Neues Schloss Steinach

Wieder Privatbesitz

 

von Hans Agsteiner

 

 

Der Abbruch der Schlossruine

Nach der Auflösung des Flüchtlingslagers wurde für die Ruine des Schlosses keine Verwendung mehr gefunden. Die Bundesvermögensverwaltung entschloss sich 1955 nun doch zum Abbruch.

Eine Moosburger Firma übernahm die Abbruchs- und Verwertungsarbeiten und zerkleinerte das Abbruchmaterial, um aus dem gewonnen Ziegelsplitt neue Bausteine zu  formen.

 

 

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Blick durch die Toreinfahrt zur Ruine
(Bild: Zeitungsartikel Straubinger Zeitung vom 1. Juni 1955)

 

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Mahlmaschine und Sandhaufen im Schlosshof
(Bild: Zeitungsartikel Straubinger Zeitung vom 1. Juni 1955)

 

 

Die Straubinger Zeitung berichtet hierüber in ihrer Ausgabe vom 05.08.1955 mit der Überschrift „Schloßmauer flog in die Luft“:

„Punkt 16 Uhr wurde gestern Donnerstag  ein Teil des Hauptflügels mit zwei Giebeln des Steinacher Schlosses gesprengt, um die Abbrucharbeiten zu beschleunigen. Von einem eigens aus Augsburg angekommenen Sprengmeister wurden insgesamt 40 Sprengladungen von je 400 Gramm Donarit I mittels Induktionszündung zum Detonieren gebracht. Da sich der Gefahrenkreis vorher nicht genau bestimmen ließ, waren die umliegenden Wohnungen sicherheitshalber geräumt worden. Nach der Detonation war der Schloßhof minutenlang von einer dichten Rauch- und Ziegelstaubwolke überlagert. Am Freitag den 05.08. gegen 11 Uhr wird eine weitere Sprengung erfolgen.“

 

Schlosssprengung

Die Sprengung der Schlossruine
(Bild: Zeitungsartikel Straubinger Zeitung vom 9. August 1955)

 

Über die Sprengung berichtet Gisela Lange: "Als die Ruine gesprengt wurde, wurden wir evakuiert und mussten zum Anwesen Schmidbauer rübergehen. Es waren immer wieder Sprengmeister da. Es musste vorsichtig gesprengt werden, damit der Turm mit unserer Wasserreserve nicht beschädigt wurde.“

 

Die ganze Aktion wurde von einem Herrn Lang, einem Angestellten der Autobahndirektion, überwacht (freundliche Mitteilung von Karl Dinter).

 

 

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Das teilgesprengte Schlossgebäude 1955
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

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Die verbliebenen Reste  der Schlossanlage, wie sie heute noch zu sehen sind - das West- und Osttor mit dem Schlossturm.
Die Kellerräume wurden komplett aufgefüllt. Neben dem Turm sieht man, fein säuberlich aufgereiht, die restlichen Dachziegel.
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

 

Wieder Privatbesitz: Der Straubinger Uhren- und Schmuckgeschäftsinhaber Robert Sporn kauft das Neue Schloss Steinach

 

Sporn Robert

 

Der Münsterer Pfarrer Josef Bleicher berichtet in seiner Pfarrchronik:

„1961 im Frühjahr wurde das Schloss verkauft, umfassend ein Gebiet von 60 Tagwerk ... Käufer war Robert Sporn, Uhrmacher in Straubing ... vom Schloß selbst steht nur mehr der Turm, die Gebäude selbst verfieln mit der Zeit undwurden abgetragen, die Steine zermahlen und Kunststeine angefertigt. So kam das Schloß unter dem Hammer mit dem herrlichen Park mit Teehaus, darin schöne Gärtnerei“.

 

Der Kaufvertrag mit Robert Sporn datiert tatsächlich vom 1. Dezember 1960, der Katastereintrag erfolgte 1961. Verkäufer war der Leiter der Bundesvermögensstelle Passau, handelnd für die Bundesrepublik Deutschland (Bundesfinanzverwaltung).

 

Pfarrer Bleicher führt in seiner Pfarrchronik noch weiter aus:

„Ab Jan. 1962 hat Uhrmacher Sporn die Gebäude (Anm.: = Wirtschaftsgebäude im unteren Schlossbereich) an eine Berliner Firma verpachtet, welche mit der Herstellung von Lederjacken, Ledermänteln begonnen hat. Viele Mädchen aus Steinach und Münster, auch Burschen, fanden dort Arbeit. Gegenwärtig sollen 40 beschäftigt sein. Viele geben das Pendeln nach Straubing und damit ihren Arbeitsplatz dort auf“.

 

Gisela Lange ergänzt diese Aussage: „Die Lederwarenfabrik mit Schneiderei war von 1962 – 1965 im ehemaligen Stallgebäude untergebracht. Danach, von 1966 – 1971, pachtete der Holzverarbeitungsbetrieb Max Liebich aus Regen das Gebäude. Es wurden vor allem Bastelartikel produziert.“.

 

Robert Sporn nutzte nun die noch bestehenden Schlossgebäude, insbesondere die Wirtschaftsgebäude im unteren Schlossbereich und die Torbauten im oberen Schloss, durch Vermietung und für eigene Wohnzwecke. Zu der Zeit als Robert Sporn das Schloss kaufte, bewohnten 42 Parteien die Gebäulichkeiten einschließlich einiger Baracken. Anderweitige Nutzungen und Verwertungen wurden von Robert Sporn angedacht, aber wieder verworfen.

 

Seit dem Sommer 2018 hat der Timberart-Künstler Franz Rossmeisl mit seiner Werkstatt ein Zuhause im ehemaligen Stallgebäude des Neuen Schlosses gefunden.

 

 

 

Schlusswort

Das Neue Schloss Steinach ist trotz seiner 100 Jahre eines der jüngsten Schlösser in Bayern. Dennoch hat es in dieser Zeit Vieles erlebt:
Ungeheuren Luxus mit illustren Gästen, blutjunge Arbeitsdienstler, NS-Personal und Flüchtlinge, die ihre Heimat verloren hatten. Gut getarnt entging das Schloss im 2. Weltkrieg feindlichen Luftangriffen. Die Teilzerstörung in den letzten Kriegstagen durch eigene Hand der Nazis raubte dem Schloss sein luxuriöses Aussehen, aber nicht seine Würde.

Robert Sporn, der im Frühjahr 2008 in hohem Alter verstorben ist, hatte stets große Freude an seinem Schlossbesitz, den er mit Liebe erhalten und damit einen Beitrag zum Denkmalschutz geleistet hat. In der Denkmalliste wird das Neue Schloss Steinach wie folgt beschrieben:

Neues Schloss Steinach, Schlossanlage im Stil des Historismus, mit Nebengebäuden und Park,
1905-08 für August von Schmieder nach Plänen des Münchner Architekten Gabriel von Seidl errichtet, Parkgestaltung von Paul Lorenz, Hauptgebäude
1945 und 1955 in Teilen zerstört; erhaltene Teile des Hauptgebäudes, siebengeschossiger Turm mit Pyramidendach und Neurenaissancegliederung, ein- und zweigeschossige Tor- und Bedienstetenhäuser mit Walm- und Satteldächern, Terrassen- und Kelleranlagen; unteres Torhaus, zweigeschossiger und giebelständiger Satteldachbau mit neugotischer Blendarkatur und anschließendem eingeschossigem Traufseitbau,
1907; ehem. Stall- und Garagengebäude, dreiflügeliger Walmdachbau, Mittelbau zweigeschossig mit Dreiecksgiebeln, Seitenflügel eingeschossig,
1907/08; ehem. Gärtnerhaus, langgestreckter zweigeschossiger Schopfwalmdachbau, Zwerchgiebel mit Rundbogen,
1905-07 durch Umbau eines Vorgängerbaus; ehem. Forsthaus, eingeschossiger Satteldachbau mit Zwerchhaus, 1905; Parkanlage, Mischung aus Nutzgarten und Landschaftspark mit Weiher, Vogelhaus und Laubengang, Wegesystem mit Regenrinnen aus Donaukieseln.

 

 Im weitläufigen Schlosspark und in den angrenzenden Wäldern fanden viele Natur- und Kulturfreunde Anregung und Erholung.

 

 

Impressionen