Auf der Spek

alte Hs.Nr. 23 1/2, heute Spitalweg 2

 

von Claudia Heigl

 

 

Folgt man der Straße zwischen Bärnzell und Wolfsberg, liegt etwa auf der Hälfte der Strecke der idyllisch gelegene Einödhof „Spek“. Das Anwesen liegt direkt an der Gemeindegrenze zu Ascha.

 

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aufgenommen im März 2022
Bild: Claudia Heigl

 

Ursprünglich war dies ein Waldgrundstück, dass an das sog. „Niedersteiningerfeld“ angrenzte.  Das „Spekhölzl“ gehörte zum Wirtsanwesen in Wolferszell. Der Name kommt von dem „speckigen“ Lehmboden, der dort im Umfeld zu finden ist. Die Wolferszeller Hafner hatten jahrhundertelang das Recht am nahegelegenen Wolfsberg ihren Tegel zu stechen1, der sich für ihre Töpferwaren hervorragend eignete.

Nach dem Verkauf des Wirtshauses, im November 1852 an Johann und Anna Loichinger, wurde dieses Grundstück vom ehemaligen Wirt Josef Schreiber an eine Theresia Sax veräußert, die den Wald rodet und dort Gebäude errichtet.

 

Steinach 187b 1867

Das neue Anwesen auf der Spek
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan von Steinach Nr. 187b

 

 

Im Umschreibeheft zum Urkataster2 wird das Anwesen 1859 wie folgt beschrieben: „Wohnhaus, Stall, Stadl, Schupfe unter einem Dache und Hofraum
Die Gründung der Hofstelle dürfte also in den Zeitraum zwischen 1853 und 1859 fallen.
Das Anwesen erhält die neue Hausnummer 23 ½ und kommt zur Steuergemeinde Agendorf, zu dem auch Wolferszell gehört.

 

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Das Haus vor der Renovierung um 1972
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

 

In den nächsten hundert Jahren folgen 18 Besitzer auf dem Anwesen3. Abseits vom Dorf hatten sie ein bescheidenes Einkommen.

31.08.1860: Laschinger Wolfgang durch Kauf von 13,33 Tagwerk um 3.500 Gulden

11.10.1861: Wiesenbacher Peter durch Kauf von 9,94 Tagwerk um 3.500 Gulden
Die Familie hat kein Glück auf der Spek. Peter Wiesenbacher stirbt im Alter von 58 Jahren am 22.09.1864 an Magenkrebs. Die kleine Tochter Katharina erleidet am 11.10.1865, im Alter von drei Jahren, tödliche Brandwunden und schließlich wird das Anwesen 1866 versteigert.

 Versteigerung 1866Beilage zum königl. Bay. Kreis-Amtsblatte von Niederbayern Nr. 21 vom 10.03.1866

 

05.05.1866: Auer Joseph steigert das Anwesen mit 10,86 Tagwerk um 2.375 Gulden

25.08.1866: Auer Johann Nepomuk übernimmt es zum Anschlag von 1.000 Gulden

18.02.1867: Gerl Johann Georg von Hirschkofen kauft es mit 20,86 Tagwerk um 2.400 Gulden. Am 22. September des gleichen Jahres heiratet er Maria Eisenschink von Zinzenzell

18.05.1869: Zimmermann Christoph durch Kauf um 2.798 Gulden

22.06.1869: Neumaier Maria durch Kauf um 2.900 Gulden

01.06.1870: Foierl Kreszenz, Johann, Helena, Jakob, Xaver und Barbara durch Kauf von 10,86 Tagwerk um 2.300 Gulden

22.10.1870: Fischer Johann und Walburga durch Kauf um 3.000 Gulden

15.03.1873: Hölzl Bruno durch Kauf um 3.050 Gulden

03.05.1876: Kiendl Rupert und Maria durch Tausch ihres Anwesens Nr. 7 in Perkam

05.02.1879: Holzapfel Josef und Theres durch Tausch ihres Anwesens Nr. 92 1/3 in Lintach

29.07.1909: Holzapfel Joseph jun. und Anna durch Übergabe von 10,86 Tagwerk zum Anschlag von 9.600 Mark

14.09.1909: Groß Franz und Anna durch Kauf um 6.900 Mark

Am 16.01.1915 kaufen Hierl Alois von Schönstein und seine Ehefrau Margaretha, geb. Kargl den Hof um 8.000 Mark. Sieben Monate später muss der Ehemann in den Krieg ziehen.
Als Alois im Alter von knapp 36 Jahren am 14.05.1918 in Frankreich/Monchy fällt, verkauft die Witwe vier Monate später den abgelegenen Hof und zieht mit ihren drei Kindern weg.

 

Die neuen Eigentümer sind Karl Schuster dessen Ehefrau Cäcilia, geb. Stumhofer.
Karl Schuster stammt von Steinach Hs.Nr. 70 ½ (heute Hafnerstr. 17), wo er seit seiner Heirat (30.05.1911) mit seiner stetig wachsenden Familie gewohnt hatte.
Von ihren vier Söhnen, die das Erwachsenenalter erreichen, sterben drei vor ihren Eltern:
- Karl (1912-1942), Maurermeister, fällt im 2. Weltkrieg
- Joseph (1914-1954), verunglückt als Lokführer tödlich
- Franz Xaver (1924-1944), fällt im 2. Weltkrieg
Der vierte Sohn, Fritz Schuster (1918-1987), macht sich 1950 sich mit einem KFZ-Betrieb in Rotham selbständig.
1952 verkaufen Karl (1880-1961) und Cäcilia (1887-1974) ihr Anwesen auf der Spek und ziehen zu ihrem Sohn nach Rotham.

 

1952 - 1958: Foitik Friedrich und Emilie

 

Am 09.04.1958 kaufen Feldmer Wolfgang und Maria, geb. Kilger das Anwesen auf der Spek.

 

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 Das bereits renovierte Haus mit dem Nebengebäude
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

 

 

Der Kreis schließt sich

1972 erwirbt die Hofstelle Familie Waubke aus München.
Die Familie renoviert das verfallene Haus während der nächsten 10 Jahre und nutzt es als Ferienhaus.

Sohn Martin Waubke richtet sich ab 1990, nach Abschluss seiner Töpfer-Meisterprüfung, eine eigene Werkstatt auf der Spek ein.
Im Zusammenhang der Trennung von Klaus und Barbara Waubke, kaufen ihnen im Jahr 1994 Sohn Martin und seine spätere Ehefrau Katharina Heusinger das Anwesen ab.

Im Jahr 1999 wird die Scheune abgerissen und an dieser Stelle werden die beiden Werkstätten mit Ausstellungsraum neu gebaut.
Er und seine Frau Katharina Heusinger, ebenfalls eine Töpfer-Meisterin, betreiben zusammen eine Werkstatt mit Laden. Sie geben Töpferkurse und veranstalten Ausstellungen.

 

 werkstatt spek waubke heusinger

"Keramik auf der Spek"
Werkstätten mit Ausstellungsraum
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

Steinach und Wolferszell hatten eine jahrhundertlange Tradition im Hafnergewerbe, die einzigartig in der Gegend ist.
Wie es der Zufall will, kamen mit Martin Waubke und Katharina Heusinger wieder zwei Vertreter dieser Handwerkszunft in die Gemeinde und führen diese jahrhundertalte Tradition fort.

 

 keramik auf der spek

 Katharina Heusinger und Martin Waubke
Werkstätten mit Ausstellungsraum (Eingang Straßenseite)
Bild: Familie Waubke/Heusinger (aufgenommen von Jamal Sefanie Khalil)

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol. 149, 150, 156
2 StA Landshut, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 – 1894, Sig. 17/2-10
3 StA Landshut, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 – 1960, Sig. 17/2-14
Mdl. Mitteilung von Martin Waubke und Katharina Heusinger.