Der halbe Geigerhof Hs.Nr. 41 und das Nebenhaus Nr. 40
heute Spanner-Hof
1760: ¼ Geyergütl und ¼ Scherzergütl – 1808: Hs.Nr. 6 und 7
von Claudia Heigl
Bei diesem Hof in Agendorf handelte es ursprünglich um zwei „Viertelhöfe“, die ca. 1680 zusammengelegt wurden und seitdem einen Besitzer hatten.
Der Spanner-Hof aufgenommen im Oktober 2018
Bild:Claudia Heigl
Grundherr der Höfe war, wie bei allen Agendorfer Höfe, der Augsburger Domkapitel.
Seit 1535 das Domkapitel die Rechte an dem Dorf Agendorf an den Herzog Ludwig X. von Bayern verkaufte, wurden die Höfe vom Kastenamt Straubing verwaltet und als „propsteiische Güter“ bezeichnet.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungverwaltung München, Bayernatlas
Das erste Viertl
1579 wird ein Hof wie folgt beschrieben:1
Michael Feürl besitzt ein viertl Bau, vermög eines Vertragsbriefs dessen Datum ain Tausendt fünffhundert und Im Vier und vierzigsten (1544) verfertigt. Dazu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mitellmässig erbaut.
Davon dient er jährlich auf den fürstlichen Kasten Straubing an Geld 3 Schilling 2 Kreuzer
1587 finden wir einen Melchior Thurmair auf dem Hof.
1633 zahlen Michael und Eva Hunger Abgaben an den fürstlichen Kasten nach Straubing.2
Es folgt ein Georg Bachl. Der Hoerabacher Bauer besitzt auch kurzzeitig den nachfolgenden zweiten Viertelbau
Am 23.03.1639 kaufen die Erbgerechtigkeit auf dem Viertelbau Thomas und Anna Huber.3
Von dem Ehepaar sind vier Kinder bekannt:
- Katharina verheiratet mit Michael Amann von Höhenberg bei Brennberg
- Paul heiratet 1666 in Steinach Eva Riz von Rietzkofen und lässt sich als Schmid in Riekofen nieder
- Georg *11.04.1640, Weber in Greißing
- Stephan *10.11.1643
1671 übergeben sie den Hof an ihren Sohn Stephan und dessen Ehefrau Agatha, geb. Groß von Oberhartberg.
Dazu gehören zwei Rösser mit dem Geschirr, zwei Stiere, eine Kuh. Dafür muss er noch seine Geschwister auszahlen: Paul Huber, Schmid zu Riekofen 10 Gulden, Georg Huber, Weber zu Greißing Gericht Reichberg 10 Gulden und an die Kinder der verstorbenen Schwester Katharina, Ehefrau des Michael Amann am Höhenberg bei Brennberg 10 Gulden.
Das zweite Viertl
Der zweite Hof wird 1579 wie folgt beschrieben:4
Hans Grimb besitzt ein ganz viertl Bau, vermög seines Kaufsbriefs dessen Datum im Jahr Ain Tausendt fünfthundert und Im achzigsten verfertigt (1580) lehnt sich auf Erbrechts zur welchen viertl Bau gehört eine hölzerne Behausung , ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backhofen alles wohlerbaut.
Davon dient er jährlich auf den fürstlichen Kasten Straubing an Geld 6 Schilling 18 Kreuzer 2 Pfennig
Als nächste Besitzer folgen die Wirtsleute Georg Schindlmair und Anna geb. Pabst von Agendorf. Neben dem Wirtshaus und diesem Viertel gehört ihnen auch noch der Hien-Hof Hs.Nr. 38.
Es folgt ein Wolfgang Schmidbauer. Dieser könnte ggf. eine Tochter des Wirtsehepaares Schindlmair geheiratet haben.
1633 ist Schmidbauer bereits Tod.5
Drei Kinder sind von ihm nachweisbar:6
- Vitus
- Ursula
- Maria hatte 1635 den Bauern Georg Bachl von Hoerabach geheiratet.7
Als nächster Bauer werden Michael und Walburga Walterstorfer auf dem Hof genannt.8 Er ist wahrscheinlich ein Sohn des Hoerabacher Bauern Michael Walterstorfer. Ggf. hat er die Witwe des Wolfgang Schmidbauer geheiratet.
Auf Absterben des Michael Waltersdorfer verkauft der Erbe Vitus Schmidbauer und die Vormünder der Tochter Ursula Schmidbauer den Hof 1638 an deren Schwester Maria und ihren Ehemann Georg Bachl.9
Ca. 1640 erwerben Georg und Katharina Geiger (weitere Schreibweise des Familiennamens auch Geigner) den Viertelbau von Georg und Maria Bachl.
Von dem Ehepaar sind fünf Kinder bekannt:10
- Margaretha heiratet 1653 den Bauern Mathias Premb vom Kindlasberg
- Maria heiratet 1658 den Weber Georg Fuchs von Gschwendt
- Georg, lebte 1674 in Gschwendt
- Eva (*23.11.1640 in Agendorf)
- Georg (*03.05.1643 in Agendorf), Hoferbe
1670 übergibt das Ehepaar ihrem jüngsten Sohn Georg und dessen Ehefrau Agnes, geb. Groß von Oberhartberg das Anwesen in Agendorf. Dazu gehören ein Wagen, ein Pflug und eine Egge, ein Bett, zwei Schweine und auch der auf dem Feld stehende Winter- und Sommerstand. Die Übergabesumme entspricht 250 Gulden.
Agnes schenkt 16 Kindern das Leben, von denen drei als Säuglinge sterben:
- Simon (*1671), Hoferbe
- Georg (*1672)
- Vitus (*1673) heiratet 1698 Ursula Bründl von Muckenwinkling Nr. 65
- Veronika (*1674) heiratet 1698 in Kirchroth Georg Unger
- Antonia (*1677)
- Georg (*1678) heiratet 1707 in Steinach Walburg Bielmeier von Grubhof und wird Tagelöhner in Agendorf
- Maria (*1679) heiratet 1701 in Steinach Johann Griesmayer von Oberparkstetten
- Lorenz (*1680)
- Eva (*1681) heiratet 1720 Georg Altmann von Grün b. St. Englmar
- Maria heiratet 1702 den Schmied Sebastian Zwickenpflug von Wolferszell
- Elisabeth (1683-1690), 7 Jahre, erstickt
- Andreas (*+1684)
- Walburga (1686-1690), 4 Jahre, erstickt
- Magdalena (1687-1690), 3 Jahre erstickt
- Georg (*+1690)
- Bartholomäus (*+1691)
Am 13.09.1690 kommt es zu einer Tragödie. Beim Trocknen des Flachs gerät dieser in Brand und die jüngsten drei Mädchen ersticken an dem Rauch.
aufgenommen im Oktober 2018
Bild: Claudia Heigl
Die beiden Viertel werden zusammengelegt – es entsteht ein Halbhof
Um 1680 kaufen Georg und Agnes Geiger von Stephan und Agatha Huber die Erbgerechtigkeit auf deren Viertelbau. Dadurch wird der Geiger-Hof ein sog. „halber Hof“, mit etwa 50 Tagwerk Grundbesitz.
Nach dem Tod des Georg Geiger behält die Witwe noch vier Jahre den Hof, bis sie ihn ca. 1709 an ihren ältesten Sohn Simon weitergibt, der die Bauerstochter Walburga Schröck von Unterparkstetten heiratet.
Aus der Verbindung gehen neun Kinder hervor:
- Christoph (1709-1710)
- Joseph (*1711)
- Johann Georg (*1712) heiratet 1733 die Bauerswitwe Anna Maria Stubenhofer von Steinach Nr. 27
- Eva (*1714) als Kind verstorben
- Nikolaus (*1715)
- Katharina (1718-1722)
- Georg (1722-1742)
- Maria Eva (*1724) heiratet 1742 in Parkstetten den Bauern Mathias Bachl von Unterparkstetten Nr. 30
- Christoph (1727-1799), Hoferbe
Nachdem Walburg Geiger mit 49 Jahren stirbt, geht der Witwer noch zweimal eine Ehe ein – mit Anna Maria Freyer von Wörth und der Witwe Anna Semmelbeck von Steinach Nr. 34.
Aus diesen Ehen gehen jedoch keine Kinder mehr hervor.
1749 übernimmt der jüngste Sohn Christoph den Hof. Als Bäuerin holt er sich die Einwohnerstochter Ursula Landstorfer von Hirschling auf den Hof, die von ihm acht Kinder zur Welt bringt:
- Anna Maria (*1750)
- Johann (*1751) heiratet 1774 in Oberalteich die Bauerstocher Anna Maria Löffler von Gschwendt und lässt sich als Häusler in Furth nieder
- Andreas (*1753)
- Anna Maria (*1756)
- Simon (*1758) heiratet 1795 in Steinach Anna Maria Wolf von Pürstenberg und lässt sich als Söldner in Mengkofen nieder
- Johann Georg (*1761)
- Stephan (1763-1801), Hoferbe
- Anna Maria (*1766)
Als Ursula Geiger stirbt, heiratet der Witwer Christoph Geiger 1777 die Söldnerstochter Margaretha Kieninger von Scheibelsgrub.
Nach dem Tod des Vaters, übernimmt 1800 der jüngste Sohn Stephan den Hof von der Stiefmutter und seinen Geschwistern. Er nimmt die Bauerstochter Magdalena Schirmbrand von Agendorf zur Ehefrau.
Aber bereits nach 4-monatiger Ehe stirbt der 37-jährige Bauer. Die 25-jährige Witwe heiratet vier Monate später im Mai 1801 den 45-jährigen Bauerssohn Jakob Färber vom Atzlhof in Münster.
Drei Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Martin (1803-1862) heiratet 1838 in Münster Theresia Solleder, Müllerstochter von der Aichmühl11 und wird Kramer in Münster Nr. 16
- Anna Maria (*1804) heiratet 1827 in Münster den Müller Joseph Solleder von der Aichmühl11
- Joseph (1805-1832), Hoferbe
Im Jahr 1817 verstirbt die 65-jährige Bäuerin, und 1822 folgt ihr Ehemann Jakob Färber ins Grab. Zu diesem Zeitpunkt sind ihre drei Kinder noch minderjährig.
1827 übernimmt schließlich der 22-jährige Joseph Färber den Hof. Er heiratet die Müllerstochter Magdalena Weishaar von der Wenamühl bei Haselbach.
Doch im August 1828 stirbt die junge Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes, das ebenfalls nicht überlebt. Nur drei Monate später vermählt sich der Witwer erneut, diesmal mit der Bauerstochter Magdalena Petzkofer aus Hundsschweif.
Am 19. Oktober 1832 verstirbt Joseph Färber überraschend im Alter von knapp 27 Jahren. Da die Todesursache unbekannt ist, wird eine Obduktion veranlasst, die jedoch keine Aufklärung bringt.
Im Februar 1833 vermählt sich die Witwe mit dem Bauerssohn Georg Spanner von Gundhöring.
Das Ehepaar hat nochmals zwei Kinder:
- Helene (*1834) heiratet 1856 den Müller Johann Faistl von der Ziermühl bei Haselbach
- Michael (1837-1908) Hoferbe
Michael übernimmt 1859 den Hof mit 51 Tagwerk und nimmt die Bauerstochter Maria Wacker von Reibersdorf zur Ehefrau.
Zwei Kindergehen aus der Verbindung hervor, von dem nur Sohn Michael (*1864) überlebt.
Bei der dritten Geburt stirbt die 34-jährige Bäuerin.
Der Witwer geht wieder auf Brautschau und holt sich als zweite Ehefrau die Bauerstochter Anna Maria Leibl von Unterniedersteinach auf den Hof.
Sie schenkt 13 Kindern das Leben, von denen jedoch nur sechs das Erwachsenenalter erreichen:
- Xaver (1870-1949), Hoferbe
- Josef (1871-1915), ledig, Hofbesitzer in Wolferszell Nr. 22
- Ludwig (1872-1929), ledig, Hofbesitzer in Wolferszell Nr. 22
- Johann Baptist (1876-1945) heiratet Therese Schedlbauer und erwirbt das Wirtsanwesen in Agendorf
- Maria (*1876)
- Theresia (1878-1957), ledig
Hoferbe wird 1893 der älteste Sohn Xaver.
Nach der Übergabe des Hofes in Agendorf erwerben Michael und Maria Spanner das sog. Schuhbauern-Gütl oder Kramergütl in Wolferszell und verbringen dort ihren Ausnahm. Mit ihnen ziehen ihre erwachsenen unverheirateten Kinder Josef, Ludwig und Theresia in das Wolferszeller Anwesen mit ein.
Der Hoferbe Xaver vermählt sich mit der Bauerstochter Karolina Rothamer von Rotham.
Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Karolina (*1894) oo Johann Artmeier
- Maria (1896-1963), ledig
- Joseph (*1897)
- Therese (*1898) oo Lambert Dinzinger
- Sophia (*1901)
- Ottilie (*1905)
- Franz Xaver (1907-1983), Hoferbe
- Katharina (*1909) oo Joseph Loibl
Der jüngste Sohn Franz Xaver Spanner übernimmt 1935 den Hof und heiratet Therese Wolf von Kreuzberg.
links der Spanner-Hof aufgenommen ca. 1940
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach
gleiche Perspektive aufgenommen Januar 2021
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 64‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.83‘ Schuldbrief vom 1633
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P 61 I, fol. 55, Übergabebrief von 1671
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 44
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.83 Schuldbrief vom 01.03.1633
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P51, fol.68 Übergabe vom 22.08.1638
7 BZA Regensburg, Dekanatsakten Pondorf P7, Pfarrei Steinach
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.83 Schuldbrief vom 01.03.1633
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P51, fol.68‘ Übergabe vom 22.08.1638
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P 61 I, fol. 55, Übergabebrief von 1671
11 Theresia und Joseph Solleder sind Geschwister
Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 515, Konskription des Hauptkastenamts Straubing Amt Trudendorf von 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1814 - 1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 04.11.2024