Das Ziegel-Häusl Hs.Nr. 5

(Riedstr. 1) in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

1752 ist das Haus an der heutigen Riedstraße erstmals urkundlich belegt.

Ein Andreas Zollner besitz das „Ziegl-Häusl“ und zahlt dafür 17 Kreuzer an Steuer an den Hofmarksherrn.

Zollner stammt aus Auggenbach und hatte 1742 die Einwohnerstochter Gertrud Haimerl geheiratet.

 

Zollner Besitzer

 

Da er 1745 noch als Einwohner bezeichnet wird, muss er das Haus erst später in seinen Besitz gebracht haben.

 

uraufnahme ziegelstadel steinach

 

Ob das Haus schon vorher bestand, lässt sich nicht nachweisen. Das Haus stand direkt neben dem Steinacher Ziegelstadel, der dem Hofmarksherrn gehörte. Die Bewohner dürften für das Brennen der Ziegel zuständig gewesen sein.

Nächster Besitzer ist 1758 der Steinacher Bauerssohn Joseph Pösl. Nach dessen Tod heiratet die Witwe Therese 1773 Wolfgang Payerbeck von Niedersteinach.

Ca. 1817 folgt der Schwiegersohn Bartholomäus Angerer, der mit der Pösl-Tochter Maria verheiratet ist.

 

Nach dem Tod der Eltern übernimmt 1834 Lorenz Angerer das Häusleranwesen von seinen Geschwistern.

1870 erwirbt der noch von den Gemeindegründen, die zu dieser Zeit verteilt werden, zwei Grundstücke hinzu:
- Fl.Nr. 249 ½ von der Degelloh (Eine Wiese nördlich von Steinach am Steinachbach. Hier dürften sie Steinacher Hafner jahrhundertelang ihren Tegel gestochen haben.)

- Fl. Nr. 529 1/19 von der Hütweide (Dies war ein Anteil des Streifens neben der Straße, die von Steinach über das Moos nach Parkstetten führte.)

 

Poesl Angerer Besitzer

 

1872 verkauft die Witwe Katharina Angerer das Anwesen an Josef Brandl, der es ein Jahr später weiterveräußert an Michael und Anna Romier.

Das Ehepaar errichtet das Wohnhaus noch im gleichen Jahr vollständig neu. Zu dieser Zeit wurde wahrscheinlich auch der Ziegelbrennbetrieb eingestellt.

 Romier Besitzer

 

Nach dem Tod von Michael Romier wird das Anwesen im September 1892 von Josef Niedermeier ersteigert.

 

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Das Haus um 1930
Bild: Familie Bauer, Steinach

 

 

Nun folgen in kurzer Zeit verschiedene Eigentümer:

- 10.12.1892 Xaver Wirth

1894 kauft Wirt vom Steinacher Schlossherrn das angrenzende Grundstück (Fl.Nr. 153a) hinzu. Es handelt sich um den alten Standort der Ziegelhüte und ist nun eine Weide.

 

- 29.05.1897 Josef und Maria Heuschneider. Sie tauschen dafür ihr Anwesen Nr. 6 auf dem Berghof ein.

- Noch im gleichen Jahr wird es von Johann Baptist Heuschneider um 3900 Mark erworben.

 

- Am 15.04.1901 tauscht Franz Windhager ein Anwesen in Salching dafür ein

 

dia stei 117

Das Haus um 1973
Archiv f. Heimatgeschichte Steinach

 

 

Schließlich erwerben Johann und Maria Kufner vom Stamsried das Gütl.

 

Kufner Besitzer

 

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach und Parkstetten



Stand: 06.01.2024

Die Schlosserei Aumer Hs.Nr. 41

 

heute August-Schmieder-Str. 25

 

 von Claudia Heigl

 

 

Kurz vor dem Schloss befand sich im oberen Dorf ein Häusleranwesen. 

Es dürfte zu den alten Ansiedelungen des Dorfes gehören. Die genauen Besitzer des Anwesens lassen sich erst Ende des 17. Jahrhunderts nachvollziehen.

 

uraufnahme aumer

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Der erste bekannte Bewohner dieses Anwesens war Johann Diez, der mit Ursula Deblinger von Pellham, einer Bauerstochter, verheiratet war. Diez stammte vom Pürstenberg ab, was vermutlich die Herkunft des Namens "Pürstenhäusl" erklärt, wie es im Hofanlagsbuch von 1760 vermerkt ist1. Über sechs Generationen blieb die Familie auf diesem Anwesen.

 

Im Jahr 1727 übernahm Tochter Katharina Diez das Anwesen, nachdem sie den Bauernsohn Michael Foidl von Agendorf geheiratet hatte.

Deren Tochter Ursula Foidl übernahm 1752 ebenfalls das Gütl und heiratete Adam Steinbauer von Riedelswald.

Wiederum ging der Besitz an eine Tochter über, Margaretha Steinbauer, die sich 1752 mit Sebastian Landstorfer von Willerszell vermählte.

Der Sohn Simon Landstorfer erbte das Anwesen 1811 und heiratete Katharina Waas, eine Bauerstochter aus Steinach.

 
Im Jahr 1822 brach ein Brand im gegenüberliegenden Haus aus, der wahrscheinlich auch das Anwesen in Mitleidenschaft zog.

 

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Das Bachl-Haus um 1930

 
1846 ging das Anwesen an die Tochter Katharina Landstorfer. Sie heiratete Jakob Echinger von Münster, einen Einwohnerssohn, der zu dieser Zeit das Ansässigmachungsgesetz in Bayern erfüllen musste.

Dieses Gesetz erlaubte Heiraten oder das Ansässigwerden nur Personen mit einem gewissen Grundvermögen und der Zustimmung des Gemeindevorstandes und des Gemeindeausschusses (Bauernfünfer). Da Katharina das Anwesen von ihren Eltern übertragen bekam und ihr Ehemann über erspartes Geld verfügte, erlaubte man beiden die Heirat und Jakob wurde in Steinach sesshaft. Es existiert ein ausführlicher Akt zur Ansässigmachung im Staatsarchiv Landshut2.

1869 verstarb Jakob, der 51 Jahre alt war, an einem Nervenfieber. Seine 52-jährige Witwe Katharina heiratete daraufhin Johann Hauser von Giglberg.

 

41 Besitzerfolge

 

 

Nach dem Tod seiner Ehefrau entschied sich 1844 Johann Hauser dazu, das Anwesen an Alois Bachl, einem Bauerssohn aus dem Bachl-Hof in Steinach, zu verkaufen. Im gleichen Jahr heiratete Alois Bachl die Gütlerstochter Kreszenz Altschäffel von Wolferszell Hs.Nr. 4.
Kreszenz war 44 Jahre als Hebamme in Steinach tätig und half nach eigenen Angaben ca. 3.500 Kinder auf die Welt. Sie galt als resolute und energische Frau.

 

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 Die Hebamme Kreszenz Bachl 
(Bild: Annelies Dietl, München)

 

Der Hebammenberuf war zweifellos anspruchsvoll. Katharina hatte selbst acht Kinder und ein kleines Anwesen zu versorgen und musste bei jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Im Jahr hatte sie im Durchschnitt 50 Geburten alleine in der Pfarrei Steinach zu betreuen.

Die Kinder des Ehepaares:
- Joseph * 1885
- Alois (1887-1968), lebte auf dem Sackhof
- Albert (1888-1969), Postobersekretär in Regensburg. Verfasser der Kindheitserinnerungen "Bei uns dahoam". Seine Tochter Annelies Dietl veröffentlichte ebenfalls ihre Kindheitserinnerungen, die im Buchhandel erhältlich sind3.
- Georg *1890
- Anna (1892-1976) heiratete Franz Xaver Hagenauer von Steinach
- Ferdinand (1893-1975), seit 1927 Binder in Steinach Nr. 96

- Maria *1896, wurde Ordensschwester
- Justina (1898-1983) übernahm das Anwesen

 

Sohn Albert Bachl verfasste seine Kindheitserinnerungen „Bei uns dahoam“ mit knapp 80 Jahren. Seine Erzählungen geben Einblick in das Leben dieser kinderreichen Gütlersfamilie und beschreiben den Jahreszyklus sowie Feste und Bräuche in Steinach um die Jahrhundertwende.

 

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 Die Familie Bachl 1934
Stehend v.l. Joseph, Justina verh. Huber, Maria, Anna verh. Hagenauer, Alois, Ferdinand
vorne v.l.: Albert, Kreszenz u. Alois, Georg
Bild: Familie Schweiger, Steinach

 

 

Die jüngste Tochter Justina erbte das Anwesen und heiratete 1927 Josef Huber von Vorderbuchberg. Josef Huber richtete in der Garage des Anwesens das erste Elektroinstallateur-Geschäft in Steinach ein.
1959 verkauften das kinderlose Ehepaar Justina und Josef Huber das Elternanwesen und zogen in das Haus von Justinas Schwester Anna Hagenauer.

 

 

Bachl Huber Besitzerfolge

 

 

Neuer Eigentümer des Anwesens war Ludwig Aumer, ein Schlosser- und Spenglermeister aus Au b. Ascha. 1958 absolvierte er zusätzlich eine Meisterprüfung als Installateur- und Heizungsbauer und führte sein Geschäft in diesem Haus.

 

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 Im Hintergrund das Aumer-Haus
aufgenommen 1968 bei der Fahnenweihe der KuSK Steinach

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
2 StA Landshut, Patrimonalgerichte 4468
3 Dietl Annelies; Nicht nachweinen: Eine Kindheitsgeschichte, 2004, ISBN 978-3920821405

 

Weitere Quellen:
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960

Haus Nr. 96

 

heute August-Schmieder-Str. 44

 

 von Claudia Heigl

 

 

Im Jahr 1927 erwarben Ferdinand Bachl (1893-1975) und seine Ehefrau Maria, geb. Laumer (1900-1976) ein kleines Grundstück von der Wirtswitwe Maria Lutz.

Auf diesem 200 Quadratmeter großen Grundstück errichteten sie ein bescheidenes Holzhaus.

 

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 aufgenommen im August 1982
(Bild: Familie Landstorfer)

 

Ferdinand war der jüngste Sohn der Steinacher Hebamme Kreszenz Bachl, geb. Altschäffl und ihres Ehemannes Alois Bachl. Das Ehepaar hatte insgesamt sechs Kinder.

Ferdinand Bachl verdiente seinen Lebensunterhalt als Binder.

 

Das Haus ging später auf den Sohn Ferdinand Bachl jun. über. Nach seinem Ableben wurde das Haus verkauft und Anfang der 1990er Jahre abgerissen.

 

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 Das Haus kurz vor dem Abbruch.

 

 

 

Das Hüthaus in Gschwendt - frühere Hs.Nr. 16

 

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

1630 wird im Salbuch des Bürgerspitals Straubing der Huetman Thomas Clement genannt. Dies ist die erste Nennung eines Hüters in Gschwendt.

 

Der Hirte in der Gemeinde musste das Vieh aller Bauern im Dorf bewachen. Die Weideflächen waren Eigentum der Gemeinde. Wer sein Vieh nicht in die Obhut des Gemeindehüters gab, erhielt eine hohe Strafe.

Bei einer Ehehaftsitzung im Gschwendter Gericht im Jahre 1756 wurde den Bewohnern aufgetragen, das Klauen- und Hornvieh ausschließlich dem Gemeindehüter zum Weiden zu überlassen. Bei Zuwiderhandlung drohte eine Strafzahlung von einem Pfund Pfennigen:

„Auf beschwern ainiger unterthanen zu Gschwendt würdet der samentlichen dorfsgmain hiemit ernstlich und bey straff 1 Pfd dn aufgetragen, das in zuekonfft ain ieder aus der gmain sein habentes clo- und hornvieh unwaigersamb dem aufgestelten gmainshütter unter die gaißl treiben, und keineswegs nach aigener willkür separat oder ainschichtiger weiß zu hütten sich unterstehen solle…“[1]

 

1757 ist dokumentiert, dass die Gemeinde Gschwendt einen „Oxenhietter“ anzustellen habe.

Ausserdem gab es Beschwerden, weil die „Oxen hietter buben“ sonntags nicht zur Hl. Messe erschienen. Dieses Vergehen sollte zukünftig mit hohen Strafen geahndet werden.

 

Erst um 1800 war es den Bauern gestattet, das Vieh separat zu hüten. Das lässt sich auch an den Dienstbotenlisten ersehen, in denen zumindest die größeren Bauern ihre eigenen Hüter beschäftigt hatten.

 

 

 uraufnahme hirtenhaus

Uraufnahme ca. 1827, Vermessungsamt Straubing

 


 

Beschreibung des Hüterhauses

Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1630 stand das Hüthaus in Gschwendt jenseits des Baches neben dem Hof des Wolf Götz auf einer Anhöhe bei der Straße, die nach Mitterfels führt. Das baufällige Haus bestand aus einem Stüberl und einer Kammer sowie einem Kuhstall. Vor dem Haus war ein befestigter Platz. Außerdem gehörte noch ein kleiner Krautgarten dazu. Der Besitz befand sich auf eingezäuntem Gemeindegrund. Die zugehörige Wiese lag in der Moosleithe. Zum Überleben hielt sich der jeweilige Hirte eine Kuh und bekam von jedem Bauern jährlich Brennholz, Schmalz, Korn und einen Laib Brot:[2]

 

beschreibung salbuch 

 

 

1838 wird das Haus im Liquidationsprotokoll beschrieben: „das Hirthaus mit Gemeindegründen zu Dorf. Wohnhaus und Stall unter einem Dach, dann Backofen.“
Zu dem Haus gehörte ein Gras- und Baumgarten sowie „das Schusterfleckl“, die „Hirtenwiese“ und das Gemeindeholz.
Weiter ist beschrieben, dass dieses Haus „unfürdenklicher Besitz“ und „freieigen“ war.
An diesen Gemeindebesitzungen hatten alle Anwesenbesitzer im Dorf Anteil.

 

„Paizerey“ des Hüters Konrad Knaupp

1681 beschuldigte man den Hüter Konrad Knaupp aus Gschwendt, der im selben Jahr Vater geworden war, einem gewissen Georg Castner zwei „gemachte Wölfe“ geschickt zu haben.
Dies bezeugten auch einige Personen unter Eid. Man forderte von der Hofmark Gschwendt die Auslieferung des Hirten, den man daraufhin verhaftete und in die Fronfeste brachte. Dort wurden ihm in der Folterkammer, genannt „loco torture“, zweimal die Beinschrauben angelegt und mehrfach nachgedreht. Da Knaupp die Vorwürfe dennoch leugnete, wurde er mit dem Haken aufgezogen. Mit diesen Quälereien wollte man in einem Verhör ein Geständnis erzwingen. Der Hirte sagte schließlich aus, dass er selbst nicht mehr wisse, was sich mit ihm zugetragen hatte, ob er von Sinnen war oder ob „er sich dem Teifel ergeben“ hatte.[3] Er hatte keine andere Wahl als zu gestehen, wenn er nicht weitere Folterungen aushalten wollte. Unter den Begriffen „Paizerey“ und „gemachte Wölfe“ dürfte es sich um eine Art Hexerei, eine erfundene Straftat, handeln.

Es ist gut möglich, dass sich aus dieser wahren Begebenheit die Sage um den Gschwendter Hirten gebildet hat.

 

 

 beinschrauben

Beinschrauben (Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber)
Bild: Cornelia Landstorfer

 

 

 

Die Freveltat des Hüters.

Vom Aubauern gegen Gschwendt zieht sich zwischen dunkel bewaldeten Höhen das Gschwendter Moos hin, ein feuchtes, mooriges Tal. Hier ist`s nicht geheuer, hier spukt es! Der Hüter von Gschwendt geht hier um. Ein schwerer Fluch lastet auf seiner Seele, den muß er abtragen und büßen.
Vor vielen Jahren war`s: In Gschwendt hatten sie einen Hüter. Der ging eines Sonntags früh hinauf in die Steinacher Pfarr, um zu beichten und das heilige Sakrament zu empfangen, doch nicht aus Verehrung, sondern um etwas Furchtbares zu begehen.
Als ihm der Pfarrer das hochwürdigste Gut auf die Zunge gelegt hatte, verließ der Frevler alsogleich das Gotteshaus. Dann nahm er die Hostie aus dem Mund und ging schnurstracks heimwärts zu seiner Kuhherde, die weidete draußen auf dem Gschwendter Moos. Im nahen Forst schnitt er sich einen Stecken, spaltete diesen mit dem Messer und in seinem Frevlerübermut steckt er das hochwürdigste Gut in den Spalt hineien. Wohl zitterte ihm die Hand bei solch sündhaftem Tun, doch sein höllischer Geist ließ ihn nicht mehr los. Den Hüterstecken mit dem hl. Sakrament steckte er mitten unter die Herde in den Boden und tat den Spruch: „So hütst Du, ich hab schon lang genug gehütet!“ Stumm sah seine Herde dem gottlosen Treiben zu.
Der Hüter, vom Bösen getrieben, verließ eiligst den Schauplatz seiner Sünde. Nach Steinach eilte er ins Wirtshaus. Während andere dem Gottesdienste huldigten, wollte der Sünder dem Trunk frönen. Doch Gott läßt seiner nicht spotten. Noch konnte die Wirtin die verlangte Maß Bier nicht vorsetzen, als der Frevler plötzlich ganz schwarz wurde; er zitterte am ganzen Körper, lallte noch Unverständliches daher, dann brach er tot zusammen.

Schwer mußte der Hüter seinen Frevel büßen. Seine Seele fand keine Ruhe mehr bis auf den heutigen Tag. Seit vielen Jahren muß der Hüter zur Allerseelenzeit im Gschwendter Moos, dem Schauplatz seiner Untat, umgehen; dessen waren schon viele Leute Zeugen.
Ein Bruder des alten Aubauern ging um Allersellen von Steinach her zur Nachtzeit heimwärts. Auf dem Hundertbifangfeld gegen das Tal mit dem Spielhang, wo der Straubinger Spitalwald hereinstößt, wars: Heulen und Winseln durchzog die Dunkelheit. Da war er, der Frevler vom Gschwendter Moos. Vom Hang herab stürmte er einer schwarzen Kuh und einer schwarzen Kalbin nach. Ein markerschütternder Schrei: „Halts ös auf, halts ös auf“ und ein Tuschen mit der Peitsche, daß es in den Höhen nachhallte. Bis der Geschwendter Grund ausging und der Auer Grund begann, dauerte der unheimliche Spuk.
[4]

 

 

Folgende Hirten sind in Gschwendt aufgeführt:

1630 Thomas Clement Huetman.

1656 Adam Gaissell und Ehefrau Barbara.

1657 Mathias Prezgel.

1666 Johann Zettl und seine Frau Eva.

1675 Vitus Niedermayr mit Frau Maria (bei der Geburt des Sohnes Michael genannt).

1676 Herman Langeß mit Gattin Maria.

1681 Konrad Knaupp mit Ehefrau Barbara.

1683 Simon Pichlmayr und Ehefrau Anna.

1708 Thomas Janco (+).

1728 Martin Jancko.

1769 Georg Löffler, Viehhirte. Er war mit Magdalena Fux verheiratet.

1773 Mathias Würth (stirbt im Alter von 70 Jahren, 1778 folgt ihm seine Frau Eva ins Grab).

1779 Anton Heindl mit Ehefrau Barbara, geb. Heiderer.

1810 Nikolaus Kieffel (stirbt 56jährig an Lungensucht).

1865 heiraten der Hüter Johann Rab und die Hüterstochter Magdalena Laumer.

1876 Hirtbub Otto Rauch beim Wirt Brandstetter.

1876 Hirtbub Andreas Christl beim Wolfgang Himmelstoß.

1878 Hirtbub Johann Färber beim Wolfgang Himmelstoß.

1879 ist Georg Wagner beim Stubenhofer Hirtbub, 1880 Klement Deininger.

1880 arbeiten Josef Obermeier und Xaver Biellmeier als Hütbuben beim Wirt Brandstetter.

1881 Hirtbub Josef Kiefl beim Stubenhofer.

1882 Hirtbub Xaver Axinger beim Himmelstoß.

1882 Hirtbub Martin Biendl beim Stubenhofer.

1906 ertrank der Hirtbube Sebastian Steiner mit 15 Jahren in der Kinsach.

 

 

luftaufnahme gschwendt hirtenhaus

 Luftaufnahme Gschwendt von 2021
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

[1] StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 73-74
[2] Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 859
[3] StALa, Pfleggericht Mitterfels Rep 217-12 R8 Gerichtsrechnungen 1681, fol. 145-147.
[4] Zirngibl Willi, in: Geschichte und Geschichte vom alten Ascha, S. 26, 27.

 

 

Das "Thurmayer-Häusl" in Oberhartberg

 

1830: Hs.Nr. 66, neue Hs.Nr. 197, heute Oberhartberg 5

 

von Claudia Heigl

 

 

Um 1808 erwirbt ein Georg Thurmayr ein Grundstück von dem Oberhartberger Bauern Georg Laiminger und errichtet darauf ein Haus.

 

Als Hofnachfolger finden wir Joseph und Barbara Altschäffl.

1839 wird Georg Tremmel durch Heirat der Altschäffl-Tochter Miteigentümer des Besitzes.

1872 folgt Sohn Joseph Tremmel jun als Eigentümer nach, später ist die Familie Guggeis auf dem Anwesen.

 

 Altschaeffl Besitzer

 

 

 

 

 

Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels

 

Stand: 22.10.2023

Der halbe „Niederharthof“ oder „Unterharthof“ Hs.Nr. 74 in Unterhartberg

 

 1827: Hs.Nr. 68;  1842: Hs.Nr. 74, später Hs.Nr. 202, heute Unterhartberg 9

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Jahrhundertelang gehörten die drei Höfe in Oberhartberg und Unterhartberg zur Pfarrei Steinach, bis sie 1838 in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt wurden.

 

In Unterhartberg finden wir bis ca. 1858 zwei halbe Höfe:

Den „Forsterhof“ Hs.Nr. 73 (spätere Hs.Nr. 198), heute Unterhartberg 8

und den „Niederharthof“ Hs.Nr. 74 (spätere Hs.Nr. 202), heute Unterhartberg 6

 

 

Hoefe Unterhartberg

 In der Uraufnahme hatte der "Unterhartberger Hof" die Hs.Nr. 68
Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Der „Niederharthof“ gehörte zur Herrschaft Brennberg. Gerichtlich war er dem Landgericht Mitterfels unterstellt.

Wie alle drei Höfe in Ober- und Unterhartberg, musste auch dieser Hof noch zusätzlich Abgaben an das Steinacher Benefizium abführen.

 

 

Bei der Inventur des Nachlasses des Steinacher Benefiziaten Eggenhover wird 1612 aufgeführt, dass ein „Leonhart Hartberger“ Schulden für den Zehentausstand von 10 Vierling Korn in Höhe von 5 1/2 Gulden hat1.

 

1640 stirbt der Bauer Johann Schiechl von Unterhartberg und seine Witwe Katharina heiratet 1653 den Witwer Sebastian Foidl von Agendorf.

 

 Schiechl Besitzer

 

 

1648 wird ein Wolfgang Kädersbeck auf den Niederhartberger Hof genannt.

 

Kaedersbeck Besitzer

 

 

1649 und 1663 finden wir einen Mathias Jäger in den Urkunden. Er ist mit Walburga Linger von Scheibelsgrub verheiratet2, die jedoch 1649 bereits stirbt.

 

Jaeger Besitzer

 

 

1670 wird Mathis Groß Bauer auf dem Hof. Er ist der Sohn der Bauerseheleute Andreas und Maria Magdalena Groß vom Oberhartberg. Im gleichen Jahr heiratet er die Bauerstochter Maria Straßmayr vom Straßhof. 1685 stirbt der 44jährige und die Witwe nimmt den Nachbarssohn Andreas Engl zum Ehemann.

 

Gross1 Besitzer

 

 

Den Hof übernimmt 1710 ein Sohn aus erster Ehe -  Jakob Groß. Er ist mit Barbara Obermayer von Herrnberg verheiratet.
Sohn Johann Groß studiert Theologie und wird Kooperator in der Pfarrei Steinach. 1766 stirbt er im Alter von 37 Jahren in Unterhartberg bei der Familie seines Brudern Michael.
Sein Grabstein befindet sich im Vorbau des Leichenhauses von Steinach.

 

1750 hatte Michael Groß den Hof übernommen und 1785 folgt dessen Sohn Paul Groß als Hofnachfolger nach.

Paul Groß ist dreimal verheiratet.

 

 Gross2 Besitzer

 

 

Hoferbe wird 1796 ein Sohn aus erster Ehe, Johann Groß. Johann Groß ist mit der Bauerstochter Walburga Löffler von Wolferszell verheiratet.

 

Eine Tochter von ihnen, Walburga, heiratet 1828 in den Nachbarhof in Unterhartberg ein.

Eine weitere Tochter namens Magdalena vermählt sich 1831 mit dem Bauerssohn Joseph Hirtreiter von Miething und übernimmt den elterlichen Hof in Unterhartberg.
Vier Kinder kommen noch auf dem Hof zur Welt.

 

Ca. 1837 verkaufen die Bauerseheleute den Hof an einen Jakob Schlecht.

Der zertrümmert den Hof und es entstetn dadurch ein neues Anwesen:

- Hs.Nr. 74 1/3 (Hs.Nr. 204), heute verschwunden
  1839 erwirbt Martin Wirth Grundstücke und errichte ein Haus
  Nächste Besitzer sind: Rothammer, Kronfeldner, Haimerl

 

 

1839 verkauft Schlecht den Resthof weiter an Joseph Zollner, der bis 1846 in Unterhartberg bleibt und nochmals Grundstücke vom Hof verkauft.

 

 

Familie Kräh

1846 erwirbt  Joseph Kräh den Rest des Unterhartberger Hof.
Joseph's Vater Christoph Kräh stammte von Gossersdorf und war mit der Binderstochter Therese, geb. Schneider von Konzell verheiratet3.
Christoph und Therese Kräh erwerben das Weberhäusl in Scheibelsgrub Nr. 12. Joseph Kräh ist zunächst nach seiner Heirat mit der Häuslerstochter Walburga Färber als Maurer im Elternhaus ansässig.
1846 erwirbt er den Rest des Unterhartberger Hofes.
Am 12.01.1858 stirbt Walburga Kräh mit knapp 46 Jahren an einer Lungenentzündung, nachdem sie noch einen Tag vorher einen zu früh geborenen Knaben zur Welt bringt.

1860 übergibt Joseph Kräh den Hof an seine Tochter Therese und zieht mit seiner zweiten Ehefrau, der Bauerswitwe Margaretha Miedaner von Willersberg, wieder nach Scheibelsgrub.

 

 

Kraeh Besitzer

 

 

Vorher verkauft er noch ein Grundstück an Johann Gruber, der darauf ein neues Haus errichtet:

 - Hs.Nr. 74 ½ (Hs.Nr. 203), Unterhartberg 11
  1858 kauft Johann Gruber Grundstücke von dem Hofbesitzer und errichte ein Haus
  Nächste Besitzer sind: Schmid, Pielmeier, Weber, Strauß, Weismeier, Maurer, Deuschl

 

1860 übernimmt Therese Kräh den Hof.

Sie veräußert 1861 Grundstücke an Franz Haggn, der 1862 darauf ein neues Wohnhaus errichtet. Ein neues Anwesen entsteht: Hs.Nr. 74 1/4, heute Unterhartberg 9

 

 

1861 verkauft Therese Kräh an die zwei Brüder Joseph und Georg Kräh den Unterhartberger Hof.

1863 wird Joseph Kräh Alleineigentümer.

Es folgen 1898 Anton Kräh und 1931 Xaver Kräh.

 

 

 

1 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, Nr. 39. (Hier ist kein Ortsname dabei. Er steht jedoch gleich hinter Hans Hartberger und vor Hans Hochfellner von Oberhartberg.)
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P56,  fol.5  Heiratsbrief vom 03.10.1656
3 Pfarrmatrikel Konzell/Bd.6, S. 376, Trauung am 10.02.1801 in Konzell

 

 

Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels

 

Stand: 22.10.2023

Der Hof in Oberhartberg

 

 1827: Hs.Nr. 65;  1842: Hs.Nr. 71, später Hs.Nr. 196

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Jahrhundertelang gehörten die drei Höfe in Oberhartberg und Unterhartberg zur Pfarrei Steinach, bis sie 1838 in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt wurden.

 

Uraufnahme Oberhartberg

 In der ersten Uraufnahme hatte der Hof noch die Hs.Nr. 65
Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Bereits 1274 wird in „Hartperg“ ein Hof urkundlich erwähnt1.


Hartberg dürfte sich Ableiten von der Bezeichnung für die hochgelegenen Höfe am Vorderrand des großen Waldes.

 

Grundherr des ganzen Hofes in Oberhartberg war das Klosters Oberalteich. Gerichtlich waren die Hofbesitzer dem Landgericht Mitterfels unterstellt.

Wie alle drei Höfe in Ober- und Unterhartberg, musste auch dieser Hof noch zusätzlich Abgaben an das Steinacher Benefizium abführen.

 

Zum Hof in Oberhartberg gehörte ursprünglich um die 130 Tagwerk an Grundbesitz.

 

1587 sitzt auf dem Hof ein Martin Hardtperger.

1602 folgt ein Leonhart Hardtperger, der den Hof auch auf Erbrecht besitzt.

 

Bei der Inventur des Nachlasses des Steinacher Benefiziaten Eggenhover wird 1612 aufgeführt, dass „Hans Hochfellner zu Obern-Hartberg“ Schulden für den Zehentausstand von 14 Vierling Korn in Höhe von 7 Gulden 42 Kreuzer hat2.

 

Wahrscheinlich waren die Höfe in Ober- und Unterhartberg durch die Einfälle der schwedischen Soldaten im 30jährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden.

 

Ab ca. 1638 finden wir einen Andreas Groß auf dem Hof3.
Von ihm und seiner Ehefrau Maria Magdalena sind acht Kinder bekannt:
- Mathias (1641-1685) wird Bauer in Unterhartberg
- Maria (*ca. 1642) heiratet 1662 den Bauern Johann Wartner von Weingarten
- Walburga heiratet 1663 den Bauern Leonhard Unger von Unterniedersteinach
- Andreas (*1646)
- Margaretha (*1649)
- Agatha heiratet 1671 den Söldner Stephan Huber von Agendorf
- Andreas (*+1652)
- Andreas (1656-1726), Hoferbe

 

Hofnachfolger wird der jüngste Sohn, ebenfalls mit Namen Andreas Groß. Dieser vermählt sich 1678 mit der Bauerstochter Margaretha Fuchs von Wiesenzell.
Fünf Kinder kommen in der Ehe zur Welt, dann stirbt die Bäuerin mit 47 Jahren:
- Maria (*1681) heiratet 1703 den Müller Gregor Lang von Gaishausen
- Martin (*1684)
- Eva (*1687)
- Johann (1688-1733)
- Anna (1699-1772), Hoferbin
Der Witwer verheiratet sich nochmals mit der Bauerswitwe Katharina Unger von Unterniedersteinach Nr. 4. In dieser Ehe gehen jedoch keine Kinder mehr hervor.

 

Seine jüngste Tochter Anna holt sich 1724 Bartholomäus Laiminger aus Bühel bei Neukirchen als Bauern auf den Hof.

Von den neun Kindern sterben drei im Kindsalter. Der jüngste Sohn Joseph übernimmt 1761 den Hof und heiratet die Bauerstochter Maria Anna Foidl von Rotham.
Vier Kinder des Ehepaares sind bekannt.

 

Sohn Johann Georg Laiminger übernimmt den Hof und vermählt sich 1796 mit Margaretha Wiesgrill, einer Wirtstochter von Scheibelsgrub.

 

Gross Laiminger Besitzerfolge 

 

 

Auf die Bauern kommen große Umwälzungen in Bayern zu. 1803 wird das Kloster Oberalteich im Zuge der Säkularisation aufgelöst.

Die Bauerseheleute können durch Ablösezahlungen das Eigentum ihrer Höfe erwerben. Laden sich aber dadurch auch enorme Schulden auf.
In dieser Zeit kommt es dadurch häufig zu Besitzwechsel dieser großen Anwesen.

 

Margaretha und Johann Georg Laiminger veräußern zunächst ca. 4 Tagwerk Grund an Georg Turmayer, der sich darauf ein neues Häusl baut.

 

Am 07. August 1816 verkaufen sie den Hof mit 126 Tagwerk Grundbesitz an einen Joseph Schreiner. Der neue Bauer heiratet einen Monat später die Bauerstochter Margaretha Thanner von Obermannbach.
Die Laiminger’s erwerben ein kleineres Anwesen in Au vorm Wald und lassen sich dort mit ihren drei Töchtern nieder.

 

1862 übernimmt Anton Schreiner den Hof von seinem Vater. Der junge Bauer nimmt die Bauerstochter Anna Maria Zollner von Englberg zur Ehefrau.

 

Als nächster Hofnachfolger kommt Jakob Schreiner auf den Hof, der 1889 Anna Maria Heisinger von Hoerabach zur Ehefrau nimmt.

 

 

Schreiner Besitzer

 

 

Doch auch die Schreiner’s kommen in finanzielle Schwierigkeiten und verkaufen 1914 den Hof an die Familie  Feldmeier aus Oberhaag.

 

Noch im gleichen Jahr erwerben Jakob und Anna Maria Schreiner den „Wastlbauern-Hof“ in Steinach Hs.Nr. 29 (heute Götzstr. 9).

1919 veräußern sie diesen jedoch auch wieder und die Spur der Familie verliert sich.

 

 

 

 

1 Monumenta Boica 12, S. 134, Grundbesitz des Klosters Oberalteich 1274
2 Schlicht Josef, Steinch ein niederbayerisches Geschichtsbild, Nr. 39
3 Am 30.01.1638 ist „Andre Groß von Obern Harten“ Trauzeuge bei dem Kienberger Bauern Andreas Groß. (KB Kirchroth/Bd.1, S. 66)

 

Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels

Stand: 15.12.2023

 

Der halbe „Forsterhof“ in Unterhartberg

 

 

 1827: Hs.Nr. 67;  1842: Hs.Nr. 73, später Hs.Nr. 198, heute Unterhartberg 8

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Jahrhundertelang gehörten die drei Höfe in Oberhartberg und Unterhartberg zur Pfarrei Steinach, bis sie 1838 in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt wurden.

 

In Unterhartberg finden wir bis ca. 1858 zwei halbe Höfe:

Den „Forsterhof“ Hs.Nr. 73 (spätere Hs.Nr. 198), heute Unterhartberg 8

und den „Niederharthof“ Hs.Nr. 74 (spätere Hs.Nr. 202), heute Unterhartberg 6

 

Hoefe Unterhartberg

In der Uraufnahme hatte der "halbe Forsterhof" die Hs.Nr. 67
Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Bei dem Forsterhof handelte es sich um ein „Kammerauisches Beutellehen“. Gerichtlich war er dem Landgericht Straubing unterstellt.

Wie alle drei Höfe in Ober- und Unterhartberg, musste auch dieser Hof noch zusätzlich Abgaben an das Steinacher Benefizium abführen.

 

 

15871, 16022  und 16103 finden wir auf dem Hof einen Sigmund Hardtperger, der den Hof auf Erbrecht besitzt.

 

 

Bei der Inventur des Nachlasses des Steinacher Benefiziaten Eggenhover wird 1612 aufgeführt, dass „Hans Hartberger zu Unter-Hartberg“ Schulden für den Zehentausstand von 10 Vierling Korn in Höhe von 5 1/2 Gulden hat4.

 

16235 erhält Georg Primbs das Gut zu Unterhartberg zu Lehen, das dieser von den Curatoren (Verwalter) des verstorbenen Hans Hartberger – Wolf Schmidt und Michael Hunger – gekauft hat.

 

Im März 1649 wird ein Vertrag aufgesetzt in dem die Witwe Magdalena des verstorbenen Bauern Georg Hurtner von Hartberg den Hof übernimmt und ihrer 4jährigen Tochter Maria ihr väterliches Erbteil vertraglich zugesichert wird6.
Im Mai heiratet daraufhin Magdalena Hurtner den ebenfalls verwitweten Michael Holmer von Dießenbach.

 

 Hurtner Besitzer

 

1654 kommt Bartholomäus Schuhbauer auf den Hof. Er war vorher als Bauer in Scheibelsgrub ansässig und heiratete um 1642 als Witwer die Bauerstochter Eva Pummer von Eisenhart7.

Eva’s Mutter war wohl ebenfalls eine geborene Hurtner und hatte eine Verbindung zu Unterhartberg.

 

 

Schuhbauer Besitzer

 

Nach dem Tod des Vaters 1662 übernimmt Tochter Anna Schuhbauer den Hof und verheiratet sich mit Michael Engl von Weingarten.
Von dem Ehepaar sind elf Kinder bekannt, von denen vier als Kleinkinder sterben.

 

Sohn Wolfgang Engl übernimmt 1702 das Anwesen und nimmt die Bauerstochter Maria Groß von Mitterschida zur Ehefrau. Die Ehe des Ehepaares bleibt kinderlos und sechs Jahre später stirbt die Bäuerin.

 

Engl Gross Besitzer 

 

Ca. 1744 folgt Wolfgang’s Bruder Urban Engl als Hofnachfolger. Er und seine Frau Eva waren vorher in Scheibeslgrub ansässig. Als Urban Engl 1751 stirbt, erbt 1752 der Neffe der Schwägerin Maria Engl, geb. Groß, den Hof.

 

Johann Paul Groß war der Sohn der Bauerseheleute Groß in Vorderschida. Er verheiratet sich mit der Bauerstochter Anna Geyer von Muckenwinkling.
Vier Kinder des Ehepaares sind bekannt. 1820 stirbt Paul Groß mit 89 Jahren in Unterhartberg.

 

1826 werden Rabenbauer Johann und Franziska, geb. Plötz als Besitzer genannt.

 

Am 15.06.1835 erwirbt Andreas Lehner den Hof mit insgesamt 97 Tagwerk Grundbesitz. Davon sind knapp 30 Tagwerk Ausbrüche aus dem zertrümmerten benachbarten „Niederharthof“.
Er ist verheiratet mit Walburga Groß, Bauerstochter vom benachbarten „Niederharthof“.

 

Sohn Johann Lehner übernimmt 1850 den Besitz und vermählt sich mit Theresia Pellkofer von Hörmannsberg.

 

Lehner Besitzer

 

 

 

Nächster Eigentümer wird ca. 1863 sein Sebastian Halg und 1869 ein Johann Wolf. Die Immobilienmakler zertrümmern den Hof.

 

Es entstehen die neuen Anwesen:

 

- Hs.Nr. 74 1/4 a,  Unterhartberg 3
  1865 bauen Theresia und Michael Richter ein neues Wohnhaus auf den erworbenen Grundstücken.
  weiterer Besitzer: Raith

 

- Hs.Nr. 73 ½ (Hs.Nr. 199), Oberhartberg 3
  1870 kaufen Georg und Walburga Wieser Grundstücke von Johann Wolf und errichten ein Haus
  1893 heiratet Kräh Jakob aus Scheibelsgrub Nr. 12 die Wieser-Tochter Maria, es folgt anschließend die Familie Rosenhamer

 

- Hs.Nr. 73 1/3 (Hs.Nr. 200), Unterhartberg 1
 1869 erwerben Jakob und Franziska Gschwendtner Grundstücke und errichten ein Haus
  Nächste Besitzer sind: Fischer, Schweinberger, Kufner, Achatz, Bornschlegl, Reisinger

 

 

 

1871 erwerben Jakob und Anna Gall den Rest-Hof mit 47 Tagwerk von ihm.

 

Englmaier, Plötz und Wittmann sind als nächste Eigentümer aufgeführt.

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
2 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P28, fol.72  Schuldbrief von 1610 und fol. 108 Bürgschaftsbrief vom 6.11.1610
4 Schlicht Josef, Steinch ein niederbayerisches Geschichtsbild, Nr. 39
5 StALa, Urkundensammlung (Niederbayern) U 437
6tA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 162  Vertrag  vom März 1649

7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.65  Vertrag vom 23.06.1662

 

 

Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels

 

Stand: 22.10.2023

 

Das Webergütl  in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

Bei dem Webergütl handelte es sich ursprünglich nur um ein Gemeindegrundstück auf dem 1557 ein Häusl gebaut wurde. Erst im Laufe der Zeit sind durch Zukauf Grundstücke dazugekommen. Da über 100 Jahr das Werberhandwerk auf dem Anwesen ausgeübt wurde, bekam es die Bezeichnung "Webergütl".

 

Uraufnahme Weberguetl

1827 erhielt das Anwesen die Hs.Nr. 7
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung  München, Bayernatlas

 

Im Salbuch von 1579 heißt es hierzu1: 1579 „Georg Kayser gibt von der Hofstatt, darauf er ein hölzernes Häusl mit Genehmigung der Gemeinde erbauten durfte, und einen Erbbrief von den Obleuten der Gemeinde hat, ausgestellt von Andrean Preuen, fürstl. Rat und Rentmeister zu Straubing im Jahr 1557, Grundgeldt an das fürstl. Renthaus Straubing  4 Regensburger Pfennige

Weitere Besitzer werden: Kaspar Märchl, Sigmund Grimm, Stephan Khakger (Kager?) und schließlich Kaspar Grineisen.

Dieser Kaspar Grineisen/Grüneisl war höchstwahrscheinlich der Sohn des Schmieds Michael Grieneisen von Hs.Nr. 6. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Tagelöhner und war nachweislich dreimal verheiratet.

Das Häusl ging an Sohn Georg Grüneisl. Dieser starb jedoch drei Monate, nachdem er seine zweite Ehe mit der Witwe Maria Ecker eingegangen war und hinterließ drei Kinder, von denen die jüngste Tochter Christina erst 12 Jahre alt war. Die Stiefmutter kümmerte sich um die Kinder und Christina Grüneisl erhielt bei ihrer Hochzeit das Häusl. Diese heiratete den Bauerssohn Adam Krieger von Heubeckengrub. Nach dem Tod seiner Ehefrau war Adam nochmals mit einer Katharina verheiratet. Er hatte insgesamt 11 Kinder, sechs aus erster Ehe und fünf aus zweiter Ehe, von denen jedoch nur drei überlebten. Keines der Kinder bekam jedoch das Häusl. Sohn Johann (*1712) wurde Mesner und Schneider auf dem Kapflberg.

 

Grueneisl Besitzer

 

Jakob Lindmayer erwarb 1727 das kleine Gütl und übte das Schneiderhandwerk aus. Das Anwesen ging nun über Heiraten und Übergaben an die nächsten Besitzer. Am 04.12.1806 übergab Nikolaus Straßmayer das Gütl um 400 Gulden an seinen Stiefsohn Joseph Weichselgartner. Als Nikolaus am 15.06.1818 an Altersschwäche  im Alter von 80 Jahren starb, schrieb der Pfarrer ihm  Sterbeeintrag: „Ein gegen 10 Jahre erblindeter Mann von echt christlichen Sinne und vieler Gottesfurcht.“

 

 Lindmeier Weichselgartner Besitzer

 

 

Am 26.09.1874 kaufte das inzwischen 13 Tagwerk große Gütl, eine Franziska Landstorfer um 5.200 Gulden. Am 06.04.1878 tauschte sie es mit Wolfgang Wagner von Oberöbling, gegen sein dortiges Gütl Nr. 65.  Der veräußerte das Wolferszeller Anwesen am 15.07.1878 gleich wieder an Martin und Franziska Stern um 7000 Mark. Diese behielten es aber auch nicht lange und verkauften es am 16.11.1881 an Xaver Ankerl und Franziska Fuchs um 8672 Mark.

 

Am 12.07.1886 erwarb es schließlich Johann Bornschlegl aus Maiszell. Johann stammte aus dem Bauernhof in Maiszell Nr. 1. Im gleichen Jahr heiratete er die Baderstochter Kreszenz Hagenauer von Steinach. Von ihren neun Kindern starb eins im Kindsalter.

 

Bornschlegl Besitzer

 

 

Sohn Joseph Bornschlegl übernahm das Anwesen und vermählte sich mit Maria Knott von Thalstetten. Ihre Tochter Rosa erbte es von den Eltern und heiratete Michael Schmidbauer von Steinach.

 

fo wolf 38 ausschnitt

 aufgenommen ca. 1956
Vor dem Anwesen ging damals noch ein Gangsteig vorbei.

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 155‘

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-7, 17/2-10, 17/2-14

 

Stand: 02.09.2023

Der Wagner in Gschwendt

früher Hs.Nr. 6

 

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

Wagner produzierten und reparierten Speichenräder, Wagen, Karren und Kufenschlitten verschiedener Art sowie landwirtschaftliche Geräte wie Pfluggestelle, Eggen, Deichseln, Leitern und Werkzeugstiele. Sie stellten aber auch Kutschen, Anhänger und Aufbauten her. Zum Aufgabengebiet gehörte auch die Anfertigung der benötigten Zeichnung. Hauptsächlich arbeiteten diese Handwerker mit Holz, das sie je nach Anwendungsfall sorgsam auswählten. Wagner waren vielfach auf die Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern wie Schmieden, Riemern und Sattlern angewiesen. Der Name Wagner kommt vom althochdeutschen wagan – das Sichbewegende. Heute ist dieser Beruf fast ausgestorben oder kommt nur noch bei speziellen Anfertigungen wie beispielsweise der Restauration historischer Gefährte zum Einsatz.

 

Die Tatsache, dass sich Gschwendt an einer Handelsstraße befand und das Wirtshaus eine Säumerraststätte war, brachte dem Wagner sicher die ein oder andere Reparaturarbeit ein, wenn die Wagen und Fuhrwerke auf der Durchreise schnell wieder fahrtüchtig sein mussten. 1887/88 sind sogar zwei Wagnerbetriebe in der Gewerbeliste von Gschwendt eingetragen.

 

Mit Bärtlme Willermaier ist 1651 die erste Nennung eines Wagners in Gschwendt dokumentiert. 1657 wird Willermaier auf dem Erbrecht-Hiengütl erwähnt. 1685 gab es den Wagner Sebastian Fux in Gschwendt. 1702 erfahren wir vom Tod der Wagnerin Eva Hiermann. Auf welchen Hausnummern sich diese Wagnersleute befanden, konnte bisher nicht festgestellt werden.

Erst 1761 ist der Standort des Wagnerbetriebes in Gschwendt auf der Hausnummer 6 nachweisbar, wo bereits 1630 im Salbuch des Bürgerspitals Straubing das sog. „Kellerhäusl“ beschrieben wird.

 

 uraufnahme wagner

Uraufnahme ca. 1827
Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Neben dem Wirtshaus und dem Hällingmayerhof gehörte auch dieses Haus, das neben dem Wirtshaus am Bach lag, um 1630 zu den Besitztümern des Wirtes Georg Stubenhofer. Das Gebäude war teilweise gezimmert und zum Teil gemauert. Im Wohngebäude befand sich ein Wohnraum und eine kleine Kammer. Zum Anwesen gehörten eine Schupfe und ein Stadel1:

 Salbuch 1630

 

Das „Kellerhäusl“ war ludeigen, es gehörte keinem Grundherrn, sondern war Eigenbesitz.

 

 luftaufnahme 1990

Bild: Luftaufnahme Gschwendt, Martina Landstorfer um 1990

 

 

 

Die Besitzerfolge

 

Inwohner

Georg Stubenhofer hat das Anwesen vermutlich einer „Inwohnersfamilie“ (Mieter) überlassen. 1630 sind beim Wirt die „Inleith“ Hans Lehner (Zimmermann), Marx Freinfurtner (in der Schneidersölde), Hans Preu, Christoph Freindorfer und Bärtlme Hueber verzeichnet.

1743 ist der Metzger Gregor Freundorfer auf dem Kelnerhäusl erwähnt.

 

Freundorfer Inwohner

 

 

Besitzer

1761 erwirbt der Wagner Thomas Rösl, der mit Anna Maria Staudinger aus Reibersdorf verheiratet war, das Anwesen. Es ist die erste Nennung eines Wagners auf diesem Haus. Vor 1760 bringt Anna Rösl ein Kind mit Namen Wolfgang zur Welt, 1760 folgt Sohn Michael. Der 1763 geborene Johannes verstirbt mit vier Jahren. 1765 folgt Simon, 1768 wird Sohn Jakob geboren, der später in die Schmiede in Pfelling einheiratet2. 1771 kommt Tochter Regina zur Welt, Tochter Anna Maria folgt 1774.

Am 19.05.1794 übergibt das Ehepaar Rösl an Tochter Regina:

„Thomas Rösl, Häusler und Wagner zu Gschwendt und Maria, dessen Eheweib bekennen hiermit, dass sie ihr vermög Briefs vom 28. Januar 1761 durch Kauf an sich gebrachtes frei eigentümliches Häusl zu Gschwendt und einem kleinen Tagwerk Wismat, der Tochter Regina, vogtbaren Stands um die Summe von 238 Gulden übergeben.
Den noch vorhandenen sechs Kindern wird die Summe von 100 Gulden ausgezahlt:
„Wolfgang Rösl, Häusler zu Steinach 10fl
Michael Rösl, Dienstknecht zu Kößnach 20 fl
Simon Rösl, Dienstknecht zu Pihling 20 fl
Jakob Rösl, Schmied zu Pfelling 20 fl
Anna Maria Rösl, Dienstmagd zu Pfelling 30 fl“ 3

 

1794 heiratet der Müllerssohn Johann Lang von der Höllmühl Regina Rösl, Tochter von Thomas und Anna Maria Rösl.

„Regina Rösl, ledige Häuslers- und Wagnerstochter zu Gschwendt hat sich ehelich verlobt mit dem ehrengerechten Johann Lang, lediger Müllerssohn von der Höllmühl/Hofmark Hagen. Der Hochzeiter hat ein Heiratgut von 300 Gulden in Geld und an Werkzeugen und Gerätschaften auf 100 Gulden angeschlagen, zuzubringen. Zu Vergleichung bringt sie ihm ihr durch Übergab heutigen Datums an sich gebrachtes Häusel und Wagnergerechtigkeit entgegen. 19.05.1794“

1795 wird in der Ehe die Tochter Anna Maria geboren. 1796 kommt Tochter Anna zur Welt, die jedoch verstirbt. 1799 folgt Sohn Georg, 1802 Johann, 1806 Joseph, 1813 Jakob.
Im Jahr 1803 sterben zwei Kinder des Ehepaares im Alter von ½ und 6 ½ Jahren an den „Blattern“.

 

1836, fünf Jahre nach dem Tod von Johann Lang, ersucht dessen Sohn Jakob die Regierung um Anerkennung seiner Wanderjahre, um das Wagnergewerbe in Gschwendt weiterführen zu können. Er hatte die vorgeschriebene Zeit der Wanderschaft nicht einhalten können, da er „sich selbst fortbringen und seine alte gebrechliche Mutter unterstützen“ musste. Zwei Wagnermeister bestätigten, dass Jakob nach seiner Lehrzeit je ein halbes Jahr bei ihnen gearbeitet hat. Auch die Gemeinde Gschwendt war interessiert an der Fortführung des Gewerbes, um zu vermeiden, dass sie die kranke Mutter unterstützen muss und stellte Jakob Lang ein Zeugnis aus, um die Geschicklichkeit des Wagners zu bestätigen:

 Gesuch 1836

 

 

Die Königliche Regierung des Unterdonaukreises bezweifelte allerdings, dass die Lehrjahre wie beschrieben im elterlichen Betrieb absolviert worden sind, da der Vater schon fünf Jahre gestorben war. Dem entgegnete die Gemeinde Gschwendt in einem weiteren Schreiben, dass Jakob Lang schon als 12jähriger Knabe von seinem Vater als Lehrling des Wagnerhandwerks in dessen Werkstätte genommen worden ist.

Schließlich gab die Regierung nach und erteilte die Erlaubnis zur Ausübung des Wagnergewerbes4.

 

1837 übernimmt Jakob schließlich die Wagnerei von der Mutter Regina Lang und heiratet im selben Jahr Katharina Kiefel, Tochter des Schneiders Johann Baptist Kiefel aus Steinach und dessen Ehefrau Anna Maria Aigner.

1838 wird das Anwesen im Liquidationsprotokoll beschrieben: „Haus-Nr. 6 beim Wagner Jakob Lang. Das 1/16 Kelnergütl zu Dorf. Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dach, dann Hofraum.“

Jakob Lang wird 1846 als Gemeindepfleger genannt.

1867 übernimmt Walburga Lang die Wagnerei von den Eltern und heiratet im selben Jahr Jakob Eyerer, Sohn des Söldners Lorenz Eyerer und dessen Ehefrau Katharina Ecker aus Gschwendt Nr. 19.
Folgende Kinder werden in der Ehe geboren:
- 1868 Rupert übt, wie sein Vater, das Wagner-Gewerbe aus und erwirbt 1895 die alte Schmiede in Gschwendt.
- 1870 Katharina
- 1871 Ludwig, Nachfolger auf dem Anwesen
- 1873 Kreszenz
- 1877 Maria
- 1878 Katharina
- 1880 Rosina
- 1882 Karl

 

Nachfolger Ludwig erlernt ebenfalls das Handwerk des Wagners.

Eintrag in der Gewerbeliste von Gschwendt:Februar 1898: Wagnerei ohne Gehilfe5

 

 Roesl Lang Besitzer

 

 

Ludwig Eyerer heiratet 1903 Katharina Kartmann, Tochter des Bauern Andreas Kartmann aus Höfling bei Mitterfels und dessen Ehefrau Katharina, geb. Zollner und übernimmt das Anwesen:

„Vorstehenden Gesamtbesitz nebst 1/1 Gemeinderecht erwerben, wie neben bemerkt: Der Sohn Eyerer Ludwig und dessen Braut Kartmann Katharina.“

1904 kommt Tochter Anna zur Welt, die an Lungenentzündung verstirbt. 1906 folgt Sohn Ludwig, 1907 Katharina, 1908 Theodor (Häusler in Steinach Nr. 84), 1910 Sohn Michael, 1912 Sohn Karl.

1935 wurde das Wohnhaus neu erbaut.

1943 stirbt Katharina, der Witwer Ludwig erbt den Wagnerbetrieb und übergibt diesen 1949 an Sohn Karl (2012-2002), der wie sein Vater Wagnermeister war als Wagner und Landwirt mit seiner Ehefrau Therese (1925-2023) auf seinem Hof gewirkt hat.

 

 wagner anwesen

Bild aus Zirngibl Willi: Geschichte und Geschichten vom alten Ascha

 

 

 

 

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 813
2 Die Witwe Barbara, des Andreas Ammering, geb. Krebl, heiratete einen gewissen Schmied Jakob Resl, geb. 1769, zu Gschwänd, Sohn des Jakob Thomas Resl und der Anna Maria Staudinger
3 Vgl. StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1593
4 StALa, Landgericht älterer Ordnung, Nr. A2330
5 Gewerbeliste von Gschwendt ab 1898