Der Grüneislhof in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Der Grüneislhof wurde Anfang des 20. Jahrhunderts  mit dem Nachbaranwesen Amberger (früher Hs.Nr. 9) zusammengelegt. Von dem ursprünglichen Hof ist heute nichts mehr zu erkennen.

 

uraufnahme grueneislhof

Der Grüneisl-Hof hatte ab 1808 die Hs.Nr. 5
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

Grundherr des Hofes war der Pfarrer zu Steinach. 15791 hatte der Schuster Hans Fuchs darauf, aufgrund eines Kaufbriefes, Erbrecht und dient hierfür an den jeweiligen Pfarrer zu Steinach jährlich mit 3 Schilling Pfennige. Zusätzlich musste er an den fürstl. Kasten zu Straubing noch jährlich 4 Regensburger Pfennige abführen.   Zum Anwesen gehört ein hölzernes Häusl, ein Stadel mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles baufällig.

 

15992 wird ein Georg Fuchs als Besitzer genannt, wahrscheinlich ein Sohn des Hans. Hier wird die Sölde mit 12 ½ Pfund bewertet. Seine Witwe Barbara heiratet einen Mathias Fischer.

 

 Besitzer Fuchs Fischer

 

 

Als nächster Besitzerwird ein Paul Fischer genannt1. Er dürfte identisch sein mit dem Hafner auf dem Anwesen Nr. 8 in Wolferszell und ggf. ein Bruder des Mathias Fischer gewesen sein.

Von ihm sind vier Kinder bekannt:
- Georg (*ca. 1593) übernimmt den Hof in Wolferszell
- Michael  seit ca. 1643 Hafner in Gschwendt Nr. 5
- Margaretha heiratet ca. 16383 Sebastian Foidl, Söldner von Agendorf Nr. 37
- Andreas  wird ab 11.03.1637 als Bauer auf dem Berghof genannt. Bei ihm starb seine Mutter, die Witwe Agatha Fischer Anfang 16374.

 

Georg Fischer und seine Ehefrau Anna übernehmen den Hof. Im Mai 16375 verleiht Ihnen Pfarrer Pfliegl von Steinach, wie schon dem Vater, 21 Pifang Äcker und einen Tagwerk Wiesmad auf lebenslanges Leibgeding.

 

Als Georg Fischer 1653 stirbt, wird die Erbrechtssölde an einen Mathesen Prem verkauft6. In den Kaufvertrag steigt jedoch der Schuster Marx Werl (weitere Schreibweisen: Wörl, Wiedler, Wieder) ein7 8 Mathias Prem erwirbt dafür den Hof auf dem Kindlasberg.
Die Familie Werl (weitere Schreibweise des Namens: Wiedler, Wörl) finden wird vorher als Schuster in Steinach, wo auch die vier Kinder zu Welt kommen.

 

Marx Werl ist in erster Ehe mit einer Barbara verheiratet. 26 Jahre nach seiner zweiten Heirat richteten er und seine Ehefrau noch nachträglich einen Ehevertrag ein9.
Vier seiner Kinder sind bekannt:
- Andreas heiratet am 22.11.1650 die Steinacher Bauerstochter Maria Magdalena Hitzinger und machte sich als Schuster in Steinach ansässig
- Michael (*25.08.1640)  übernimmt den elterlichen Hof
- Margaretha (*14.10.1643) heiratet am 16.08.1666 Wolfgang Schmidbauer einen Witwer und Weber von Agendorf Nr. 39
- Christoph (*12.1645) heiratet am 20.05.1669 die Bauerstochter Barbara Landstorfer. Er ist zunächst Weber in Wolferszell und macht sich dann in Aufroth ansässig.

 

Besitzer Werl

 

Sohn Michael übernimmt lt. Brief vom 14.10.1671 den Hof in Wolferszell. Seine Ehe mit Magdalena Löffler bleibt allerdings kinderlos. Als Michael am 14.01.1692 im Alter von 52 Jahren stirbt,  verkaufen die Erben die Erbrechtssölde an Benedikt und Barbara Deblinger10. Barbara ist höchstwahrscheinlich eine Verwandtschaft der Magdalena Löffler.

Deblinger Benedikt wird jedoch bereits am 13.02.1692 als Vorsteher und Hofbauer im Schloss Steinach genannt und stirbt als solcher auch dort am 1718 im Alter von 60 Jahren.

 

Besitzer Deblinger

 

 

Der Hof kommt dann in die Hände von Simon Grüneisl, von dem der Hof auch seinen Namen bekommen hat. Simon übt, wie sein Vater, das Hafnerhandwerk aus. Von 1697 bis 1788 sind nun auf dem Anwesen Hafner ansässig.

Aus erster Ehe bekommt Simon Grüneisl mit seiner Ehefrau Veronika, geb. Sieber drei Kinder:
- Thomas (*1698) lässt sich 1728 als Hafner in Steinach Nr. 65 nieder
- Christopher (1698-1699)
- Joseph (*1700)

Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratet er die Wolferszeller Müllerstochter Susanna Kraus, mit der er nochmals acht Kinder bekommt:
- Johann Mathias (*1704) +
- Anna Margaretha (*1706)
- Maria Barbara (*1707)
- Johann Mathias (*1710), Hofnachfolger
- Maria Katharina (*1712)
- Johann Georg (*1714)
- Joseph (*1717) heiratet 1761 eine Barbara Ruck und ist zunächst Zimmermann in Wolferszell, dann verliert sich seine Spur.
- Anna Maria (*1719)

 

 

Sohn Mathias übernimmt das Anwesen und wird von 1740 bis 178711 im Zunftbuch der Hafner in Straubing genannt. (Allerdings ist Mathias Grüneisl am 30.01.1785 im Alter von 70 Jahren bereits verstorben.) Er ist mit der Bauerstochter Anna Maria Schmidbauer von Wolferszell (Hs.Nr. 13) verheiratet. Von den sechs Kindern erbt die jüngste Tochter  Anna Maria nach dem Tod des Vaters das Anwesen. Sie ist mit dem Wolferszeller Schmid Joseph Zwickenpflug (siehe Schmiede Hs.Nr. 6) verheiratet.

Die Hafner-Werkstatt des Mathias Grüneisl übernimmt von 1785 bis 1788 ein Anton Wiesinger von Ascha.

 

Besitzerfolge Grieneisen

 

Sowohl der Grüneislhof wie die Schmiede werden nun in der Familie Zwickenpflug weitervererbt. Sohn Mathias Zwickenpflug übernimmt am 28.12.1809 vom Vater beide Anwesen um 2.200 Gulden. 1838 wird die Hofstelle wie folgt beschrieben: „Wohnhaus, Stallung und Stadel unter einem Dache, Wagenschupfe, Backofen und Hofraum“ Der Hof ist Erbrechtsweise grundbar zum Pfarrhof Steinach.

Ca. 1847 wird Enkel Joseph Zwickenpflug Hofbesitzer. Dieser verkauft den Grüneislhof mit 10,85 Tagwerk Grund am 18.03.1863 an einen Georg  Zeindlmaier um 4.222 Gulden, nachdem er bereits 1861 die Schmiede verkauft hatte.

 

Georg Zeindlmaier ist der Sohn des Joseph Zeindlmaier und dessen Ehefrau Magdalena, Bauerseheleute auf dem „halben Hienhof“ Nr. 38 (heute Kettl-Hof). Nachdem der Vater früh stirbt, heiratete die Mutter wieder. Magdalena Zeindlmeier stirbt jedoch ebenfalls sehr früh und der Stiefvater Michael Zeindlmaier holt sich eine neue Ehefrau ins Haus. Als die Tochter Maria aus dieser zweiten Ehe 1863 Georg Dietl heiratet und den Hof übernimmt, sucht sich Georg mit seinen beiden ebenfalls unverheirateten Schwestern eine neues Zuhause und erwerben den Hof in Wolferszell.

 Besitzerfolge Zeindlmeier

 

 

Der Hof wird mit dem Nachbarhof zusammengelegt

Am 04.05.1895 kauft die Hofstelle der Nachbar Josef Fuchs von Hs.Nr. 9 und legt beide Anwesen zusammen.

Nach dem Verkauf ziehen die zwei noch lebenden Zeindlmaier-Geschwister als Privatiersleute nach Steinach.

 

luftaufnahme grueneislhof

Luftaufnahme 2022
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 153‘
2 StaLA, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599, fol. 104‘
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P51,  fol.71  Verkauf am 11.11.1638 von Äckern des verstorbenen Paul Fischer durch die Kinder Margaretha und Andreas an Marx Werl.
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol.14‘   Vertrag vom 11.03.1637
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol.75   Leibgedingsbrief vom Mai 1637
Herr M. Johann Pfliegl, Pfarrer zu Steinach, dann Bärtlme Ziflinger, Hafner zu Wolferszell und ... weiland Veiten Pichelmair gewester Wirt zu Wolferszell sel. ... gelassen anjetzen aber Georg Stubenhovers, Wirt zu Gschwendt eheliche Hausfrau, .. als über das St. Ursula Gotteshaus zum Kapflberg verordnete Kirchenpröbste verkaufen dem erbaren Georg Vischer zu Wolferszell und Anna dessen Eheweib nemblichen zwei Äcker in Rothamer Feld gelegen bei 21 Pifang samt einen Tagwerk Wiesmad in der Augwis zu Wolferszell liegend mit dem Eigentum zu St. Ursula Gotteshaus aufm Kapflberg gehörig, das daraufhabende Recht und Gerichtigkeit allerdings auf sein Georg Vischer als Käufers im 40., sein Weib Anna bei 36 und ein Kind Georg derzeit .. halbes Jahr als deren drei lebenlang mit der Kaufsumme von 12 fl 
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55,  fol.25‘  Schätzung und Kaufbrief vom 27.03.1653
27.03.1653: Simon Rothamer zu Rotham und Jobst Foyerl von Agendorf als verordnete Schätzleit haben auf Ableben des Georg Vischers zu Wolferszell sel. dessen hinterlassene
Erbrechtssölde daselbst  (Salbuch fol. 153 zum Kasten Straubing ) auf 130 fl geschätzt und verkaufen dem erbaren Mathesen Prem zu Wolferszell  (mit Vorweis des Hl. Pfarrers zu Steinach) um 130 Gulden.

7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55,  fol.89  Consens hierzu erteilt von Pfarrer Kaspar Wild von Steinach am 03.06.1653
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55,  fol.89  Consens vom 03.06.1653
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 II,  fol.234   Heiratsbrief vom 07.03.1663

07.03.1663: Marx Wöhrl von Wolferszell hat sich bereits vor 26 Jahren zu seinem Eheweib Magdalena weil. Georg Foyerl von Mitterfels sel Tochter verehelicht. Er hat ihr die eigenen Äcker mit 85 Pifang in Rothamer Feld gelegen neben 2 Kühen verheirat. Davon er seinem Sohn erster Ehe namens Andre 15 fl mütterliches gut vorbehalten.
Die derselbe laut bei der Hofmark Steinach sub dato 6. 11. 1661 vorgewiesenen Kontrakt neben 26 fl vätterlichen Gut empfang. Sie hat 30 fl Heiratsgut mitgebracht.
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P 68,  fol. 135  Kauf pr. 260 fl vom 30.01.1692
Weil. Margaretha, Wolfen Schmidtpaurens Webers zu Steinach Eheweib hinterlassne 4 Kinder, namens Paulus, Hans, Maria und Georg, dann Georg, weil. Christophen Wierls zu Aufroth sel hinterbliebener Sohn, verkaufen hiermit dem erbaren Benedikt Döbinger von Wolferszell nämlich ihr von Michael Wierl gewesten Wittwer und Söldners zu Wolferszell ererbten Erbrechtssölden aldort, welche vermög Kaufbrief de dato 14. Oktober 1671 auf Saalbuch fol. 153 zu jährlich mit 4 Gulden Mundgelt auf alhiesien Kasten Straubing, sonsten aber mit dem An- und Ausstand zum Hl. Pfarrer zu Steinach gehörig und grundbar ist zusammen um 260 Gulden.  30.01.1692
11 Gemeindebote Steinach, Hafnerzentrum Steinach Wolferszel l, März 1998

 

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-7, 17/2-10, 17/2-14

 

Stand: 12.03.2023