwesen seiner verstorbenen Schwester Katharina Haindl in Steinach Nr. 28, stirbt jedoch zwei Jahre später mit erst 25 Jahren. Sein einziges Töchterlein Amalie war bereits mit sieben Wochen verstorben.
Joseph Popp und seine Ehefrau tauschen das Anwesen bereits am 21.07.1890 mit Michael Wanninger und dessen Ehefrau Anna gegen deren Anwesen in Au Nr. 30 zum Anschlag von 12.000 Mark. Am 24.02.1894 verkaufen die Wanninger‘s den Hof mit 29,17 Tagwerk Grund um 12.200 Mark an den Immoblienhändler Xaver Kapfhammer und kaufen drei Wochen später diesen mit nur mehr 17,53 Tagwerk um 7.000 Mark wieder zurück.
Michael Wanninger stirbt am 06.04.1900 im Alter von 45 Jahren an einem Magenleiden. Den Hof erbte seine Stieftochter Anna Rabenbauer9. Diese heiratet 1901 Joseph Babel von Kirchroth.
Familie Bauer kauft den Hof
Am 15.02.1904 veräussert das junge Ehepaar den Hof an Josef Bauer von Forst b. Michelsneukirchen und dessen Braut Franziska Himmelstoß von Momansfelden um 5.900 Mark. Josef und Franziska Bauer kaufen am 01.10.1904 auch das ehemalige Nebenhaus des Hofes wieder zurück, dass 1910 abgebrochen wird.
1930 stirbt Josef Bauer mit 51 Jahren.1939 übergibt die Witwe Franziska Bauer am 18.02.1939 den Hof an Sohn Karl Bauer.
Tochter Franziska (1910-2002) heiratet den Zimmermann Johann Rothammer von Wolferszell und baut mit ihrem Ehemann ein Haus in den Garten, dass wieder die Nr. 14 als Hausnummer erhält.
Zwei weitere Töchter werden Ordensschwestern: Theresia (Perpetua) (1914-1961) und Rosina (Aleydis) (1916-1999) und sterben in den USA.
vorne das Bauer-Anwesen, dahinter das neue Rothammer-Haus
aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
1970 wird das alte Bauernhaus um ein Stockwerk erhöht.
Bild: Familie Bauer
1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 135‘
2 ebenda, fol. 139
3 StaLa, Rentkastenamt Straubing B 101, Steuerbuch des Kasten Straubing 1599
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol.100‘ Kaufbrief vom 17.06.1637
5 ooKB Steinach/Bd. 9, S.48, FN 166, Trauung am 05.10.1654 in Steinach
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 III, fol.339‘ Übergabevertrag Pr. 163 fl vom 07.03.1664
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P64 I, fol. 93‘ Kaufbrief über 220 fl vom 26.04.1681
8 Christoph Schmid’s Sohn hat sich auf dem Wolfsberg sesshaft gemacht, deren Nachfahren heute noch dort leben.
9 Geboren am 30.11.1879 in Hagnberg als Tochter der Bauerseheleute Johann Rabenbauer und Anna Maria, geb. Schütz
Stand: 08.08.2024
Haus Nr. 23 1/4 - Wolf-Anwesen
heute Kreuzstraße 7
von Claudia Heigl
Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Schmidbauern-Hof bzw. später zum Nebengütl Hs.Nr. 14 in Wolferszell.
Das Wolf-Anwesen aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Am 01.06.1866 übernimmt das Häusl Hs.Nr. 14 in Wolferszell mit 6 Tagwerk Grund Rosalia Schmid von ihren Eltern und heiratet Joseph Füchsl von Forst. Das Ehepaar errichtet ein neues Haus außerhalb von Wolferszell, dass die Haus Nr. 23 ¼ erhält. 1867 verkaufen sie das alte Häusl in Wolferszell.
Rosalia stirbt im Alter von 35 Jahren, einen Tag nach der Geburt ihres dritten Kindes, dass ebenfalls die Geburt nicht überlebte.
Sie hinterlässt zwei kleine Söhne – Joseph mit 21 Monaten und Johann Baptist mit 2 ½ Jahren. Der kleine Joseph stirbt jedoch eine Woche nach der Mutter an einem Katharr.
Der Witwer heiratete sechs Monate später Anna Dengler von Obermiethnach. Doch auch Joseph Füchsl stirbt im jungen Alter von knapp 40 Jahren und macht so seinen Sohn Johann mit 10 Jahren zum Vollwaisen.
Seine Stiefmutter Anna heiratete ein Jahr später Joseph Stöberl von Tragenschwand und bewirtschaftete mit ihrem zweiten Ehemann das Gütl.
1894 übernimmt Johann Baptist Füchsl das Anwesen und heiratet die Häuslerstochter Maria Erndl von Wolfsberg. Als Maria 1902 stirbt geht der Witwer eine zweite Ehe mit der Schmiedstochter Kreszenz Meier von Gossersdorf ein.
Als Xaver Wolf die Füchsl-Tochter Maria heiratet, ändert sich der Name auf dem Anwesen.
Links das Anwesen im September 1991
beim Neubau der B20
Bild: Pfarrer Gerhard Mass
Stand: 09.08.2024
Haus Nr. 14 „Das Schmidbauern-Nebengütl“
von Claudia Heigl
Das Schmidbauern Nebengütl gehörte ursprünglich zum Schmidbauer-Hof Nr. 13 (heute Bauer) und diente als Ausnahmshaus.
Am 06.11.18301 kauft der Wagner Christoph Schmid von Untergrafenried das Nebengütl und das Wolfsbergholz, alles zusammen mit ca. 10 Tagwerk Grund, von dem Bauern Jakob Schmidbauer um 600 Gulden. 1830 heiratete er die Wagnerstochter Maria Füchsl von Konzell.
Ortskarte Wolferszell Nr.188c
Quelle: Vermessungsamt Straubing
1838 wird das Anwesen wie folgt beschrieben: „Erbrechtsweise grundbar mit Maierschaftsfristen zum Rentamt Straubing, Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, angebauter Stadel und Hofraum“
Um 1840 rodet Christopher einen Teil des Wolfsberger Waldes und errichtet dort ein Wohnhaus mit Stall, Stadel, Wagnerwerkstatt und siedelt mit seiner Familie um.
Zum 01.06.1866 übergibt Christoph Schmid das Häusl in Wolferszell mit Grundstücke an seine Tochter Rosalia, die Joseph Füchsl von Forst bei Falkenfels zum Ehemann nimmt.
Das junge Ehepaar baut ebenfalls ein Haus außerhalb der Ortschaft (Hs.Nr. 23 ¼, heute Kreuzstr. 7, Anwesen Wolf) und verkauft das Haus Nr. 14 in Wolferszell am 18.02.1867 um 450 Gulden an Georg und Anna Brunner.
Als Georg Brunner 1885 stirbt, erbt die Tochter Maria das Anwesen, die eine Ehe mit dem Kufnerssohn Johann Baptist Wagner von Münster eingeht.
Wagner Johann übt ebenfalls das Kufnerhandwerk in Wolferszell aus. Am 31.05.1889 tauschen sie mit dem Immobilienhändler Xaver Petzenhauser ihr Haus gegen das alte Löffler-Gut Hs.Nr. 15 (heute Zimmerer, Mühlenweg 9) in Wolferszell.
Das kleine Haus veräußert der Makler gleich weiter an eine Maria Rackl.
Am 08.04.1904 kaufte eine Maria Spandl von Kößnach das Haus mit 1,4 Tagwerk Grund um 1.400 Mark und schließlich erwirbt den Besitz die Nachbarn Josef und Franziska Bauer vom Nachbar-Anwesen Nr. 13. Somit wird das frühere Schmidbauer-Nebenhäusl nach 80 Jahren wieder mit dem ursprünglichen Haupthof zusammengelegt.
Das als Nebenhaus wird 1910 abgerissen, die alte Hausnummer erlischt.
1937 baut die Tochter Franziska, geb. Bauer, mit ihrem Ehemann Johann Rothammer ein neues Haus in den rückwärtigen Garten des Hofes. Dieses erhält wieder die Hausnummer 14.
Vorne das Bauer-Anwesen, dahinter das neu erbaute Rothammer-Haus in dem Johann Rothammer das Zimmerer Handwerk ausübt.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
1 StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814 - 1843
Der Hien- oder Foidlhof Hs.Nr. 38
heute Kettl-Hof
1760: ½ Pabstbau – 1808: Hs.Nr. 4
von Claudia Heigl
Dieser Hof in Agendorf setzt sich aus zwei uralten Höfen zusammen. Wie bei allen Höfen in Agendorf besaß hier das Domkapitel Augsburg das Obereigentum.
1535 verkauft das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und von diversen Gütern, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Der Grundherr des Hofes ist damit bis ins 19. Jahrhundert der Herzog von Bayern. Der Besitz wird vom Rentkastenamt Straubing verwaltet und die Steuern eingezogen.
Der Foidl-Hof aufgenommen ca.1910
vorne stehen die fünf Dienstboten, im Hintergrund Maria Foidl, geb. Kienberger mit ihrer Tochter Karolina
Hinter dem Gatter an der Haustüre, das als Absperrung für das herumlaufende Federvieh angebracht worden war, steht ihre Schwiegermutter Karolina Foidl
Im Granitsturz über der Haustür ist "18 Georg Dietl 65", eingraviert, der Name des Erbauers diesen stattlichen Bauernhauses.
Bild: Familie Kettl, Agendorf
Im Salbuch von 15791 besitz ein Andre Paur „zwei Viertlbau“. Er hat darauf Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1552. Hierzu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Sein Wert wird auf 20 Gulden geschätzt2.
Gleichzeitig besitzt ein Mathes Jobst ebenfalls zwei Viertel, dem ein Kaufbrief aus dem Jahr 1553 zugrunde liegt. Darauf stehen ebenfalls eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, allerdings alles baufällig. Dieser Hof wird 1578 mit 23 Gulden bewertet3.
Dieses Anwesen kommt in den Besitz des Agendorfer Wirts Georg Schindlmair und dessen Ehefrau Anna, geb. Pabst.
Nach ihm ist ein Christoph Pichlmayer Bewirtschafter, dem ein Paul Kellner nachfolgt.
Schließlich ist ab 1599 ein Michael Pabst Bewirtschafter beider vorgenannter Höfe4. Der Gesamtwert des Besitzes beläuft sich auf 50 Gulden. Ab diesem Zeitpunkt sind beide Anwesen zu einem Hof zusammengeführt und in einer Hand.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Hier steht das Bauernhaus noch quer zur Straße
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Als nächster Bauer ist uns ein Thomas Luttner und seine Ehefrau Barbara bekannt. Im Juni 1633 leihen sich beide 200 Gulden von Georg Schäffler von Gschwendt5.
Höchstwahrscheinlich stammt Thomas Luttner vom Kindlasberg und ist ein Halbbruder des Michael Foyerl.
Nach dem Schwedeneinfall vom Nov. 1633 bis April 1634 wird der Hof auf dem Kindlasberg geplündert und abgebrannt.
Auch die Bauern in Agendorf werden von den Soldaten drangsaliert und ihre Höfe geplündert.
Ob Thomas Luttner durch die Soldaten umkam oder aus anderer Ursache gestorben ist, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls heiratet die Witwe Barbara Luttner den ehemaligen Bauern auf dem Kindlasberg, Michael Foyerl/Foidl, der auch der Halbbruder von Thomas Luttner gewesen sein dürfte.
Nach der Zerstörung des Hofes auf dem Kindlasberg bewirtschaften die Foidl’s den Hof in Agendorf.
Ein Sohn namens Georg kommt dort am 18.04.1640 zur Welt, der jedoch noch am gleichen Tag stirbt.
Nachdem Michael Foidl sieben Monate später ebenfalls auf dem Steinacher Friedhof beerdigt wird, ehelicht die Witwe Barbara im Mai 1641 in dritter Ehe Melchior Dellinger (Döllinger) von Nerling (oder auch Nörling)6. Doch bereits ein halbes Jahr später stirbt sie selbst.
Es dauert eineinhalb Jahre bis Melchior eine zweite Ehefrau findet - Anna Jobst, eine Müllerstochter von „Limberg in der jungen Pfalz“7. Er verkauft den Hof in Agendorf und zieht mit seiner Ehefrau auf den Kindlasberg in den inzwischen wiederaufgebauten Hof.
Auch der Hof in Agendorf dürfte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Michael Foyerl musst 1641 nur für „zwei Viertel“, also den halben Hof, fünf Gulden Abgaben an das Rentkastenamt Straubing entrichten.
Für die beiden anderen Viertel fällt nichts an. 1642 – 1644 werden für den ganzen Hof überhaupt keine Abgaben erhoben8.
Am 5. Juni 1643 erwerben Georg und Ursula Schäffler von Gschwendt den Agendorfer Hof.
Nun scheint der Hof wieder bewirtschaftet zu werden, denn 1645 und 1646 entrichtet Schäffler jährlich 20 Gulden nach Straubing9.
Aber bereits 1647 reißen die Abgaben wieder ab. Zuerst auf 9 ½ Gulden und dann wird 1648 und 1649 wieder nichts nach Straubing abgeführt.
Wahrscheinlich ist der Hof 1647 wieder geplündert worden, so dass kein Zugtier und Saatgut mehr vorhanden waren, um die Felder zu bestellen.
164910 veräußert die inzwischen verwitwete Ursula Schäffler den Besitz an Sebastian Wintermayr von Weingarten bei Mitterfels11.
Der junge Bauer nimmt die Wirtstochter Elisabeth Schink von Wolferszell zur Ehefrau.
Nun beginnen sich die Zeiten nach dem 30-jährigen Krieg wieder zu normalisieren und die Bauern mit ihren Höfen erholen sich von den Verwüstungen.
1650 führt Wintermayer wieder 20 Gulden an das Kastenamt ab.
Sechs Kinder kommen in Agendorf zur Welt von denen zwei bereits im Kindsalter sterben:
- Simon *1651
- Thomas *1652
- Urban *1655
- Katharina *1656
1662 verkauft das Ehepaar den Hof in Agendorf und erwirbt hierfür den „Drechslerhof“ in Unterparkstetten (heute Kandler).
Neue Besitzer werden Johann Joachim Rothamer und dessen Ehefrau Maria geb. Hien12. Beide stammen von den Höfen in Rotham heraus.
Auch diese Bäuerin bringt sechs Kinder zur Welt, von denen wir bei zwei Sterbeeinträge finden:
- Johann (*+ 1662)
- Georg (*1663)
- Johann (*1665)
- Georg (*+1667)
- Georg (*1668)
- Georg Adam (*1669) Georg Adam wird 1684 Lehrling bei dem Steinacher Hafner Simon Müller13
Das Ehepaar hat sich für den Kauf Geld geliehen und scheint mit der Rückzahlung in Schwierigkeiten gekommen zu sein. 1671 kommt der Hof „auf die Gant“, d.h. er wird versteigert.
Zunächst erwerben ihn die benachbarten Agendorfer Bauerseheleute Georg und Elisabeth Scherzer14, die ihn schließlich 167215 um 450 Gulden an Georg und Barbara Riedl von Aufroth16 veräußern.
Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen die ersten vier in Aufroth geboren werden:
- Anna (*1667) heiratet 1686 Gregor Foidl von Agendorf Nr. 34
- Georg (*1668)
- Maria (*1670)
- Georg (1672-1674)
- Maria (*1674) Hoferbin
- Adam (*1678)
1699 übergibt die Witwe Barbara Riedl den Hof an ihre Tochter Maria, die den Bauerssohn Adam Hien von Rotham zum Ehemann nimmt.
Barbara Riedl heiratet nach der Übergabe den ebenfalls verwitweten Hoerabacher Bauern Martin Bründl und zieht zu ihm auf den Hof in den Ausnahm.
Maria schenkt mindestens sieben Kindern das Leben:
- Maria *10.01.1700
- Adam *23.12.1700, Hoferbe
- Vitus *06.06.1706
- Georg *+1708
- Maria *06.09.1709
- Martin *06.11.1714 heiratet am 1747 in Mitterfels die Bauerstochter Ursula Rothamer von Wolferszell Nr. 15 und wird Halbbauer in Mitterfels (Hien-Sölde)
- Georg *ca. 1709 heiratet 1742 die Bauerswitwe Maria Magdalena Berger, geb. Deblinger von Steinach Nr. 55
1724 wird Sohn Adam Hien jun. der Hofnachfolger, der sich mit der benachbarten Bauerstochter Walburga Foidl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl) verheiratet.
Vier Mädchen kommen zur Welt:
- Maria (*1725)
- Maria (*1727)
- Maria Magdalena (*1729)
- Anna Maria (*1730), Hoferbin
Die jüngste Tochter Anna Maria übernimmt den Hof und heiratet 1759 den Bauerssohn Martin Foidl von Rotham.
Die Bäuerin wird Mutter von fünf Kindern, die alle in große Höfe in der Umgebung einheiraten:
- Johann Georg *1760 , Hoferbe
- Maria Magdalena *1762 heiratet 1756 den Bauern Johann Georg Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34 (heute Schötz)
- Anna Maria *1765 heiratet 1796 den Bauern Johann Georg Rothamer von Rotham
- Josef *1768 heiratet 1793 die Bauerstochter und Hoferbin Anna Maria Schütz von Steinach Nr. 14 (Hilmer-Sieber-Hof)
- Maria Katharina *1772 heiratet 1798 Jakob Stubenhofer, Bauer in Gschwendt
Hoferbe wird der älteste Sohn Johann Georg der am 02.07.1796 seine Hochzeit mit der Bauerstochter Barbara Rothamer von Rotham feiert. Drei Tage später heiratet übrigens seine Schwester Maria den Bruder seiner Ehefrau Johann Georg Rothamer.
Die Ehe von Johann Georg und Barbara Foidl bleibt kinderlos. 1813 übergeben sie den Hof an ihren Neffen Josef Zeindlmayer und ziehen von Agendorf weg.
Der nimmt die Bauerstochter Maria Magdalena Erndl von Pellham zur Ehefrau.
In der Ehe kommen vier Kinder zur Welt:
- Walburga (1812-1866) heiratet 1842 Josef Foidl, Bauer in Rotham (heute Dietl)
- Johann Georg (1820-1901), ledig
- Magdalena (1822-1888), ledig
- Therese (1825-1901), ledig
1830 stirbt der Bauer mit 43 Jahren. Der Pfarrer schreibt ihm ins Sterbebuch: „starrsinnig gelebt, so den Arzt nicht beachtet“.
Die Witwe holt sich den acht Jahre jüngeren Bauerssohn Michael Zeindlmayer von Hoerabach (heute Hiegeist) als neuen Bauern auf den Hof. Sieben Jahre später trägt man sie selbst mit 48 Jahren auf den Friedhof.
Erst eineinhalb Jahre später nimmt der Witwer die 35-jährige Anna Maria Landstorfer von Trudendorf zur Ehefrau.
Aus der Ehe geht 1844 nochmals eine Tochter hervor, die den Namen Maria erhält und auch Hoferbin wird.
Als Maria 1863 den Bauerssohn Georg Dietl von Steinach heiratet, suchen sich ihre drei älteren Halbgeschwister ein neues Zuhause und erwerben von ihrem Erbe den Grüneisl-Hof in Wolferszell. Alle drei bleiben jedoch unverheiratet.
Georg Dietl schreitet gleich tatkräftig voran. Er reißt das alte Bauernhaus ab und errichtet ein neues stattliches Wohnhaus mit Stallungen, dass nun mit der Giebelseite zur Straße steht. Dadurch wird der Hofraum wesentlich erweitert. Hinzu kommt noch ein neuer Stadel und Schupfe.
Aus dieser Zeit stammt auch die Inschrift auf der Stirnseite des Hauses:
Georg und Maria Dietl
Im Jahre erbaut 1865
Gott zum Danke!
Vollendet ist das Werk, das wir begonnen
Mit Gottes Hilf ist es nun vollbracht
Gedenken glücklich hier zu wohnen
Doch überlaßen ist's des Herrschers Macht
Möge Gottes Segen gehen uns voran
Und der Schutz St. Flori und Sebastian
Durch den Neubau von 1865 wurde der Hofraum wesentlich geräumiger
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Agendorf Nr. 174b
Maria Dietl bringt drei Kinder in Agendorf zur Welt, die jedoch alle drei entweder nach der Geburt oder nach ein paar Wochen sterben:
- Maria *20.03.1866 + 01.05.1866
- Joseph *05.09.1868 + 26.09.1868
- Georg *+19.05.1874 (Frühgeburt)
Die Kinderlosigkeit mag das Ehepaar bewogen haben, den 77 Tagwerk großen Hof schließlich am 05. Juni 1878 an ihren Neffen den Rothamer Bauern Johann Baptist Foidl zu verkaufen, der auch mit einer Schwester des Georg Dietl verheiratet war.
Maria und Georg Dietl bauen sich in Steinach ein neues Haus (Kirchweg 11) und ziehen als Privatiers dorthin. Am 18.12.1881 bringt die inzwischen 37-jährige erneut eine Tochter zur Welt, die ebenfalls auf den Namen Maria getauft wird. Das Kind überlebt und heiratet 1905 den Kammerdiener Robert Mohl der mit dem Steinacher Gutsherrn von Schmieder nach Steinach kam.
Johann Baptist und Karolina Foidl haben neun Kinder, von denen die letzte Tochter Karolina in Agendorf zur Welt kommt:
- Franz Xaver (1871-1906), stirbt unverheiratet in Agendorf
- Johann Baptist (*+1872)
- Johann Baptist (1873-1956) heiratet 1896 die Bauerstochter und Hoferbin Maria Kneitinger von Wolferszell Nr. 22 1/2
- Joseph (1874-1953), verheiratet mit Katharina Wittmann, Landwirt in Atting
- Karl (*1876), Hoferbe
- Georg (*+1877)
- Maria (*+1878)
- Ludwig (*+1879)
- Karolina (1880-1961) heiratet 1908 den Bauern Wolfgang Handwerker vom Schwarzholz
Der Hof aufgenommen ca. 1940
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach
Der jüngste Sohn Karl übernimmt 1902 den Hof und nimmt die Bauerstochter Maria Kienberger von Kleinwieden zur Ehefrau.
Von ihren vier Kindern erreichen drei Töchter das Erwachsenenalter.
Foidl Karl und Maria Kienberger an ihrem Hochzeitstag am 18.11.1902
Bild: Familie Kettl
Tochter Karolina (1907-1976) übernimmt 1930 den Hof und vermählt sich mit Sebastian Kettl (1900-1991) von Haunpolding.
Von 1960 bis 1974 wählen ihn die Dorfbewohner zum Bürgermeister der Gemeinde Agendorf, bis diese im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingegliedert wird.
Sebastian Kettl
Trotz mehrmaligen Besitzwechsel innerhalb der Familie, sind die jetzigen Eigentümer nun seit 250 Jahren in elfter Generation auf den Hof und Nachfahren von Georg und Barbara Riedl, die den Hof 1672 erworben haben.
Der Kettl-Hof aufgenommen 2018
Inzwischen ist noch ein großer Freilaufstall hinzugekommen.
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 48‘ und fol. 58‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.119‘ Quittung vom 15.06.1633
6 Der Ort Nörling ist unbekannt. Ebenso ist der Familienname Dellinger und Döllinger in der Gegend vorher nicht vorhanden. Vielleicht kam Melchior in den Wirren des 30-jährigen Krieges in die Gegend. Siehe Trauung am 29.05.1641 in Steinach
7 Auch dieser Ort konnte bisher nicht lokalisiert werden. Siehe Trauung am 09.06.1643 in Steinach.
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II, fol. 206‘ Kaufbrief vom 21.04.1649 Die Witwe Ursula Schäffler wohnt inzwischen in Roßhaupten. In dem Kaufbrief ist vermerkt, dass ihn Ehemann Georg Schäffler sel. den Hof 1643 von Paul Klein von Unterparkstetten und Jobst Foyerl von Agendorf erworben hatte. Die der Hof von dem Dellinger an die beiden kam, kann nicht nachvollzogen werden.
11 Sebastian‘s Mutter Maria war eine geborene Schiedermayer und stammte von Mitterschida ab.
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59, fol.26 Kaufbrief vom 11.03.1662
13 Stadtarchiv Straubing, Rep. II, Abt. 1dd1, Nr. 15, Protokollbuch der Hafner
14 Georg Scherzer besaß das sog. „Kappengut“ Hs.Nr. 39, heute Leibl-Hof
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 III, fol.294 Kaufbrief über 450 fl vom 03.12.1672
16 Barbara stammt von den Söldner-Hof in Bärnzell.
Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 515, Konskription des Hauptkastenamts Straubing Amt Trudendorf von 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1814 - 1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 28.06.2024
Ehemaliges Dietl-Haus Nr. 77
heute Kirchweg 11, Spanner
von Claudia Heigl
Dieses Haus im Kirchweg wurde 1877 von dem Agendorfer Bauern Georg Dietl erbaut.
Aus diesem Grund wurde der heutige Kirchweg zeitweise auch als „Dietlgasse“ bezeichnet.
Aufnahme aus dem Jahr 1904
In der Kirchgasse stand ansonsten noch kein Haus
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Niggl
Georg Dietl stammte aus dem großen Dietl-Hof in Steinach.
1863 heiratete er die Hoferbin Maria Zeindlmayr von Agendorf. Gleich nach der Hochzeit reißt er das alte Bauernhaus in Agendorf ab und errichtet 1865 ein neues Wohnhaus mit Stallungen. Auch die Ökonomiegebäude werden von ihm erneuert.
Nachdem ihre drei Kinder im Säuglingsalter verstorben sind, verkaufen die kinderlosen Bauerseheleute Georg und Maria Dietl schließlich 1878 ihren 77 Tagwerk großen Hof in Agendorf (heute Kettl) an den Neffen bzw. Schwägerin Foidl Johann Baptist und Karolina, geb. Dietl von Rotham.
Bereits 1875 und 1877 haben sie von der Steinacher Bauerswitwe Walburga Pellkofer (Hs.Nr. 55) ein Teil ihres Gartengrundstückes in der sog. „Kirchgasse“ erworben und darauf das zweistöckige Haus errichtet.
Das neu erbaute Haus erhielt die Hs.Nr. 77
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187c
1881 bringt die inzwischen 38jährige Maria erneut eine Tochter zur Welt, die auf den Namen Maria getauft wird.
1905 heiratet die junge Frau den Kammerdiener Robert Mohl. Dieser war mit dem neuen Gutsherrn August von Schmieder von Karlsruhe nach Steinach gekommen und ist der Sohn der Tuchmacherseheleute Christian Mohl und Anna geb. Wagner von Geislingen in Württemberg.
Eine Pilgergruppe bei einem Bittgang in der Kirchgasse 1936
Der Weg verschmälerte sich weiter unten nur noch zu einem Fußweg
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Fotoalbum Freudel
1911 verkaufen Maria Mohl und ihre verwitwete Mutter das Anwesen an die Bäckerseheleute Johann Röckl und Karolina geb. Häuslbetz, die es als Ausnahmhaus nutzen.
Maria Mohl zieht mit ihrem Ehemann und ihrer Mutter von Steinach weg.
Über verschiedene Erbfolge kommt es schließlich in den Besitz der Familie Spanner.
1945 stand auch das neu erbaut Niggl-Haus in der Kirchgasse
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bilder Max Hiegeist
aufgrund der heutigen Bebauung ist ein Bild nur noch von der Luft aus möglich
aufgenommen im März 2020
Bild: Claudia Heigl
Stand: 30.06.2024
Das ehemalige Häusleranwesen Hs.Nr. 31
1760: Großhözl Häusl - 1808: Hs.Nr. 56 „Rößl Hof“ - heute Götzstr. 12 und 11
von Claudia Heigl
Wie viele Häusler-Anwesen dürfte auch dieses Haus Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Als ersten Besitzer finden wir darin den Bauerssohn Johann Thurner (Durmayer) vom Thanhof. 1723 heiratete er die Zimmermannstochter Anna Maria Artmann von Dunk.
Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor:
- Mathias *1724
- Sebastian *1730
- Mathias *1733
- Andreas (1737-1763)
Aber keines der Kinder scheint das Gütl übernommen zu haben.
Ab 1753 finden wir darauf den Maurer und Weber Kaspar Stubenhofer. Er ist mit der Zimmermannstochter Katharina Scherhäufl von Steinach verheiratet.
Tochter Barbara übernimmt das Haus und vermählt sich 1780 mit dem Weber Wolfgang Rößl von Gschwendt.
Nach dem Tod der Ehefrau heiratet der Witwer noch zweimal:
1793 die Häuslerstochter Ursula Hitzinger von Münster und
1808 Theresia Hanbrunner vom Nachbarhof Nr. 29
Sohn Johann Rößl aus erster Ehe übernimmt 1807 das Haus und ist ebenfalls als Weber tätig. Seine Ehefrau ist eine Anna Maria Graßl von Thalstetten.
1838 übergibt das kinderlose Ehepaar das Häusleranwesen an Bartholomäus Gstettenbauer von Thananger, einem Neffen der Anna Maria Graßl. Der geht eine Ehe mit der Nachbarstochter Anna Maria Hien vom Wastlbauerngut ein.
Von dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, scheint das Häusleranwesen verschont geblieben zu sein.
1866 übernimmt die Tochter Anna Maria Gstettenbauer das Anwesen und vermählt sich mit dem Söldnerssohn Jakob Helmbrecht von Steinach Nr. 45.
Das Ehepaar hat vier Töchter:
- Maria (1867-1893) heiratet 1893 den Tagelöhner Joseph Billinger von Steinach
- Anna (*1867) Hoferbin
- Helena (1869-1951) heiratet 1910 Michael Axinger, dem herrschaftlichen Kutscher der Familie von Schmieder
- Theresia (*1875)
1900 heiratet die Tochter Anna den Söldnerssohn Joseph Bauer von Eggerszell und übernimmt das Anwesen vom Vater.
1920 verkauft das Ehepaar das Gütl und zieht von Steinach weg.
Neue Eigentümer sind die Bauerseheleute Alois und Maria Knott vom gegenüberliegenden Ammerbauerngut.
1926 teilen die nächsten Bauerseheleute auf dem Ammerbauerngut, Josef und Therese Griesbeck, einen Teil des Grundstückes ab und veräußern es an Josef Jobst, der darauf ein neues Haus (neue Hs.Nr. 95, heute Götzstr. 11) errichtet.
Das neu erbaute Jobst-Haus
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Die alte Hausnummer 31 erlischt.
Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Das „Kraus-Häusl“ Hs.Nr. 29 1/2
heute Götzstr. 7
von Claudia Heigl
Das kleine Grundstück gehörte ursprünglich zum Gmeinwieser-Hof Hs.Nr. 27.
Nach dem großen Brand von 1849, bei dem vier Höfe und eine Sölde in der Götzstraße zerstört wurden, baute die Bauersfamilie Bogner ihren Hof etwas außerhalb des Ortes wieder auf.
Der benachbarte Bauer Hien vom Wastlbauernhof erwirbt daraufhin das ehemaligen Hofgrundstück in der Götzstraße von der Familie Bogner und errichtet darauf ein kleines Ausnahmshaus.
Nach dem Verkauf des Wastlbauernhofes an die Darlehenskasse erwirbt 1915 die Gutsarbeiterin Kreszenz Kraus das ehemalige Ausnahmshaus Haus von der Bank.
Das ehemalige Ausnahmshaus des Wastlbauernhofes, der im Hintergrund zu sehen ist.
Ansichtskarte gelaufen 1902
Das „Ammerbauerngut“ Hs.Nr. 32
1760: 2/8 Richterhof - 1808: Hs.Nr. 57 „Knotten Hof“ - heute Götzstr. 12
von Claudia Heigl
Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.
Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.
Die damalige Götzgasse (heute Götzstraße) endete bei diesem Hof und verengte sich dann auf einen schmalen Fußweg, der zwischen dem späteren Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen in die alte „Herrengasse“ (heute August-Schmieder-Straße) mündete.
Das Ammerbauerngut erhielt die Hs.Nr. 32
Der breite Weg endete bei diesem Hof.
quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, BayernatlaQ
15831 wird das Anwesen als Vilsergut bezeichnet. Andrä Hagn hat darauf das Leibrecht, d.h. das Nutzungsrecht endet mit dem Tod der Person auf die das Leibrecht ausgestellt ist und wird dann wieder neu vergeben.
16232 ist Bartholomäus Göz auf dem Anwesen als Bauer ansässig. Das Leibrecht läuft aber noch auf Wolf Hagn zu Münster und Barbara Inkofer, Metzgerin in Straubing. Hier dürften es sich um die Kinder des Andrä Hagn gehandelt haben, auf denen das Nutzungsrecht noch geschrieben und nun an Bartholomäus Göz „verstiftet“ worden war.
Die Götzgasse, spätere Götzstraße, hat auch von diesem Bartholomäus Göz ihren Namen bekommen.
16413 finden wir auf der „Hagn Sölde“ Mathias und Ursula Pizelmayr, die darauf ebenfalls das Leibrecht besitzen.
Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Hieronymus (*26.09.1642) heiratet 1667 die Bauerstochter Maria Rothamer. Er lässt sich als Müller und Bäcker zunächst in Wolferszell, dann in Gschwendt und schließlich ab 1678 in Rißmannsdorf nieder.
- Walburga (*25.08.1644) heiratet 1664 den verwitweten Kramer Georg Bergmaier von Münster.
Als nächste Bauerseheleute ziehen Andreas und Maria Wirth (Würth) auf den Hof ein. Andreas stammt aus der „Regener Pfarrei“ und heiratet 1653 Maria Zimmermann von Ascha. Der junge Mann dürfte nach den Wirren des 30jährigen seine Heimat in Steinach gefunden haben.
Fünf Kinder des Paares sind bekannt:
- Johann (*1656)
- Wolfgang heiratet 1679 die Bauerstochter Magdalena Deblinger von Pellham und übernimmt mit ihr den Hof in Pellham.
- Magdalena (*1661)
- Johann (1663-1695), Hoferbe
- Ursula (*1665) heiratet 1690 den Bauerssohn Johann Apoiger von Niedermenach
Hoferbe Johann Wirth nimmt 1691 die Kramerstochter Magdalena Berger von Hs.Nr. 55 in Steinach zu Ehefrau.
Zwei Töchter kommen zur Welt:
- Anna Magdalena (*1691)
- Anna Elisabeth (*1693) heiratet 1719 den Weber Andreas Schmidbauer von Au bei Ascha und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach nieder.
1695 stirbt der 31jährige Bauer und die Witwe holt sich als neuen Ehemann den Bauerssohn Stephan Kirschner von Geßmannszell auf den Hof. Der Familienname Kirschner dürfte eine Abwandlung von „Gürster“ sein.
Vier Kirschner-Kinder kommen nochmals zur Welt:
- Katharina (*1696), Hoferbin
- Anna Maria (*1698) heiratet 1722 den Bauern Simon Fuchs von Steinach Nr. 12
- Jakob (*1699) heiratet 1721 die Bauerstochter Barbara Geith von Münster Nr. 30 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Ursula (*1704) heiratet 1728 den Bauerssohn Johann Artmann von Dunk und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach Nr. 39 nieder
Nachdem Stephan Kirschner 1717 mit 50 Jahren stirbt heiratet 1719 die älteste Tochter Katharina den Bauerssohn Joseph Pösl von Unterniedersteinach und übernimmt mit ihm den Hof.
Sie hat mit ihrem Bräutigam bereits eine vorehelich geborene Tochter und bringt in der Ehe nochmals sechs Kinder zur Welt:
- Anna Maria (*1718) in Oberniedersteinach
- Barbara (*1719) als Kind verstorben
- Johann Georg (*1721)
- Johann (*1822)
- Joseph (1725-1772) heiratet 1758 die Tagelöhnerstochter Therese Holzer von Schönstein und erwirbt ein Häusleranwesen in Steinach Nr. 5
- Georg (*1731)
- Maria Magdalena (*1732)
Das Ehepaar scheint in finanzielle Schwierigkeiten gekommen zu sein, denn 1738 finden wir Andreas Kirschner auf dem Hof. Auch er stammt von Geßmannszell. Wahrscheinlich war er ein Cousin der Katharina Pösl. Der neue Besitzer nimmt die Bauerstochter Maria Eva Reichersdorfer von Steinach Nr. 17 zur Ehefrau.
Von ihren fünf Kindern entspringen der Ehe:
- Mgdalena (*1738)
- Anna Maria (*1741)
- Therese (*1741), Hoferbin
- Johann Michael (*1747)
- Johann Michael (*1756)
Ihre Tochter Therese wird die Hoferbin, die 1770 eine Verbindung mit dem Bauerssohn Wolfgang Knott von Altenhof eingeht.
Die Bäuerin schenkt fünf Kindern das Leben, von denen eines im Kindsalter stirbt:
- Maria Theresia (*1774)
- Joseph (*1778)
- Michael (*1781)
- Peter (*1786), Hoferbe
Hofnachfolger wird 1806 der jüngste Sohn Peter Knott, der Katharina Wolf von Weingarten zur Ehefrau nimmt.
Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor:
- Martin (1814-1910), der Hoferbe
und die neun Jahre jüngere Tochter Anna Maria (1823-1892) Sie heiratet 1841 in Kirchroth den Bauern Joseph Leibl von Unterniedersteinach Nr. 6
Die Abgaben des Hofes
Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 1838[4] sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.
Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste[5] gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.
Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.
Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden.
An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 2 Kreuzer 3 Heller jährlich fällig.
Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngabe. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.
Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.
Sohn Martin übernimmt 1844 das Anwesen und ehelicht Anna Maria Zwickenpflug von Wolferszell Nr. 6, die sieben Kinder das Leben schenkt, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (1845-1913), Hoferbe
- Helena (*1846 + 26.06.1872), ledig
- Anna (*1848)
- Therese (*1850)
- Joseph (*+1852)
- Kreszenz (*1854 +29.07.1872), ledig
- Michael (*+1861)
Fünf Jahre später brennt der Hof nieder. Mit ihm werden noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße ein Raub der Flammen.
Martin und Anna Maria Knott bauen den Hof neu auf. 1869 wird das Anwesen wie folgt beschrieben:
Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen, gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig
Im August 1872 stirbt die Bäuerin im Alter von 50 Jahren an Typhus. Kurz vorher hat man bereits ihre beiden Töchter Helena, 26 Jahre und Kreszenz 18 Jahre wegen der gleichen Todesursache auf den Friedhof getragen. Auslöser hierfür könnte ein verseuchtes Brunnenwasser gewesen sein. Der Gutsverwalter Niggl bemängelt dies Jahrzehnte später, was zu einer zentralen Wasserversorgung in Steinach führt.
Martin erreicht das hohe Alter von 95 ½ Jahren und dürfte damit der ältesten Einwohner in Steinach gewesen sein.
Der Ammerbauernhof aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Sohn Martin jun. übernimmt 1877 den 55 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Kreszenz Hiegeist von Hoerabach.
Ein Sohn namens Alois kommt 1881 zur Welt. Die beiden weiteren kleinen Söhne, die auf den Namen Franz Xaver getauft werden, sterben 1883 und 1884.
1908 übernimmt Alois Knott das Anwesen, der die Söldnerstochter Maria Amann von Steinach Nr. 66 aus Bäuerin auf den Hof holt.
Vier Kinder kommen in Steinach zur Welt, von denen nur zwei überleben:
- Ignaz *1912
- Maria Kreszenz *1921
Der Pferdestall des Hofes
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
1926 veräußern die Bauerseheleute das Anwesen an Josef und Therese Griesbeck. Ein Jahr wird die Bayerische Siedlungs- und Landesbank in München neue Eigentümerin, nachdem die Griesbeck den Hof gegen ein Anwesen in Neuhofen (Hs.Nr. 13) eingetauscht haben.
Schließlich erwerben 1928 Max und Rosa Bachner den Besitz, indem sie ihren bisherigen Hof Nr. 51 in Pilling dafür eintauschen.
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
5 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Stand: 26.05.2024
Der halbe „Wieden- oder Schröderhof“ Hs.Nr. 30
1808: Hs.Nr. 55 „Ungerer Hof“ - heute Götzstr. 10
von Claudia Heigl
Ursprünglicher Eigentümer dieses Hofes war die Pfarrkirche Steinach, daher auch der Name „Wiedenhof“.
Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.
Der Schlossbenefiziat und Heimatforscher Josef Schlicht schreibt über den Hof:
Dann aber ebenfalls vom Hofmarksherrn in Streit und Besitz gebracht, und belastet mit jährlich 16 Gulden Stiftgeld, 4 Schaff Getreide, 10 Pfund Schmalz, 1 Kalb, 2 Gänsen, 10 Hühnern, 60 Eiern, 1 Herrnhund und „ungemessener“ Scharwerk, das heißt nach Gutdünken und Willkür.
Diese Hofmarkslast konnte kein Widenbauer zu Steinach auf die Länge tragen. Der Hof hatte deshalb 1583 – 1884 nicht weniger als 12 Besitzer. Und der Widenbauer von 1774 ließ seinen Hof ganz öd liegen, ging flüchtig nach Ungarn, kam jedoch mit Weib und Kind wieder zurück wie er ging: „mit leeren Händen.“
Im Salbuch der Pfarrkirche St. Michael ist 16181 auf dem „Wieden und Zachlhof“ ein Michael Hitzinger als Bauer genannt.
Der Hof erhielt die Hs.Nr. 30
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
16232 wird der Hof auch im Stiftregister der Hofmark Steinach aufgeführt. Hier heißt es: „Hofmarksherrschaft Erbrecht, aber Pfarrei Steinach Grundherrschaft“. Ein Andreas Schretter hat demnach vom Hofmarksherrn das Erbrecht auf dem Hof erworben. Dazu hat er noch ein Leibrecht auf den „Rothamer Bau“.
Das bedeutet wohl, dass der Hof zwar der Pfarrkirche Steinach gehört, aber der Hofmarksherr das Nutzungsrecht hierzu an Andreas Schretter verkauft hat und dafür auch Zins erhält.
Dieser Andre Schretter ist auch einer der Feldgeschworenen, von denen der Hofmarksherr Christoph Höwarth von Hohenburg nach dem ersten Schwedeneinfall (November 1633 bis April 1634) die Hofmark Steinach neu vermessen hat lassen3.
16414, im Giltregister der Hofmarksherrschaft, wird der Hof als „Prölsen oder Sixt Ziflinger Sölde“ bezeichnet. Ein Wolfgang Grimm hat inzwischen darauf das Erbrecht.
Dieser Wolfgang Grimm dürfte um 1601 geboren worden sein und ist mit Sicherheit der Sohn des Bauern Wolfgang Grimm.
Seine Schwester Maria hat am 19.02.1635 den Tagelöhner Georg Aukofer geheiratet5.
Wolfgang jun. ist mit einer Eva verheiratet. Die Taufen von sechs Kindern sind im Kirchenbuch von Steinach verzeichnet:
- Ursula (*07.07.1640)
- Maria (*28.09.1642) heiratet 1667 den verwitweten Söldner Sebastian Sieber von Steinach Nr. 53
- Ursula (*07.02.1644 + 31.10.1644)
- Wolfgang (*20.09.1645), Hoferbe
- Georg (*11.01.1648) heiratet ca. 1678 eine Margaretha und wird Bauer und Weber in Steinach Nr. 64
- Eva (*03.12.1650)
Hoferbe ist wiederum ein Wolfgang Grimm, der 1666 die Bauerstochter Maria Kratzer vom Nachbarhof Nr. 27 zur Ehefrau nimmt.
Wolfgang ist fünfmal verheiratet und wird Vater von insgesamt 15 Kindern:
In der Ehe mit Maria Kratzer kommen acht Kinder zur Welt:
- Johann (*1667-1669)
- Ursula (*1668)
- Maria (1669-1734) heiratet 1705 den Tagelöhner und Totengräber Markus Echinger
- Magdalena (*1671)
- Anna (1673-1689)
- Johann (*1677) heiratet 1711 die Tagelöhnerstochter Walburga Rimmerl von Grub. Bis 1720 kommen fünf Kinder in Steinach zur Welt. Tochter Magdalena (*1762) heiratet 1737 den Häusler August Holzer von Steinach Nr. 38
- Barbara (*1679)
- Walburga (*1682-1683)
In der zweiten Ehe mit Barbara Sigl von Obermiethnach kommt am 09.01.1684 nur ein Sohn namens Sebastian zur Welt, der jedoch nur sechs Wochen alt wird.
Die dritte Ehefrau Maria Menauer von Zisterhof bringt drei Kinder zur Welt:
- Johann (*1685)
- Johann Sebastian (*1687)
- Barbara (*1689)
Die vierte Ehe mit der Müllerstochter Barbara Aigner aus Aiterhofen bleibt kinderlos.
Die fünfte Ehefrau Ursula Hien von Pellham bringt nochmals drei Kinder auf die Welt:
- Maria (*1700) heiratet 1730 in Steinach Andreas Rödl von Haunkenzell
- Nikolaus (*1702)
- Michael (*1705)
Aber keines der Kinder übernimmt den Hof. Ab ca. 1700 finden wir Andreas Hitzinger als Wiedenbauer auf dem Anwesen. Er ist mit der Weberstochter Barbara Leutner verheiratet.
Nach der Hochzeit verdiente er zunächst als Tagelöhner den Lebensunterhalt, bis er den Hof erwarb.
Von ihren acht Kindern, finden wir bei fünf keine Sterbeeinträge im Kirchenbuch:
- Wolfgang (*1687)
- Andreas (*1689)
- Michael (*1691) Hoferbe
- Joseph (*1700)
- Ursula (*1701)
Sohn Michael übernimmt 1716 den Hof und vermählt sich mit Maria Deblinger. Deren Vater hatte 1692 eine Sölde in Wolferszell (Hs.Nr. 5) besessen, wird aber dann Hofbauer im Schloss Steinach.
Von den sieben Kindern erreichen drei das Erwachsenenalter:
- Anna Maria (*1722) heiratet 1747 den Zimmermann Joseph Schöpf von Unterparkstetten und wird mit ihm in Steinach Nr. 20 sesshaft
- Michael (1723-1807), Hoferbe
- Mathias (*1731)
Sein Sohn gleichen Namens übernimmt 1747 den Hof. Michael Hitzinger jun. ist in erster Ehe mit Anna Maria Unger von Hagnzell verheiratet. Die junge Frau stirbt aber bereits fünf Monate nach der Hochzeit.
Seine zweite Braut Maria holt er sich aus dem Hahn-Hof in PIttrich.
Sie schenkt ihm fünf Kinder, von denen jedoch nur von einem Sohn der weitere Lebensweg bekannt ist:
- Johann Georg (1756-1801) ist Tagelöhner in Wolferszell und mit der Einwohnerstochter Josephine Fritsch aus Grün bei Englmar verheiratet.
Nach dem Tod der Ehefrau geht der Witwer 1766 erneut eine Ehe mit der Halbbauerstochter Walburga Thanner von Oberzeitldorn ein. Die 41jährige bringt keine Kinder mehr zur Welt.
Hitzinger Michael dürfte auch der Wiedenbauer gewesen sein, der 1774 den Hof öd liegen lassen hat und mit seiner Familie nach Ungarn gegangen ist. Ob es wirklich die hohen Abgaben oder doch schlechtes wirtschaften war, ist nicht zu klären. Die Ehefrauen stammten jedoch aus größeren Anwesen und dürften eine gute Mitgift mit eingebracht haben.
Jedenfalls kam Michael und seine Familie wieder mittellos aus der Ferne zurück.
Als Walburga Hitzinger 1793 in Steinach stirbt, wird sie als Hirtenehefrau bezeichnet.
Nachdem Michael Hitzinger den Hof verlassen hat, zieht mit Albert Unger ein neuer Bauer ein. Er und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Stamm, waren vorher als Häuslerseheleute in Furth ansässig.
Von ihren sechs Kindern erreichen fünf Töchter das Erwachsenenalter:
- Anna Maria heiratet 1794 den Halbbauern Erberl Lorenz von Steinach Nr. 8
- Katharina (1774-1854) heiratet 1792 den Söldner Joseph Dietl von Agendorf Nr. 37
- Maria Walburga (*1779)
- Elisabeth (*1784), Hoferbin
- Magdalena (1787-1822) heiratet 1813 den Kufner Sebastian Haindl in Steinach Nr. 42
Die Hoferbin Elisabeth Unger nimmt sich ebenfalls einen Unger zum Ehemann – Andreas Unger, Bauerssohn aus Hierlbach.
Der junge Bauer stirbt jedoch bereits mit 29 Jahren und hinterlässt seine Ehefrau mit zwei Söhnen:
- Joseph Unger (1807-1898) heiratet 1839 die Wirtstochter Helene Klingeisen von Kirchroth und übernimmt mit ihr das Krone-Wirtshaus in Steinach.
- Johann Andreas Unger (1808-1884) heiratet 1854 die Bauerstochter Therese Weber von Münster und macht sich als Krämer in Wolferszell Nr. 22 ½ sesshaft. 1877 erwirbt er ein Söldenanwesen in Steinach Nr. 9
Die Witwe geht erneute eine Ehe mit dem Bauerssohn Franz Hilmer von Pellham ein. Aber auch der zweite Ehemann stirbt nach nur 9monatiger Ehe mit 34 Jahren.
Schließlich heiratet sie 1818 den Bauerssohn Anton Petzkofer von Hundsschweif.
Die Abgaben des Hofes im Jahr 1838
Im Liquidationsprotokoll von 18386 wurden die Abgaben des Hofes nochmals genau aufgeführt.
An Abgaben musste vom Hof 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“ an die Steinacher Gutsherrschaft bezahlt werden. Dies war der gleiche Betrag wie bei den neun anderen großen Höfen des Ortes. Das „Schwarwerkgeld“ war der Ablösebetrag für die Spanndienste7, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem forderte die Gutsherrschaft 7 Gulden Mähscharwerk und 2 Gulden Hundsgeld.
Als Begründung führte der Hofmarksherr auf: „da es in einer Aufstellung von 1802 heißt: 1. haben die 10 Mähmatscharwerker jährlich bei der Michaelistift 7 Gulden Schwarwerkgeld und 2 Gulden Hundsgeld zu entrichten. So habe der Liquidant (Hofbesitzer) dies zu entrichten, da er der 10. Mähmatscharwerker sei.“
Allerdings stellte die Kommission fest, dass dieses Geld weder vom Hofinhaber von seinen Vorbesitzern je bezahlt wurde, so dass die Gutsherrschaft kein Anrecht darauf hat.
An die Pfarrkirche Steinach, dem Grundherrn des Hofes, kam eine jährliche Stift in Höhe von 12 Gulden und der Küchendienst von zwei Hühner, das einem Gegenwert von 12 Kreuzer entsprach.
Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.
Als Laudemium bekam die Pfarrkirche Steinach 7 ½ Prozent vom Hofwert (im Gegensatz zu den Höfen, die zur Gutsherrschaft gehörten, hier waren es 10 %). Das Laudemium war die Abgabe bei jedem Besitzwechsel.
Rechnet man die Abgaben zusammen, so sind vom dem Wiedenhof zu dieser Zeit weniger Abgaben abzuführen, als bei den ähnlich großen Höfen des Ortes.
1849 kommt es in der Götzstrasse zu einer großen Brandkathastrophe, bei der vier Höfe und eine Sölde ein Raub der Flammen werden. Darunter auch der Wiedenhof. Dies dürfte die Familie Petzkofer vor eine große finanzielle Herausforderung gestellt haben, gab es zu dieser Zeit doch noch keine Brandversicherung.
Das Haus aufgenommen 1920.
So dürfte es nach dem Brand erbaut worden sein.
Bild: Familie Reimann
Katharina Petzkofer, eine Tochter aus dritter Ehe übernimmt 1855 den Hof der Eltern. Sie geht eine Ehe mit dem Bauerssohn Michael Joseph Groll vom Unterharthof ein. Er dürfte eine angemessene Mitgift miteingebracht haben, die nach dem finanziellen Schaden vonnöten war.
1863 tauscht das Ehepaar ihren 67 Tagwerk großen Hof in Steinach mit den Immobilienhändlern Philip und Leopold Held gegen das Anwesen Nr. 55 in Thurasdorf bei Parkstetten.
Später kaufen sie sich im Aschham ein, verkaufen dort aber wieder und ziehen nach Straubing.
Der Hof wird zerschlagen – fünf Besitzer in zwei Jahren
Philip und Leopold Held zerschlagen den Hof, d.h. sie verkaufen Grundstücke und verkaufen den Rest mit 21 Tagwerk Grund am 20.01.1864 an Xaver Foidl, wohl ebenfalls ein Makler.
Denn bereit drei Monate später veräußert Foidl den Hof weiter an den Immobilienhändler Herman Maier Loewi, der ihn am gleichen Tag an Michael Fuchs weiterverkauft.
Doch bereits ein Jahr später veräußert Fuchs den Hof an die Bauerseheleute Xaver und Franziska Binder, die vorher in Oberkogl bei Neukirchen ansässig waren. Das Ehepaar bleibt nun die nächsten 30 Jahre auf dem Anwesen.
Durch die vielen Verkäufe wurde das Anwesen immer wieder verkleinert und hatte nur noch acht Tagwerk Grundbesitz mit dabei, als ihn am 18.06.1894 Johann Evangelist Hirschauer erwirbt. Und nochmals verkauft dieser Grundstücke und veräußert die Hofstelle allein am 17.12.1894 an Anton und Walburga Zollner, die sie schließlich einen Monat später an Wolfgang und Magdalena Schlenger weiterverkaufen.
Zählt man die Immobilienhändler mit, hatte der Hof zwischen 1583 und 1884 sogar 16 Besitzer. Jedoch war die Ursache des Besitzwechsels bis Mitte des 19. Jahrhunderts nicht viele Verkäufe, sondern etliche Schicksalsschläge, die die Bauersfamilien erleiden mussten. Eigentlich hatten in diesen 300 Jahren nur fünf Bauersfamilien den Hof in ihrem Besitz: Schretter – Grimm - Hitzinger – Unger (hier wechselte sich der Name durch Heirat innerhalb der Familie) und Binder.
Das ist nicht ungewöhnlich und wir finden das auch bei anderen Höfen. Gerade im 19. Jahrhundert sind fast alle großen Höfe in Steinach und Münster von Immobilienhändler zerschlagen worden.
Der Hien-Hof aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Der neue Eigentümer Wolfgang Schlenger stammt aus Haselbach und war vorher als Mühlknecht auf der Mühle in Wenamühl und Gschwendt tätig. 1895 erwerben er und seine zweite Ehefrau Magdalena Erndl das Anwesen in Steinach.
Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau geht der Witwer in Haibach noch ein drittes Mal mit der Witwe Therese Niedermeier eine Ehe ein und zieht zu seiner Ehefrau.
Die Tochter aus erster Ehe, Anna Schlenger, übernimmt 1912 das Gütl und verheiratet sich mit dem Nachbarsohn Ludwig Hien.
Familie Hien aufgenommen ca. 1934
Ludwig und Anna Hien mit ihren Kindern Anna, Ludwig, Xaver, Johann und Adolf
Bild: Familie Reimann
Ludwig Hien war als Musiker im Dorf beliebt und spielte bei vielen Festen auf.
Bild: Familie Reimann
Das Hien-Haus aufgenommen 1990
Bild: Familie Reimann
Das Haus ist inzwischen abgerissen worden.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Mitte des 16. Jg., Besitzvermerk der Pfarrei Steinach von 1618) mit Nachträgen bis Ende 18. Jh
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S.104
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
5 BZA Regensburg, Dekanatsakten Pondorf P7 Heiraten Januar bis Februar 1635, Pfarrei Steinach
6 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
7 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Stand: 26.05.2024
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