Die Lehner-Sölde Hs.Nr. 18 – heute Heimerl-Anwesen

 

1583/1623: Die Ackermaiersölde –1641: Die Ackermaier- oder Zellersölde - 1691: Sölde -
 1760: 1/8 Bach Sölde - 1808: 1/8 Lehner Hof Hs.Nr. 50 - ab 1838: Hs.Nr. 18

 heute August-Schmieder-Str. 8

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Hof im unteren Dorf trägt im Jahr 1583 die Bezeichnung „Ackermaiersölde“. Zu dieser Zeit besitzt Hans Ackermaier das Erbrecht auf dem Anwesen. Doch schon damals wird Wolfgang Zeller als sein Nachfolger genannt.1 

Auch im Stiftregister von 1623 erscheint Zeller erneut, inzwischen mit einem weiteren Nachfolger: dem Schmied Erhard Stark.2 Der Schmied hat auch die Schmiedwerkstatt auf Leibrecht erhalten.
Er scheint auch bei dem Überfall der Schweden im Jahr 1637 vertrieben oder getötet worden sein. Denn 1641 wird auf der Schmiede Sebastian Grieneisen genannt. 

 

uraufnahme

Das Anwesen erhielt die Hs.Nr. 18
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Auf der Ackermaier- oder Zellersölde, wie der Hof nun genannt wird, führt 1641 der Zimmermann Gregor Burgstaller Abgaben ab.3

In den Kirchenbüchern von Steinach finden sich Einträge über zwei seiner Kinder – Georg, der 1644 stirbt, und Maria, geboren 1645.
Eine weitere Tochter, ebenfalls Maria genannt, kommt 1647 in Wolferszell zur Welt.

 

Burgstaller Besitzer

In den Steuerregistern klafft danach eine Lücke von etwa fünfzig Jahren.
Wahrscheinlich lebt in dieser Zeit der Söldner Kaspar Zollner auf dem Hof, der 1666 in Steinach begraben wird.
Seine Tochter Anna heiratet 1674 in Münster den Häusler Christopher Glächsl (Hs.Nr. 33).

 

Jakob Zollner, vermutlich ein Sohn Kaspars, ist hier ansässig. 1691 zahlt er für seine Sölde 45 Kreuzer Steuer, und 1699 wird sein Haus auf 15 Pfund Regensburger Pfennige geschätzt.4

Seit 1669 finden sich in den Kirchenbüchern Taufen von Kindern Jakobs und seiner Frau Magdalena. Ihr Traueintrag ist jedoch nicht verzeichnet.
- Eva (*14.02.1669 + 18.08.1669)
- Balthasar (*12.07.1670)
- Balthasar (*14.08.1672) heiratet 1704 die Bauerstochter Maria Billinger und wird als Halbbauer in Steinach ansässig. Wo genau ist jedoch unklar.
- Michael (*09.09.1677 + 20.09.1677)
- Simon (*28.10.1683), Hoferbe

 

Simon Zollner tritt 1702 die Nachfolge an und heiratet die Schneiderstochter Margaretha Bachl aus Münster.

Das Paar hat zahlreiche Kinder:
- Johann (*1703)
- Maria Anna (*1705)
- Lorenz und Tiburtius (*1707)
- Maria (*1709)
- Michael (*1710) heiratet 1755 die Tagelöhnerstochter Katharina Schießl von Steinburg
- Mathias (*1713), Hoferbe
- Johann Nikolaus (*1715), als Kind verstorben

 

Nach Margarethas Tod heiratet Simon erneut, diesmal Elisabeth Meßerer aus Aiterhofen.
Aus dieser zweiten Ehe stammen sechs weitere Kinder:
- Johann Jakob (1718-1722)
- Joseph (*1721) heiratet 1749 Maria Hien und lässt sich als Häusler in Steinach Nr. 34 nieder
- Johann (*1724) heiratet 1755 Maria Riedl und wird Tagelöhner in Steinach
- Barbara (*1727)
- Maria (*1731) als Kind verstorben
- Martin (*1732)

Mathias, Sohn aus erster Ehe, übernimmt 1751 den Hof und heiratet die Bauerstochter Barbara Bründl von Oberniedersteinach Nr. 10.
Das Paar hat nur eine Tochter, Katharina, die später den Hof übernimmt.

 

Als Barbara 1765 stirbt, heiratet Mathias sechs Wochen später erneut, Barbara Burghauser.
Von den beiden Kindern dieser Verbindung überlebt nur Mathias, der 1766 geboren wird.
Er heiratet 1796 die Söldnerstochter Maria Anna Piendl aus Oberascha und übernimmt mit ihr den Hof der Schwiegereltern.

 

Das Glück der Familie währt nicht lange: Im Februar 1771 sterben sowohl Barbara als auch ihr Ehemann Mathias kurz nacheinander.

Zurück bleiben die vierzehnjährige Katharina und ihr kleiner Bruder Mathias, der noch keine fünf Jahre alt ist. Nur wenige Monate später heiratet die jugendliche Katharina den Bauerssohn Johann Georg Treml von Rammersberg. Über das Paar gibt es jedoch außer dem Traueintrag keine weiteren Hinweise in den Kirchenbüchern.

 

 

Zollner Besitzer

 

 

1785 zieht ein neuer Bauer auf den Hof ein: Andreas Lehner aus Tempelhof. Mit seiner Frau Anna Pummer von Kögl führt er den Betrieb weiter, doch die Ehe bleibt kinderlos.

 

heimerlanwesen1856 hinten

Das Heimerl-Anwesen aufgenommen 1956
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach

 

Am 02.01.1791 bringt Annas Schwester Katharina Pummer5 in Steinach einen unehelichen Sohn namens Sebastian zur Welt. Vater ist der Bauerssohn Franz Bachmayer von Semmersdorf6.

Vermutlich bleibt das Kind bei Andreas und Anna Lehner und wächst dort als Pflegekind auf.

 

1819 übernimmt Sebastian Bachmayer das Anwesen. Er heiratet die Müllerstochter Anna Maria Solleder von der Aichmühl.

Ihr gemeinsamer Sohn Sebastian wird 1823 geboren und später Häusler in Steinach Nr. 7 (Brunnenweg 6).

Drei Jahre nach seiner Geburt stirbt der Vater mit nur 32 Jahren an Lungenschwindsucht.

 

Die junge Witwe heiratet daraufhin den Bauerssohn Johann Hahn aus Kirchroth.
Das Paar hat acht Kinder:
- Johann (*1825) heiratet 1854 in Pondorf Anna Maria Schwarz von Niederachdorf und lässt sich in Oberzeitldorn nieder. Sein Sohn Franz Xaver heiratet 1886 in den Pellkofer-Hof in Steinach Nr. 55 (heute Fischer, August-Schmieder-Str. 40) ein
- Georg (*1828)
- Theresia (*1830)
- Anton (*1833)
- Helena (*+1838)
- Joseph (*1839)
- Franz Xaver (*1842)
- Michael (1845-1897), Hoferbe

 

1874 übernimmt der jüngste Sohn Michael Hahn den Hof. Er ehelicht die Bauerstochter Maria Foidl von Steinach Nr. 14 (August-Schmieder-Str. 2).
Michael nimmt am Deutsch-Französischen Krieg teil, dient im Infanterie-Leib-Regiment (3. Bataillon) und wird am 9. Dezember 1870 bei der Schlacht bei Beaugency verwundet.

 

Lehner Besitzer

 

Da die Ehe kinderlos bleibt, verkauft die Witwe nach Michaels Tod den Hof 1900 an Joseph Heimerl, der aus dem Heimerl-Hof in Steinach Nr. 11 (Brunnenweg 1) stammt.

 

fo stei 1835

aufgenommen 1960
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

 

Joseph heiratet die Bauerstochter Margaretha Scheubeck vom Kindlasberg.

Sie bringt elf Kinder zur Welt, von denen vier im Säuglingsalter sterben.
Als 1932 der 58-jährige Joseph stirbt, bleibt seine Witwe mit sieben Kindern zurück.

 

fo stei 1834 kopie

Franz Xaver und Margareth Heimerl
aufgenommen am 20.11.1906
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

 

Heimerl Besitzer

 


Sie führt den Hof noch achtzehn Jahre lang allein weiter, ehe sie ihn an ihren jüngsten Sohn Franz Xaver Heimerl übergibt.

 

neg stei 79 ausschnitt

 Der Heimerl-Hof aufgenommen 1980
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bestand Luftbildverlag Bertram, München

 

 

 

  

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister über das adlige Gut und Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
5 Katharina Pummer ehelicht einen Norbert Schütz, Hausbesitzer in Straubing. Dieser unterzeichnet auch die Heiratslizenz von seinem Stiefsohn (Pfarrarchiv Steinach).
6 Von Franz Bachmayer, Unterziegelmeister in Straubing, kommt am 10.10.1798 eine Tochter namens Anna Maria in Straubing zur Welt.

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10579, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10582, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10586, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960

 

 

Veröffentlicht: 12.11.2025