Das Zollner-Anwesen Hs.Nr. 66

 

1583/1623/1641/1691: Schuhbauernsölde – 1760: Hallmer Gütl - 1808: Pellkofer Hof Hs.Nr. 17

 

heute Hafner Str. 9

  

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Erstes Benefiziatenhaus

In dem Landsteuer-Verzeichnis von 1699 wird dieses Anwesen als „altes Benefiziatenhaus“ bezeichnet.1 Dies lässt den Schluss zu, dass hier der Standort des ersten Benefiziatenhauses gewesen ist.  Der Gutsbesitzer Max von der Wart stiftet um 1400 eine wohlgebaute und wohlgelege Behausung, des Paul Fleischbauer seligen gewesen und von Hansen Pernzeller kauft“ an das Benefizium in Steinach.2

Die Lage war ideal. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche und zur damaligen Benefiziumskapelle St. Maria, die damals noch direkt an der Pfarrkirche auf dem Steinacher Friedhof stand, hatte das Haus einen wundbaren Blick auf den Bogenberg.

Als das Benefizium unter der Schlossherrin Anna von der Wart um 1550 einging und das Benefiziat über 30 Jahre verwaist lag, dürfte auch das Benefiziatenhaus von der Schlossherrin auf Leibrecht anderweitig vergeben worden sein.

Erst durch Wiguläus Hundt wurde das Benefizium 1583 wiedererrichtet. Zu dieser Zeit dürfte dann das spätere Benefiziatenhaus zwischen Kirche und Schloss von ihm erworben worden sein. Leider gibt es hierzu keinerlei urkundlichen Nachweise.

 

uraufnahme

Hier auf der Uraufnahme wurde die Hofstelle mit der Hs.Nr. 67 eingezeichnet.
Ab 1838 hatte der Hof die Hs.Nr. 66
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Bauernhof

1583 wird das Anwesen als Schuhbauernsölde bezeichnet, da ein Stefan Schuhbauer darauf das Leibrecht hat und Abgaben zahlt.3
Das Leibrecht bedeutet, dass er nur zu Lebzeiten das Nutzungsrecht auf dem Anwesen hat und es nach seinem Tod von der Hofmarksherrschaft, natürlich gegen eine Gebühr, wieder neu vergeben wird.

1623 folgt ein Ambrosy Schuhpauer, der mit seiner Mutter Margaretha darauf Leibrecht hat.4

 

Lt. Giltregister von 1641 ist ein haben Jakob und Barbara Fuchs auf der „Schuechpaur Sölde am KirchPühel“ das Leibrecht.5
Jakob ist seit 1639 mit der Bauerstochter Barbara Dirrigl von Unterniedersteinach Nr. 4 verheiratet.
Bei seiner Hochzeit wird der noch als Tagelöhner bezeichnet, ab 1640 erscheint er im Kirchenbuch als Söldner.
Das Ehepaar hat acht Kinder:
- Barbara *26.10.1640
- Magdalena *29.03.1642
- Gregor *02.06.1644
- Maria * 30.06.1646, Hoferbin
- Markus *01.11.1651, seit ca. 1676 Schuster in Steinach Nr. 68
- Jakob * 10.03.1654
- Paul *+ April 1656
- Barbara *16.06.1661 + 16.08.1699 mit 38 Jahren unverheiratet

 

1669 heiratet die Tochter Maria Fuchs den Bauerssohn Andreas Götzlbauer aus dem Getzlhof in dem Land ob der Enns.
Sie bringt sechs Kinder zur Welt:
- Gregor *1670
- Georg *1673 heiratet 1717 in einen Hof in Muckenwinkling ein (Hs.Nr.53) und wird dort Weber.
- Magdalena *1675
- Simon *+1678
- Simon *1680, Hoferbe
- Margaretha *1684

 

1699 zahlt Andre Gözlpauer von dem „alten Benefiziatenhaus“ 4 Schilling Pfennige Steuer. Das Haus wird mit 10 Pfund Pfennige bewertet.
Der Söldner besitzt außerdem zwei Ochsen und eine Kuh, für die er ebenfalls Steuer abführen muss.6

1708 übergibt der verwitwete Andreas Götzlbauer die Erbrechtssölde an seinen Sohn Simon, der die Bauerstochter Maria Schäffler von Roßhaupten zur Ehefrau nimmt.7

Eine Tochter mit Namen Walburga kommt von dem Ehepaar 1710 in Steinach zur Welt, dann zieht die Familie von Steinach fort.

 

Fuchs Besitzer

 

Neuer Hofbesitzer werden um 1710 Georg und Elisabeth Echinger.
Georg ist der Sohn des Tagelöhners und Totengräbers Gregor Echinger, der gegenüber wohnt. Seine Ehefrau Elisabeth die Tochter des Hafners Georg Grüneisl von Steinach. Beide haben bereits 1701 geheiratet und werden seitdem als Schneiderseheleute bezeichnet.
Acht Kinder sind von Ihnen bekannt:
- Maria Margaretha *1705
- Johann Stephan *1707 heiratet 1734 Elisabeth Aichinger von Steinach und ist zunächst Schuster in Steinach und Agendorf, bevor er ab 1742 Kramer in Steinach Nr. 56 wird.
- Maria Ursula *1710
- Mathias (ca. 1713-1777) heiratet 1732 die Witwe Barbara Schötz von Münster Nr. 50
- Franz Andreas 1713-1717
- Georg *1715
- Johann Thomas *1719
- Maria (ca.1721-1768) Hoferbin

 

1747 übernimmt Tochter Maria den Hof und geht eine Ehe mit dem Kramerssohn Johann Joseph Berger von Steinach Nr. 55 ein.

Nachdem Joseph Berger nach fünfjähriger Ehe mit 32 Jahren stirbt heiratet die Witwe 1757 den Schusterssohn August Wallner von Geiselhöring.

Nach ihrem Tod vermählt sich der Witwer 1769 mit Magdalena Edbauer von Unterwachsenberg.

 

Echinger Besitzer

 

Interessanterweise wird das Anwesen 1760 im Hofanlagsbuch als „Hallmer Gütl“ bezeichnet. Es bleibt ein Rätsel, woher dieser Name kommt.8

 

Zwischen 1790 und 1800 verkaufen Magdalena und August Wallner das Anwesen an Johann und Maria Pellkofer von Stallwang.
Das Ehepaar Wallner erwirbt im Gegenzug das Nachbaranwesen Nr. 64 (heute Kirchenparkplatz und Teil des Friedhofes in Steinach).

Sohn Kaspar Pellkofer übernimmt 1813 das Anwesen von den Eltern und nimmt die Bauerstochter Anna Maria Foidl von Rotham zur Ehefrau.

 

Pellkofer Besitzer

 

1835 tauschen Kaspar und Anna Maria Pellkofer ihr bisheriges Anwesen mit dem größeren Hof des Joseph Waas Hs.Nr. 55 (heute Fischer-Anwesen in der August-Schmieder-Str.40).

 

Waas Besitzer

 

Aber bereits zwei Jahre später erwirbt der Müllerssohn Johann Pummer und seine Braut Katharina Dietl von Eben, das Anwesen von der Familie Waas.

1861 übergibt Johann Pummer den Hof an seinen unehelich geborenen Sohn Jakob Pummer. Bei dessen Hochzeit wird als Mutter eine Anna Wenninger angegeben.

Jakob heiratet Anna Gerstl, die Mutter seiner ebenfalls vorehelich geborenen Tochter Anna. (Siehe hierzu uneheliche Kinder.)

 

Im November 1879 übernimmt Tochter Anna Pummer das Anwesen von den Eltern und vermählt sich mit dem Bauerssohn Joseph Zollner von Englberg.

1885 errichtet Anna und Joseph Zollner neben dem alten Wohnhaus ein neues Haus, dass die Hs.Nr. 85 erhält.

 

neg stei 20 kopie 3

 

 


Das alte Wohnhaus verkaufen sie am 23.12.1885 an Joseph’s Schwester Margaretha, die mit Joseph Amann von Oberwachsenberg verheiratet ist.

 

Das Ehepaar bewirtschaftete vorher einen Hof in Oberwachsenberg.

Zwei bekannte Kinder kamen in der Ehe zur Welt:
- Theresia (1874-1951) heiratet 1898 Johann Schwarz von Steinach Nr. 52 und 1903 dessen Bruder Ludwig.
- Maria (*1888) heiratet 1908 den Bauern Alois Knott von Steinach Nr. 32

 

Pummer Amann Besitzer

 

 

Im März 1911 erwirbt ihr Neffe Joseph Zollner jun. das Haus wieder von seiner Tante. Im gleichen Jahr übernimmt er den Hof von den Eltern Joseph und Anna Zollner. Das ursprüngliche alte Bauernhaus bricht er später ab.

Somit sind beide Anwesen wieder zusammengeführt worden. Die Hofstelle behält die neue Hs.Nr. 85.

Die alte Hs.Nr. 66 erlischt.

 

 

 

 

1 Archiv für Heimatgeschichte, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699, fol. 3
2 Schlicht Josef, Steinach – ein niederbayerisches Geschichtsbild, erschienen im Unterhaltungsteil des Straubinger Tagblatt am 26.02.1883
3 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
6 Archiv für Heimatgeschichte, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699, fol. 3
7 StA Landshut, Hofmark Steinach 405, Übergabevertrag von 1708, fol. 36'
8 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760

 

Weitere Quellen:
Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“

Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10579, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10583, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 - Ende, 1859 – 1906

StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10587, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66-Ende, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Das Zollner-Anwesen Hs.Nr. 85

früher Hs.Nr. 66

 

heute Hafner Str. 9

 

 von Claudia Heigl

 

 

 Im November 1879 übernimmt Tochter Anna Pummer das Anwesen Nr. 66 (Hafner Str. 9) von den Eltern und vermählt sich mit dem Bauerssohn Joseph Zollner von Englberg.

 

1885 errichtet Anna und Joseph Zollner neben dem alten Wohnhaus ein neues Haus, dass die Hs.Nr. 85 erhält. 
(Bis zur Einführung der Straßennamen erhielt jedes neu erbaute Haus in Steinach die nächst höhere Hausnummer, egal wo es erbaut wurde.)

 

 

neg stei 20 kopie 5

vorne an der Straße das alte Bauernhaus, dahinter der Neubau von 1885, der die Hs.Nr. 85 erhält

aufgenommen 1956
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte, Bestand Luftbildverlag Bertram

  


Das alte Wohnhaus verkaufen sie an Joseph’s Schwester Margaretha, die mit Joseph Amann von Oberwachsenberg verheiratet ist.

Das Zollner-Ehepaar hat zehn Kinder, von denen sechs im Kleinkindalter sterben. Vier Kinder erreichen das Erwachsenenalter:
- Franziska (*1883) heiratet 1909 Alois Meier
- Anna (*1885)
- Joseph (1887-1927), Hoferbe
- Maria (*1888) heiratet 1920 Joseph Pflügl

 

 

fo stei 1013 kopie

Das "neu" erbaute Zollner-Haus mit der Hs.Nr. 85
aufgenommen 1942
Familie Zollner, Steinach

 

 

Den Hof übernimmt im September 1911 der einzige Sohn Joseph.  Im März desselben Jahres hatte er bereits das frühere Bauernhaus (Hs.Nr. 66) von seinem Onkel und Tante Joseph und Margaretha Amann erworben, dass später abgebrochen wird. Somit sind beide Anwesen wieder zusammengeführt worden. Die Hofstelle behält aber die neue Hs.Nr. 85.

 

1912 heiratet er die Söldnerstochter Therese Bachl von Steinach Nr. 8.
Zehn Kinder gehen aus der Verbindung hervor, von denen ein Zwillingspaar kurz nach der Geburt stirbt:
- Therese (1913-1979), verh. mit Otto Berger von Steinach Nr. 72
- Joseph (1915-1942), vermisst im 2. Weltkrieg
- Karolina (1918-1998)
- Karl (*1920)
- Maria (*1921) verh. Högerl
- Anna (1922-2009), verh. Langhans
- Franz Xaver (1925-2023), wohnhaft in Wolferszell
- Adolf (1927-2013), Hoferbe

 

fo stei 1087 kopie

 Therese Zollner geb. Bachl und Joseph Zollner
mit den Kindern Josef und Therese
aufgenommen 1917
Bild: Familie Zollner

 

Kurz nach der Geburt des jüngsten Kindes, stirbt der 40-jährige am 11.08.1927 an Malaria und Brechdurchfall, eine Folge des ersten Weltkrieges. Die Witwe muss ihre acht Kinder zwischen 14 Jahre und 3 Monaten alleine großziehen.

 

fo stei 1016 kopiehinten v.l.Karl (1920), Therese verh. Berger (1913), Joseph (1915), Karolina verh. Kohlmeier (1918),
vorne Mutter Theres Zollner (1885-1968), Maria verh Högerl (1921) Anna verh. Langhans (1922), Adolf (1927), Großmutter Zollner Anna geb. Pummer (1858-1942), Franz Xaver (1925-2013)
aufgenommen 1933
Bild: Familie Zollner, Steinach

 

 

fo stei 1089 kopie

 Das Wohnhaus aufgenommen 1990 kurz vor dem Abriss
Das alte Haus wurde durch einen Neubau ersetzt.
Bild: Familie Zollner, Steinach

 

 

zollner besitzer

 

1952 übernimmt der jüngste Sohn Adolf (1927-2013) den Hof und ehelicht die Landwirtstochter Therese, geb.Bogenberger (1929-2024) von Steinach.

 

2024 wird das ehemalige Zollner-Anwesen von der Gemeinde Steinach erworben. Seit 2025 ist in dem Haus der Seniorentreff untergebracht.

 

luftaufnahme april 2025

 aufgenommen im April 2025
Bild: Claudia Heigl

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10583, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 - Ende, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10587, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66-Ende, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Veröffentlicht: 27.12.2025

 

 

 

Die Lehner-Sölde Hs.Nr. 18 – heute Heimerl-Anwesen

 

1583/1623: Die Ackermaiersölde –1641: Die Ackermaier- oder Zellersölde - 1691: Sölde -
 1760: 1/8 Bach Sölde - 1808: 1/8 Lehner Hof Hs.Nr. 50 - ab 1838: Hs.Nr. 18

 heute August-Schmieder-Str. 8

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Hof im unteren Dorf trägt im Jahr 1583 die Bezeichnung „Ackermaiersölde“. Zu dieser Zeit besitzt Hans Ackermaier das Erbrecht auf dem Anwesen. Doch schon damals wird Wolfgang Zeller als sein Nachfolger genannt.1 

Auch im Stiftregister von 1623 erscheint Zeller erneut, inzwischen mit einem weiteren Nachfolger: dem Schmied Erhard Stark.2 Der Schmied hat auch die Schmiedwerkstatt auf Leibrecht erhalten.
Er scheint auch bei dem Überfall der Schweden im Jahr 1637 vertrieben oder getötet worden sein. Denn 1641 wird auf der Schmiede Sebastian Grieneisen genannt. 

 

uraufnahme

Das Anwesen erhielt die Hs.Nr. 18
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Auf der Ackermaier- oder Zellersölde, wie der Hof nun genannt wird, führt 1641 der Zimmermann Gregor Burgstaller Abgaben ab.3

In den Kirchenbüchern von Steinach finden sich Einträge über zwei seiner Kinder – Georg, der 1644 stirbt, und Maria, geboren 1645.
Eine weitere Tochter, ebenfalls Maria genannt, kommt 1647 in Wolferszell zur Welt.

 

Burgstaller Besitzer

In den Steuerregistern klafft danach eine Lücke von etwa fünfzig Jahren.
Wahrscheinlich lebt in dieser Zeit der Söldner Kaspar Zollner auf dem Hof, der 1666 in Steinach begraben wird.
Seine Tochter Anna heiratet 1674 in Münster den Häusler Christopher Glächsl (Hs.Nr. 33).

 

Jakob Zollner, vermutlich ein Sohn Kaspars, ist hier ansässig. 1691 zahlt er für seine Sölde 45 Kreuzer Steuer, und 1699 wird sein Haus auf 15 Pfund Regensburger Pfennige geschätzt.4

Seit 1669 finden sich in den Kirchenbüchern Taufen von Kindern Jakobs und seiner Frau Magdalena. Ihr Traueintrag ist jedoch nicht verzeichnet.
- Eva (*14.02.1669 + 18.08.1669)
- Balthasar (*12.07.1670)
- Balthasar (*14.08.1672) heiratet 1704 die Bauerstochter Maria Billinger und wird als Halbbauer in Steinach ansässig. Wo genau ist jedoch unklar.
- Michael (*09.09.1677 + 20.09.1677)
- Simon (*28.10.1683), Hoferbe

 

Simon Zollner tritt 1702 die Nachfolge an und heiratet die Schneiderstochter Margaretha Bachl aus Münster.

Das Paar hat zahlreiche Kinder:
- Johann (*1703)
- Maria Anna (*1705)
- Lorenz und Tiburtius (*1707)
- Maria (*1709)
- Michael (*1710) heiratet 1755 die Tagelöhnerstochter Katharina Schießl von Steinburg
- Mathias (*1713), Hoferbe
- Johann Nikolaus (*1715), als Kind verstorben

 

Nach Margarethas Tod heiratet Simon erneut, diesmal Elisabeth Meßerer aus Aiterhofen.
Aus dieser zweiten Ehe stammen sechs weitere Kinder:
- Johann Jakob (1718-1722)
- Joseph (*1721) heiratet 1749 Maria Hien und lässt sich als Häusler in Steinach Nr. 34 nieder
- Johann (*1724) heiratet 1755 Maria Riedl und wird Tagelöhner in Steinach
- Barbara (*1727)
- Maria (*1731) als Kind verstorben
- Martin (*1732)

Mathias, Sohn aus erster Ehe, übernimmt 1751 den Hof und heiratet die Bauerstochter Barbara Bründl von Oberniedersteinach Nr. 10.
Das Paar hat nur eine Tochter, Katharina, die später den Hof übernimmt.

 

Als Barbara 1765 stirbt, heiratet Mathias sechs Wochen später erneut, Barbara Burghauser.
Von den beiden Kindern dieser Verbindung überlebt nur Mathias, der 1766 geboren wird.
Er heiratet 1796 die Söldnerstochter Maria Anna Piendl aus Oberascha und übernimmt mit ihr den Hof der Schwiegereltern.

 

Das Glück der Familie währt nicht lange: Im Februar 1771 sterben sowohl Barbara als auch ihr Ehemann Mathias kurz nacheinander.

Zurück bleiben die vierzehnjährige Katharina und ihr kleiner Bruder Mathias, der noch keine fünf Jahre alt ist. Nur wenige Monate später heiratet die jugendliche Katharina den Bauerssohn Johann Georg Treml von Rammersberg. Über das Paar gibt es jedoch außer dem Traueintrag keine weiteren Hinweise in den Kirchenbüchern.

 

 

Zollner Besitzer

 

 

1785 zieht ein neuer Bauer auf den Hof ein: Andreas Lehner aus Tempelhof. Mit seiner Frau Anna Pummer von Kögl führt er den Betrieb weiter, doch die Ehe bleibt kinderlos.

 

heimerlanwesen1856 hinten

Das Heimerl-Anwesen aufgenommen 1956
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach

 

Am 02.01.1791 bringt Annas Schwester Katharina Pummer5 in Steinach einen unehelichen Sohn namens Sebastian zur Welt. Vater ist der Bauerssohn Franz Bachmayer von Semmersdorf6.

Vermutlich bleibt das Kind bei Andreas und Anna Lehner und wächst dort als Pflegekind auf.

 

1819 übernimmt Sebastian Bachmayer das Anwesen. Er heiratet die Müllerstochter Anna Maria Solleder von der Aichmühl.

Ihr gemeinsamer Sohn Sebastian wird 1823 geboren und später Häusler in Steinach Nr. 7 (Brunnenweg 6).

Drei Jahre nach seiner Geburt stirbt der Vater mit nur 32 Jahren an Lungenschwindsucht.

 

Die junge Witwe heiratet daraufhin den Bauerssohn Johann Hahn aus Kirchroth.
Das Paar hat acht Kinder:
- Johann (*1825) heiratet 1854 in Pondorf Anna Maria Schwarz von Niederachdorf und lässt sich in Oberzeitldorn nieder. Sein Sohn Franz Xaver heiratet 1886 in den Pellkofer-Hof in Steinach Nr. 55 (heute Fischer, August-Schmieder-Str. 40) ein
- Georg (*1828)
- Theresia (*1830)
- Anton (*1833)
- Helena (*+1838)
- Joseph (*1839)
- Franz Xaver (*1842)
- Michael (1845-1897), Hoferbe

 

1874 übernimmt der jüngste Sohn Michael Hahn den Hof. Er ehelicht die Bauerstochter Maria Foidl von Steinach Nr. 14 (August-Schmieder-Str. 2).
Michael nimmt am Deutsch-Französischen Krieg teil, dient im Infanterie-Leib-Regiment (3. Bataillon) und wird am 9. Dezember 1870 bei der Schlacht bei Beaugency verwundet.

 

Lehner Besitzer

 

Da die Ehe kinderlos bleibt, verkauft die Witwe nach Michaels Tod den Hof 1900 an Joseph Heimerl, der aus dem Heimerl-Hof in Steinach Nr. 11 (Brunnenweg 1) stammt.

 

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aufgenommen 1960
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

 

Joseph heiratet die Bauerstochter Margaretha Scheubeck vom Kindlasberg.

Sie bringt elf Kinder zur Welt, von denen vier im Säuglingsalter sterben.
Als 1932 der 58-jährige Joseph stirbt, bleibt seine Witwe mit sieben Kindern zurück.

 

fo stei 1834 kopie

Franz Xaver und Margareth Heimerl
aufgenommen am 20.11.1906
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

 

Heimerl Besitzer

 


Sie führt den Hof noch achtzehn Jahre lang allein weiter, ehe sie ihn an ihren jüngsten Sohn Franz Xaver Heimerl übergibt.

 

neg stei 79 ausschnitt

 Der Heimerl-Hof aufgenommen 1980
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bestand Luftbildverlag Bertram, München

 

 

 

  

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister über das adlige Gut und Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
5 Katharina Pummer ehelicht einen Norbert Schütz, Hausbesitzer in Straubing. Dieser unterzeichnet auch die Heiratslizenz von seinem Stiefsohn (Pfarrarchiv Steinach).
6 Von Franz Bachmayer, Unterziegelmeister in Straubing, kommt am 10.10.1798 eine Tochter namens Anna Maria in Straubing zur Welt.

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10579, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10582, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10586, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960

 

 

Veröffentlicht: 12.11.2025

 

 Das Lohaus Hs.Nr. 9 1/2 in Gschwendt

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

„Ein Haus zu Gschwendt, Lohaus genannt“

Das sogenannte Lohaus erscheint bereits im Jahr 1630 in den Aufzeichnungen des Bürgerspitals Straubing und wird dort ausdrücklich als zum Wirtshaus gehörig bezeichnet. Es befand sich gegenüber dem Wirtshaus auf einem Wiesengrund, unweit des damals bestehenden Backofens. Auf dem Gebäude ruhte eine Krämergerechtigkeit. Das Haus umfasste zu dieser Zeit eine Stube, zwei Kammern und ein Obergeschoss. Zum zugehörigen Besitz zählten ferner ein Stadel sowie ein kleiner Stall.

 1630: „Georg Stubenhofer Würth hat ein Lerhaus gleich gegenüber der Tafern das Lohaus genannt.
Ein Haus zu der Tafern gehörig, so das Lohaus genannt, Georg Stubenhofer hat ein Ploß laß Haus liegt gleich gegenüber der Tafern. Das Lohaus genannt steht mitten in des Wirtes Gründen und Wies.
Zu negst bey seinem Packofen, gleich daran die Kuglstatt, gehört zu obbemelter Taferne, hat ain Stuben, zwei Kömmern, ein Poden, ain Städel und Ställel, hat Gerechtigkeit auf ein Crämerei, aber ist kein Brief vorhanden.“
1

Das in den Quellen als Lohhaus, Lohaus oder Lonhaus bezeichnete Gebäude erhielt seinen Namen von der angrenzenden Flur Lohfeld. Der Flurname leitet sich sehr wahrscheinlich vom althochdeutschen loh für ein lichtes Waldstück oder eine Rodungsfläche ab. Das Lohhaus war demnach das Haus „am Lohfeld“, also ein zum Wirtshaus gehöriges Nebengebäude, das in dieser Flur lag. Vereinzelt wird das Gebäude auch als Ploßhaus bezeichnet, eine mundartliche Variante, die ebenfalls auf eine offene, unbewaldete Fläche hinweist.

 

uraufnahme

Das Lohhaus erhielt nach der Abtrennung vom Wirtshaus die Hs.Nr. 9 1/2 
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Mit dem zum Wirtshaus gehörenden Lohaus waren stets die jeweiligen Gastwirte zugleich Inhaber dieses Hauses (siehe hierzu auch Wirtshaus in Gschwendt:

1656: Thomas Georg, Sohn des Handelsmannes Georg Stubenhofer, wird als Wirt in Gschwendt genannt. Nach dem Tod seiner Ehefrau Anna Sabina Nißl heiratet er 1667 Magdalena Thanner aus Haselbach. Noch im selben Jahr verstirbt Thomas Georg; seine Witwe heiratet 1669 Peter Ludsteck aus Reibersdorf.
1706: Die Tochter Maria Ludsteck heiratet Wolfgang Seidl aus Neumark in Böhmen. In der Ehe werden vier Kinder geboren: Johann Stefan, Andreas, und Magdalena.
1731: Das Wirtshaus samt Lohhaus fällt an deren ältesten Sohn Stefan Seidl, der Klara Elena Klugmann, Tochter des Wirtes Johann Klugmann von Au heiratet.2
1742: Nach dem Tod Stefans heiratet die Witwe Klara Seidl Franz Thanner aus Gonnersdorf. Nach dem Tod von Klara heiratet Franz Thanner im Jahr 1745 Maria Catharina Probst aus Eggenfelden.
1768: Die Wirtstochter Walburga Thanner übernimmt mit ihrem Ehemann Lorenz Brandstetter aus Bruckhof das Anwesen, einschließlich Bier- und Branntweinausschank sowie Kram- und Metzgergerechtigkeit. Zu den Besitzungen zählen das Thurmaiergütl, das Lohrhäusl und insgesamt neun Weiher.3 Walburga stirbt 1776 und hinterlässt ein Kleinkind mit 3 ½ Jahren und einen Säugling mit ¼ Jahr.
1777: Der Witwer Lorenz Brandstetter heiratet Margaretha Sämer aus Furth im Wald; aus dieser Ehe geht ein Sohn hervor, ebenfalls Lorenz genannt.

 

Am 23. Januar 1782 stellt Lorenz Brandstätter einen Stiftbrief aus, durch den er Jakob Späth für die Dauer von vier Jahren die Metzger- und Kramgerechtigkeit sowie die Behausung auf dem „Bütlhof“ überlässt. Der Bütlhof muss das Lohhaus gewesen sein, da es bei einem späteren Stiftbrief wieder als solches bezeichnet wurde. Späth hat im Rahmen dieser Verleihung die üblichen Abgaben zu entrichten, darunter das herkömmliche Schutzgeld, die Inleutsteuer sowie die Herdstättengelder.4

Offenbar wurde der Vertrag vor Ablauf der vorgesehenen Frist beendet, denn bereits am 25. Mai 1784 wurde ein weiterer Stiftsbrief ausgestellt. Darin überträgt Lorenz Brandstätter die Metzger- und Kramgerechtigkeit samt der Behausung nun an Georg Kufner aus Viechtach, und zwar für die festgesetzte Dauer von sechs Jahren.5

Am 1. Juni 1799 verstiftet der Tafernwirt Lorenz Brandstetter die Metzger- und Krämersgerechtigkeit sowie das sogenannte Lohnhaus an Michael Praun, einen verheirateten Metzgerssohn aus Münster, der zu dieser Zeit das Metzgerhandwerk in Bogen ausübte.6

Am 20. September 1803 verstiftet Lorenz Brandstetter dem ledigen Metzgerknecht Anton Schneider, angehender Söldner zu Rattiszell, seine Metzger- und Krämergerechtigkeit sowie die Behausung auf dem sogenannten Lohnhaus. Die Verleihung gilt für die Dauer von drei Jahren, also bis 1806. Als Zeugen treten der Amtsschreiber Johann Michael Schuegraf sowie Josef Zeitlmayr, beide aus Gschwendt, auf.7

Am 9. August 1823 übernimmt Lorenz Brandstetter, der erst neunzehnjährige Sohn des Wirtes, das gesamte Anwesen von seinem Vater um den Betrag von 9.300 Gulden. Im Jahr 1827 vermählt er sich mit Anna Maria Bergmaier.8

1871 erbt Ludwig Brandstetter mit dem Wirtshaus auch das zugehörige Lohhaus.9

1888 übernimmt Sohn Lorenz. Dieser vermählt sich im Jahr 1890 mit Therese Landstorfer.

 

wirtshaus 1935 kopie

Jahrhundertelang gehörte das Lohhaus zum Wirtshaus
Links im Bild das Deuschl-Anwesen, rechts das Wirtshaus,
aufgenommen ca. 1935.



 

Das Lohhaus wird vom Wirtshaus unabhängig

Im Jahr 1908 wird das Lohhaus erstmals als eigenständige Hausnummer geführt. Inhaberin ist Maria Reifner; das Anwesen wird beschrieben als „Lohhaus mit Stall unter einem Dach, Wagenremise und Hofraum“.

 

1909 erwerben Michael Weber und Franziska, geb. Sieber von Thal bei Traitsching den Besitz.

1913 erfolgt die Übergabe an deren Sohn Josef und seine Frau Anna, geb. Ring.10

 

Weber Besitzer

 

1914 verkauft das Ehepaar Josef und Anna Weber das Anwesen an den Witwer und Metzger Jakob Baumgartner aus Stallwang.

 

Im August 1914 tauschen Johann und Franziska Krottenthaler, letztere eine geborene Stelzl, das kleine Anwesen gegen ihren Besitz in Loitzendorf. Dieser lässt das Wohnhaus erhöhen.11

 

plan lohhaus

Bauplan Johann Krottenthaler in Gschwendt über die Erhöhung des Wohnhauses, Oktober 1914.
Quelle: StALa, Baugenehmigungsakten BezA/LRA Bogen 2369

 

lohhaus 1970 1 kopie

So hat das Bauernhaus nach der Aufstockung ausgesehen.
Bild: aufgenommen ca. 1970

 

 

Krottenthaler Besitzer

 

 

Franz Xaver Deuschl, Landwirt in Hagnberg Nr. 39 und seine Ehefrau Maria, geb. Fuchs erwerben am 19.06.1928 den Hof für 15 000 Goldmark.

Franz-Xaver Deuschl ist am 17.03.189612 in Hagnberg als Sohn von Johann und Josefa, geb. Scheubeck aus Buchberg, zur Welt gekommen. Sein Bruder Johann Deuschl, geb. 26.12.1890, ist am 17.06.1917 im ersten Weltkrieg gefallen. Maria Fuchs wurde am 27.08.1898 als Tochter des Bauern Michael Fuchs aus Hinterbuchberg und dessen Ehefrau Franziska Zollner geboren.13

Xaver Deuschl war ab ca. 1948 bis in die 1960er Jahre Bürgermeister in Gschwendt.

 

Deuschl Besitzer

 

deuschl 1950

rechts außen Xaver Deuschl
aufgenommen ca. 1950 in Ascha

 deuschl ehgartner jagd

Links Franz Xaver Deuschl, daneben Ehgartner, dritter von links Theo Hölzl aus Ascha, rechts Josef Haimerl aus Gschwendt, kniend Paul Ammer
nach der Jagd
aufgenommen ca. 1960

 

jagdbild

Rechts hinten Franz-Xaver Deuschl, 3. von links hinten: Merl (Au).

 

 

lohhaus 1970 2 kopie

Das Haus ist inzwischen abgerissen.
aufgenommen ca. 1970

 

  

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 812.
2 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1586).
3 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1589).
4 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1589).
5 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1591), Stiftsbrief auf 6 Jahr 25. Mai 1784.
6 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1594), Stiftskontrakt 75fl.
7 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1596), Stiftskontrakt.
8 StALa, Grundsteuerkataster 208.
9 StALa, Grundsteuerkataster 214.
10 StANürnberg, Notariatsurkunde Nr. 46, Mitterfels.
11 StALa, Grundsteuerkataster 214.
12 https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/mitterfels/Mitterfels004/?pg=190.
13 https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/mitterfels/Mitterfels004/?pg=204.

Das 1/16 Webergütl Hs.Nr. 11 in Wolferszell

 

heute Chamer Str. 8, Eich

 

1808: Hs.Nr. 7

 

von Claudia Heigl

 

 

 

1579 bestand das Anwesen in Wolferszell lediglich aus einem kleinen hölzernen Söldenhäusl, zu dem kein Grundbesitz gehörte.
Walburga, Witwe des Michael Zöfel, zahlte dafür an den fürstlichen Kasten in Straubing 12 Regensburger Pfennige Zins.1

 

Weitere Besitzer laut dem Salbuch von 1579 waren:

Paul Vischer

Hans Werle

 

uraufnahme

1838 erhielt das Anwesen die Hs.Nr. 11
Uraufnahme aus dem Jahr 1838
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Zeit des Dreißigjährigen Krieges

1640 wird Blasius Bach mit seiner Ehefrau Katharina als Besitzer genannt.
Katharina stirbt noch im selben Jahr, und der Witwer heiratet am 29. Mai 1641 die Anna Limer, Witwe des Johann Limer von Stallwang.
Eine Tochter namens Maria wird am 19. Mai 1642 in Wolferszell geboren. Danach verliert sich die Spur der Familie.

 

 

Bach Besitzer

 

 

Wahrscheinlich traf sie das gleiche Schicksal wie viele Bewohner von Wolferszell:
Im Juli 1647 fielen schwedische Truppen in die Gegend ein, blieben drei Monate, verwüsteten die Höfe und töteten oder vertrieben die Bevölkerung.
In den folgenden Jahren lagen viele Höfe brach, Äcker und Wiesen verödeten.2

 

fo wolf 39 ausschnitt

Das "Webergütl" aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

Verbindung zum Fischerhof

Das Haus wurde später als Zubau zum Fischerhof Nr. 21 (Mühlenweg 2, Miedaner) genutzt.
Ab etwa 1651 hatte das Söldenhaus die gleichen Besitzer wie der Fischerhof in Wolferszell – und das blieb rund 140 Jahre lang so.

Vermutlich wohnten in dem kleinen Haus die Weberfamilien von Wolferszell, wodurch sich der Name „Webergütl“ etablierte.

 

Die Weberfamilie Stubenhofer als Inwohner

1681 erwarb der Weber Mathias Stubenhofer das Söldenanwesen (Haus Nr. 4, heute Chamer Straße 6) von seinem Schwager Blasius Schmidbauer.
Das Einkommen der Familie reichte kaum zum Leben.


1710 verkaufte sein Sohn Georg Stubenhofer das Anwesen an den Wirt Hans Georg Rieger von Wolferszell.
Die Familie Stubenhofer zog daraufhin als Inwohner in das benachbarte Haus, wo die Brüder Christoph und Georg Stubenhofer gemeinsam das Weberhandwerk ausübten.

Nachkommen der Familie Stubenhofer

Christoph Stubenhofer und Ehefrau Katharina

  •  Ursula (*1713)

Georg Stubenhofer und Ehefrau Susanna

  • Kaspar (1712–1783) – Maurer und Weber in Steinach Nr. 31
  • Florian (*1715) – heiratet 1745 Katharina Holzer, Tochter des Hofbauern Markus Holzer vom Schlossgut Steinach
  • Elisabeth (*1718) – heiratet 1739 Georg Buchner, Bauer von Muckenwinkling Nr. 60
  • Jakob (1721–1772) – bleibt als Weber und Inwohner im Haus, heiratet Katharina Füssl aus Kleinneundling

Nach Jakobs Tod heiratet seine Witwe den verwitweten Weber Mathias Berl von Au bei Ascha (Haus Nr. 38).

 

 

Stubenhofer Einwohner

 

 

 

Wiederabtrennung vom Fischerhof

1791 verkauft der Fischerhof-Bauer Josef Weber das Haus an den Kramer Adam Wiesmüller aus Wetzelsberg.
Die günstige Lage an der Straße zwischen Straubing und Cham brachte dem Kramer gute Kundschaft.

 

 

Wiesmller Besitzer

 

 

1807 verkauft Wiesmüller das Haus und erwirbt dafür das Schuhbauerngut (Haus Nr. 22, heute Chamer Straße 4).
Neuer Eigentümer wird der ledige Schuhmacher Johann Drechsler (1776–1850).

 

1843 kauft Georg Miethaner das Anwesen, verkauft es jedoch 1853 weiter an den Bauerssohn Josef Mauser von Krumbach.
Josef heiratet Therese Solleder vom Wasenhof.

Kinder von Josef und Therese Mauser:

  • Therese (*1854)
  • Josef (1855–1929) – Hoferbe
  • Kreszenz (*1857)
  • Katharina (*1864)

 

 

 

Familie Mauser (Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert)

1890 übernimmt Josef Mauser jun. das Anwesen.
Er ist Polizeidienstmann und verheiratet mit Walburga Thanner aus Pilling.
Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen drei im Säuglingsalter sterben.

Kinder von Josef und Walburga Mauser:

  • Maria (1890–1958) – heiratet 1919 Alfons Bielmeier aus Steinach Nr. 43
  • Johann Baptist (*1892) – heiratet in Regensburg Barbara Mulzer
  • Ludwig (1894–1915) – fällt im Ersten Weltkrieg
  • Kreszenz *(1895) – heiratet 1927 in Regensburg Florian Harlander
  • Franz Xaver (1896–1975) – Polizeibeamter in Fürstenzell

 

fo wolf 184

Josef und Walburga Thanner mit ihren Kindern:
Kreszenz, Johann, Franz Xaver und Maria mit ihrem Ehemann Alfons Bielmeier
der gefallene Sohn Ludwig ist auf dem Bild in der Mitte
aufgenommen ca. 1920
Bild: Familie Kiefel, Irland

 

 

Kurz vor dem Tod von Walburga verkauft die Familie das Anwesen.
Josef Mauser verbringt seinen Lebensabend bei seiner Tochter Maria Bielmeier in Steinach.

 

Mauser Besitzer

 

 

fo wolf 181

Die Familie Mauser 1990 vor dem alten Haus ihrer Großeltern in Wolferszell
Bild: Familie Kiefel, Irland

 

 

Eigentümerwechsel im 20. Jahrhundert

Am 10. März 1927 erwerben Johann und Therese Zink das Anwesen, verkaufen es jedoch bereits 1928 an Jakob und Anna Guggenberger weiter.


1935 geht der Besitz zunächst an die Bayerische Siedlungsbank in München über.


Im selben Jahr kaufen ihn  Schneider Ludwig (1881–1974) und seine Ehefrau Therese, geb. Krottenthaler (1905–1962).

 

Durch spätere Einheirat trägt die Familie schließlich den Namen Eich.

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 150‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kasten Straubing 1641-1650

Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 114, Konskription des Haupkastenamts Straubing von 1752

Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
Rentamt Straubing B139, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932, Umschreibeheft von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

Veröffentlicht: 05.11.2025