Der verschwundene „Lehmoos-Hof“

weitere Schreibweisen: Leimos, Lehmoos, Lemmeshof, Hof im Lehmoos

 

von Claudia Heigl

 

 

In der viertältesten Urkunde des ehemaligen Schlossarchivs von 1410 wird der Hof im „Leimos“ bereits erwähnt, der im Eigentum der Warter von Steinach war1.
Er war nach Schloss und Pfarrhof, das drittgrößte Anwesen in Steinach.

Der stattliche Hof lag an der Grenze zum Steinacher Moos, inmitten des fruchtbaren Lössbodens südlich von Steinach, „etwa eine 1/8 Stunde vom Dorf entfernt“, wie Josef Schlicht schreibt.

15832 wird er als  Lemmeshof oder Hof im Lehmoos bezeichnet, auf dem ein Hans Schuhbauer Leibrecht hat.
Schuhbauer dient jährlich mit 2 Schaff Weizen,  2 Schaff Korn, 2 Schaff Gerste, 2 Schaff Hafer, Wiesengilt 25 kr 2 Pfg, 2 Gänse, 10 Händl, 30 Eier und einem Kalb an die Steinacher Schlossherrschaft.

16233 hat ein Michael Wolf, der Stiefsohn von Wolf Schuhbauer das Leibrecht auf dem Hof. Bewirtschaftet wird er jedoch von einem Hans Haas. Der Bauer zahlt Steuer für ein Roß, vier Ochsen, drei Kühe, einem Fohlen und vier Schweine.

 

 

Steinach LehmoosDie rot eingezeichneten Felder werden höchstwahrscheinlich zum Lehmoos-Hof gehört haben
Beim "Lehmosgartenfeld" dürfte der Standort der Hofstelle gewesen sein.
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Danach wird der Hof in keinem Steuerregister mehr erwähnt.

Vermutlich sind die Besitzer bereits beim ersten Schwedeneinfall im November 1633 umgekommen und der Hof wurde zerstört.
Nachdem das Schwedenheer dreimal in der Gegend waren – 1633, 1641, 1647 – und dabei viele Höfe zerstört und ihre Bewohner getötet haben, dauerte es Jahrzehnte bis die Höfe wieder alle bewohnt waren und die Felder wieder bewirtschaftet werden konnten.

Der Name erscheint erst wieder im Hofanlagsbuch von 17524. Jedoch bei einem Hof an ganz anderer Stelle – nämlich bei dem Hof des Simon Hien am Ortsrand von Steinach (alte Hs.Nr. 17, an der Bachstraße)

 

Schaut man sich das Liquidationsprotokoll von 18385 an, so findet man bei diesem Hof u.a. auch die Felder mit den Flurnamen:

  • Lehmosacker (Fl.Nr. 424-426)
  • Lehmoswiese (Fl.Nr. 481)
  • Lehmosgartenfeld (Fl.Nr. 482) (Hier könnte der Standort der Hofstelle gewesen sein.)
  • Lehmosacker (Fl.Nr. 483)
  • Lehmoosflecken (Fl.Nr. 484)
  • unteres Lehmosfeld (Fl. Nr. 493a)

 

Wie es scheint, wurde die alte Hofstelle im Lehmoos nicht mehr aufgebaut und die Felder dem späteren Dietl-Hof in Steinach Nr. 17 zugeschlagen

Ein Nachfahre des Simon Hien, Josef Dietl (*1812) erzählte dem Steinacher Schloßbenefiziaten und Heimatforscher Josef Schlicht noch, „dass er selbst die ursprüngliche Hofstelle mitten im Dietlfeld noch gekannt und den Hügel und Urbau in vielen hundert Wagenladungen abgefahren hatte.“

 

Nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) sind in Steinach, gerade im unteren Dorf, einige Hofstellen verschwunden, bzw. verwaist gewesen.

Damit wurde der Dietl-Hof, wie er später genannt wurde, einer der größten Höfe in Steinach, der 1838 die Haus Nr. 17 erhielt.

 

2020 benannte die Gemeinde Steinach die neue Straße von der Kreisstraße SR 8 zum Gewerbegebiet Steinach Süd „Zum Lehmoos“, zur Erinnerung an die uralte Hofstelle und Flurbezeichnung.

 

 

 

lehmoos mit strassenZur besseren Orientierung die ursprüngliche Hofstelle, überlappt mit einer aktuellen Karte und den heutigen Straßenverläufen.

Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

1 Schlicht Josef, „Steinach – ein niederbayerisches Geschichtsbild“, veröffentlicht im Straubinger Tagblatt Nr. 39 am 01.08.1881, Lfd.Nr. 9 der Reihe, Hans von Warter verkauft seinen Anteil vom Schlossgut an seinen Bruder Ersasmus von Warter. Dazu gehörter auch der Hof zu Leimos
2 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
4 BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838