Rotham

 

von Claudia Heigl

 

 

Rotham ist vor allem durch das Gewerbegebiet bekannt geworden und hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.

Dabei ist der kleine Weiler, ca. 1 km südwestlich von Steinach, Ursprung zweier weit verbreiteten Bauersfamilien - Hien und Rothamer und bestand seit Urzeiten aus drei großen Höfen, von denen jedoch ein Hof bereits 1842 abgetragen und später an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde.

 

 rotham 2020

 Rotham im April 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

Rotham war an der alten Handelsstraße nach Böhmen gelegen und gehörte zum Besitz des Domkapitels von Augsburg.

1029 vermacht der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing  (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, gehörten) dem Domkapitel Augsburg.

1311 wird der Weiler erst erstmal im Niederbayerischen Salbuch mit der Bezeichnung „Roitham“ aufgeführt1. Der Name dürfte von dem mittelhochdeutschen Wort „riuten“ = Roden abgeleitet sein. Ein Ort wo der Wald urbar gemacht worden ist (z.B. Roith, Kirchroth, Aufroth, Roithof). Dies ist auch die erste urkundliche Nennung des Ortes.

13242 hat ein Rupert von Rothaim vom Domkapitel diversen Besitz in Rotham zum Lehen erhalten.

14413 verkaufen Wolfgang, Jörg, Christoph, Max und Wandula von der Wart eine viertel Sölde in Rotham (Hs.Nr. 29) an das Gotteshaus St. Michael in Steinach. Diese Sölde war ein Erbstück der Mume sel. Katharina Witwe des Leopold von Buchberger.

14444 werden in Rotham folgende Besitzer aufgeführt, die an das Domkapitel Augsburg Abgaben zahlen müssen:
- Prunmair Hanns und Agnes: ein halbes Viertel Bau im Ried, genannt die Waid, durch Erbschaft erhalten zahlen 15 ½ Pfennige
- Prunmair Pesel und Breid (Brigitta): ein halbes Viertel Bau im Ried, genannt die Waid, durch Erbschaft erhalten zahlen 15 ½ Pfennige
- Der Pfarrer zu Steinach und die Kirchenpröbste: ein Viertel Bau, dass er gekauft hat von den Wartern und ist hergekommen von dem Wunsam, zahlen 31 Pfennige (Hs.Nr. 29 Kirchhof)
- Pernzeller Martin und Agnes: ein viertel Bau im Ried zahlt hierfür 31 Pfennige und
  von einem Viertel Bau noch insg. 44 Pfennige
- ein weiteres Viertel Bau ist noch nicht vergeben

 

1535 verkaufte das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch den Weiler Rotham, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Seitdem wurde der Grundbesitz, zu dem auch Rotham gehörte, vom Kastenamt Straubing verwaltet und als "propsteiische Güter" bezeichnet.

 

1811 wird Rotham dem Steuerdistrikt Wolferszell zugeschlagen und 1821 kommt der Weiler zur neu gegründeten Gemeinde Agendorf.

 

Uraufnahme Rotham

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Jahrhunderte lang sind in Rotham drei Höfe verzeichnet4:

- Hs. Nr. 29 Der halbe Kirchhof(verschwunden)

- Hs. Nr. 30 Der ganze Gitzenhof oder Götzenhofmit dem dazugehörigem Hirtenhaus (Hs.Nr. 31) und einer Zubausölde (Hs.Nr. 32) (Familie Rothamer)

- Hs.Nr. 33 Der ganze Bründlhof (Familie Dietl)

 

1842 verkauft Peter Bayer die Hofstelle des „Kirchhofes“, zusammen mit 20 Äcker und Wiesen von insg. 33,85 Tagwerk, an den Nachbarn Johann Rothamer. Dieser bricht die Gebäude ab und übernimmt die Grundstücke in seinen Besitz. Die Hs.Nr. 29 erlischt vorerst.

 

Beim Verkauf behielt sich Peter Bayer ca. 25 Tagwerk an Grundbesitz zurück. Ca. 1850 errichtet er auf seinem Acker beim Schwarzholz ein neues Wohnhaus mit Stall, Stadel und Schupfe, dass wieder die Hs.Nr. 29 (Familie Handwerker) erhält und, trotz der 2 km Entfernung, zu Rotham gezählt wird.

 

Hundert Jahre später im Jahr 1952, errichten Fritz Schuster sen. eine Autowerkstätte mit Tankstelle (Hs.Nr. 87) und Max und Irene Fürst ein Möbelhaus (Hs.Nr. 89) in Rotham an der alten Trasse der B20. Der Grundstein für ein Gewerbegebiet wird gelegt.

 

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Auszug aus einer Ansichtskarte von 1960
vorne die zwei Rothamer Höfe mit der neuangesiedelten Autowerkstatt Schuster und Polstermöbel Fürst
Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern kam die aufgelöste Gemeinde Agendorf am 1. Juli 1974 zur Gemeinde Steinach.

Der Weiler gehörte immer schon zur Pfarrei Steinach.

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4744/2, Niederbayerisches Salbuch 1311, S. 64
2 Jahresbericht d. Hist. Vereins f. Straubing u. Umgebung, 8. Jhg. 1905, S.43, Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhunderts. 1324
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Mitte des 16. Jg., Besitzvermerk der Pfarrei Steinach von 1618) mit Nachträgen bis Ende 18. Jh.  (Anm: vor 1572), fol. 28 Urkunde Nr. 16
4 Jahresbericht des historischen Vereins f. Straubing u. Umgebung, 65. Jhg. 1962, S. 45 Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, fol. 39b
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 11. Oktober 1838