Das Baronkreuz
von Claudia Heigl
Fährt man von Steinach Richtung Bärnzell, so fällt an der Abzweigung zum Sackhof ein ca. 6 m hohes Wegkreuz ins Auge - das Baronkreuz.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)
Das Kreuz steht auf einem 1,30 m hohen Granitsockel mit abgeschrägter Deckplatte. Der vergoldete Korpus des Heilands ist an einer etwa 5 Meter hohen Metallschiene angebracht. Das Monument ist von vier Ecksäulen umrahmt, die mit Ketten verbunden sind.
Auf dem Granitsockel des Flurdenkmals ist zu lesen:
„Errichtet von Rudolph Freiherrn v. Berchem-Königsfeld, koenigl. Bayer. Kämmerer und Gutsbesitzer auf Schloß Steinach“.
Darunter die Jahreszahl 1892, in der das Denkmal errichtet wurde.
Rudolf Freiherr von Berchem-Königsfeld erbte im Mai 1885, nach dem Tod seiner Mutter, das Schlossgut Steinach. Er war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gesund und litt an Encephalomalacia (Gehirnerweichung). In Folge der Krankheit erblindete er 1890. Der sehr gläubige Gutsbesitzer suchte vergeblich Hilfe bei den Ärzten und wallfahrte zu "Unserer Lieben Frau" nach Lourdes. 1892 ließ er als Zeichen seiner Frömmigkeit das Baron-Kreuz errichten.
Fünf Jahre später starb der Steinacher Gutsbesitzer Rudolph von Berchem-Königsfeld am 13.06.1897 an seinem 55. Geburtstag.
Bis in die 1980er Jahren war an Christi Himmelfahrt das Baronkreuz eine Station bei dem alljährlichen Flurumgang der Pfarrei Steinach.
Eine Aufnahme des Baronkreuzes etwa aus dem Jahr 1926.
Das Kreuz war flankiert von vier Pappeln und Totenbretter. Die Ketten waren damals noch nicht vorhanden.
Das Kreuz und die Eckpfeiler wurden beim Ausbau der Bärnzeller Straße etwas versetzt.
(Bild: Nachlaß Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Die vier Totenbretter für:
- Johann Bogenberger, Bauer v. Steinach (1857-1921)
- Anna Neidl, Bauerswitwe v. Bärnzell (1839-1920)
- Xaver Hilmer, Bauer v. Bärnzell (1855-1917)
- Maria Hilmer, Bauerswitwe v. Bärnzell (1862-1925)
Vielleicht stand an der gleichen Stelle ja bereits schon früher ein Kreuz, das als Wegmarke für die Abzweigung zum Sackhof diente, ähnlich wie auf das „Hohe Kreuz“ bei der heutigen Hohen-Kreuz-Kapelle südlich von Steinach.
Die Wegekreuze funktionierten als Wegweiser bei Weggabelungen von alten Handelsstraßen.
Sehr oft waren solche alten Fernhandelsstraßen von Kapellen oder Wegekreuzen mit beidseitigen hohen Bäumen begleitet, besonders an gefährlichen Abschnitten oder Wegegabelungen. So ein „Ensemble“ hatte eine wichtige Funktion als Orientierungspunkt für die Händler und Fuhrleute.
Genau an der Stelle des "Baronkreuzes" war so eine Weggabelung. Der rechte Weg führte über Bärnzell-Oberniedersteinach nach Norden Richtung Cham.
Die linke Abzweigung ging am Sackhof vorbei Richtung dem abgegangenen Dexenhof und schloss sich bei dem ehem. Bundeswehrdepot an die Hauptstrecke nach Roding/Cham an, die bei Sossau die Donau überquerte und über Münster nach Falkenfels führte.
Der Weg zum Sackhof.
Im Hintergrund ist noch der alte Straßenverlauf mit der Abzweigung des Weges zu erkennen.
(Bild: Nachlaß Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
erstellt: 20.10.2022
überarbeitet: 10.12.2022