Dorf Steinach

 

 von Claudia Heigl

 

Das Dorf Steinach kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Das Ortsbild von Steinach beherrschen zwei charakteristische Bauwerke: das Alte Schloss auf einem Bergrücken im Westen und die Pfarrkirche St. Michael als Gegenpol im Osten des Dorfes. Adelige Schlossherren und Geistlichkeit bestimmten über ein Jahrtausend die Geschicke des Ortes und der näheren Umgebung.

1029 vermachte der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II -  Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing   (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, Helmberg, gehörten) seinen ganzen, von seinem Vater geerbten Grundbesitz, dem Domkapitel Augsburg. Die weltliche Macht übten weiterhin die Herzöge von Bayern aus, die dafür auch 1/3 des Zehent bekamen. Die ganze Propstei Straubing war in drei Schergenämter eingeteilt – Straubing, Steinach und Öbling.

Das Augsburger Domkapitel errichtete in Steinach ein „offizium“, einen Verwaltungsmittelpunkt für die nördlich der Donau gelegenen Güter, besetzt mit einem Vogt, der die weltliche Macht ausübte und in einer Burg residierte.

1105 wird das Dorf Steinach auch erstmals urkundlich erwähnt. Wichmann de Stainaha tritt als Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster Oberalteich im Jahre 1105 als Untervogt des Augsburger Domkapitels auf. Als Inhaber  des  Herzogslehen und Dienstmann der Grafen von Bogen verwalteten der Burgherr die übertragenen Güter.

 

Ohne Genehmigung des Schlossherrn keine Übergabe oder Heirat

1311 übertrug der niederbayerische Herzog Otto III.  in der sog. „Ottonischen Handfeste“ einen Teil der Herrschaftsrechte gegen hohe Natural- und Geldabgaben an die Stände (Adel, Prälaten, Städte und Märkte). So konnte jeder Grundherr die niedere Gerichtsbarkeit über die Bebauer seiner Güter erlagen.

In Steinach bestanden zwei Gerichtsherrschaften – die des Augsburger Domkapitels und die herzogliche, welche die Rechte über die Güter und Leute ausübten, die nicht der Propstei angehörten.
Nach und nach erwarben die Steinacher Burgherren die Rechte über die Höfe in Steinach.

1540 erwarb der Steinacher Ritter Christoph Warter von der Wart die 12 Fürstenhuben vom Herzog von Bayern und die neun Augsburger Probsthuben. Zudem kaufte der noch zwei Höfe in Steinach, die zum Chorherrenstift Sankt Nikolaus von Passau gehörten. Somit unterstanden alle Untertanen, außer dem Pfarrer, dem Benefiziaten und dem Lehrer bzw. Mesner, auch mit der Gerichtsbarkeit dem Steinacher Hofmarksherrn.

Die Rechtsprechung erfolgte durch einen Hofmarksrichter. Alle Eigentumsübertragungen und Heirats- und Erbverträge mussten von ihm genehmigt und beurkundet werden. Ohne Einwilligung des Hofmarksherren durfte der Pfarrer keine Trauung durchführen.
Er sprach Recht bei allen zivilrechtlichen Angelegenheiten und auf alle Strafvergehen, mit Ausnahme der Schwerverbrechen, für welche die Todesstrafe in Frage kam. Jede uneheliche Schwangerschaft (Leichtfertigkeit) wurde schwer geahndet und mit Bußgeld belegt.

Gerichtsprotokolle von Streitigkeiten und kleinen Gesetzesübertretungen, für die immer Strafen gezahlt werden mussten, füllten die Verhörbücher. Für Ordnung sorgte ein Amtmann, der bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt war. Da er von den Strafen einen kleinen Teil erhielt, war sein Bestreben natürlich möglichst viele Vergehen seinem Dienstherren zu melden.

Erst 1848 wurden die adligen Grundherrschaften abgelöst. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde wieder vom Staat ausgeübt. Das Schloss und das Schlossgut blieben im Eigentum des ehemaligen Hofmarksherren Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld, er hatte jedoch keine Rechte über die Dorfbewohner mehr.

 

Das obere und das untere Dorf

Das Dorf teilte sich in zwei Teilen - das untere und das obere Dorf.

Im südlichen flachen  Teil grenzen die Felder mit dem fruchtbaren Lösboden an, während die im Norden angrenzenden Felder aus schwerer und lehmhaltige Erde bestehen.

Nur die steile Schlosstrasse, früher "Bruckweg" genannt (heutige August-Schmieder-Str.), die die beiden Dorfteile verband, war mit Fuhrwerken befahrbar. Die heutige Götzstrasse verengte sich zu einem kleinen Weg und alle anderen Verbindungswege waren reine Fußwege.

 

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 Der "Bruckweg" ca. 1962

 

 

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Das Dorf selbst hatte keine sehr großen Höfe, wie sie um die Ortschaft herum zu finden waren. Die Höfe waren bis 1808 in sog. Hoffuße eingeteilt. Hiervon hing die Besteuerung ab.

Steinach hatte drei halbe Höfe  und sieben Viertelhöfe, die etwa 50 - 80 Tagwerk Grund mit dabei hatten. Alle waren im unteren Dorf angesiedelt waren. Ihre dazugehörigen fruchtbaren Felder waren südlich und östlich von Steinach gelegen, die mit ihren Fuhrwerken gut befahren werden konnten.  Auch die Gewerbe, wie Wirt, Bäcker, Schmied waren im unteren Dorf beheimatet.

Im oberen Dorf bildete die Kirche das Zentrum einer Ansammlung wichtiger Gebäude, wie Pfarrhaus, Schule, Benefiziumshaus, Metzgerhaus, Badhaus.
Hier waren auch die Hafner ansässig, die ihren guten Hafnertegel in den Tegelgruben nördlich von Steinach holten.

Zwischen Kirche und Schloss siedelten sich die Häusler an. Sie hatten ohnehin wenig Grundbesitz und brauchten eine Nebentätigkeiten, damit sie ihre Familien ernähren konnten. Meist waren sie für den Gutshof im Schloss mit tätig. Die Strasse wurde auch Herrengasse genannt, da sie den Schlossherrn mit dem Pfarrherrn und Benefziatenherrn verband.

Die zehn 1/8 Höfe hatten waren im Ort verteilt und hatten ca. 20 - 40 Tagwerk an Grundbesitz.

Die Hofgrößen blieben jahrhundertelang gleich, da die Bauern nur das Recht hatten diese zu bewirtschaften. Der eigentliche Eigentümer war der Hofmarksherr. So konnten die Bauern von ihren bestehenden Höfen keine Felder verkaufen oder neue dazu erwerben. Erst mit der Möglichkeit der Ablösung des Obereigentums hatten die Bauern die Möglichkeit das wirkliche Eigentum über ihren Besitz zu erlangen.

Hier begannen auch die großen Veränderungen im Dorf. Größere Höfe wurden zertrümmert und die kleineren Häusler und Gütler hatten die Möglichkeit dazuzukaufen, so dass im 19. Jahrhundert große Veränderungen in der dörflichen Struktur begannen.

 

Dorfgrösse blieb jahrhundertelang fast gleich

1583 zählte das Dorf Steinach 54 Häuser und Höfe. Da jeder Bau eines Hauses und jede Heirat vom Hofmarksherrn genehmigt werden musste, veränderte sich der Bestand nur sehr langsam. Denn mit dem Bau eines Hauses musste auch das Einkommen für die Familie gesichert sein.

Dann kam der 30jährige Krieg, der das Land in seiner Entwicklung stark zurückwarf.
Das schwedische Herr zog dreimal – 1633, 1641 und 1647 – plündernd und mordend durch die Gegend.
Viele Anwesen und Häuser standen leer, da die Familien getötet wurden oder an der darauffolgenden Pest starben. Es dauerte Jahrzehnte bis sich die Bevölkerung hiervon wieder erholte.

 

30 Krieg Haeuser

 

Erst als Dr. August von Schmieder 1901 das Schloss und den dazugehörigen Gutshof kaufte, kam es zu einer größeren Bautätigkeit von Häusern. Der Gutshof wurde zu einem Musterbetrieb ausgebaut und der neu gegründete Grünlandverein und die Saatzucht benötigten eine Vielzahl von Arbeitskräften, für die neuer Wohnraum geschaffen werden musste.

 

Mit dem Bau von der ersten Siedlung in Steinach in den 1970er Jahren begann der Ort dann laufend und stetig zu wachsen.
2018 hatte das Dorf Steinach 676 Wohngebäude, dies bedeutet eine Steigerung von 600 % gegenüber 1960.

 

AK STEI 65

aufgenommen 1933

 

AK STEI 43

aufgenommen 1958

 

AK STEI 6

aufgenommen 1971

 

Steinach 1991 1

Steinach 1991 2

aufgenommen 1991

 

FO STEI 1122

aufgenommen 2010

 

 

 

 

Die Geschichte vom Dorf Steinach von Josef Schlicht, 1908 (pdf)

 

die geschichte von steinach

 

 

Bilder: Archiv für Heimatgeschichte