Haus Nr. 8 „Der halbe Peselhof“
in Oberniedersteinach
von Claudia Heigl
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)
Dieser Hof mit ca. 100 Tagwerk gehört im Mittelalter der Familie Poxauer, die ihn an die Alte Kapelle nach Regensburg verkaufen.
1381 verkauft Anna die Poxau, Witwe des Hans Poxauer von Feldkirchen und ihr Sohn Caspar der Poxauer den Hof in Innersteinach, wo Ott der Pfeffer aufsitzt und ihren Hof in Gschwendt an die Alte Kapelle zum St. Johannes-Altar in Regensburg1.
14432 verspricht ein Steffen Pfefferl „nach Beilegung von Irrungen zwischen ihm und der Alten Kapelle“ zukünftig dem Stift seine Abgaben zu leisten3.
14814 wird ein Christian Angermair auf dem Gut genannt.
1547 muss Michael Aignmaier jährlich an St. Michaeltag 22 Pfennig und als Gegenleistung für die nicht vorgenommenen Weinfuhren (die lt. Schwarwerk durchgeführt werden müssten) 2 Schilling 2 Regensburger Pfennig an Albrecht Nothaft von Brennberg. Dieser verkauft das Recht an August von Nußberger zu Haunkenzell.5
Ab diesem Zeitpunkt muss der Hofbauer Abgaben an die Hofmarksherren von Haunkenzell entrichten.
Am 14.10.1555 verkauft der o.g. Michael Aignmaier sein Erbrecht auf dem Hof an seinen Sohn Achatz Aignmair6 7.
1566 ist Achatz bereits verstorben und die Brüder Georg, Leonhard und Wolf Aignmaier verkaufen an ihren weiteren Bruder Hans den Hof8.
15979 wird dann wieder ein Achatz Aigmaier Bauer auf dem Hof und 1611 bewirtschaften ihn ein Hans Aigmaier mit seiner Ehefrau Barbara10.
Nachdem die Familie Aigmaier über 130 Jahr auf dem Hof nachgewiesen ist, verschwindet sie in den Wirren des 30jährigen Krieges.
1639 finden wir Adam Pösl auf dem Hof. Die weitere Schreibweise des Namens ist auch Pesl. Nach ihm wird der Hof zukünftig benannt. Er ist mit der Wirtstochter Katharina Schink von Wolferszell verheiratet.
Neben dem Sohn sind noch drei Töchter von beiden bekannt:
- Ursula heiratet 1672 den Bader Johann Ring von Falkenfels
- Maria (*1660) heiratet 1683 Johann Stubenhofer (*1654), Sohn d. Bauerseheleute Georg und Rosina Stubenhofer von Gschwendt. 1690 macht Hans Stubenhofer sein Meisterstück und lässt sich als Hafner in Falkenfels nieder.
- Anna heiratet 1686 den Bauerssohn Andreas Unger von Reichersdorf.
Sohn Wolfgang Pösl folgt dem Vater, der sich mit Katharina Ortner (auch Ordtner, Artmann) von Wolferszell verheiratet.
Auch hier sind vier Kinder bekannt:
- 1712 werden Tochter Barbara und deren Ehemann Vitus Färber als Bauerseheleute in Oberniedersteinach bezeichnet, als sie ihren Sohn Johann Georg taufen lassen.
- Maria (*1695) heiratet 1715 den Bauern Andreas Luttner von Hagnzell
- Margaretha (*1697) heiratet 1717 einen Georg Johann, der im Schloss Steinach arbeitet
1716 ist Barbara’s Bruder Johann Pösl auf dem Hof, als er die Bauerstochter Ursula Söldner von Bärnzell heiratet.
Tochter Maria übernimmt den Hof und ehelicht den Sohn des Wiedenhofbauern Simon Spießl.
Schließlich übernimmt 1770 Sohn Mathias Spießl den Pesel-Hof und holt sich die Bauerstochter Anna Maria Leibl vom Rödlhof in Ascha als Bäuerin auf den Hof.
1790 verkaufen die Spießl’s ihr Anwesen in Oberniedersteinach und erwerben hierfür einen Hof in Oberwalting11.
Als neuer Bauer zieht Joseph Holzapfel von Gittensdorf ein. Er holt sich seine Braut Magdalena Hallmayr von der Mühle in Gschwendt. Als Joseph nach achtjähriger Ehe stirbt, heiratet die Witwe Andreas Leibl von dem Leibl-Hof in Unterniedersteinach.
Ihr Sohn Johann Georg übernimmt am 1834 das Anwesen und geht eine Verbindung mit Theresia Kammermayer von Rinkam ein.
1855 verkaufen Johann Georg und Theresia Leibl ihren 116 Tagwerk großen Hof in Oberniedersteinach und die Familie zieht weg.
In den nächsten Jahren wechseln die Eigentümer des Hofes oft:
1855 erwirbt Sebastian Buchner den Hof mit 116 Tagwerk.
1864 tauscht der den Besitz mit nun nur noch 96 Tagwerk mit Johann Nepomuk Frühmorgen
1865 tauscht ein Josef Wurm sein Anwesen in Bogen Nr. 158 1/3 gegen den Hof
1867 ersteigert Johann Nepomuk Frühmorgen das vergante Anwesen wieder.
1868 ersteigert es Michael Amberger, der aus Ritzenried bei Eschlkam stammt.
Sohn Alois übernimmt den 96 Tagwerk großen Hof 1876 und heiratet die Bauerstochter Maria Leibl von Gschwendt.
Beide vertauschen den Hof schließlich 1889 mit Joseph und Anna Muhr mit deren Anwesen in Mundlfing.
Keiner kann erahnen, wie sehr die Muhr’s das sittenstrenge dörfliche Leben in dem kleinen Weiler durcheinanderbringen werden.
Die neue Familie besteht, neben den Eltern, aus zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter Therese.
Der jüngere Sohn Hans, bandelt mit der jungen verheirateten Nachbarin Maria Leibl an. Aus finanziellen Gründen vertauscht die Familie 1896 den Hof wieder und die drei Muhr-Geschwister wandern nach Amerika aus.
Der Briefwechsel zwischen Hans Muhr und der Nachbarin Maria Leibl geht jedoch weiter und schließlich verlässt die fünffache Mutter ihre Familie und den Hof und flieht zu ihrem Schwarm nach Amerika.
Ein Drama beginnt, das der Steinacher Schlossbenefiziat Josef Schlicht in seiner Geschichte „Mutterlos" niederschreibt.
1894 vertauschen die Muhr's ihren Hof in Oberniedersteinach mit 28,6 ha mit Alois Buchner, gegen dessen Anwesen in Hermannsdorf Nr. 41
Aber bereits 1896 vertauscht Alois Buchner den Hof wieder mit Jakob und Therese Karl mit deren Anwesen in Steinburg Nr. 23
1902 gibt es wieder einen Hoftausch. Diesmal tauscht ein Johann Mittermeier hierher und die Familie Karl zieht auf dessen Anwesen Nr. 29 in Mitterfels. Johann Mittermeier war wohl ein Münchner Immobilienhänder. Er verkauft 16,8 ha von dem Grundbesitz und verkauft den Hof mit 11,77 ha
am 14.11.1906 an Josef und Maria Menauer.
1909 tauschen Johann und Maria Obermeier ihr Anwesen Hs.Nr. 53 in Au b. Ascha mit den Hof der Menauer's.
Tochter Anna Obermeier erbt 1951 den Hof und heiratet in erster Ehe Karl Schuster von der Spek und in zweiter Ehe Sebastian Wittenzellner.
1956 verkaufen sie das Anwesen an die Familie Kordik.
1 Schmid Joseph, „Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U.L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg“, Band 2, Regensburg 1911, Band 1, S. 73, Urkunde Nr. 385
2 Schmid Joseph, „Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U.L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg“, Band 2, Regensburg 1911, Band 1, S. 157, Urkunde Nr. 812
3 StA Landshut, Regierung Straubing A 3203, Akt wegen strittiger Grundherrschaft auf dem Hof in Niedersteinach zwischen des Stift zur Alten Kapelle und der Hofmark Haunkenzell, 1607
4 Schmid Joseph, „Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U.L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg“, Band 2, Regensburg 1911, Band 1, S. 237, Urkunde Nr. 1203
5 StA Landshut, Regierung Straubing A 3203, Akt wegen strittiger Grundherrschaft auf dem Hof in Niedersteinach zwischen des Stift zur Alten Kapelle und der Hofmark Haunkenzell, 1607
6 Schmid Joseph, „Die Urkunden-Regesten des Kollegiatstiftes U.L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg“, Band 2, Regensburg 1911, Band 2, S. 117, Urkunde Nr. 427
7 StA Landshut, Regierung Straubing A 3203, Akt wegen strittiger Grundherrschaft auf dem Hof in Niedersteinach zwischen des Stift zur Alten Kapelle und der Hofmark Haunkenzell, 1607
8 StA Landshut, Regierung Straubing A 3203, Akt wegen strittiger Grundherrschaft auf dem Hof in Niedersteinach zwischen des Stift zur Alten Kapelle und der Hofmark Haunkenzell, 1607
9 BayHSTA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels 1460 - 1599 , Alle zum Landgericht Mitterfels gehörten Hofmarken und Güter, worauf sie die Niederngerichtsbarkeit, Rais, Steuer, Scharwerk und aller Botmassigkeit haben 1597 S. 354‘
10 StA Landshut, Regierung Straubing A 5220, „1609-1611,1620: Das Kollegiatstift zur Alten Kapelle in Regensburg gegen das Spital Straubing wegen strittiger Grundherrschaft über zwei Sölden in der Hofmark Gschwendt“
11 "Die Leeb vom Donaugau" Autor: Wilhelm Ritter von Leeb, Schellenberg b. Berchtesgaden 1950, erschienen in der Verlagsreihe "Bibliothek familiengeschichtlicher Arbeiten, Band XII" vom Verlag Degener & Co., S. 267. Ihre Söhne Josef und Matthias Spießl teilten den Grund und Boden des Hofes in Oberwalting. Josef behielt die alten Hofgebäude und Mathias baute neue, in die als erste Bäuerin 1810 Therese Leeb einzog, eine tüchtige Bäuerin, ein "Eckstein" in der weiteren Entwicklung der Spießl und des Hofes, immer guter Laune und Gesangesfreudig. Der Hof umfasst 165 Tagwerk, davon 120 Tagwerk Felder, 25 Tagwerk Wiesen und 20 Tagwerk Wald
weitere Quellen:
- Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotkoll der Steuergemeinde Bärnzell vom April 1839
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 4, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 7, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1858 - 1960
- Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Steinach und der Pfarrei Kirchroth