Das verschwundene Anwesen Hs.Nr. 90, später Moos Nr. 3
von Claudia Heigl
Mitten im neuen Gewerbegebiet Steinach-Süd an der Autobahn A3 befand sind rund 100 Jahre lang ein Bauernhof, von dem heute keine Spuren mehr sichtbar sind.
Das Grundstück, auf dem der Hof errichtet wurde, gehörte ursprünglich zum Dietl-Hof Hs.Nr. 17 in der heutigen Bachstraße, in Steinach. Als Josef und Theresia Dietl ihren Steinacher Hof am 17.01.1898 an den Immobilienhändler Adolf Stein verkaufen, trennt der Kaufmann ca. 10 ha Grundbesitz von dem Dietl-Hof ab und errichtet darauf südlich von Steinach ein neues Wohnhaus mit Stall, Keller, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und gehörte zur Gemarkung Steinach1. 1961 bekommt es die Bezeichnung Moos 3.
Das Anwesen wurde später noch erweitert.
Vermessungsamt Straubing, Ortskarten von Steinach Nr. 173 u. 173b
Lange hält sich jedoch vorerst keiner auf dem Hof. Im Laufe der Jahre wechselte die Hofstelle oftmals den Eigentümer:
Am 01.08.1898 tauschen Reiter Johann und Maria ihr Anwesen in Zulling Nr. 45 gegen das neu geschaffene Steinacher Anwesen ein.
Am 01.12.1901 tauschen Kammermaier Josef und Josefa ihr Anwesen in Thalham Nr. 31 hierfür ein.
Am 01.07.1902 tauschen Müller Franz und Anna ihr Anwesen Nr. 918 1/81 in Straubing dagegen.
Am 10.09.1902 kauft Mandl Johann von Hagenau das Anwesen um 12.000 Mark mit 10,285 ha. Grund.
Am 27.02.1903 verkauft Johann Mandl das Anwesen jedoch wieder und erwirbt hierfür 1905 den Hof in Pellham, auf dem die Familie noch heute lebt.
Neue Eigentümer sind Xaver und Kreszenz Holmer, die den Hof mit 10,285 ha um die gleiche Summe von 12.000 Mark erwerben. Die Holmer waren vorher auf dem Singberg ansässig. 1902 kaufte August von Schmieder ihre dortige Hofstelle mit 6,455 ha Grund um 11.975 Mark. Der alte Holmer-Hof war Teil des Grundstückes, auf dem das Neue Schloss errichtet werden sollte. Da der Steinacher Gutsbesitzer den Hof der Familie Holmer unbedingt haben wollte, gab der neue Schlossherr der Familie Holmer damit den Anreiz, ohne Aufzahlung eine größere Hofstelle in guter Lage zu erwerben.
Am 03.04.19122 kauft schließlich Josef Schambeck von Salmannsgrub das Anwesen um 27.000 Mark und Xaver und Kreszenz Holmer ziehen mit ihrer jüngsten Tochter Amalia nach Straubing.
Als Josef Schambeck mit 53 Jahren stirbt, vermählt sich dessen Witwe mit Karl Himmelstoß von Kleingeraszell.
Nach dem Tod von Therese Himmelstoß, geb. Riedl, erbt 1945 das Anwesen Max Riedl, Gastwirt in Sattelbogen.
Ab 1948 bis 1956 wohnt eine Familie Wanninger, wohl Verwandte der Riedl’s, auf dem Hof.
Am 16.01.1952 übergibt Max Riedl das 10,9 ha große Anwesen an seine Tochter Frieda Riedl und deren Ehemann Josef Landstorfer. Josef stammt aus dem Landstorfer-Hof in Gschwendt. Da Josef durch einem Motorradunfall ein verkürztes und steifes Bein hatte, konnte er die Landwirtschaft nicht mehr betreiben.
Als die Planung für die Trasse der neuen Autobahn A3 nahe am Hof vorbeigeht, verkaufen die Landstorfer’s ca. 1972 die landwirtschaftlichen Grundstücke rund um den Hof an die Autobahndirektion und bauen hierfür ein Sechs-Familienhaus in Straubing. Schließlich veräußern sie auch noch die Hofstelle an den Steinacher Gastwirt Erwin Herrnberger und ziehen in ihr Haus nach Straubing, wo Frieda Landstorfer ein Jahr später im Alter von 44 Jahren stirbt.
Frieda (1929-1973) und Josef Landstorfer (1925-1992)
Bild: Cornelia Landstorfer
Die Felder, die nicht vom Autobahnbau betroffen waren, werden im Rahmen der Flurbereinigung an die Landwirte der Gemeinde Steinach und Agendorf später neu verteilt.
Da Erwin Herrnberger die Hofstelle, zusammen mit seinem Neffen Peter Meier, als Stallung für Western-Pferde nutzt, bekommt sie die Bezeichnung „die Ranch“. Peter Meier ist übrigens der geistige Vater und Mitbegründer der späteren Westernstadt Pullman City in Eging am See.
Das Anwesen in Moos 3 aufgenommen im September 1991
Quelle: Pfarrarchiv Steinach, Luftbilder Pfarrer Mass
Nach dem frühen Tod von Erwin Herrnberger (+1977), wechselt das Haus später noch mehrmals den Besitzer, bis es schließlich die Gemeinde Steinach erwirbt und die Gebäude abreißt, da es inmitten des neu geplanten Gewerbegebietes liegt.
Die aufgelassene Hofstelle inmitten des zukünftigen Gewerbegebietes im Jahre 2019.
Im Hintergrund Steinach.
Bild: Claudia Heigl
2020 errichtet die Firma Sennebogen auf dem früheren Areal dieses Aussiedler-Hofes ihr neues Customer Service Center.
Inmitten der Sennebogen-Baustelle erkennt man am oberen Rand noch die Grundrisse des alten Hofes
aufgenommen April 2020
Bild: Claudia Heigl
Die Sennebogen-Baustelle aufgenommen November 2020
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-8, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 – Ende Steinach, 1859 - 1906
2 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66 – Ende Steinach, 1906 - 1960