Die Schreinerei Laumer-Bierl in Steinach
von
Claudia Heigl
Bei dem Anwesen handelte es sich ursprünglich um ein kleines Häuschen in unmittelbarer Nähe des Schlosses ohne großen Garten oder sonstigem Grundbesitz. Es dürfte für einen Bediensteten des Gutsherrn gebaut worden sein.
Das Anwesen hatte 1808 die Hausnummer 37
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung, Bayernatlas
Erster bekannt Besitzer ist 1763 ein Sebastian Riederer, der als Weber seinen Lebensunterhalt verdiente. Seine Ehefrau Magdalena war als Hebamme tätig.
Vielleicht hatte das Ehepaar aus diesem Grund auch dieses Häuschen vom Schlossherrn erhalten. Hebammen waren in einer Dorfgemeinschaft unentbehrlich und auch der Hofmarksherr hatte ein Interesse daran, dass sich eine solche im Dorf niederließ.
Nach seinem Tod heiratete die Witwe den Nachbarn Georg Trägl (siehe Hs.Nr. 36)
Das Haus erben die Tochter ihres zweiten Ehemannes, Walburga Trägl und ihr Ehemann Lorenz Raith. Raith übte, wie sein Schwiegervater, ebenfalls das Weberhandwerk aus. Das Haus wird innerhalb der Familie an die Söhne weitervererbt, die auch wieder Weber sind.
1886 heiratet der Steinacher Wagner Joseph Wurst die Raith-Tochter Katharina und übernimmt mit ihr das Haus. Er richtet sich hier eine Wagner-Werkstätte ein, nachdem die alte Wagnerei von seinem ehemaligen Lehrherrn verkauft wird.
Nachdem Joseph Wurst 1910 im Alter von 53 Jahren stirbt, erben die Witwe Katharina Wurst mit ihren fünf Töchtern Katharina (23 J.), Elisabeth (19 J.), Berta (15 J.), Therese (11 J.) und Maria (11 J.) das Haus.
Zwei Jahre später, am 10.06.1912, verkauft sie die Wagnerei an Joseph Laumer von Agendorf.
Katharina Wurst verdient sich ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin im Schloss Steinach.
rechts Josef Laumer auf der Walz
Bild: Familie Maschke, Steinach
Sieben Monate später nimmt Joseph Laumer die Landwirtstochter Maria Bornschlegl von Wolferszell zur Ehefrau.
Josef und Maria Laumer
Wagnerei Laumer um 1920
rechts das Wohnhaus, links die Wagnerwerkstätte
links Karl Heimerl, daneben der Schreiner Josef Laumer. Auf dem Wagen die Kinder Josef und Therese Laumer
Bilder: Familie Maschke, Steinach
Ihr Sohn Josef Laumer jun. übernimmt 1948 die Wagnerei und heiratet 1950 die Steinacher Wirtstochter Irmingard Lutz.
Nachdem die Wagnerei durch die Industrialisierung immer mehr an Bedeutung verliert, stellt Josef Laumer jun. seine Werkstatt nach der Übernahme in einen Karosseriebau um und stellt Omnibusse her.
1955 wechselt er in den Betrieb einer Schreinerei, die er mit Hilfe seiner Ehefrau laufend erweiterte und modernisierte.
Schreinerei Laumer um 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Seit 1987 führen sein Schwiegersohn Franz Bierl und seine Ehefrau Josefine Laumer-Bierl den Betrieb, die das Unternehmen ebenfalls immer weiter vergrößerten und erweiterten.
aufgenommen im September 2021
Bild: Claudia Heigl
Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinachh