Das Schreinergütl Hs.Nr. 6 in Münster

 

1890 Haus Nr. 10, heute Obermayerstr. 11

von Claudia Heigl

 

 

Als erster Besitzer dieses Anwesens an der Obermayerstraße ist Georg Agsteiner bekannt. Am 26.07.1685 erwirbt er das Erbrecht auf dem Besitz.
Georg Agsteiner stammt von Hohenzell bei Ried im Innviertl/Österreich. Wahrscheinlich ist er auf der Wanderschaft an der Donau heraufgezogen.
1683 heiratet er die Söldnerstochter Maria Bugl und wird in Münster sesshaft.
Das Ehepaar hat sieben Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Jakob (*1684) heiratet 1704 die Hirtentochter Eva Haimerl von Münster und macht sich auf der Hs.Nr. 44  (Tassilostr. 9) in Münster sesshaft, auf der die Familie Agsteiner noch heute anzutreffen ist.
- Johann (*1689), Hoferbe
- Adam (*1698)
- Thomas (*1700) wird 1733 als Knecht bei der Klosterbrauerei Oberalteich genannt.

17101 übergeben er und seine Ehefrau das Anwesen an den noch ledigen Sohn Johann Agsteiner, der sich 1711 mit Magdalena Heitzer von Hötzelsdorf vermählt.

 

Agsteiner Besitzer

 

 

 

Am 02.12.17502 übernimmt Sohn Bartholomäus Agsteiner den Besitz, der mit der Halbbauerstochter Katharina Färber von Münster verheiratet ist.
Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben.
- Johann Michael (1755-1830), Einwohner und Schuster in Münster heiratet 1796 Ursula Spießl von Münster
- Maria Katharina (*1758)
- Anna Maria (1763-1803), ledig

Kurz nach dem Tod des Ehemannes  verkauft die verwitwete 48jährige Katharina Agsteiner am 08.10.17713 das Häusl an den Steinacher Schreiner Mathias Hitzinger und dessen Ehefrau Katharina geb. Bornschlegl. Sie selbst behält sich das Hinterstübl als Ausnahmswohnung.

Von ihm stammt auch der Haus-Name "Schreinergütl". So wird er Besitz im Liquidationsprotokoll von 1838  bezeichnet.

 

 

Uraufnahme Schreinerguetl(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

Katharina Bornschlegl stammt vom Nachbarhaus Nr. 7 in Münster ab. Das Paar hat nur ein Söhnlein, Johann Georg, der am 1. Mai 1772, 12 Tage nach seiner Geburt, stirbt. Katharina Hitzinger stirbt ein Jahr später im Alter von 32 Jahren. Den Grund kennt man nicht, es könnte jedoch wieder die Folge einer Schwangerschaft oder Geburt gewesen sein.

Mathias Hitzinger heiratet noch dreimal. Seine zweie Ehefrau Lucia Artmann aus Breitenfeld, schenkt ihm zwei Kinder, die jedoch auch als Säuglinge sterben (1775 und 1776).
Seine dritte Ehefrau bringt  zwei Kinder zur Welt, die beide nicht überlebensfähig sind. Zwölf Tage nach der zweiten Geburt stirbt auch die 37jährige an den Folgen der Entbindung.
Die vierte Ehefrau Katharina Braun, eine Metzgerstochter aus Münster, bringt nochmals zwei Töchter zur Welt, die nun endlich das Erwachsenenalter erreichen:
- Magdalena (1787-1866), erbte das Gütl
- Maria Eva (1790-1843) heiratete 1814 den Wagner Jakob Völkl von Münster Nr. 25

Nach der Säkularisation des Choherrenstiftes St. Tiburtius in Straubing1803 kaufen Mathias und Katharina Hitzinger Grundstücke des ehemaligen Stiftskapitel. Darunter auch der „innere Buchbergacker“, auf dem die Buchberger Kapelle steht.

 

 Hitzinger Besitzer

 

1812 übernimmt die älteste Tochter Magdalena das Anwesen und heiratet Martin Spießl, einen Bauerssohn vom Wiedenhof.
Das Paar hat drei Kinder:
- Josef (1812-1878) bleibt ledig und stirbt mit 65 Jahren
- Martin (1819-1883), der Hoferbe
- Maria Anna (*1824) heiratete 1849 Bartholomäus Bugl von Münster Nr. 20

 

Sohn Martin Spießl jun. übernimmt 1849 den 24 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Maria Gierl von Unterzeitldorn. Sie ist die Enkeltochter des berühmten Sossauer Drei-Höfe-Bauern Paul Gierl, der auch die Sossauer Wallfahrtskirche gekauft und dadurch vor dem Abbruch gerettet hat.
Maria schenkt ihrem Ehemann vierzehn Kinder, wovon nur drei das Erwachsenenalter erreichen. Alle anderen werden nicht älter als ein Jahr.
- Franz Xaver (1854-1936), Hoferbe
- Franziska (1856-1913) heiratet 1878 den Häusler Johann Färber von Münster Nr. 20 1/2
- Anna (*1871)

 

Sohn Franz Xaver übernimmt 1882 den Hof mit 26 Tagwerk ( 9 ha) und heiratet Helena Maurer von Öbling. 1886 tauschen Xaver und Helena ihren bisherigen Hof mit der Hofstelle des gegenüberliegenden Atzlhofes (Hs.Nr. 12, Chorherrenstr. 2). Der große Atzlhof war von den Immobilienhändlern Mathans Maier, Jakob Strauss und Josef Eppstein aufgekauft und zerschlagen worden.
Die bisher zum Schreinergütl gehörigen Grundstücke übertragen Xaver und Helena Spießl auf den Atzlhof. Darunter auch der Acker mit der Buchberger Kapelle.

 

Spiessl Besitzer

 

 

Die Immobilienhändler, die mit Grundstücken von diversen Höfen in Münster handeln, vertauschen schließlich das Haus des ehemaligen Schreinergütl, zusammen mit 2,496 ha Grundbesitz, 1887 mit Xaver und Therese Biller gegen deren Besitz in Großpinning Nr. 2.

Zwölf Jahr später, am 19.08.1891, vertauschen Xaver und Therese Biller das Münsterer Anwesen mit Alois und Maria Biller gegen deren Anwesen Nr. 50 in Affa.

Am 10.09.1891 erwirbt das Anwesen Josef Kiesel, der es am 01.06.1892 weiterveräußert an Johann und Theres Heibl.
Als Therese 1909 stirbt, erben der Witwer und die neun Kinder: Johann, Franziska, Therese, Anna, Maria, Josef, Kreszenz, Ludwig, Xaver.

 Heibl Besitzer

 

Am 31.10.1910 kauft Xaver Geith die Hofstelle mit 2,196 ha Grund um 10.000 Mark und erwirbt von der Darlehenskasse Münster ebenfalls noch Grund.

Am 14.10.1918 kaufen Grotz Johann und Maria geb. Scheubeck das Anwesen mit 3,374 ha Grund um 18.500 Mark. Johann Grotz stammt vom Braschengütl Nr. 11 (Kirchrother Str. 3). Er ist Fotograf und zieht später nach Mitterfels. Viele alte Aufnahmen von Münster und Steinach stammen von ihm.

Am 23.12.1918 erwerben Martin und Katharina Soller das Anwesen mit 2,458 ha Grund.

Am 23.06.1919 erwerben Alois und Monika Brandl das Anwesen.

Am 20.09.1921 erwerben Jakob und Anna Limmer das Anwesen um 20.000 Mark.

Am 31.03.1936 übergeben sie es an Jakob Limmer jun.

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 126  Übergabebrief 17.12.1710
2
BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.162   Übergabe 02.12.1750
3
BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 647, fol.29  
Kaufbrief 725 fl   08.10.1771

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1199, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibung Langericht Straubing 1641 – 1799, S. 333
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster vom 01.08.1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14,Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

 

Stand: 01.04..2023