Der Hien- oder Foidlhof Hs.Nr. 38

heute Kettl-Hof

 

1760: ½ Pabstbau – 1808: Hs.Nr. 4

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Dieser Hof in Agendorf setzt sich aus zwei uralten Höfen zusammen. Wie bei allen Höfen in Agendorf besaß hier das Domkapitel Augsburg das Obereigentum.

1535 verkauft das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und von diversen Gütern, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Der Grundherr des Hofes ist damit bis ins 19. Jahrhundert der Herzog von Bayern. Der Besitz wird vom Rentkastenamt Straubing verwaltet und die Steuern eingezogen.

 

fo agdf 170

 Der Foidl-Hof aufgenommen ca.1910
vorne stehen die fünf Dienstboten, im Hintergrund Maria Foidl, geb. Kienberger mit ihrer Tochter Karolina
Hinter dem Gatter an der Haustüre, das als Absperrung für das herumlaufende Federvieh angebracht worden war, steht ihre Schwiegermutter Karolina Foidl
Im Granitsturz über der Haustür ist "18 Georg Dietl 65", eingraviert, der Name des Erbauers diesen stattlichen Bauernhauses.
Bild: Familie Kettl, Agendorf


 

 

Im Salbuch von 15791 besitz ein Andre Paur „zwei Viertlbau“. Er hat darauf Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1552. Hierzu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Sein Wert wird auf 20 Gulden geschätzt2.

Gleichzeitig besitzt ein Mathes Jobst ebenfalls zwei Viertel, dem ein Kaufbrief aus dem Jahr 1553 zugrunde liegt. Darauf stehen ebenfalls eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, allerdings alles baufällig. Dieser Hof wird 1578 mit 23 Gulden bewertet3.

Dieses Anwesen kommt in den Besitz des Agendorfer Wirts Georg Schindlmair und dessen Ehefrau Anna, geb. Pabst.

Nach ihm ist ein Christoph Pichlmayer Bewirtschafter, dem ein Paul Kellner nachfolgt.

 

Schließlich ist ab 1599 ein Michael Pabst Bewirtschafter beider vorgenannter Höfe4. Der Gesamtwert des Besitzes beläuft sich auf 50 Gulden. Ab diesem Zeitpunkt sind beide Anwesen zu einem Hof zusammengeführt und in einer Hand.

 

uraufnahme

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Hier steht das Bauernhaus noch quer zur Straße
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als nächster Bauer ist uns ein Thomas Luttner und seine Ehefrau Barbara bekannt. Im Juni 1633 leihen sich beide 200 Gulden von Georg Schäffler von Gschwendt5.
Höchstwahrscheinlich stammt Thomas Luttner vom Kindlasberg und ist ein Halbbruder des Michael Foyerl.

Nach dem Schwedeneinfall vom Nov. 1633 bis April 1634 wird der Hof auf dem Kindlasberg geplündert und abgebrannt.
Auch die Bauern in Agendorf werden von den Soldaten drangsaliert und ihre Höfe geplündert.

Ob Thomas Luttner durch die Soldaten umkam oder aus anderer Ursache gestorben ist, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls heiratet die Witwe Barbara Luttner den ehemaligen Bauern auf dem Kindlasberg, Michael Foyerl/Foidl, der auch der Halbbruder von Thomas Luttner gewesen sein dürfte.

Nach der Zerstörung des Hofes auf dem Kindlasberg bewirtschaften die Foidl’s den Hof in Agendorf.
Ein Sohn namens Georg kommt dort am 18.04.1640 zur Welt, der jedoch noch am gleichen Tag stirbt.

Nachdem Michael Foidl sieben Monate später ebenfalls auf dem Steinacher Friedhof beerdigt wird, ehelicht die Witwe Barbara im Mai 1641 in dritter Ehe Melchior Dellinger (Döllinger) von Nerling (oder auch Nörling)6. Doch bereits ein halbes Jahr später stirbt sie selbst.

Es dauert eineinhalb Jahre bis Melchior eine zweite Ehefrau findet - Anna Jobst, eine Müllerstochter von „Limberg in der jungen Pfalz“7. Er verkauft den Hof in Agendorf und zieht mit seiner Ehefrau auf den Kindlasberg in den inzwischen wiederaufgebauten Hof.

 

Auch der Hof in Agendorf dürfte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Michael Foyerl musst 1641 nur für „zwei Viertel“, also den halben Hof, fünf Gulden Abgaben an das Rentkastenamt Straubing entrichten.
Für die beiden anderen Viertel fällt nichts an. 1642 – 1644 werden für den ganzen Hof überhaupt keine Abgaben erhoben8.

 

 

Luttner Besitzer

 

Am 5. Juni 1643 erwerben Georg und Ursula Schäffler von Gschwendt den Agendorfer Hof.
Nun scheint der Hof wieder bewirtschaftet zu werden, denn 1645 und 1646 entrichtet Schäffler jährlich 20 Gulden nach Straubing9.

Aber bereits 1647 reißen die Abgaben wieder ab. Zuerst auf 9 ½ Gulden und dann wird 1648 und 1649 wieder nichts nach Straubing abgeführt.
Wahrscheinlich ist der Hof 1647 wieder geplündert worden, so dass kein Zugtier und Saatgut mehr vorhanden waren, um die Felder zu bestellen.

 

164910 veräußert die inzwischen verwitwete Ursula Schäffler den Besitz an Sebastian Wintermayr von Weingarten bei Mitterfels11.
Der junge Bauer nimmt die Wirtstochter Elisabeth Schink von Wolferszell zur Ehefrau.

Nun beginnen sich die Zeiten nach dem 30jährigen Krieg wieder zu normalisieren und die Bauern mit ihren Höfen erholen sich von den Verwüstungen.
1650 führt Wintermayer wieder 20 Gulden an das Kastenamt ab.

Sechs Kinder kommen in Agendorf zur Welt von denen zwei bereits im Kindsalter sterben:
- Simon *1651
- Thomas *1652
- Urban *1655
- Katharina *1656

 

Wintermayer Besitzer

 

 

1662 verkauft das Ehepaar den Hof in Agendorf und erwirbt hierfür den „Drechslerhof“ in Unterparkstetten (heute Kandler).

Neue Besitzer werden Johann Joachim Rothamer und dessen Ehefrau Maria geb. Hien12. Beide stammen von den Höfen in Rotham heraus.
Auch diese Bäuerin bringt sechs Kinder zur Welt, von denen wir bei zwei Sterbeeinträge finden:
- Johann (*+ 1662)
- Georg (*1663)
- Johann (*1665)
- Georg (*+1667)
- Georg (*1668)
- Georg Adam (*1669) Georg Adam wird 1684 Lehrling bei dem Steinacher Hafner Simon Müller13

Das Ehepaar hat sich für den Kauf Geld geliehen und scheint mit der Rückzahlung in Schwierigkeiten gekommen zu sein. 1671 kommt der Hof „auf die Gant“, d.h. er wird versteigert.

 

 

Rothamer Besitzer

Zunächst erwerben ihn die benachbarten Agendorfer Bauerseheleute Georg und Elisabeth Scherzer14, die ihn schließlich 167215 um 450 Gulden an Georg und Barbara Riedl von Aufroth16 veräußern.

Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen die ersten vier in Aufroth geboren werden:
- Anna (*1667) heiratet 1686 Gregor Foidl von Agendorf Nr. 34
- Georg (*1668)
- Maria (*1670)
- Georg (1672-1674)
- Maria (*1674)  Hoferbin
- Adam (*1678)

 

1699 übergibt die Witwe Barbara Riedl den Hof an ihre Tochter Maria, die den Bauerssohn Adam Hien von Rotham zum Ehemann nimmt.
Barbara Riedl heiratet nach der Übergabe den ebenfalls verwitweten Hoerabacher Bauern Martin Bründl und zieht zu ihm auf den Hof in den Ausnahm.

Maria schenkt mindestens sieben Kindern das Leben:
- Maria *10.01.1700
- Adam *23.12.1700, Hoferbe
- Vitus *06.06.1706
- Georg *+1708
- Maria *06.09.1709
- Martin *06.11.1714 heiratet am 1747 in Mitterfels die Bauerstochter Ursula Rothamer von Wolferszell Nr. 15 und wird Halbbauer in Mitterfels (Hien-Sölde)
- Georg *ca. 1709 heiratet 1742 die Bauerswitwe Maria Magdalena Berger, geb. Deblinger von Steinach Nr. 55

 

1724 wird Sohn Adam Hien jun. der Hofnachfolger, der sich mit der benachbarten Bauerstochter Walburga Foidl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl) verheiratet.
Vier Mädchen kommen zur Welt:
- Maria (*1725)
- Maria (*1727)
- Maria Magdalena (*1729)
- Anna Maria (*1730), Hoferbin

 

 

Riedl Besitzer

 

Die jüngste Tochter Anna Maria übernimmt den Hof und heiratet 1759 den Bauerssohn Martin Foidl von Rotham.
Die Bäuerin wird Mutter von fünf Kindern, die alle in große Höfe in der Umgebung einheiraten:
- Johann Georg *1760 , Hoferbe
- Maria Magdalena *1762 heiratet 1756 den Bauern Johann Georg Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34 (heute Schötz)
- Anna Maria *1765 heiratet 1796 den Bauern Johann Georg Rothamer von Rotham
- Josef *1768 heiratet 1793 die Bauerstochter und Hoferbin Anna Maria Schütz von Steinach Nr. 14 (Hilmer-Sieber-Hof)
- Maria Katharina *1772 heiratet 1798 Jakob Stubenhofer, Bauer in Gschwendt

 

Hoferbe wird der älteste Sohn Johann Georg der am 02.07.1796 seine Hochzeit mit der Bauerstochter Barbara Rothamer von Rotham feiert. Drei Tage später heiratet übrigens seine Schwester Maria den Bruder seiner Ehefrau Johann Georg Rothamer.

Die Ehe von Johann Georg und Barbara Foidl bleibt kinderlos. 1813 übergeben sie den Hof an ihren Neffen Josef Zeindlmayer und ziehen von Agendorf weg.
Der nimmt die Bauerstochter Maria Magdalena Erndl von Pellham zur Ehefrau.
In der Ehe kommen vier Kinder zur Welt:
- Walburga (1812-1866) heiratet 1842 Josef Foidl, Bauer in Rotham (heute Dietl)
- Johann Georg (1820-1901), ledig
- Magdalena (1822-1888), ledig
- Therese (1825-1901), ledig

1830 stirbt der Bauer mit 43 Jahren. Der Pfarrer schreibt ihm ins Sterbebuch: „starrsinnig gelebt, so den Arzt nicht beachtet“.

Die Witwe holt sich den acht Jahre jüngeren Bauerssohn Michael Zeindlmayer von Hoerabach (heute Hiegeist) als neuen Bauern auf den Hof. Sieben Jahre später trägt man sie selbst mit 48 Jahren auf den Friedhof.
Erst eineinhalb Jahre später nimmt der Witwer die 35jährige Anna Maria Landstorfer von Trudendorf zur Ehefrau.

Aus der Ehe geht 1844 nochmals eine Tochter hervor, die den Namen Maria erhält und auch Hoferbin wird.

 

Als Maria 1863 den Bauerssohn Georg Dietl von Steinach heiratet, suchen sich ihre drei älteren Halbgeschwister ein neues Zuhause und erwerben von ihrem Erbe den Grüneisl-Hof in Wolferszell. Alle drei bleiben jedoch unverheiratet.

Georg Dietl schreitet gleich tatkräftig voran. Er reißt das alte Bauernhaus ab und errichtet ein neues stattliches Wohnhaus mit Stallungen, dass nun mit der Giebelseite zur Straße steht. Dadurch wird der Hofraum wesentlich erweitert. Hinzu kommt noch ein neuer Stadel und Schupfe.

 

Aus dieser Zeit stammt auch die Inschrift auf der Stirnseite des Hauses:

 

Georg und Maria Dietl
Im Jahre erbaut 1865
Gott zum Danke!
Vollendet ist das Werk, das wir begonnen
Mit Gottes Hilf ist es nun vollbracht
Gedenken glücklich hier zu wohnen
Doch überlaßen ist's des Herrschers Macht
Möge Gottes Segen gehen uns voran
Und der Schutz St. Flori und Sebastian

 

 

 

ortskarte agendorf 174b

Durch den Neubau von 1865 wurde der Hofraum wesentlich geräumiger
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Agendorf Nr. 174b

 

Maria Dietl bringt drei Kinder in Agendorf zur Welt, die jedoch alle drei entweder nach der Geburt oder nach ein paar Wochen sterben:
- Maria *20.03.1866 + 01.05.1866
- Joseph *05.09.1868 + 26.09.1868
- Georg *+19.05.1874 (Frühgeburt)

Die Kinderlosigkeit mag das Ehepaar bewogen haben, den 77 Tagwerk großen Hof schließlich am 05. Juni 1878 an ihren Neffen den Rothamer Bauern Johann Baptist Foidl zu verkaufen, der auch mit einer Schwester des Georg Dietl verheiratet war.

Maria und Georg Dietl bauen sich in Steinach ein neues Haus (Kirchweg 11) und ziehen als Privatiers dorthin. Am 18.12.1881 bringt die inzwischen 37jährige erneut eine Tochter zur Welt, die ebenfalls auf den Namen Maria getauft wird. Das Kind überlebt und heiratet 1905 den Kammerdiener Robert Mohl der mit dem Steinacher Gutsherrn von Schmieder nach Steinach kam.

Johann Baptist und Karolina Foidl haben neun Kinder, von denen die letzte Tochter Karolina in Agendorf zur Welt kommt:
- Franz Xaver (1871-1906), stirbt unverheiratet in Agendorf
- Johann Baptist (*+1872)
- Johann Baptist (1873-1956) heiratet 1896 die Bauerstochter und Hoferbin Maria Kneitinger von Wolferszell Nr. 22 1/2
- Joseph (1874-1953), verheiratet mit Katharina Wittmann, Landwirt in Atting
- Karl (*1876), Hoferbe
- Georg (*+1877)
- Maria (*+1878)
- Ludwig (*+1879)
- Karolina (1880-1961) heiratet 1908 den Bauern Wolfgang Handwerker vom Schwarzholz

 

Foidl Besitzer

Zeindlmayer Besitzer

 

 

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Der Hof aufgenommen ca. 1940
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach


Der jüngste Sohn Karl übernimmt 1902 den Hof und nimmt die Bauerstochter Maria Kienberger von Kleinwieden zur Ehefrau.
Von ihren vier Kindern erreichen drei Töchter das Erwachsenenalter.

 

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 Foidl Karl und Maria Kienberger an ihrem Hochzeitstag am 18.11.1902
Bild: Familie Kettl

 

 

Tochter Karolina (1907-1976) übernimmt 1930 den Hof und vermählt sich mit Sebastian Kettl (1900-1991) von Haunpolding.
Von 1960 bis 1974 wählen ihn die Dorfbewohner zum Bürgermeister der Gemeinde Agendorf, bis diese im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingegliedert wird.

 

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 Sebastian Kettl

 

Trotz mehrmaligen Besitzwechsel innerhalb der Familie, sind die jetzigen Eigentümer nun seit 250 Jahren in elfter Generation auf den Hof und Nachfahren von Georg und Barbara Riedl, die den Hof 1672 erworben haben.

 

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 Der Kettl-Hof aufgenommen 2018
Inzwischen ist noch ein großer Freilaufstall hinzugekommen.
Bild: Claudia Heigl

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 48‘ und fol. 58‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47,  fol.119‘   Quittung vom 15.06.1633
6 Der Ort Nörling ist unbekannt. Ebenso ist der Familienname Dellinger und Döllinger in der Gegend vorher nicht vorhanden. Vielleicht kam Melchior in den Wirren des 30jährigen Krieges in die Gegend.  Siehe Trauung am 29.05.1641 in Steinach
7 Auch dieser Ort konnte bisher nicht lokalisiert werden. Siehe Trauung am 09.06.1643 in Steinach.

8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 206‘  Kaufbrief vom 21.04.1649 Die Witwe Ursula Schäffler wohnt inzwischen in Roßhaupten. In dem Kaufbrief ist vermerkt, dass ihn Ehemann Georg Schäffler sel. den Hof 1643 von Paul Klein von Unterparkstetten und Jobst Foyerl von Agendorf erworben hatte. Die der Hof von dem Dellinger an die beiden kam, kann nicht nachvollzogen werden.
11 Sebastian‘s Mutter Maria war eine geborene Schiedermayer und stammte von Mitterschida ab.
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.26  Kaufbrief vom 11.03.1662
13 Stadtarchiv Straubing, Rep. II, Abt. 1dd1, Nr. 15, Protokollbuch der Hafner

14 Georg Scherzer besaß das sog. „Kappengut“ Hs.Nr. 39, heute Leibl-Hof
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 III, fol.294  Kaufbrief über 450 fl vom 03.12.1672
16 Barbara stammt von den Söldner-Hof in Bärnzell.

 

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-7 Umschreibeheft von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-10 Umschreibeheft von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-14 Umschreibeheft von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

Stand: 28.06.2024

Ehemaliges Dietl-Haus Nr. 77 

 

heute Kirchweg 11, Spanner

 

von Claudia Heigl

 

 

Dieses Haus im Kirchweg wurde 1877 von dem Agendorfer Bauern Georg Dietl erbaut.

Aus diesem Grund wurde der heutige Kirchweg zeitweise auch als „Dietlgasse“ bezeichnet.

 

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Aufnahme aus dem Jahr 1904
In der Kirchgasse stand ansonsten noch kein Haus
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Niggl

 

 

Georg Dietl stammte aus dem großen Dietl-Hof in Steinach.
1863 heiratete er die Hoferbin Maria Zeindlmayr von Agendorf. Gleich nach der Hochzeit reißt er das alte Bauernhaus in Agendorf ab und errichtet 1865 ein neues Wohnhaus mit Stallungen. Auch die Ökonomiegebäude werden von ihm erneuert.

Nachdem ihre drei Kinder im Säuglingsalter verstorben sind, verkaufen die kinderlosen Bauerseheleute Georg und Maria Dietl schließlich 1878 ihren 77 Tagwerk großen Hof in Agendorf (heute Kettl)  an den Neffen bzw. Schwägerin Foidl Johann Baptist und Karolina, geb. Dietl von Rotham.

Bereits 1875 und 1877 haben sie von der Steinacher Bauerswitwe Walburga Pellkofer (Hs.Nr. 55) ein Teil ihres Gartengrundstückes in der sog. „Kirchgasse“ erworben und darauf das zweistöckige Haus errichtet.

 

 

ortskarte steinach 187c ausschnitt

Das neu erbaute Haus erhielt die Hs.Nr. 77
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187c

 

 

1881 bringt die inzwischen 38jährige Maria erneut eine Tochter zur Welt, die auf den Namen Maria getauft wird.

1905 heiratet die junge Frau den Kammerdiener Robert Mohl. Dieser war mit dem neuen Gutsherrn August von Schmieder von Karlsruhe nach Steinach gekommen und ist der Sohn der Tuchmacherseheleute Christian Mohl und Anna geb. Wagner von Geislingen in Württemberg.

 

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Eine Pilgergruppe bei einem Bittgang  in der Kirchgasse 1936
Der Weg verschmälerte sich weiter unten nur noch zu einem Fußweg
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Fotoalbum Freudel

 

 

1911 verkaufen Maria Mohl und ihre verwitwete Mutter das Anwesen an die Bäckerseheleute Johann Röckl und Karolina geb. Häuslbetz, die es als Ausnahmhaus nutzen.

Maria Mohl zieht mit ihrem Ehemann und ihrer Mutter von Steinach weg.

 

 

Dietl Besitzer

 

 

 

Über verschiedene Erbfolge kommt es schließlich in den Besitz der Familie Spanner.

 

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 1945 stand auch das neu erbaut Niggl-Haus in der Kirchgasse
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bilder Max Hiegeist

 

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aufgrund der heutigen Bebauung ist ein Bild nur noch von der Luft aus möglich
aufgenommen im März 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 Stand: 30.06.2024

 

 

 

Das „Kraus-Häusl“ Hs.Nr. 29 1/2

 

 heute Götzstr. 7

 

von Claudia Heigl

 

Das kleine Grundstück gehörte ursprünglich zum Gmeinwieser-Hof Hs.Nr. 27.

Nach dem großen Brand von 1849, bei dem vier Höfe und eine Sölde in der Götzstraße zerstört wurden, baute die Bauersfamilie Bogner ihren Hof etwas außerhalb des Ortes wieder auf.

 

Der benachbarte Bauer Hien vom Wastlbauernhof erwirbt daraufhin das ehemaligen Hofgrundstück in der Götzstraße von der Familie Bogner und darauf ein kleines Ausnahmshaus errichtet haben.

Nach dem Verkauf des Wastlbauernhofes an die Darlehenskasse erwirbt 1915 die Gutsarbeiterin Kreszenz Kraus das Haus von der Bank.

 

 

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Das ehemalige Ausnahmshaus des Wastlbauernhofes, der im Hinterrund zu sehen ist.

 Ansichtskarte gelaufen 1902

 

Das ehemalige Häusleranwesen Hs.Nr. 31

 

1760: Großhözl Häusl - 1808: Hs.Nr. 56 „Rößl Hof“  -  heute Götzstr. 12 und 11

 

 von Claudia Heigl

 

 

Wie viele Häusler-Anwesen dürfte auch dieses Haus Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein.

 

uraufnahme haus31

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als ersten Besitzer finden wir darin den Bauerssohn Johann Thurner (Durmayer) vom Thanhof. 1723 heiratete er die Zimmermannstochter Anna Maria Artmann von Dunk.

Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor:
- Mathias *1724
- Sebastian *1730
- Mathias *1733
- Andreas (1737-1763)

thurmayer Besitzer

 

 

Aber keines der Kinder scheint das Gütl übernommen zu haben.

Ab 1753 finden wir darauf den Maurer und Weber Kaspar Stubenhofer. Er ist mit der Zimmermannstochter Katharina Scherhäufl von Steinach verheiratet.

 

Tochter Barbara übernimmt das Haus und vermählt sich 1780 mit dem Weber Wolfgang Rößl von Gschwendt.
Nach dem Tod der Ehefrau heiratet der Witwer noch zweimal:
1793 die Häuslerstochter Ursula Hitzinger von Münster und
1808 Theresia Hanbrunner vom Nachbarhof Nr. 29

 

Sohn Johann Rößl aus erster Ehe übernimmt 1807 das Haus und ist ebenfalls als Weber tätig. Seine Ehefrau ist eine Anna Maria Graßl von Thalstetten.

 

1838 übergibt das kinderlose Ehepaar das Häusleranwesen an Bartholomäus Gstettenbauer von Thananger, einem Neffen der Anna Maria Graßl. Der geht eine Ehe mit der Nachbarstochter Anna Maria Hien vom Wastlbauerngut ein.

 

Von dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, scheint das Häusleranwesen verschont geblieben zu sein.

 

1866 übernimmt die Tochter Anna Maria Gstettenbauer das Anwesen und vermählt sich mit dem Söldnerssohn Jakob Helmbrecht von Steinach Nr. 45.
Das Ehepaar hat vier Töchter:
- Maria (1867-1893) heiratet 1893 den Tagelöhner Joseph Billinger von Steinach
- Anna (*1867) Hoferbin
- Helena (1869-1951) heiratet 1910 Michael Axinger, dem herrschaftlichen Kutscher der Familie von Schmieder
- Theresia (*1875)

 

 

1900 heiratet die Tochter Anna den Söldnerssohn Joseph Bauer von Eggerszell und übernimmt das Anwesen vom Vater.

 

1920 verkauft das Ehepaar das Gütl und zieht von Steinach weg.

 

Besitzer Stubenhofer Bauer

 

Neue Eigentümer sind die Bauerseheleute Alois und Maria Knott vom gegenüberliegenden Ammerbauerngut.

1926 teilen die nächsten Bauerseheleute auf dem Ammerbauerngut, Josef und Therese Griesbeck, einen Teil des Grundstückes ab und veräußern es an Josef Jobst, der darauf ein neues Haus (neue Hs.Nr. 95, heute Götzstr. 11) errichtet.

 

fo stei 577 auszug

Das neu erbaute Jobst-Haus
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Die alte Hausnummer 31 erlischt.

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Das „Ammerbauerngut“ Hs.Nr. 32

 

 1760: 2/8 Richterhof - 1808: Hs.Nr. 57 „Knotten Hof“  -  heute Götzstr. 12

 

von Claudia Heigl

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

Die damalige Götzgasse (heute Götzstraße) endete bei diesem Hof und verengte sich dann auf einen schmalen Fußweg, der zwischen dem späteren Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen in die alte „Herrengasse“ (heute August-Schmieder-Straße) mündete.

 

uraufnahme ammerbauerngut

Das Ammerbauerngut erhielt die Hs.Nr. 32
Der breite Weg endete bei diesem Hof.
quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, BayernatlaQ

 

 

15831 wird das Anwesen als Vilsergut bezeichnet. Andrä Hagn hat darauf das Leibrecht, d.h. das Nutzungsrecht endet mit dem Tod der Person auf die das Leibrecht ausgestellt ist und wird dann wieder neu vergeben.

 

16232 ist Bartholomäus Göz auf dem Anwesen als Bauer ansässig. Das Leibrecht läuft aber noch auf Wolf Hagn zu Münster und Barbara Inkofer, Metzgerin in Straubing. Hier dürften es sich um die Kinder des Andrä Hagn gehandelt haben, auf denen das Nutzungsrecht noch geschrieben und nun an Bartholomäus Göz „verstiftet“ worden war.

Die Götzgasse, spätere Götzstraße, hat auch von diesem Bartholomäus Göz ihren Namen bekommen.

 

16413 finden wir auf der „Hagn Sölde“ Mathias und Ursula Pizelmayr, die darauf ebenfalls das Leibrecht besitzen.
Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Hieronymus (*26.09.1642) heiratet 1667 die Bauerstochter Maria Rothamer. Er lässt sich als Müller und Bäcker zunächst in Wolferszell, dann in Gschwendt und schließlich ab 1678 in Rißmannsdorf nieder.
- Walburga (*25.08.1644) heiratet 1664 den verwitweten Kramer Georg Bergmaier von Münster.

 

Pizelmayer Besitzer

 

Als nächste Bauerseheleute ziehen Andreas und Maria Wirth (Würth) auf den Hof ein. Andreas stammt aus der „Regener Pfarrei“ und heiratet 1653 Maria Zimmermann von Ascha. Der junge Mann dürfte nach den Wirren des 30jährigen seine Heimat in Steinach gefunden haben.

Fünf Kinder des Paares sind bekannt:
- Johann (*1656)
- Wolfgang heiratet 1679 die Bauerstochter Magdalena Deblinger von Pellham und übernimmt mit ihr den Hof in Pellham.
- Magdalena (*1661)
- Johann (1663-1695), Hoferbe
- Ursula (*1665) heiratet 1690 den Bauerssohn Johann Apoiger von Niedermenach

 

Hoferbe Johann Wirth nimmt 1691 die Kramerstochter Magdalena Berger von Hs.Nr. 55 in Steinach zu Ehefrau.

Zwei Töchter kommen zur Welt:
- Anna Magdalena (*1691)
- Anna Elisabeth (*1693) heiratet 1719 den Weber Andreas Schmidbauer von Au bei Ascha und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach nieder.

1695 stirbt der 31jährige Bauer und die Witwe holt sich als neuen Ehemann den Bauerssohn Stephan Kirschner von Geßmannszell auf den Hof. Der Familienname Kirschner dürfte eine Abwandlung von „Gürster“ sein.

Vier Kirschner-Kinder kommen nochmals zur Welt:
- Katharina (*1696), Hoferbin
- Anna Maria (*1698) heiratet 1722 den Bauern Simon Fuchs von Steinach Nr. 12
- Jakob (*1699) heiratet 1721 die Bauerstochter Barbara Geith von Münster Nr. 30 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Ursula (*1704) heiratet 1728 den Bauerssohn Johann Artmann von Dunk und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach Nr. 39 nieder

 

Nachdem Stephan Kirschner 1717 mit 50 Jahren stirbt heiratet 1719 die älteste Tochter Katharina den Bauerssohn Joseph Pösl von Unterniedersteinach und übernimmt mit ihm den Hof.

Sie hat mit ihrem Bräutigam bereits eine vorehelich geborene Tochter und bringt in der Ehe nochmals sechs Kinder zur Welt:
- Anna Maria (*1718) in Oberniedersteinach
- Barbara (*1719) als Kind verstorben
- Johann Georg (*1721)
- Johann (*1822)
- Joseph (1725-1772) heiratet 1758 die Tagelöhnerstochter Therese Holzer von Schönstein und erwirbt ein Häusleranwesen in Steinach Nr. 5
- Georg (*1731)
- Maria Magdalena (*1732)

 

Wirth Poesl Besitzer

 

 

Das Ehepaar scheint in finanzielle Schwierigkeiten gekommen zu sein, denn 1738 finden wir Andreas Kirschner auf dem Hof. Auch er stammt von Geßmannszell. Wahrscheinlich war er ein Cousin der Katharina Pösl. Der neue Besitzer nimmt die Bauerstochter Maria Eva Reichersdorfer von Steinach Nr. 17 zur Ehefrau.

Von ihren fünf Kindern entspringen der Ehe:
- Mgdalena (*1738)
- Anna Maria (*1741)
- Therese (*1741), Hoferbin
- Johann Michael (*1747)
- Johann Michael (*1756)

 

Ihre Tochter Therese wird die Hoferbin, die 1770 eine Verbindung mit dem Bauerssohn Wolfgang Knott von Altenhof eingeht.

Die Bäuerin schenkt fünf Kindern das Leben, von denen eines im Kindsalter stirbt:
- Maria Theresia (*1774)
- Joseph (*1778)
- Michael (*1781)
- Peter (*1786), Hoferbe

 

Hofnachfolger wird 1806 der jüngste Sohn Peter Knott, der Katharina Wolf von Weingarten zur Ehefrau nimmt.

Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor:
- Martin (1814-1910), der Hoferbe
und die neun Jahre jüngere Tochter  Anna Maria (1823-1892) Sie heiratet 1841 in Kirchroth den Bauern Joseph Leibl von Unterniedersteinach Nr. 6

 

 

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 1838[4] sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste[5] gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.

Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden.

An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 2 Kreuzer 3 Heller jährlich fällig.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngabe. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

Sohn Martin übernimmt 1844 das Anwesen und ehelicht Anna Maria Zwickenpflug von Wolferszell Nr. 6, die sieben Kinder das Leben schenkt, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (1845-1913), Hoferbe
- Helena (*1846 + 26.06.1872), ledig
- Anna (*1848)
- Therese (*1850)
- Joseph (*+1852)
- Kreszenz (*1854 +29.07.1872), ledig
- Michael (*+1861)

 

Fünf Jahre später brennt der Hof nieder. Mit ihm werden noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße ein Raub der Flammen.

Martin und Anna Maria Knott bauen den Hof neu auf. 1869 wird das Anwesen wie folgt beschrieben:
Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen,  gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig

 

Im August 1872 stirbt die Bäuerin im Alter von 50 Jahren an Typhus. Kurz vorher hat man bereits ihre beiden Töchter Helena, 26 Jahre und Kreszenz 18 Jahre wegen der gleichen Todesursache auf den Friedhof getragen. Auslöser hierfür könnte ein verseuchtes Brunnenwasser gewesen sein. Der Gutsverwalter Niggl bemängelt dies Jahrzehnte später, was zu einer zentralen Wasserversorgung in Steinach führt.

Martin erreicht das hohe Alter von 95 ½ Jahren und dürfte damit der ältesten Einwohner in Steinach gewesen sein.

 

fo stei 577 ausschnitt

Der Ammerbauernhof  aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Sohn Martin jun. übernimmt 1877 den 55 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Kreszenz Hiegeist von Hoerabach.
Ein Sohn namens Alois kommt 1881 zur Welt. Die beiden weiteren kleinen Söhne, die auf den Namen Franz Xaver getauft werden, sterben 1883 und 1884.

 

1908 übernimmt Alois Knott das Anwesen, der die Söldnerstochter Maria Amann von Steinach Nr. 66 aus Bäuerin auf den Hof holt.
Vier Kinder kommen in Steinach zur Welt, von denen nur zwei überleben:
- Ignaz *1912
- Maria Kreszenz *1921

 

Kirschner Knott Besitzer

 

 

fo stei 709

Der Pferdestall des Hofes
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

1926 veräußern die Bauerseheleute das Anwesen an Josef und Therese Griesbeck. Ein Jahr wird die Bayerische Siedlungs- und Landesbank in München neue Eigentümerin, nachdem die Griesbeck den Hof gegen ein Anwesen in Neuhofen (Hs.Nr. 13) eingetauscht haben.

 

Schließlich erwerben 1928 Max und Rosa Bachner den Besitz, indem sie ihren bisherigen Hof Nr. 51 in Pilling dafür eintauschen.

 

 

Bachner Besitzer

 

 

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
5 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 26.05.2024