Der ganze "Ammonhof" Hs.Nr. 26 - heute Mandl

in Pellham

 

 

von Claudia Heigl

 

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Das Mandl-Anwesen im November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

Im Liquidationsprotokoll von 1838 wird der Hof als "Ammonhof" bezeichnet. Der Name leitet sich von dem Adelsgeschlecht "von Ammon" ab (Hofmarksherren zu Au und Rattiszell), in dessen Eigentum der Hof Anfang des 18. Jahrhunderts war.

 

 

uraufnahme pellham

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1444 werden zwei Bauern in Pellham erwähnt – Hartweig von Pellham und Otto Preitenweiter. Wer von diesen beiden auf welchem Hof saß, lässt sich jedoch nicht feststellen.

15291 gibt ein Sigmund Babst 16 Pfund Pfennige als Wert für seinen Hof an. Er zahlt dafür 4 Schilling 8 Pfennig Steuer.
Von ihm dürfte auch der Name „Paßer Hof“ herkommen, wie der Hof im Hofanlagsbuch von 1760 genannt wird.

1579 hat ein Wolf Permayr auf dem Hof das Leibrecht2 und 1587 wird ein Veit Hien als Bauer auf dem Hof genannt3.

Wie auch der Nachbarhof dürfte der Hof von den schwedischen Soldaten im 30jährigen Krieg geplündert worden sein und seine Bewohner sind entweder vertrieben oder getötet worden.

1644 wird der Hof wieder von Walburga und Konrad Rimmerl bewirtschaftet, die im September ihre Tochter Anna in der Steinacher Pfarrkirche taufen lassen.
Nach dem dritten Schwedeneinfall und dem katastrophalen Winter 1648/1649 müssen die beiden ihrem Grundherrn und Straubinger Oberrichter Dr. Christoph Sigersreiter einen Schuldschein über 300 Gulden unterzeichnen. Das Geld ist für das Leibrecht, aber auch für den Aufbau und die Neuansaat4. Im Mai 1650 ist nochmals die Taufe des Sohnes Michael in den Kirchenbüchern verzeichnet, dann verliert sich die Spur der Familie. Wahrscheinlich schafften beide nicht mehr den Hof zu halten und suchten woanders ihr Glück.
Nach dem 30jährigen Krieg war Niederbayern ausgeblutet und es war auch für die Grundherren schwer, geeignete Bauern für ihre Höfe zu finden.

 

Rimmerl

 

Erst mit Mathias und Barbara Deblinger kommt ab 1664 wieder Leben auf den Hof.
Mathias Deblinger hat mit der verwitweten Barbara Bielmeier von Falkenstein bereits eine vorehelich geborene Tochter Maria (*09.08.1640 in Gschwendt), bevor sie 1641 in Steinach den Bund fürs Leben schließen.
Ab 1654 finden wir beide als Bauerseheleute in Unterparkstetten. Am 7. April 1664 erhalten sie das Leibrecht zusammen mit ihren Kindern Jobst und Magdalena auf den Pellhamer Hof von Dr. Christoph Sigersreiter verliehen und schulden ihm hierfür 300 Gulden5, Das Paar bekommt nochmals acht Kinder:
- Benedikt (*ca. 1658) wird 1692 Söldner in Wolferszell Nr. 5 und später Hofbauer im Schloss Steinach
- Magdalena (*ca. 1659) wird die Hoferbin in Pellham
- Jodokus (Jobst (*1659) heiratet 1686 die Bauerswitwe Ursula Rothamer, geb. Kratzer von Steinach Nr. 27 (heute Bachner-Hahn)
-  Elisabeth heiratet 1683 den Bauerssohn Christoph Söldner von Bärnzell u. 1686 den Bauern Paul Käpel von Bärnzell
- Margaretha (*1663) weiterer Lebensweg unbekannt
- Kunigunde (*1665) stirbt mit neun Jahren
- Ursula (*1666) heiratet 1692 den Einwohner Johann Diez von Steinach
- Ursula (*1668) heiratet 1696 Wilhelm Stelzer

 

Den Hof übernimmt 1679 Tochter Magdalena, auf die auch das Leibrecht des Hofes geschrieben worden war. Sie heiratet den Bauerssohn Wolfgang Wirth von Steinach.
Die junge Bäuerin stirbt bei der Geburt ihres zweiten Kindes und der Witwer vermählt sich mit der Rothamer Bauerstochter Margaretha Hien, deren Eltern vier Jahre später auch den Nachbarhof kaufen.
Wolfgang Wirth stirbt ebenfalls jung und Margaretha vermählt sich zunächst mit dem Bauerssohn Georg Prem vom Kindlasberg. Als dieser mit knapp 29 Jahren nach zweijähriger Ehe stirbt, geht sie eine dritte Ehe mit einem Johann Gmeinwieser ein.
Als Margaretha Gmeinwieser mit 44 Jahren stirbt, heiratet der Witwer Magdalena Deblinger von Wolferszell. Sie ist die Enkelin des ersten Hofbesitzers Mathias Deblinger. Die Kinder ihrer Vorgängerin – zwei aus der Wirth-Ehe und ein Sohn aus der Prem-Ehe werden abgefunden.

Den Hof übernimmt Sohn Joseph Gmeinwieser, der sich mit der Rothamer Bauerstochter Magdalena Rothamer verheiratet.

 

Deblinger

 


Der Hof geht 1776 an die Tochter Katharina, die eine Ehe mit dem Bierbrauerssohn Franz Hilmer von Kirchroth eingeht. Der junge Bauer stirbt jedoch bereits im Oktober 1782 mit 36 Jahren und Katharina heiratet vier Monate später den Bauerssohn Johann Jakob Bachl von Trudendorf.
Katharina bringt neun Kinder zur Welt:
- Sohn Franz Hilmer (*1782) aus erster Ehe heiratet 1815 die Bauerswitwe Elisabeth Unger von Steinach Nr. 30 (Wiedenhof, später Hien in der Götzstr. 10)
Die weiteren acht Kinder sind aus der zweiten Ehe mit Jakob Bachl, von denen eins als Säugling starb:
- Katharina heiratet 1811 den Schmied Mathias Zwickenpflug von Wolferszell
- Jakob (*1785) heiratet 1822 in den Zeindlmayer-Hof in Agendorf Nr. 34 (heute Schötz) ein.
- Maria Theresia (*1786)
- Joseph (*1788)
- Simon (*1789) heiratet 1812 die Bauerstochter Magdalena Bachl von Unterparkstetten Hs.Nr. 30 (Bachl-Sölde). 1820 verkaufen sie den Hof. 1833 erwerben beide in Autsdorf Nr. 37 ein Anwesen6.
- Michael (*1792) übernimmt den elterlichen Hof
- Theresia (*1794) heiratet 1819 Johann Peter Kerbl, Bauer in Bärndorf

 

1826 übernimmt Sohn Michael Bachl den Hof und vermählt im gleichen Jahr mit Anna Maria Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34. In diesen Hof hatte sein Bruder Jakob bereits vier Jahre vorher eingeheiratet.
Die Ehe ist wieder mit neun Kinder gesegnet, von denen allerdings fünf im Säuglingsalter sterben:
- Therese (*1827) heiratet 1852 den Bauern Joseph Gierl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl). 1873 erwerben beide auch den ehemaligen Erndl-Nachbarhof.
- Johann Baptist (*1832) wird Hoferbe
- Helena (*1833) weiterer Lebensweg unbekannt
- Karolina (*1840) weiterer Lebensweg unbekannt

 

Am 15.03.1861 übernimmt Johann Baptist Bachl mit 29 Jahren den 164 Tagwerk großen Hof. Ein Jahr später heiratet er die Bauerstochter Karolina Sagstetter von Hörmannsberg. Die junge Bäuerin bringt 13 Kinder zur Welt von denen fünf im Kindsalter sterben:
- Therese (*1864) heiratet 1893 den Müllersohn Franz Xaver Ebner von Wolferszell.
- Johann Baptist (*1865)
- Xaver (*1867) wird Müller in der Bruckmühle bei Atting
- Ludwig (*1869)
- Joseph (*1872), wohnt 1916 in Straubing
- Maria (*1874) heiratet einen Müller in Pillnach
- Karolina (*1875) heiratet den Bauern Johann Fürst von Innerhienthal
- Anna (*1878) stirbt 1911 ledig in Straubing

 

Hilmer Bachl Pellham

 

 

Doch auch wie die Nachbarn, kommen die Bachl’s in finanzielle Schwierigkeiten und müssen ihren Hof mit 168 Tagwerk Grundbesitz am 09.01.1905 an Hermann Maier von Fischach verkaufen.
Die Familie Bachl zieht nach Straubing und erwirbt zunächst ein Haus in der Poststraße und später in der Heerstraße.
Maier zertrümmert den Hof, dabei geht das Nebenhaus Nr. 28 1/2 ebenfalls ab und wird an eine Maria Spandl verkauft.

1905 erwerben Johann und Barbara Mandl den verkleinerten Hof. Johann Mandl stammt von Hagenau und hatte bereits kurz ein Anwesen in Moos Nr. 3 erworben, bevor er sich in Pellham niederlässt, wo die Familie noch heute den Hof bewirtschaftet.

 

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Familie Mandl mit dem alten Wohnhaus um 1924
(das Haus wurde im Oktober 2006 abgerissen)
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 Mandl Pellham

 

mandl johann

Johann Mandl und Barbara, geb. Aichinger
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 

 

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 Der alte Getreidespeicher des Anwesens aus dem 2. Viertel des 19. Jahrhunderts steht unter Denkmalschutz7.
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1180/3, Steuerregister Hofmarken Rentkastenamt Straubing 1529
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 62‘
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B104, Scharwerksbuch Propsteiische Untertanen 1587, fol 28
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 152‘  Schuldbrief vom 13.03.1649
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 III,  fol.398‘   Schuldbrief vom 07.04.1664
6 StA Landshut, Landgericht ä.O. Mitterfels, BP Nr. 1701, Jahrgang 1832/1833, Seite 272 - 277
7 Baudenkmal mit der Aktennummer D-2-78-190-12

 

weitere Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-6, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-10, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-14, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894-1960
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Agendorf von 1836