Die Buchberger Kapelle

 

von Hans Agsteiner und Claudia Heigl

 

 

 

Am Nordhang des Buchbergs bei Münster ist schon von weitem eine kleine Kapelle sichtbar.

 

kapelle 2020

aufgenommen Mai 2020
(Bild: Claudia Heigl)

 

Das Erbauungsjahr der malerisch gelegenen Kapelle lässt sich leider nicht feststellen. In der alten Uraufnahme von 1827 ist die Kapelle bereits eingetragen. Das Baujahr der denkmalgeschützten Feldkapelle wird in der Denkmalliste auf das 18. Jahrhundert datiert.

 

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Ausschnitt einer Ansichtskarte
gelaufen 1966

 

 

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aufgenommen im April 2020
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Die Eigentümer der Kapelle

Die Kapelle steht auf der Fl.Nr. 306. Hier handelt es sich um die alte Fl.Nr. 257a „innerer Buchbergacker“. Der Acker gehörte bis zur Säkularisation zum Stiftskapitel St. Tiburtius in Straubing. Evtl. war daher das ehemalige Chorherrenstift Erbauer der Kapelle.

Als nach der Zerschlagung des Stiftes 1803 die Gründe verkauft wurden, erwarben Mathias und Katharina Hitzinger von Münster den Acker mit der Kapelle. Sie waren auf dem sog. „Schreinergütl“ Hs.Ns. 6 in Münster ansässig (heute Obermayerstr. 11).

Durch Heirat der Hitzingertochter Magdalena wurde Martin Spießl, der vom Wiedenhof abstammte, 1812 Miteigentümer des Gütls.
1849 übernahm ihr Sohn Martin Spießl und dessen Ehefrau Maria, geb. Gierl das Anwesen. Maria war die Enkeltochter des berühmten Sossauer Drei-Höfe-Bauern Paul Gierl, der auch die Sossauer Wallfahrtskirche gekauft und dadurch vor dem Abbruch gerettet hat.

1882 folgte ihnen ihr Sohn Xaver Spießl und dessen Ehefrau Helena, geb. Maurer als Eigentümer nach.

1887 tauschten Xaver und Helena Spießl ihr Haus Nr. 6 gegen den sog. Atzlhof Hs.Nr. 12 (Chorherrenstr. 2) in Münster ein. Dabei behielten sie die Grundstücke ihres alten Besitzes, darunter auch den Buchbergacker mit der Kapelle.
1922 übernahm Sohn Xaver Spießl (1887-1962) mit seiner Ehefrau Anna, geb. Leiderer den Atzlhof, zu dem nun auch die Kapelle gehörte.

Obwohl die Kapelle bis heute zum Atzlhof gehört, kümmerte sich der älterer Bruder Josef Spießl (1883-1959), der Gemeindeschreiber in Münster war, um sie.

Josef Spießl ließ zum Gedenken für seinen gefallenen Bruder Martin (1897-1918) und seinen gefallenen Sohn Josef (1919-1943) zwei Solnhofer Platten in der Kapelle anbringen.

 

totengedenken spiessl

 

 

Nach ihm übernahm die Familie Ludwig Brandl die Pflege der Andachtsstätte.

Mit der Zeit, war auch die Eigentumsfrage nicht mehr genau klar. Da der Baukörper direkt an der Grenze stand, könnte auch die Gemeinde im Rahmen der Flurbereinigung inzwischen Eigentümerin geworden sein. Bei einer Grenzfeststellung im April 2003 kam jedoch klar heraus, dass sie immer noch zum sog. Atzlhof gehört.

Das war insbesondere von Bedeutung, da das Bauwerk im Laufe der Jahre in einen sehr schlechten Zustand kam und dringend renovierungsbedürftig war.

Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse übernahmen im Sommer 2003 die Eigentümer Lambert und Brigitte Sagmeister, zusammen mit dem Maurer Johann Luttner, die Renovierung. In vielen Freizeitstunden wurde das marode Mauerwerk wieder in Stand gesetzt, dessen Einsturz zeitweise sogar befürchtet werden musste. Fachmännisch und unter Beachtung der denkmalpflegerischen Belange, brachte Johann Luttner einen dreilagigen Außenputz an, wobei ihm die Erneuerung des Gesimses auch bravourös gelang.

Über dem Altar hängt ein altes Ölgemälde, dass die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellt. Das auf Blech gemalte Gemälde mit dem Ausmaßen 90 x 75 cm wird von Herrn Herrman von Landesamt für Denkmalpflege auf die Mitte des 19. Jahrhundert datiert. Auch dieses Altarbild hatten 2003 Brigitte und Lambert Sagmeister restaurieren lassen.

Die Kapelle wird seitdem von der Familie Sagmeister gepflegt.

 

 

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aufgenommen im April 2020
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Bedeutung für die Pfarrei Pfaffmünster

Bereits im Jahr 1831 berichtet der damalige Pfarrer Peter Knott in seiner handgeschriebenen Pfarrchronik:

„Die Furcht und Bangigkeit vor der andringenden Cholera-Pest verbreitete sich in diesem Jahr auch über unsere Gegend. Weltliche und geistliche Anstalten wurden dagegen getroffen. Schon ward bei uns der Begräbnisplatz (Pestfriedhof) bestimmt, wozu der Gütler Michael Prommersberger den gegen das Steinacher Holz gelegenen Acker anbot. Auch sollten drei Häuser für Verdächtige, Kranke und Genesende, auch Krankenwärter und Totengräber angestellt werden. Die Ausmittelung der Häuser kam aber nicht zustande. Andachten und Gebete wurden aber auch bei uns wie in fast ganz Bayern abgehalten, von Anfang September bis nach Allerheiligen. Auch waren täglich Rosenkränze und Bittgänge zum Buchberg. Seit ein paar Jahren werden die Opferbüchsen in der Kirche und in der Kapelle auf dem Buchberg öfters erbrochen.“

Dies ist die erste urkundliche Erwähnung der Kapelle, auch wenn sie in der Uraufnahme von ca. 1827 bereits eingezeichnet ist.

Da die Chronik bereits 1800 beginnt, ist anzunehmen, dass die Kapelle bereits vorher erbaut wurde. So ein bedeutendes Ereignis, wie der Kapellenbau, wäre sicherlich in seiner Chronik erwähnt worden.

 

 

uraufnahme kapelle 1827

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayeranatlas

 

 

 

Noch einmal berichtet Pfarrer Knott über die Buchbergkapelle. Diesmal in einer Pfarrbeschreibung aus dem Jahr 1860:

„Beim Fronleichnamszug wurde damals folgende Ordnung eingehalten: Fahne, Schuljugend, 10 Figuren, Jünglinge und Jungfrauen, Stangenfiguren, Blumenkörbe, Kerzenträger, Kreuz, Ministranten, das Allerheiligste unter dem Himmel mit Kreuzträgern, voran die Musik, dann das betende Volk. Das erste Evangelium war beim Krämer Zäch, das zweite bei der Laschingerkapelle, das dritte bei der Buchbergkapelle, wo der Segen erteilt wurde. Das vierte Evangelium war beim Atzlhof.“

 

Nachdem die Bittgänge nach Steinach, Sossau und Kirchroth vor einigen Jahrzehnten abgeschafft wurden, findet jährlich zu den Dorfkapellen, so auch zur Buchbergkapelle, vor Christi Himmelfahrt ein Bittgang statt.

 

Bis vor wenigen Jahren war die Buchbergkapelle die erste Station beim Flurumgang am sog. Schauerfreitag.

 

Die Nikolausfeier der Reservistenkameradschaft Münster, einst bei der Buchbergkapelle, wird nunmehr als Waldnikolausfeier bei der Siedlung am Waldweg veranstaltet.

 

 

 

 

Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster 1838

StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843 – 1960
Agsteiner H., Steinach, Heimatbuch S.180, S. 231
Agsteiner H., Die Renovierung der Buchbergkapelle in Münster, erschienen im Gemeindeboten der Gemeinde Steinach, September 2003

 

Stand: 16.01.2023