Das ehemalige Schreineranwesen Hs.Nr. 49

(auch Fuchsenhäusl)

in der Bärnzeller Straße (heute nicht mehr vorhanden)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

In Steinach waren alle gängigen Handwerksbetriebe vertreten, zu denen auch das Schreinergewerbe gehörte.

Der damalige Steinacher Hofmarksherr Franz Adam Graf von Hörwarth siedelte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele neue Gewerbe in Steinach an, nachdem das Dorf im 30jährigen Krieg durch die Überfälle sehr gelitten hatte. Hierzu gehörte auch ein Schreiner, den es bis dahin im Dorf nicht gab.

 

Als erster bekannter Schreiner lässt sich Jakob Schreiner von Zell 1738 im Dorf nieder, der zufällig auch diesen Familiennamen trägt.

 

 

fo stei 1620

Das ehemalige Schreiner-Anwesen, auch "Fuchsenhäusl" genannt.
Gemalt von Georg Weinspach um 1950
Bild: Familie Dafelmair, München

 

Das neue Schreiner-Haus lag im oberen Dorf hinter den Hafneranwesen an dem Verbindungsweg zwischen der heutigen Hafnerstraße und der Bärnzeller Straße. Während im unteren Dorf vor allem die großen Höfe angesiedelt waren, lagen im oberen Dorf die kleineren Häusleranwesen mit den verschiedenen Gewerben.

Der Hofmarksherr verleiht dem Anwesen die Schreinergerechtigkeit. D.h. der Besitzer des Anwesens hatten das (alleinige) Vorrecht das Schreinergewerbe im Dorf auszuüben. Dieses Recht war fest verbunden mit dem Anwesen und ging bei Besitzerwechsel, gleich welcher Art, mit dem Erwerb des Anwesens auf den neuen Hausherrn über, ohne dass es eine neue Verleihung bedurfte.
Witwen oder Töchter konnten, mit Zustimmung der Gutsherrschaft, Schreiner heiraten, denen dann die Niederlassung erlaubt wurde und die das Gewerbe auf dem Anwesen weiterführten. Für Handwerksgesellen war dies oft die einzige Möglichkeit, sich als Meister niederzulassen. Gewerbefreiheit in Bayern gab es erst seit 1868 und ohne Einwilligung des Hofmarksherren durfte sich kein Gewerbetreibender im Ort niederlassen. Meist wurde eine bestimmte Gewerbekonzession (Gerechtigkeit) nur einem Anwesen verliehen. Dieses Monopol diente auch zum Schutz des Handwerkers, der die Einkünfte für die Ernährung seiner Familie benötigte.

Dem Schreiner bzw. Tischler war die Herstellung bestimmter Werkstücke vorbehalten. Dazu gehörten Fenster, Türen, Möbel, Wand- und Deckenverkleidungen. Aber auch Särge wurde von ihm hergestellt.

Neben dem kleinen Gartengrundstück rund um das Haus, gehörte noch ein kleines schmales Wiesengrundstück am Steinachbach zu dem Anwesen. Außerdem durfte der Schreiner seine (meist wenigen) Tiere auf den Gemeindegründen weiden lassen.

 

 

Uraufnahme Luftbild

Uraufnahme von 1827 und heutige Bebauung.
Das Haus stand etwas oberhalb des heutigen Bogenberger-Hauses und hatte die alte Hs.Nr. 49
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Jakob Schreiner stirbt bereits 1757 mit 39 Jahren und die Witwe Anna Maria Schreiner vermählt sich erneut mit dem Bauerssohn Johann Ernst von Kager bei Windberg. Durch den frühen Tod der jeweiligen Ehepartner wechseln nun die Besitzer durch Einheirat häufig. Ein Wolfgang Schmid von Englmar und Andreas Plätl von Wetzelsberg folgen als Schreiner nach.

 

 

Schreiner Besitzer

 

Am 28.10.1821 heiratet die 23jährige Tochter des Wolfgang Schmid, Anna Schmid, den Schreiner Anton Sachenbacher. Der 39jährige stammt von Laingruben (heute Benediktbeuern) und ist wohl auf seiner Wanderschaft in Steinach gelandet.

Das Ehepaar hat zehn Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Anton (* 13.11.1821) kommt ein Monat nach der Hochzeit zur Welt
- Maximilian (*11.10.1822)
- Katharina (1824-1827) stirbt mit drei Jahren an Flecken
- Anna (*+1826) stirbt mit einem Monat an Keuchhusten
- Anna (1827-1828) stirbt mit neun Monaten an Fraisen
- Elisabeth (1829-1913) bleibt ledig und wohnt bei ihrem Bruder Johann Baptist
- Johann Baptist (1832-1926), heiratet 1869 die verwitwete Nachbarin Maria Schindlmayer von Hs.Nr. 50
- Joseph (1835-1887) heiratet 1875 die Schusterstochter Karolina Billinger von Steinach Nr. 33. Karolina bringt ihre 20jährige uneheliche Tochter namens Franziska Billinger (*1855) mit in die Ehe. Der Vater ist der Steinacher Hofmarksjäger Johann Baptist Hafenbrädl (1806-1856). Er stammte aus der Glasherrendynastie Hafenbrädl und war der Sohn der Glashüttenbesitzer Joseph und Elisabeth Hafenbrädl von Seewiesen.
Die zwei weiteren kleine Söhne mit Joseph Sachenbacher sterben im Säuglingsalter.
- Johann Georg (1838-1914), Nachfolger
- Aloys (1842-1866) stirbt mit 23 Jahren an Abzehrung

 

Von dem ehemaligen Schreiner Anton Sachenbacher ist noch eine Grabplatte an der Wand des Steinacher Friedhofes vorhanden, die jedoch bereits stark verwittert ist.

 Grabtafel

 

 

Sohn Johann Georg Sachenbacher übernimmt 1873 das elterliche Schreineranwesen und heiratet Katharina Fürst von Euersdorf.

1882 erwirbt das Schreinerehepaar Sachenbacher das neuere Anwesen Hs.Nr. 69 ½ an der Hafnerstraße von Martin Urban und betreibt dort die Schreinerei weiter.

 

Sachenbacher Besitzer 49

 

 

 

schrank

Der Schrank links wurde 1841 von Anton Sachenbacher gefertigt. Der rechte Schrank 1857 von seinem Sohn Georg Sachenbacher.
Privatbesitz

 

 

 

1884 verkauft Georg Sachenbacher das alte Schreineranwesen an die Schusterseheleute Johann und Franziska Kirmer.

 

Kirmer Besitzer

 

 

Die Kirmer-Familie bleibt 14 Jahre in dem Haus und veräußert es 1898 an Joseph und Franziska Zeindlmeier von Mitterharthausen. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratet der verwitwete Joseph Zeindlmeier die ebenfalls verwitwete Katharina Weber von Hs.Nr. 67 (heute Hafnerstr. 10) und zieht zu ihr.

 

Zeindlmeier Besitzer 49

Er veräußert das ehemalige Schreiner-Haus 1917 an die Bauerseheleute Joseph und Therese Fuchs vom Krähhof, die es als Ausnahmshaus nutzen.
Diese neuen Eigentümer sind auch Namensgeber für die Bezeichnung "Fuchsenhäusl".

 

Ihre Tochter Franziska ist dem Thanhof-Bauern Josef Bogenberger verheiratet. Nach dem Tod der Eltern erbt sie das Haus und verkauft es 1951 an die Nachbarn Johann und Rosa Bogenberger.

 

 

Fuchs Besitzer 49

 

 

Die Bogenberger’s reißen das Haus ab und nehmen den Grund zu ihrer Hofstelle mit dazu.

Somit verschwindet das ehemalige Schreiner-Anwesen nach 200 Jahren wieder aus dem Ortsbild.

 

fo stei 147

 Die Nachbarskinder Cilli und Hilde Weinspach vor dem "Fuchenshäusl" um 1950.
Quelle: Fuchssteiner Cilli, Steinach

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11



 

 

Stand: 15.07.2022

 

Das Weinspach-Anwesen Hs.Nr. 50

heute Bärnzeller Straße 4

 

von Claudia Heigl

 

 

Etwa zur gleichen Zeit, wie das Nachbaranwesen Hs.Nr. 49 wurde auch dieses Häusl gebaut. Außer dem Garten beim Haus gehörten keine weiteren Grundstücke zu dem kleinen Anwesen. Der Hausinhaber hatte lediglich noch das Recht seine Tiere auf den Gemeindegründen weiden zu lassen. Um Überleben zu können, verdienten sich die Häusler noch als Schuster oder Schneider etwas zum Lebensunterhalt dazu.

 

 Uraufnahme LuftaufnahmeUraufnahme von 1827 und heutige Bebauung
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1739 heiratete der 23jährige Steinacher Halbbauerssohn Joseph Billinger die Einwohnerstochter Maria Holzer von Steinach und machte sich als Schuster hier sesshaft.
Tochter Walburga kommt im September 1740 zur Welt.

Nach zwei Jahren Ehe später stirbt der junge Ehemann und hinterlässt eine schwangere Ehefrau. Die Witwe vermählt sich drei Monate später mit dem Halbbauerssohn Joseph Schindlmayer von Eggerszell und bringt im Dezember ihre zweite Tochter zur Welt (Anna Maria Billinger *1741).
Aus der zweiten Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor.

Nach dem Tod des Vaters, übernimmt der älteste Sohn Johann Schindlmayer das Häusleranwesen und übt das Schneidergewerbe aus. Er heiratet die Halbbauerstochter Walburga Thanner von Kapflhof bei Haselbach.

Von den sechs Kinder überleben nur die beiden ältesten:
- Joseph (*1776) übernimmt das Anwesen
- Katharina (1779-1859) heiratet 1810 den Wagner Georg Prasch von Kirchroth

 

Sohn Joseph übernimmt 1799 das Häusleranwesen und nimmt die Krämerstochter Walburga Wiesmüller von Wolferszell zur Ehefrau. Von den drei Kinder überleben ebenfalls nur zwei:
- Michael (*1806) erbt das Haus
- Walburga (1810-1878) heiratet 1832 den Häusler Martin Speiseder von Münster

 

Nach dem Tod der 30jährigen jungen Ehefrau holt sich Joseph die Steinacher Kufnerstochter Walburga Haindl als Mutter für seine zwei kleinen Kinder ins Haus.
Zwei weitere Kinder werden noch geboren, die jedoch nicht das Säuglingsalter überleben.

1860 übernimmt der einzige Sohn Michael Schindlmayer im Alter von 54 Jahren das Anwesen von seiner Stiefmutter und heiratet die Bauerstochter Maria Dengler von Kienberg. Sie stirbt jedoch bald und der Witwer nimmt die Bauerstochter Anna Maria Heigl von Biberbach zur zweiten Ehefrau.

Als der kinderlose Schneider Michael Schindlmayer 1868 im Alter von 62 Jahren das zeitliche segnet, heiratet die 45jährige Witwe sechs Monate später den 37jährigen Nachbarssohn Johann Sachenbacher vom Schreineranwesen.

 

 

Billinger Schindlmayer Besitzer

 

Nach zehnjähriger Ehe stirbt Maria Sachenbacher 1879 im Alter von 51 Jahren an Mutterkrebs.
Johann’s unverheiratete Schwester Elisabeth Sachenbacher zieht in das Haus ihres Bruders und übernimmt den Haushalt.

 

FO STEI 1619

 Elisabeth Sachenbacher (1829-1913) mit den Kindern ihrer Nichte Cäcilia Handwerker - 
Maria (verh. Schwanzer)  und Cäcilia (verh. Weinspach)
aufgenommen ca. 1913
(Bild: Familie Dafelmair, München)

 


1908 übergibt Johann Sachenbacher das Haus seiner Nichte Cäcilia Sachenbacher, die den Söldnerssohn Joseph Handwerker vom Schwarzholz heiratet.
Joseph Handwerker arbeitet mit seinem Schwager Johann Sachenbacher in dessen Schreinerei mit.

 

fo stei 160

 Das Haus mit Backofen um 1940
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

 

Handwerker Familie Joseph Handwerker und Cilli Handwerker, geb. Sachenbacher mit den beiden Kindern Maria und Georg
um 1930
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

handwerker josef

Dieser Schrank wurde 1907 von Joseph Handwerker gefertigt, der ebenfalls als Schreiner tätig war.
(Privatbesitz)

 

 

Das Haus erbt die Tochter Cäcilia, die sich 1936 mit Georg Weinspach von Speyer vermählt.

 

 

Handwerker Weinspach Besitzer

 

 

 

 fo stei 165

 Das Haus ist heute noch fast unverändert.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11



 Stand: 15.07.2022

 

 

Das Schwanzer-Anwesen Hs.Nr. 69 1/2

heute Hafnerstraße 15 in Steinach

 

von Claudia Heigl

 

 

Als der Hafnerssohn Anton Ring sich mit 1869 mit der Therese Penker von Schalk vermählt, baut er neben seinem Elternhaus ein neues Haus, dass die Hausnummer 69 ½ erhält.

 

ortskarte 187b steinach

Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187b

 

 

Anton lebt mit seiner Ehefrau zehn Jahre in dem Haus und ist als Metzger in Steinach tätig. 1879 tauscht das kinderlose Ehepaar das Haus gegen ein Anwesen in Gottfrieding und zieht von Steinach weg.

 

Ring Besitzer

 

Im August 1879 erwerben Georg und Maria Haber das Haus, die sich damit finanziell übernehmen. Im Juli 1880 ersteigert es Martin Urban von Unteraigen b. Schorndorf. Zwei Jahre später heiratet er die Söldnerstochter Katharina Müller von Großhöfling.

Am 12.09.1882 verkauft das Ehepaar Urban das Anwesen und errichtet in Wolferszell Nr. 78 (Kreuzstr. 8, heute Kinzkofer) ein neues Haus.

 

 

Urban Besitzer

 

 

Das Haus in Steinach erwerben die Schreinerseheleute Georg und Katharina Sachenbacher, die vorher auf dem Hs.Nr. 49 (heute nicht mehr vorhanden) in Steinach ansässig waren.

Das Ehepaar hat drei Kinder – Johann, Maria und Cäcilia -, die nach dem Tod von Georg Sachenbacher das Anwesen erben. Schließlich übernehmen die unverheirateten Geschwister Johann und Maria Sachenbacher das Haus.

 

fo stei 152
Das Haus war am Ortsende von Steinach Richtung Wolferszell
Auf dem Bild ist Johann Sachenbacher (1874-1940) mit seiner Schwester Cäcilia und ihrem Ehemann Joseph Handwerker zu sehen.
Sowohl Johann Sachenbacher und sein Schwager Joseph Handwerker arbeiteten in der Schreinerwerkstatt.
aufgenommen ca. 1915
(Bild: Familie Schwanzer, Steinach)

 

 

Johann Sachenbacher ist ebenfalls als Schreiner tätig. Nach seinem Tod erbt die Nichte Maria Handwerker das Haus, die mit Ludwig Schwanzer vom Kapflberg verheiratet ist.

 

Sachenbacher Schwanzer Besitzer

 

 

Ludwig Schwanzer ist als Kraftfahrer im Schlossgut von Steinach tätig. Alle ersten motorisierten landwirtschaftlichen Geräte des Musterbetriebes werden von ihm bedient.

 

 fo stei 151

Der erste Traktor vom Schlossgut Steinach ca. 1930
gefahren von Ludwig Schwanzer
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

fo gut 159

 Ludwig Schwanzer auf einem Traktor Derigs mit Hackapparat  ca. 1935
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl)

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/8, 17-42/12



 Stand: 15.07.2022

 

 

Das Anwesen "Höpflgarten" Hs.Nr. 62 1/2

 

 ab 1890 Hs.Nr. 34, heute Aufrother Str. 8

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Am Fuße des Höpfelhofes liegt ebenfalls ein einzelner Hof, der Mitte des 20. Jahrhunderts als "Höpflgarten" bezeichnet wird.

 

hoepflhof 5

aufgenommen im Juli 2009
Bild: Claudia Heigl

 

1874 erwirbt der Ausnahmsbauer des Höpflhofes, Josef Geith, dieses Grundstück von Johann Dietl (Hs.Nr. 62 in Münster) und errichtet hierauf einen Neubau. Den Höpflhof selbst hatten die Eltern bereits ihrer ältesten Tochter Therese 1871 übergeben. Das neue Anwesen erhält die Hausnummer 62 ½ und wird auch als „Höpflgarten“ bezeichnet.

1883 übergeben Josef und Theres Geith ihrem jüngsten Sohn, auch Josef Geith genannt, das kleine Anwesen. Ein Jahr später vermählt er sich mit Franziska Müller von Holzhaus.

Tochter Balbina Geith übernimmt 1921 das Anwesen und heiratet den Söldnerssohn Josef Aumer von Weihern.

Das kinderlose Ehepaar übergeben 1947 das Anwesen an Josef’s jüngerem Bruder Karl Aumer und dessen Ehefrau Maria Weinzierl. Beim Verkauf des höher gelegenen Höpflhofes erwerben beide einen Großteil von dessen Feldern.

 

 

Geith Aumer Besitzer

 

 

 

hoepflhof 3

Blick vom Höpflhof auf den darunter gelegenen Höpflgarten (heute Reitanlage). Dahinter liegt Münster.
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Hans Agsteiner

 

 

Karl Aumer, der als junger Mann in die Wehrmacht eingezogen wurde, gelobte eine Kapelle zu errichten, wenn er aus dem Krieg lebend und gesund heimkommt. In den 1970er Jahren errichtete er auf dem Berg, in der Nähe des Höpflhofes, eine Marien-Kapelle nach russischem Vorbild. Sie ist als Aumer-Kapelle bekannt.

 

Der Hof im "Höpflgarten" wurde in eine Reitanlage umgebaut und ist inzwischen in den Händen neuer Eigentümer.

 

 

Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
StA Landshut, Grundsteuerkataster von Münster von 1843 - 1960, Sig. 17/22-6, 17/22-9, 17/22-14

 

 

Der Höpflhof

 

(alte Hausnummer 64, aber 1890 Hs.Nr. 35, heute Aufrother Str. 10)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Auf einer Anhöhe zwischen Münster und Aufroth liegt die Einöde Höpflhof, der auch unter dem Hausnahmen „Machthof“ bekannt ist.

 

 hoepflhof 5

 aufgenommen im Juli 2009
Bild: Claudia Heigl

 

 

Zur Entstehung des Höpflhofes können wir in der Chronik des Münsterer Pfarrers Peter Knott folgendes nachlesen:

„Höpflhof: dieser Ort war 1790 noch ein Wald. Der letzte (Straubinger) Stiftsdechant Hoeber baute sich in den 1790er Jahren ein Sommerhaus ins Höpflholz. Daraus entstand der Name Höpflhof.“1

Höpfl leitet sich wohl von dem althochdeutschen Wort „hopfo“ = Hopfen ab2. Evtl. wurde auf dem Berg einmal Hopfen angebaut. Vielleicht früher auch Wein, denn auf einer alten Karte von 1571 ist zwischen Thalstetten und Pfaffmünster ein Berg mit einem Weingarten eingezeichnet3.

Johann Kaspar Höber entstammt dem Straubinger Lebzeltergeschlecht der Höber, die von 1685 – 1895 im heutigen Krönner-Anwesen am Stadtplatz beheimatet waren4. Er war der letzte Straubinger Stiftsdechant des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob, das bis 1581 in Münster ansässig war und umfangreichen Grundbesitz in und um Münster hatte.

Neben dem Sommerhaus besaß Höber 1808 noch vier Aufrother Weiherwiesen und ein Holzgrundstück aus dem ehemaligen Stiftswald. In dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808 wird die neue Ansiedlung als „1/8 Höpfel Neubauhof“ aufgeführt5. Der Besitz ist „ludeigen“, d.h. er untersteht keinem Grundherrn mehr und ist frei verfügbares Eigentum. Der Einödhof erhält die Hausnummer 64 in der Steuergemeinde Münster.

 

AK MUEN 13 Ausschnitt

aufgenommen ca. 1930
Auszug aus einer Ansichtskarte (Hist. Verein Straubing Nr. 312)

 

Nach dem Tod von Johann Kaspar Höber im Jahr 1814, veräußern die Erben den Hof an den Bauern Paul Gierl jun. von Sossau.
Paul hatte 1812 von seinem Vater Paul Gierl sen. den Wörthhof in Sossau incl. 60 Tagwerk Grundbesitz übernommen. 1817 heiratet er die Müllerstochter Anna Potzler von der Ödmühle bei Aiterhofen und erwirbt den Höpflhof bei Münster. Den ererbten Besitz in Sossau verkauft er an den Bruder seines Vaters, Dr. Xaver Gierl6.

Paul und Anna Gierl leben jedoch nicht glücklich miteinander und wirtschaften den Hof ab. Schließlich verkauft Paul Gierl den Hof ca. 1819 an seine Schwester und seinen Schwager Anna und Mathias Ramsauer und lebt fortan getrennt von seiner Ehefrau.

1829 übergibt Mathias Ramsauer seinem Stiefsohn Sebastian Weinzierl den Hof mit 36 Tagwerk Grundbesitz, der sich mit Anna Maria Poiger von Oberzeitldorn vermählt.

 

 Gierl Weinzierl Besitzer

 

 

1852 erwirbt ein Johann Brem das Anwesen. Er ist mit einer Anna Maria Schreiber von Nanzing verheiratet.

 

Brem Besitzer

 

 

1861 tauscht Brem den Hof gegen das kleinere „Geithengütl“ Hs. Nr. 60 in Münster (heute Falkenfelser Str. 2) ein. Josef und Theresia Geith müssen noch 2.150 Gulden für das größere Anwesen auf dem Berg drauflegen.
1873 übernimmt ihre Tochter Theresia Geith den 36 Tagwerk großen Höpflhof und holt sich als Bauer Lorenz Enghofer von Frauenthal auf den Hof. Ein Jahr später erwerben die Eltern Josef und Theresia Geith ein Grundstück am Fuße des Höpflhofes und errichteten hierauf einen Neubau, der auch „Höpflgarten“ bezeichnet wird. 1883 übergeben sie dieses kleinere Anwesen an ihren jüngsten Sohn Josef Geith.

Enkofer Otto

 

 

1904 übernimmt Sohn Otto Enghofer den Höpflhof, der die Bauerstochter Franziska Schütz von Schwaigersried zur Ehefrau nimmt. Im Rahmen der Mobilmachung wird Otto Enghofer 1915 gemustert und am 12. Juli 1916 nach Frankreich an die Front geschickt, wo er 2 Monate später, am 28. September in der Sommeschlacht  im Alter von 39 Jahren fällt7.

Auf der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges wird er als Otto Enkofer aufgeführt. Das Sterbedatum ist lt. den Kriegsstammrollen am 28.9.1916.

 

 

 

 

 

 

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters 1919 heiratet die Witwe Franziska Enghofer Xaver Wagner von Münster. 1921 verkaufen beide den Hof an Franziska und Luitpold Buchner und ziehen nach Münster, wo sie ein kleines Anwesen erwerben. Zwei Jahre später stirbt die 40jährige Franziska Wagner an den Folgen einer schweren Geburt und der Witwer vermählt sich erneut mit Anna Zens von Münster.

 

Geith Wagner Besitzer

 

 

Die Buchner’s bleiben nur ein Jahr und veräußern den Hof im April 1922 an Josef und Therese Schedlbauer. Doch schon ein Jahr später stirbt der 44jährige Bauer an einer Blutvergiftung. Die Witwe wirtschaftet noch vier Jahre weiter und verkauft dann 1927 an Hans Plagge.

 

Fünf Jahre später, im Februar 1933 erwerben Johann und Kreszenz Siglmüller  den Einödhof, die ihn ein Jahr später im Mai 1934 an Max und Franziska Macht weiterveräußern. Der Hausname „Machthof“ ist vielen Münsterer heute noch im Gedächtnis. Als Max Macht 1955 im Alter von 71 Jahren verstirbt, verpachtet die Tochter Maria Siedersbeck den Hof, denn sie bereits 1949 von ihren Eltern überschrieben bekommen hatte.

1961 erwerben schließlich Dr. August Scharnagl und seine Ehefrau Luise  die Hofstelle des Höpflhofes.
Ein Großteil des Grundbesitzes erwerben Karl und Maria Aumer vom sog. Höpflgarten.

 

Inzwischen ist der Hof auf dem Berg wieder in der Hand von neuen Eigentümern.

 

 

 

 

1 Agsteiner Hans, Steinach – Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell. (Vielen Dank an Hans Agsteiner für den Hinweis.)
2 Mondschein J., Die Ortsnamen der Straubinger Gegend veröffentlicht im Jahresbericht des Hist. Vereins f. Straubing und Umgebung 5. Jg. 1902, Straubing 1903
3 BayHStA Plansammlung 2792
4 Aufzeichnungen von Hans Agsteiner, Münster (aus Rohrmayr, Häusergeschichte der Stadt Straubing).
5 StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808, Besitz Nr. 147
6 Fendl Edda, Der historische Ortskern des Klosterdorfes Sossau, 2010, S. 120
7 Bay. Hauptstaatsarchiv München, Kriegsstammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Abteilung IV Kriegsarchiv

 

 

Weitere Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838

StA Landshut, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Münster 1814-1843
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843-1960 Bd. 17/22-6, 17/22-9, 17/22-14
Bild Otto Enghofer aus der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges, Gasthaus Münster

 

 

Die Besitzer des Hauses Hs.Nr. 89

- heute Riedstr. 11

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Außerhalb von Steinach, an der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Steinach und Münster (Riedstraße) wurde um 1892 ein kleines Anwesen errichtet.
Durch die rege Bautätigkeit am Kellerberg in den letzten Jahrzehnten grenzt das Anwesen nun fast an das Siedlungsgebiet an.

 

 

ak stei 103

 Auszug aus einer Ansichtskarte von 1950
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

 

Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Anwesen Hs. Nr. 13 in Steinach (heute August-Schmieder-Str. 5), dass 1891 von den Immobilienhändlern Loibl und Kapfhammer zerschlagen wurde.

1891 kaufen Bemmerl Rupert und Amalie einen Grundstücksteil von 859 qm und errichten hierauf ein Wohnhaus mit Stall und Stadel das die neue Hs.Nr. 89 erhält. Ihr bisheriges Haus (mit dem kleineren Grundstück) in der Wittelsbacher Str. 4 verkaufen sie 1895 an Georg Bachl.

 

 

Bemmerl Besitzer

 

 

Am 14.07.1914 erwirbt Leibl Kreszenz das Anwesen um 8.000 Mark. Kreszenz stammt aus dem Leibl-Hof in Oberniedersteinach Nr. 9 und war die Tochter von Maria Leibl, die 1897 ihre fünf Kinder verließ um zu ihrem Schwarm nach Amerika durchzubrennen. Diese filmreife Geschichte wurde von Josef Schlicht in seinem Aufsatz „Mutterlos“ festgehalten.

 

 

fo stei 1609

 Kreszenz und Ludwig Gierl mit drei ihrer Kinder
aufgenommen 1929
(Bild: Familie Mühlbauer)

 

1915 heiratet Kreszenz den Wirtspächtersohn Ludwig Gierl von Gschwendt.
Das Ehepaar bekommt neun Kinder, von denen der vorehelich geborene kleine Sohn und die letztgeborene Zwillingtochter das Säuglingsalter nicht überleben.
Als Kreszenz mit 61 Jahren stirbt, heiratet der Witwer ein Jahr später die Witwe Franziska Braun.

Nach dem Tod von Ludwig Gierl vermählt sich seine 2. Ehefrau Franziska Gierl 1962 nochmals und veräußert das Anwesen an die heutigen Eigentümer.

 

 

 Gierl Besitzer

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960,  Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach

 

 

 

Die Bürgermeisterin und Bürgermeister der Gemeinde Steinach

 


hammerschick christine

 

seit 2020

Christine Hammerschick

CWG

 

 

 

 

 

 

 

 
muehlbauer karl

 

1995 - 2020

Karl Mühlbauer

CWG

 

 

 

 

 

 

 

 

schneider josef

 

1966 - 1995

Josef Schneider (1927-1995)

CSU


Josef Schneider war vor und nach der Gebietsreform (Eingemeindung von Agendorf 1974 und Münster 1978) Bürgermeister von Steinach.

 

 

 

 

 

 
lehner ludwig

 

1948 - 1966

Ludwig Lehner (1890-1970)

 

 

 

 

 

 

 

 

echinger karl

 

1945 - 1948 
Karl Echinger (1889-1972)

 

 

 

 

 

 

 

 


niggl ludwig

 

1936 - 1945

Ludwig Niggl (1875-1971)

 

 

 

 

 

 



 

1933 - 1936
Franz Herrnberger (1903-1990)

 

 


bachl xaver

 

1930 - 1933

Xaver Bachl (1882-1956)

 

 

 

 

 

 

 

 

hagenauer eduard

 

1919 - 1929
Eduard Hagenauer (1868-1943)

 

 

 

 

 

 



bugl simon

 

1900 - 1919

Simon Bugl (1868-1939)

 

 

 

 

 

 

 

 

bachl franz xaver

 

1896 - 1899

Franz Xaver Bachl (1850-1929)

 

 

 

 

 

 

 

 

hahn franz xaver

 

 

1894 - 1896
Franz Xaver Hahn (1858-1938)

 

 

 

 

 

 

 

 

1882 - 1893
Johann Dietl

 

1875 - 1881
Joseph Helmbrecht (1834-1923)

 

1872 - 1875
Michael Bogner (1823-1883)

 

 

Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Münster bis 1978

1978 wurde die ehemalige politische Gemeinde Münster aufgelöst und im Rahmen der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingemeindet.


dengler martin

 

1966 - 1978

Martin Dengler (1921-2003)

 

 

 

 

 

 

 

 

faerber ferdinand

 

 

1948 - 1966

Ferdinand Färber (1888-1969)

 

 

 

 

 

 

 

 

1946 - 1948
Johann Janker  (1897-1977)

 

1929 - 1945
Josef Biederer  (1883-1963)

 

1928 - 1929
Josef Gabler
(1857-1937)

 

1919 - 1927
Johann Ettl (*1869)

 

1907 - 1919
Johann Bauer  (1869-1957)

 

1866 - 1907
Platzer/Geier

 

1863 - 1866
Sieber

 

1860 - 1863
Weber

 

Gemeindevorsteher nach der Chronik des Pfarrer Knott:

1839             Dengler Alois

1837 - 1839 Gierl Josef

1836 - 1837 Schwarzensteiner

1830 - 1836 Platzer Thomas

1824 - 1830 Prommersberger Michael

1818 - 1824 Sieber Martin

 

Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Agendorf bis 1974

Zur ehemaligen Gemeinde Agendorf gehörten die Gemeindeteile Agendorf, Bruckmühle, Hoerabach, Kapflberg, Kindlasberg, Muckenwinkling, Pellham, Rotham, Trudendorf und Wolferszell.
Zum 1.7.1974 wurde die Gemeinde lt. Gemeinderatsbeschluß aufgelöst. Muckenwinkling und Trudendorf kamen in die Gemeinde Oberalteich, alle anderen Gemeindeteile wurden in die Gemeinde Steinach eingemeindet.


kettl sebastian

 

1960 - 1974

Sebastian Kettl (1900-1991)
Agendorf

 

 

 

 

 

 

 

 

1947 - 1960
Peter Landstorfer (1885-1964)
Trudendorf

 

leibl rupert

 

 

1945 - 1947

Rupert Leibl   (1887-1964)
Agendorf

 

 

 

 

 

 

 1918 - 1945
Xaver Spanner (1907-1983)
Agendorf

 

hiegeist xaver

 

1900 - 1917

Xaver Hiegeist (1857-1936)
Hoerabach

 

 

 

 

 

 

 

1896 - 1899
Xaver Landstorfer (1848-1899)
Trudendorf

 

1894 - 1896
Michael Bachl (1858-1896)
Agendorf

1880 - 1894
Johann Heisinger (1833-1896)
Hoerabach

 

1876 - 1880
Franz Xaver Meier (1821-1880)
Agendorf

 

1872 - 1875
Georg Dietl (1840-1906)
Agendorf

 

Quellen:
Beschlussbücher der Gemeinden Steinach, Agendorf und Münster
Agsteiner Hans, Steinach - Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Stenach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell

Die Rolle des Gemeindevorstehers bzw. Bürgermeister/Bürgermeisterin

 

 

Gemeindevorsteher ab 1808

Die Gemeindeversammlung hatte nur ein Vorschlagsrecht für das Amt des Gemeindevorstehers, der eine staatliche Bestätigung bedurfte.

 

Gemeindevorsteher ab 1818

Nach dem Gemeindeedikt von 1818 entstanden die Gemeinden Agendorf, Münster und Steinach. Der Gemeindevorsteher und Gemeindeausschuss wurde in der Gemeindeversammlung gewählt.

 

Bürgermeister ab 1869

Der Bürgermeister wurde unmittelbar von den wahlberechtigten Gemeindebürger gewählt. Als Vorstand des Gemeindeausschusses war er für die Geschäftsverteilung und den Vorsitz der Sitzungen zuständig.

 

Bürgermeister 1919 - 1927

Nach dem Selbstverwaltungsgesetz von 1919 war der gewählte Stadtrat bzw. Gemeinderat das alleinige Vertretungs- und Verwaltungsorgan der Gemeinde. Der Bürgermeister führte lediglich den Vorsitz. Die 1919 definierte Rolle des Bürgermeisters bewährte sich in der Praxis nicht, so dass seine Rechte trotz des Einkammersystems schon in der Gemeindeordnung von 1927 wieder gestärkt wurden.

 

Bürgermeister 1935 - 1945

Die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 übertrug, dem Führerprinzip folgend, die gesamte Verantwortung dem Bürgermeister als autoritärem Leiter der Gemeinde. Kandidaten für das Bürgermeisteramt wurden seit 1935 von NSDAP-Beauftragten ausgewählt und der Aufsichtsbehörde zur Berufung vorgeschlagen, worauf die Ernennung in der Gemeinde folgte.

Bürgermeister 1945 - 1952

Nach Kriegsende 1945 ersetzte die amerikanische Besatzungsmacht die nationalsozialistischen Bürgermeister durch politisch unbelastete Personen. Gestaffelt nach Gemeindegrößen fanden schon im Januar, April und Mai 1946 auf Drängen der Amerikaner wieder demokratische Kommunalwahlen statt, wodurch die Gemeinderäte wieder die führende Stellung als Verwaltungsorgane in den Gemeinden erlangten. Die Bürgermeister wurden von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt.

 

Bürgermeister seit 1952

Nach dem bis in die Gegenwart geltenden, in der Gemeindeordnung von 1952 grundgelegten Kommunalrecht sind der Gemeinderat und der erste Bürgermeister Hauptorgane der Gemeinde. Der Bürgermeister vertritt die Gemeinde nach außen. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats und als selbständiges Organ zugleich Chef der Gemeindeverwaltung. Die direkte Wahl durch die Gemeindebürger (Urwahl) ermöglicht ihm/ihr eine weitgehend parteiunabhängige Amtsführung.

 

Quelle: Emma Mages, Bürgermeister (19./20. Jahrhundert), publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns

 

 

 

 



 

 

 

Wolfsdrüssel

von Claudia Heigl

 

 

Bei der Einöde Wolfsdrüssel, die zwischen Steinach und Münster liegt, handelt es sich um eine Ansiedlung am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Das Anwesen gehört in die Gemarkung Steinach, ist jedoch seelsorgerisch der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen.

 

 

fo stei 1605

Die Einöde Wolfsdrüssel
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl

 

Die Ortsbezeichnung Wolfsdrüssel dürfte sich vom althochdeutschen „drüzzel“ ableiten. Dies bedeutet Gurgel, Schlund, Kehle. Ggf. weist die Bezeichnung auf eine Wolfsschlucht hin.
Tatsächlich liegt die Lichtung in einer Senke zwischen dem bewaldeten Helmberg und Singberg. Hier könnten sich früher Wölfe aufgehalten haben.

 

wolfsgebiete

Nördlich von Münster finden wir öfters Flurbezeichnungen, die auf Wolfsvorkommen hinweisen.

(Karte: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme von 1827)

 

 

 

Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Wieden- bzw. Schrötterhof in Steinach Hs.Nr. 30 (Götzstr. 10, Hien-Anwesen).

Am 08.04.1817 verkauft Elisabeth Hilmer, die Witwe des Schröttenhof-Bauern Franz Hilmer fünf Tagwerk an Ackerfläche, zwei Tagwerk an Mooswiesen und einem Hölzl an den Steinacher Häusler Johann Laubner (auch Laumer) (alte Hs.Nr. 43, heute August-Schmieder-Str. 29, Kiefel)1. Darunter auch den Acker in Wolfsdrüssel.

Nach dem frühen Tod von Johann Laumer heiratet die 37jährige Witwe Anna Maria Laumer 1819 Georg Holl von Obermotzing.
Georg und Anna Maria Holl beginnen auf ihrem Grund in Wolfsdrüssel zwischen Steinach und Münster ein neues Haus zu errichten.

Am 21.07.1826 veräussert das Ehepaar ihr Haus in Steinach an Lorenz Riedl und zieht mit der Familie in das neu erbauten Anwesen nach Wolfsdrüssel.

 karte liquidationsprotokoll 1838

In der Karte zum Liquidationsprotokoll von 1838 der Steuergemeinde Steinach
sieht man genau den Grenzverlauf zwischen den Steuergemeinden Steinach und Münster
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

Bei dem neuen Hof handelt es sich um ein einstöckiges Wohnhaus mit Stallung und Stadel unter einem Dach. Außerdem sind noch ein Getreidekasten und ein Backofen vorhanden.
Da das Grundstück zur Steuergemeinde Steinach zählt, erhält es die fortlaufende neue Hausnummer 73.
Seelsorgerisch wird der Hof der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen, wozu auch schon der benachbarte Helmberger Einödhof und der Hof am Singberg gehören.

 

fo stei 1544Der Hof liegt direkt an der Straße zwischen Steinach und Münster.
aufgenommen ca. 1950
(Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel)

Am 23. Januar 1834 übergeben Anna Maria und Georg Holl das Anwesen an ihre Tochter bzw. Stieftochter Anna Maria Laumer, die kurz darauf Josef Hien vom Bielhof zum Ehemann nimmt.

1870 heiratet Johann Scherer von Altenhof bei Kirchroth in das Anwesen in Wolfsdrüssel ein.

 Laubner Scherer Besitzer

 

 

1897 übernimmt Josef Scherer den Hof von seinen Eltern, der sich mit Maria Schollerer von Dunk vermählt. 1906 kommt der erst 37jährige Josef Scherer ums Leben und hinterlässt drei Kinder zwischen sechs und vier Jahren und eine schwangere Ehefrau. Das fünfte Kind, ein kleiner Sohn, kommt im September zur Welt, stirbt jedoch bereits nach vier Wochen an der gefürchteten Frais, die häufigste Todesursache bei Säuglingen.

Drei Jahre später heiratet die 33jährige Witwe den Söldnerssohn Michael Wolf aus Untermiethnach. Aus dieser Ehe gehen keine Kinder mehr hervor.

 fo stei 1543

Maria mit ihrem zweiten Ehemann Michael Wolf, Sohn Josef Scherer jun. und einer ihrer Töchter um 1930
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel

 

 

 Scherer Besitzer

 

 

fo nes 22 auszug

Das neu erbaute  Schloss Steinach grenzt ab 1904 direkt an dem Anwesen an.
Oben Anwesen Scherer/Holmer darunter das ehemalige Kutschenhaus und  Pförtnerhaus des Neuen Schloss Steinach.
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Josef Scherer, der einzige Sohn aus erster Ehe, folgt seinem Stiefvater und seiner Mutter als Hofbesitzer nach. Er verheiratet sich mit Maria Kinzkofer aus Landorf.

Eine Tochter aus der Ehe übernimmt den Hof und durch ihre Heirat ändert sich der Familienname auf Holmer.

 

 

fo stei 1549

Der Hof um 1960
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel

 

 

Das Anwesen auf der gegenüberliegenden Seite der Kreisstraße am Helmberg liegt im Gebiet der Gemarkung Münster. Es wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut und gehört nicht zur Einöde Wolfsdrüssel.

 

 helmberg

 aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentamt Straubing B79_1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Steinach  1843 - 1960, Sig.  17/42-4, 17/42-7, 17/42-8, 17/42-12

 

 

Die Straßennamen der Gemeinde und ihre Bedeutung

 

von Hans Agsteiner und Claudia Heigl

 

 

Die Häuser in den Gemeinden Steinach, Münster und Agendorf wurden seit der Erstellung der Häuser- und Rustikalsteuerkataster 1808 durchnummeriert.

Beim Bau eines neuen Hauses erhielt das neue Haus die nächste höhere Nummer, egal an welcher Stelle im Ort es gebaut wurde.
Bei Grundstücksteilungen erhielt das neue Haus eine Bruchnummer (z.B. Hs.Nr. 17 1/2 und 17 1/3) des alten Hauptanwesens (Hs.Nr. 17) .


Da dies mit zunehmender Bautätigkeit im 20. Jahrhundert immer unübersichtlicher wurde, führten die Gemeinden in den 1960er Jahren Straßennamen mit neuen Hausnummern ein.

 

 

Straßen in Steinach

Agendorfer Weg
Der Geh- und Radweg entlang des Steinbaches verbindet Steinach mit Agendorf.

Aichmühlerstraße
Die Straße führt von der oberen Steinacher Siedlung nach Osten Richtung Aichmühl.

Am Anger
Ein begrünter Anger mit einem Kinderspielplatz lockert die neue Siedlung Steinach-Ost auf.

Am Moosacker
Die nördliche Querspange verbindet die Gemeindestraßen "Zum Lehmoos" und "Bayerwaldstraße" im Gewerbegebiet Steinach-Süd.
Die in der Nähe liegenden Äcker haben den Flurnamen Moosacker.

Am Sportzentrum
Es wird Bezug genommen auf das im Jahre 1979 eingeweihte vorbildliche Sportzentrum.

Am Weingarten
Im Baugebiet Kellerberg wurde nach den Flurnamensammlungen von Rolf Daiminger und August Pfeffer einst Wein angebaut.

August-Schmieder-Straße
Dr. Karl August von Schmieder erwarb 1901 das Steinacher Schloss mit dem Gutsbetrieb. Zwischen den Jahren 1904 bis 1908 ließ er auf dem Singberg das Neue Schloss erbauen, das einst zu den feudalsten Herrensitzen Niederbayerns zählte. Ihm verdankt Steinach die weltberühmte Grünland-Saatzucht, die Errichtung eines führenden Vollblutgestüts in Unterniedersteinach und vieles anderes.
Vor dem 20.Jahrhundert wurde der obere Teil der Straße auch "Herrenstraße" genannt, da sie den Pfarrherrn und Benefiziatsherrn mit dem Schlossherrn verband.

Bachstraße
Der Straßenname verweist auf den Steinachbach, der bei Bärnzell entspringt, das untere Dorf durchfließt und bei Agendorf in die Kinsach mündet. Der Ortsname „Steinach“ leitet sich unter anderem von diesem Bach „althochdeutsch „ahe“) ab.

Bärnzeller Straße
Die Bärnzeller Straße verbindet Steinach mit der Ortschaft Bärnzell.

Bayerwaldstraße
Bei der Straße im Gewerbegebiet Steinach-Süd handelt es sich um die alte B20 die von Straubing in Richtung Bayerwald führte.

Berchemstraße
Die Freiherren von Berchem-Königsfeld waren von 1839 bis 1899 Eigentümer des Alten Schloss Steinach und dem Gutshof.

Berghofstraße
Die Straße verbindet Steinach mit dem Ortsteil Berghof.

Brunnenweg
Der sogenannte „Gstettenbrunnen“, den Josef Schlicht alseinen der beiden althergebrachten Dorfbrunnen anführt, war namensgebend. Alte Steinacher haben den Brunnen noch benützt, die Quelle ist heute noch vorhanden.

Dohlenweg
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.

Domkapitelstraße
Steinach war im hohen und späten Mittelalter ein wichtiger Amtssitz des Augsburger Domkapitels für dessen nördlich der Donau gelegenen Güter. Die Steinacher Ritter finden wir in dieser Zeit auch als Lehensleute des Domkapitels.
Die eingemeindete Ortschaft Agendorf stand ebenfalls im Besitz des Augsburger Domkapitels. Aus diesem Grund befindet sich die goldene Lilie des Domkapitels im Steinacher Gemeindewappen und im Straubinger Stadtwappen.

Dr.-König-Platz
Der Name König ist mit der deutschen Grünlandwirtschaft eng verbunden. Als im Jahre 1931 in Steinach das erste selbständige Grünlandinstitut zu Lehr- und Forschungszwecken gegründet wurde, betreute man Dr. Friedrich König mit dessen Leitung.

Dr.-Matthießen-Straße
Dr. Wilhelm Matthießen (1891-1965) war ein bekannter Schriftsteller und Dichter. 1940 kam der Rheinländer nach Steinach und blieb hier bis zu seinem Tod. Der Schriftsteller ist bekannt durch seine Kinder- und Jugendbücher, wie z.B. "Das rote U", "Das alte Haus" und "Die grüne Schule".

Finkenweg
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.

Gewerbering
Ringstraße im Gewerbegebiet Rotham

Götzstraße
Die Straße wurde früher „Götz-Gasse“ genannt. Sie zweigte beim unteren Dorf am Fuße des Schlossberges nach rechts ab und endete beim sog. „Ammerbauerngut“. Ein Fußweg führte dann zwischen dem heutigen Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen weiter in das obere Dorf. Ihren Namen hat sie vom dem Bauern Bärthlme Götz, der 1623 das „Ammerbauerngut“ bewirtschaftete. Ca. 1918 wurde die Straße erweitert und damit für Fahrzeuge befahrbar gemacht.

Graf-Hundt-Straße
Benannt nach dem Steinacher Schlossbesitzer Dr. Wiguläus Hundt (1514-1588), der als Rechtsgelehrter, Staatsmann und Historiker in die Bayerische Geschichte eingegangen ist.

Hafnerstraße
Auch dieser Straßenname hat eine lange Tradition. Schlicht berichtet von insgesamt zehn Töpfereien in Steinach. Die vier bedeutenden befanden sich in dieser Straße. Die letzte Hafnerei von Steinach ist 1880 mit Jakob Echinger erloschen.

Helmbergstraße
Der Helmberg, ein markanter Hügel aus Kalkstein, ist dem Urgestein des Bayerischen Waldes vorgelagert und stellt eine geologische und botanische Seltenheit dar. Zwischen Steinach und Münster gelegen, kann er gleichsam als ein Bindeglied zwischen beiden Ortschaften betrachtet werden. Er wird im Jahre 1301 erstmals als „Helmperg“ erwähnt. 1444 werden die Weingärten am Helmperg genannt.

Hochstraß
Die Ringstraße im Gewerbegebiet Steinach-Süd wurde nach der Flurbezeichnung Hochstrasse benannt.

Hofmarkstraße
Der Ort Steinach war einst eine Hofmark, d.h. ein mit der niederen Gerichtsbarkeit ausgestatteter Verwaltungsbezirk unter der Leitung des Hofmarksherrn (Schlossbesitzer).

Hohe-Kreuz-Siedlung
Straße in der Hohen Kreuz Siedlung.

Hohe-Kreuz-Straße
Straße am südlichen Ortsausgang, die direkt zur Hohen-Kreuz-Kapelle führt. Eine Andachtsstätte auf freiem Feld.

Hohenburgstraße
Die Familie Hörwarth von Hohenburg war von 1623 - 1788 Hofmarksherren von Steinach und Eigentümer des Alten Schloss Steinach.

In der Spreiz
Das Gelände am Hang südlich der Riedstraße, im Baugebiet Kellerberg-West, trägt den Flurnamen „In der Spreiz“, von dem sich der Straßenname ableitet. Der Name kommt vom mittelhochdeutschen „spriden“, d.h. ausbreiten. Vermutlich wurde hier Flachs zum Trocknen ausgebreitet.

Johann-Gnogler-Straße
Johann Gnogler war von 1947 – 1965 Pfarrer in Steinach. Er machte sich bei der Erweiterung der Steinacher Pfarrkirche, der Renovierung der Gschwendter Kirche und dem Schulhausneubau (1960) verdient.

Kellerbergstraße
Der an das Siedlungsgebiet im Westen und Norden anschließende Kellerberg mit einer Turmruine und einem großen Kellersystem im Berginneren, das früher als Bierdepot diente, gab dem Siedlungsgebiet und der Straße den Namen.

Kirchweg
Der Kirchweg führt vom ehemaligen Hirtenhaus im unteren Dorf vorbei bis zum, im oberen Dorf gelegenen, Baderhaus. Es war der direkte (Fuß)Weg vom unteren Dorf zur Kirche.

Krokusweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.

Lerchenring
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.

Lilienweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.

Ludwig-Lehner-Straße
Ludwig Lehner war Bürgermeister der Gemeinde Steinach von 1948 bis 1966. In den schwierigen Nachkriegsjahren leitete er die Geschicke der Gemeinde.

Münsterer Straße
Ortsverbindungsstraße zwischen Steinach und Münster

Narzissenweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.

Ludwig-Niggl-Straße
Landesökonomierat Ludwig Niggl (1875-1971) war 1904 mit der Leitung der später durch ihn weltberühmt gewordenen Schmiederschen Gutsbetriebe in Steinach betraut worden. Der „Grünlandvater“ bildete die Keimzelle für die Grünlandbewegung in ganz Deutschland.

Pfründeweg
Weg in der Siedlung der Pfarrpfründestiftung.

Raiffeisenstraße
Mit dieser Namensgebung sollen die Verdienste Friedrich Wilhelm Raiffeisens um die dörfliche Bevölkerung gewürdigt werden.

Riedstraße
Josef Ried war Leibjäger des Schlossherrn August von Schmieder. Er lebte mit seiner Familie in dem Forsthaus, das gleichzeitig mit dem Neuen Schloss erbaut worden war. Die Straße verbindet Steinach mit dem Forsthaus Ried.

Ritterstraße
Steinach wurde im Mittelalter von bedeutenden Rittergeschlechtern geprägt, die als Lehensleute des Augsburger Domkapitels, der Grafen von Bogen und der bayerischen Herzöge die alte Steinacher Burg bewohnten.

Rothamer Straße
Straße die von Wolferszell neben dem Gewerbegebiet Rotham zum Weiler Rotham führt.

Sankt-Michael-Straße
Benannt nach der Steinacher Pfarrkirche Sankt Michael.

Schlichtstraße
Josef Schlicht lebte von 1832 bis 1917 und wirkte in Steinach als Schlossbenefiziat von 1871 bis zu seinem Tod. Er gilt als Klassiker der deutschen Volkskunde. Eingehend erforschte er die Geschichte von Steinach.

Sennebogenstraße
Straße im Gewerbegebiet Steinach-Süd zum Betriebsgelände der Firma Sennebogen.

Singbergstraße
Der Singberg, 1324 und auch 1634 „Gerhartsberg“ genannt, liegt wie der Helmberg zwischen Steinach und Münster. Er wird als Bergsiedlung eines Gerhart gedeutet. Der Steinacher Schlossbenefiziat und Heimatforscher Josef Schlicht vermutet, dass der nahe gelegene Vogelherd1 für die Umbenennung maßgeblich war. In den Jahren 1904 bis 1908 errichtete der Steinacher Schlossbesitzer Dr. August von Schmieder auf dem Singberg das Neue Schloss Steinach.

Steinbruchstraße
Straße die von der Kreisstraße zum Steinbruch führt.

Straubinger Straße
Ursprünglich Richtung Straubing führende Straße.

Tulpenstraße
Die Straße befindet sich in der Siedlung „Oberes Dorf“. Benannt nach der gleichnamigen Blume.

Turmfalkenstraße
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.

Warterweg
Nach dem Rittergeschlecht der Warter von der Wart und Steinach benannt, welches fast 250 Jahre in Steinach saß. Anna von der Wart errichtete 1549 das Alte Schloss Steinach. Auf das Wartergeschlcht geht das heute noch bestehende Steinacher Schlossbenefizium zurück.

Wichmannstraße
1105 wird das Dorf Steinach auch erstmals urkundlich erwähnt. Wichmann de Stainaha tritt als Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster Oberalteich im Jahre 1105 als Untervogt des Augsburger Domkapitels auf. Als Inhaber  des  Herzogslehen und Dienstmann der Grafen von Bogen verwalteten der Burgherr die übertragenen Güter.

Wittelsbacher Straße
Angesprochen sind die großen Wittelsbacher Waldbesitzungen nördlich von Steinach.

Wolferszeller Weg
Ortsverbindungsweg zwischen Steinach und Wolferszell

Zum Lehmoos
Die Straße verläuft südlich von Steinach Richtung Gewerbegebiet Steinach-Süd. Der Name erinnert an die Flurbezeichnung und die alte verschwundene Hofstelle „Lehmoos“.

 

Straßen in Münster

Am Lohgraben
Der Straßenname verweist auf den Lohgraben im Osten der Münsterer Flur.

Aufrother Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Aufroth.

Berghofstraße
Verbindungsstraße zwischen Münster und dem Ortsteil Berghof.

Bergstraße
Die Bergstraße führt von der Ortsmitte zum Buxenberg und Hatzenberg.

Brunnenstraße
Mit Brunnen ist gemeint der „Brunnen des Zweckverbandes der Buchberg-Gruppe.“

Buchbergstraße
Der Buchberg ist zusammen mit dem Helmberg wegen seiner geologischen und botanischen Einmaligkeit bekannt.

Chorherrenstraße
Erinnert wird hier an die Mitglieder des Kollegiatstiftes St. Tiburtius zu Pfaffmünster Anfang des 12. Jahrhunderts. Die Geistlichen des Stiftes hießen Chorherren oder Kanoniker.

Falkenfelser Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Falkenfels.

Gabriel-von-Seidl-Straße
Benannt nach dem Münchner Architekt, der das Neue Schloss Steinach geplant hat.

Gartenstraße
Wegen der aneinandergereihten Gärten vor den Gebäuden ist diese Straße so benannt.

Johann-Höller-Weg
Der Straubinger Chorherr Johann Bartholomäus Höller (1667-1741), ein Adoptivsohn des berühmten Straubinger Bürgermeisters Simon Höller, hat sich große Verdienste um die Münsterer Pfarrkirche St. Tiburtius erworben. Er ließ in den Jahren von 1730 – 1740 die von den Schweden im 30jährigen Krieg schwer geschädigten Kirche mit Mitteln seines privaten Vermögens instandsetzen und umbauen. Die beiden romanischen Osttürme wurden abgetragen und ein mit einer Doppelkuppel gekrönter Westturm errichtet, eine neue Sakristei angebaut und das Kircheninnere mit Altären und Fresken im Stil des frühen Rokoko geschmückt. Für die Pfarrei erwarb er ein Sebastians-Reliquiar aus Silber und Ebenholz, das heute noch große Verehrung findet. Schließlich setzte er die Münsterer Kirche als Erbin ein.

Holzweg
Der Name wurde übernommen von einem ursprünglich tiefer gelegenen Weg.

Kapellenstraße
Diese Straße führ zu einer Kapelle am Buchberg.

Kirchplatz
Dieser Platz befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kirche und Friedhof.

Kirchrother Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Kirchroth.

Kößnacher Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Kößnach.

Martinsweg
Sankt Martin ist die ursprüngliche Dorfkirche von Münster.

Obermayrstraße
Geehrt wird mit diesem Straßennamen der berühmte und vorwiegend in und um Straubing wirkende Bildhauer Mathias Obermayr, 1720 – 1799. Er ist der Schöpfer des Kreuzaltars und der Pietà in der ehem. Klosterkirche St. Tiburtius in Münster.

Parkstettener Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Parkstetten.

Am Radelfleck
Straße in der Münsterer Siedlung, benannt nach dem Flurnamen Radelfleck.

Radlfleckstraße
Radlfleck ist ein alter Münsterer Flurname, der sich vom „roden“ ableitet.

Schiedermeierplatz
Johann Baptist Schiedermayr wurde im Jahre 1779 als Sohnes des Lehrers Johann Georg Schiedermayr im Münsterer Schulhaus geboren. Er war Komponist und schuf vor allem geistliche Werke. Durch Dr. August Scharnagl wurde er in letzter Zeit „wiederentdeckt“ und seine Werke gelangen seither verstärkt zur Aufführung.

Schloßstraße
Ursprünglich nur ein Fußweg zum Neuen Schloss Steinach; wurde im Zuge der Flurbereinigung ausgebaut und geteert.

Steinacher Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Steinach; führt südlich am Neuen Schloss vorbei und läuft, parallel zur Autobahn, nach Agendorf.

Tassilostraße
Erinnert wird an den bayerischen Herzog Tassilo III, welcher der Überlieferung nach im 8. Jhd. in Münster ein Benediktinerkloster als Rodungskloster gründete.

Waldweg
Er führt zum Höpflhof und weiter in das angrenzende Waldgebiet.

Weiherstraße
Mit „Weiher“ ist der Dorfweiher in Münster gemeint. Die Straße schließt sich an die Tassilostraße an, verläuft westlich zum Ortsausgang und geht in die Aufrother Straße über.

Wiedenhofstraße
Sie zweigt beim Ortseingang von Münster von der Steinacher Straße ab und führt zum Weiler Wiedenhof.

Ziegelofenweg
Ziegelofenfeld ist ein alter Flurname, der daran erinnert, dass hier einst Ziegel gebrannt wurden. In Münster ist ein Ziegelofen, der dem Straubinger Stiftskapitel gehörte, nachgewiesen.

 

Straßen in Agendorf

Kinsachweg
Die Bezeichnung kommt von der durch Agendorf fließenden Kinsach.

Mitterfelser Straße
Verbindungsstraße zwischen Agendorf und Mitterfels.

 

Straßen in Wolferszell

Birkenstraße
Der Name bezieht sich auf die längs der Straße gepflanzten Birken.

Chamer Straße
Verbindungsstraße zwischen Wolferszell und Cham.

Kreuzstraße
Zurückzuführen auf das neben der Straße befindliche Wegkreuz. Früher hatte der Weg auch die Bezeichnung "Hirtengasse", benannt nach dem am Weg gelegenen Hirtenhaus.

Mühlenweg
Weg zur Wolferszeller Mühle

Pointweg
Der Wegname wurde in Anlehnung an den Flurnamen „Distelpoint“ vergeben.

Schmidfeld
Die Straße im Gewerbegebiet Wolferszell bezieht sich auf den früheren Grundstücksinhaber.

Spitalweg
Dieser Weg führt ins sogenannte „Spitalholz“.

 

 

1 Vogelherd ist ein Platz, an dem Vogel gefangen wurden. Vor allem im Mittelalter hatte der Vogelfang eine sehr große Bedeutung.

 

Quellen:
Bauer Gertrud, Die Bedeutung der Straßennamen, in: Heimatkundliche Stoffsammlung der Josef-Schlicht-Grundschule Steinach, 1983/84, 25 ff und die Gemeinderatsprotokolle
Agsteiner Hans, Steinach. Eine heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S. 322 ff.

Die Besitzer des Häusleranwesen Hs.Nr. 19 in Steinach

(heute Wittelsbacher Str. 3)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Anwesen erscheint 1760 noch nicht im Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach. Das Grundstück dürfte zur  "alten Mühle" in Steinach  (späteres Thanner-Wirtshaus) gehört haben oder evtl. sogar deren Standort gewesen sein.

1794 errichtet Ring Thomas hierauf ein kleines Haus. Er hat als Maurer wahrscheinlich in der nahegelegenen Steinacher Ziegelhütte gearbeitet und das Grundstück von seinem Arbeitgeber und dem Steinacher Gutsbesitzer Felix Graf von Zech von Lobming erwerben können.

 

Uraufnahme Gegenueberstellung 19

Uraufnahme aus dem Jahr 1827 mit der Bebauung von 2022 überlagert.
Der Bachlauf wurde im Rahmen der Meliorationsarbeiten begradigt. Er verläuft heute weiter westlich.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 


Mit der Bauerstochter Theresia Hartberger hat er vor der Ehe bereits vier Kinder (*1780 Anna Maria, *1785 Georg, *1791 Theresia, *+1792 Joseph).
Nach damaliger Gesetzgebung konnte man nur heiraten, wenn das Ehepaar Immobilienbesitz vorweisen konnte (oder ein entsprechendes gesichertes Einkommen).  Grund hierfür war, dass die Gemeinde vermeiden wollte, dass sie bei einem vorzeitigen Tod des Mannes der Witwe und ihren Kindern Armenfürsorge zahlen mussten.

14 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes reicht das Ersparte und die Mitgift von Therese um sich ein kleines Grundstück leisten zu können und hierauf ein Haus zu bauen. Die beiden heiraten und es kommen nochmals zwei Kinder ehelich zur Welt (*1795 Joseph, *+1798 Johann Baptist).

 

 Ring Besitzer

 

1818 können Thomas und Theresia Ring das Hafneranwesen im oberen Dorf (Hs.Nr. 69, Hafnerstr. 14) von Josef Schützinger kaufen. Von da ab wird Thomas Ring als Hafner bezeichnet.

Das kleine Häusleranwesen im unteren Dorf verkauft er an den Schneider Anton Haindl um 470 Gulden. 1838 übernimmt es dessen Sohn Michael Haindl.

 

Haindl Besitzer

 

 

1857 verkaufen Michael und Walburga Haindl das Gütl an den Hafnerssohn und Zimmermann Georg Grüneisl von Steinach und erwerben dafür das Elternhaus von Walburga (Hs. Nr. 28, Götzstr. 8) von ihrem Schwager Alois Sagmeister.

 

Grneisl Besitzer

 

Georg nimmt die die Zimmermannstochter Anna Maria Gierl von Kapflhof bei Haselbach zur Ehefrau.

1883 übergibt die verwitwete Mutter Maria Grüneisl das kleine Gütl mit 5,8 Tagwerk Grundbesitz an ihre Tochter Anna und deren zukünftigen Ehemann Joseph Miedaner von Wolferszell.
1887 verkaufen beide einen kleinen Teil des Grundstückes an Rupert und Amalie Bemmerl, die darauf ein kleines Haus errichten (Hs.Nr. 87)

1911 übernehmen das Anwesen Alois Schmid und Kreszenz, geb. Miedaner vom Vater bzw. Schwiegervater.

 

AK STEI 113

Das Miedaner-Haus neben dem Gasthaus Thanner um 1901
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1902

 

 

 

1936 kaufen das Anwesen Florian Scherrer (1893-1942) und seine Ehefrau Anna geb. Hörndl (1897-1959).
Durch Heirat der Tochter ändert sich der Familienname der Eigentümer auf Zäch.

 

 

 

Quellen:
Bay. HStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248 und 517, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1752 und 1760

Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960,  Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach