Die Hebammen in Steinach und Münster

 

von Claudia Heigl

 

Das Ansehen der Hebammen war im gesamten Mittelalter sehr hoch. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann es sich jedoch drastisch zu verschlechtern, denn viele von ihnen wurden von der Kirche und deren Vertretern von nun an bevorzugt als Hexen diffamiert. Sie könnten schließlich die Empfängnis verhindern und Fehlgeburten herbeiführen.
Im 16. und 17. Jahrhundert beschuldigte man sie zudem noch der Gotteslästerung, der Sodomie, der Zauberei, der Kuppelei und des Ehebruches. In Köln wurden zum Beispiel von 1627–1630 nahezu alle Hebammen der Stadt als Hexen verbrannt.

Zum Hebammenberuf, der aus sittlichen Gründen nur von verheirateten Frauen  oder Witwen ausgeübt werden durfte, entschlossen sich im Allgemeinen nur Frauen aus den unteren Schichten in wirtschaftlich bedrängter Lage. Jahrhundertelang lernten sie als Lehrtöchter bei erfahrenen Hebammen oder zogen ihre Kenntnisse aus eigenen Entbindungen. Oftmals ging das Wissen von der Mutter auf die Tochter über, die dann den Beruf weiter ausübte.

1755 wurden von Kurfürst Maximilian III. Joseph in Bayern Hebammenlehrer aufgestellt, die das Hebammenwesen genauer zu beaufsichtigen hatten. Diese waren in München, Altötting, Landshut, Straubing und Amberg. Der Unterricht dieser Lehrer bestand nur in theoretischen Vorträgen. Die eigentliche Ausbildung hatten die Lernenden noch immer bei praktizierenden Hebammen. Nach vollendeter Lehrzeit mussten die Schülerinnen in Gegenwart „geschworener“ Stadthebammen eine Prüfung bestehen, worauf sie dann die Erlaubnis zur Ausübung der Hebammenpraxis erhielten.

Kurfürst Karl Theodor erwog dann eine gänzliche Verbesserung des Hebammenwesens und erließ hierzu mehrere Dekrete (1777, 1782, 1783). Das ganze Land wurde in Hebammen-Bezirke eingeteilt und für jeden wenigstens eine Hebamme aufgestellt. Die größeren Städten (München, Neuburg an der Donau und Landshut) richteten Hebammenschulen in Verbindung mit Gebäranstalten ein. Dies waren Einrichtungen, die nur der Geburtshilfe dienten und komplett abgegrenzt von den Krankenhäusern waren.  Hier wurde sowohl theoretischer als auch praktischer Unterricht erteilt, und zum Abschluss wurden die Schülerinnen geprüft und approbiert. Nur diese Absolventinnen durften Hebammendienste leisten. Allen anderen war dies unter Androhung von Leibesstrafe und Zuchthaus verboten. Die Schule in Landshut, am 4. Juli 1784 eröffnet, scheint jedoch nicht lange bestanden zu haben. Die Schule in München wurde bereits im Jahre 1777 errichtet und bestand bis 1809. Dann wurde die Hebammenausbildung eingestellt, da das Gebäude für die Ausbildung der Landärzte benötigt wurde.

Gegner der Ausbildung bezweifelten, dass Hebammen (zumindest eine Ausbildung hierzu) nötig seien. Man war der Ansicht, dass eine Geburt ein natürlicher Vorgang und deren Ausgang allein von Gottes Willen abhängig sei. Die Kindersterblichkeit war hoch, aber aufgrund der großen Anzahl der Geburten verschmerzbar. Wenn eine Frau alle 1 ½ bis 2 Jahre ein Kind zur Welt brachte, so war der Verlust eines Kindes keine Tragödie. Der Tod der Frau war zwar schlimmer, jedoch heiratete der Ehemann in der Regel zwei bis drei Monate später wieder, so dass für die Kinder und den Haushalt gesorgt war.

Erst 1816 erließ König Maximilian I. wieder eine allgemeine Hebammenverordnung. Unter anderem enthielt sie folgende Bestimmungen:

  1. Es dürfen nur Frauen den Gebärenden beistehen. Keinem Manne ist es erlaubt, sich ausschließlich der Geburtshilfe zu widmen.
  2. Sämtliche Polizeibezirke wurden in Hebammen-Distrikte mit einer bestimmten Seelenzahl (ca. 900) eingeteilt und mussten von den Gemeinden mit einer Hebamme besetzt werden.
  3. Da der Hebammenberuf mit so großer Verantwortlichkeit verbunden ist: „so sollen für denselben keineswegs die nächsten besten, sondern durchaus nur die auserlesensten Weiber, in physischer nicht minder, als vorzüglich in moralischer Hinsicht, bestimmt, und die dazu bestimmten müssen zweckmäßig, theoretisch sowohl, als ganz besonders praktisch, unterrichtet und eingeübt werden.“
  4. Die Frauen müssen das Vertrauen der Gemeinde besitzen, sollten nicht über 36 Jahre alt sein, gewöhnliche Schulbildung, körperliche Gesundheit, bürgerliche Familienverhältnisse (nicht zu arm oder zu sehr an das Hauswesen gebunden) haben und vor allem einen sittlichen, religiösen Lebenswandel führen. Die unbescholtene Sittlichkeit musste doppelt, von der geistlichen und der weltlichen Obrigkeit, bestätigt werden.

Als Gebühr bekam die Hebamme für eine Entbindung, bei der sie bis zu 12 Stunden zugebracht hat, 1 Gulden, 30 Kreuzer. Für jede weitere Stunde erhielt sie zusätzlich 4 Kreuzer. Bei Zwillingsgeburten bekam sie das Doppelte. Zeiten nach der Entbindung durften jedoch nicht in Anrechnung gebracht werden. Für eine durch eine Wendung bewirkte Geburt erhielt sie zusätzlich 3 Gulden und für jeden Besuch bei einer Wöchnerin, wenn der zurückgelegte Weg nicht mehr als höchstens eine Stunde betrug, 12 Kreuzer. Für Wege über eine Stunde bekam sie weitere 6 Kreuzer.

Es wurden für die Ausbildung drei Hebammenschulen in Bayern eingerichtet, in München, Würzburg und Bamberg. Diese Schulen waren mit den bestehenden Gebäranstalten verbunden, da die praktische Ausbildung Vorrang hatte. Der erste Kurs begann am 27.Mai 1817. Die Ausbildung dauerte in der Regel vier volle Monate, die Eintritts- und Abschlussprüfung nicht mitgerechnet. Die Kosten für die Ausbildung mussten die jeweiligen Gemeinden übernehmen. Diese sollten jedoch 100 Gulden nicht übersteigen. In den ersten 25 Jahren wurden in München 1480 Hebammen ausgebildet, davon 497 für Oberbayern, 303 für Niederbayern, 476 für den Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg, 181 für den Regierungsbezirk der Oberpfalz und Regensburg, 12 für Mittelfranken, 5 für die Pfalz, 3 für das Königreich Griechenland, 2 für den österreichischen Kaiserstaat und eine für New York in Nordamerika.

In der Praxis sahen die Gemeinden die Notwendigkeit einer solchen Ausbildung anfangs jedoch nicht ein, noch dazu, wenn die Kosten hierfür von der Gemeindekasse übernommen werden sollten. Es wurden oft Frauen geschickt, die in einer wirtschaftlichen Notlage waren und bei denen die Gemeinde eventuell sowieso für deren Unterhalt aufkommen hätten müssen. So konnten sie zumindest später selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen

Die praktische Ausbildung war zudem nicht umfassend. Der einmal im Jahr stattfindende Kurs war mit 50 bis 60 Teilnehmerinnen besetzt. In den Gebäranstalten wurden jedoch nur Schwangere für den Unterricht herangezogen, die die Gebühr der Anstalt nicht bezahlen konnten. Also meist arme Mädchen aus der Umgebung, die ihr uneheliches Kind hier zur Welt brachten. Das waren gerade Mal soviel, dass auf jede Teilnehmerin eine Geburt kam, bei der sie praktisch üben konnte.

Mit dem Neubau der Gebäranstalt im Jahre 1856 in der Sonnenstr. 16 in München verbesserten sich die Bedingungen der Hebammenausbildung deutlich und damit auch der praktische Teil der Ausbildung.

Neben dem Bader bot die Hebamme die einzige medizinische Versorgung vor Ort.

Die Ärzte aus Mitterfels, Bogen oder Straubing holte man in den umliegenden Dörfern nur im äußersten Notfall. Die Frauen kamen zur Hebamme auch bei ungewollten Schwangerschaften und um Mittel für die Empfängnisverhütung zu erhalten. Dies war den Hebammen jedoch strengstens, bei Strafe, untersagt. Sollte feststehen, dass eine Frau einen Schwangerschaftsabbruch versucht oder durchgeführt hatte, so musste sie die Hebamme dies umgehend melden.

 

Geburten Steinach 1800 1899

 

Die Hebamme wurde zur Geburt bei jeder Tages- und Nachtzeit gerufen. Bei Schwierigkeiten war sie verpflichtet, nach dem Arzt zu schicken. Nach der Geburt hatte sie die Wöchnerin noch mindestens neun Tage lang täglich zu besuchen und sich um das Wohl der Mutter und des Kindes zu sorgen. Die Mutter durfte nicht an der Taufe des Kindes und dem eventuellen Taufschmaus teilnehmen, da diese in der Regel am Tag der Geburt oder spätestens einen Tag später stattfanden. Die Hebamme hatte in der Regel dafür zu sorgen, dass das Kind wohlbehalten zur Taufe und zurück kam.

Eine wichtige Aufgabe der Hebamme war es auch, Nottaufen vorzunehmen, damit die Kinder auf keinen Fall ohne Taufe verstarben. Sollte die Gefahr bestehen, dass das Kind nur noch Tod geboren werden konnte, hatte die Hebamme für diesen Fall eine „Taufspritze“  in ihren Utensilien. Mit dieser konnte das ungeborene Kind im Mutterleib mit Weihwasser getauft werden. Wenn jedoch ein abgestandenes Weihwasser eingefüllt wurde, war dies gegebenenfalls eine Ursache für das anschließende gefürchtete Kindbettfieber der Mutter.

 

Geburten Muenster 1800 1899

 

Solange die Hebamme ins Haus kam, hatte normalerweise auch die Mutter noch Schonfrist. Sie musste keine schwere Arbeit verrichten, und die Ehemänner hielten sich zurück. Hebammen konnten jedoch nicht immer schützend eingreifen, und manche Frau stand kurz nach der Geburt wieder auf dem Feld. Auch für die Hebammen selbst galt diese Schonfrist nicht immer. Die Hebamme Maria Schuster von Steinach brachte am 17. August 1841 um 4 Uhr nachts ihre Tochter Helena zur Welt und war am 19. August um 12 Uhr mittags bereits wieder bei einer Geburt in Wolferszell dabei. Zwischen 1836 und 1851 hatte sie ihre zehn Kinder alle ohne Hebamme zur Welt gebracht.

Zwischen 1843 und 1881 hatte Münster keine feste eigene Hebamme mehr. Hier war Maria Schuster und später ihre Tochter Helena Ring, die ebenfalls Hebamme wurde, zuständig. Dadurch hatten sie im Durchschnitt 80 Geburten im Jahr zu versorgen.

Durch die häufige Abwesenheit war es für die Hebammen schwierig, ihre eigenen kleinen Kinder zu versorgen.
Bei der Hebamme Helena Ring wurde keines ihrer acht Kinder älter als drei Monate. Alle starben an „Fraisen“ (Krämpfe, oft durch mangelhafte Ernährung verursacht) oder schon bei der Geburt. Selbst nach einer eigenen Frühgeburt, bei der das Kind tot zur Welt kam, war sie fünf oder sechs Tage später schon wieder bei Geburten in Steinach und dem benachbarten Agendorf im Einsatz.

 

FO STEI 749
Kreszenz Bachl als junge Hebamme um 1885 im Alter von 29 Jahren
(Foto: Annelies Dietl, München, Enkelin der Kreszenz Bachl)

 

Die letzte Hebamme in Steinach, Kreszenz Bachl, geb. Altschäffl, war ab 1885 44 Jahre lang als Geburtshelferin in Steinach tätig. 1930 wurden die meisten Geburten dann von der Münsterer Hebamme Katharina Weber übernommen. Aber selbst mit über 70 Jahren half die erfahrene Kreszenz Bachl immer noch aus. Sie galt als resolute und energische Frau. Der Hebammenberuf war sicherlich nicht leicht. Katharina hatte selbst acht Kinder und ein kleines Anwesen zu versorgen und musste bei jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Im Jahr hatte sie im Durchschnitt 50 Geburten alleine in der Pfarrei Steinach zu betreuen.


Die Familie Bachl war nicht reich und musste sparsam haushalten. Ihr Sohn Albert Bachl (*1888)  schrieb in seinen Kinderheitserinnerungen "Bei uns dahoam":
"In unserem kargen Dasein gab es aber auch Ausnahmefälle. Und dies kam daher, daß meine Mutter Hebamme war. Als starke Persönlichkeit war sie deshalb im Dorf und in der Umgebung bekannt und sehr beliebt. Mußte in nicht allzu weiter Entfernung von unserem Häusl einem Kind die die Welt geholfen werden, so ging die Mutter selbstverständlich zu Fuß hin. Oft aber holte sie ein junger Bauer mit dem Pferdewagen ins Nachbardorf. Besonders erfreut waren wir alle, wenn auf einem Gut ein Kind zur Welt kam. Allerdings kam dann die Mutter gleich ein paar Tage lang nicht heim, weil man sie nicht fort ließ, bevor die junge Frau wieder selber auf den Beinen war. Und dann schloß sich gleich noch eine große Tauffeier an, verbunden mit einem reichhaltigen guten Essen. Wenn sie dann, nach ein paar Tagen gar in der Pferdekutsche nach Hause gebracht wurde, half ihr der Knecht die Schachteln und Tüten ins Haus tragen, auf die wir Kinder schon sehnsüchtig warteten. Kuchen- und Tortenreste, Weißbrot und Fleischstücke, ja ganze Gänseviertel wurden dann auf dem Tisch ausgebreitet. Nachdem die Mutter ins Arbeitsgewand geschlupft war, saßen wir alle mit gierigen Augen um den Tisch und warteten darauf, daß sie alles ehrlich, aber auch wirklich ganz ehrlich unter uns aufteilte. Wenn ich dann an so einem Abend satt und müde ins Bett kroch, hatte ich ein Gefühl, das mich glauben ließ, ich befände mich im Schlaraffenland oder gar im Paradies."

 

Ab 1945 waren vor allem die Hebammen Theres Landsberger von Parkstetten und Balbina Gall von Mitterfels bei den Hausgeburten in Steinach zuständig.

Eine einschneidende Neuerung war 1932/1933 die Eröffnung des Entbindungsheims in Straubing. Es fanden immer mehr Geburten im „Monikaheim“ in Straubing statt. Vor allem ab 1954, nach dem Umzug in das neue Gebäude, hat es sich zum zentralen Entbindungsheim für die Stadt und den Landkreis entwickelt.

Ab 1960 fanden in Steinach oder Münster praktisch keine Hausgeburten mehr statt.Ausnahmen waren nur noch vereinzelt Geburten, bei denen die Kinder sehr schnell auf die Welt drängten.

 

Hausgeburten Steinach Muenster

 

 

 

Die Hebammen in Steinach ab 1788:

Um 1788
Gertraud Gruber (* ca. 1737 in Kößnach als Tochter der Bauerseheleute Martin und Magdalena Geyer)
Getraud war verheiratet mit dem Häusler Joseph Gruber in Steinach, Brunnenweg 6
Sie starb am 28.04.1793 im Alter von 56 Jahren.

 

Bis 1803   
Eva Freimuth, Ehefrau des Steinacher Tagelöhners Michael Freimuth und Tochter des Tagelöhners Johann Riederer von Weiher bei Kirchroth.
Sie starb am 12.02.1808 im Alter von 85 Jahren.

 

1804 bis 1807
Magdalena Tragl, (*21.07.1740 in Steinach als unehel. Tochter der Anna Pösl und des Schmied Joseph Schilter von Stadldorf) Webersehefrau von Steinach und Schwägerin von Eva Freimuth.
Magdalena war in erster Ehe (1763) mit dem Bruder der Eva Freimuth, Sebastian Riederer, verheiratet und in zweiter Ehe (1798) mit dem Weber Georg Tragl von Steinach, August-Schmieder-Str. 23.
Sie starb am 14.08.1809 im Alter von 69 Jahren an Wassersucht.

 

1807 bis 1834
Katharina Kirchberger, geb. Kaindl.
Lt. Resolution vom 7. Oktober 1806 erhielt die Malerstochter von Plattling die Erlaubnis sich als approbierte und examinierte Hebamme in der Nähe von Steinach niederzulassen.
Der Hofmarksherr von Steinach erlaubte ihr und ihrem zukünftigen Ehemann Philipp Kirchberger die Heirat und Ansässigmachung unter der Auflage, in nächster Zeit mit dem Bau eines Häuschen zu beginnen. Den Grund hierfür bekam das junge Paar von der Gemeinde geschenkt (alte Hs.Nr. 70, heute Hafnerstr. 16). Philipp Kirchberger steuerte als Strumpfstricker zum Lebensunterhalt der Familie bei. Das Ehepaar hatte zwei Töchter, ein Sohn starb mit drei Wochen.
Katharina starb am 02.02.1834 im Alter von 61 Jahren.

 

1834/1835
Katharina Kirchberger (*23.06.1813 in Steinach)
Die 21jährige Tochter der Katharina Kirchberger, war für kurze Zeit Hebamme in Steinach. Sie wurde am 10. November 1835 beim Einsturz einer Schüttgrube im Berghof getötet.

 

1835 bis 1864
Maria Schuster, geb. Kirchberger (*13.06.1808 in Steinach als Tochter von Philipp und Katharina Kirchberger)
Die 28jährige Maria Schuster dürfte auch als approbierte Hebamme zugelassen gewesen sein. Sie war mit dem Schuster und Häusler Georg Schuster verheiratet und erbte das Anwesen ihrer Eltern in der Hafnerstrasse. Von ihren 11 Kindern erreichten acht das Erwachsenenalter.
Maria starb am 23.05.1864 im Alter von 56 Jahren an Leberverhärtung.

 

1864 bis 1884
Helena Schuster (*17.08.1841), 23jährige Tochter obiger, war nach dem Tod ihrer Mutter Hebamme in Steinach. 1869 heiratet sie den Nachbarn und Hafner Joseph Ring von Steinach, Hafnerstr. 14. Von ihren acht Kindern wurde keines älter als 2 1/2 Monate.
Helena Ring starb am 09.12.1886 im Alter von 45 Jahren an einer Nervenlähmung.

 

1885 bis 1929, aushilfsweise bis 1932
Kreszenz Bachl wurde am 29.06.1856 als Tochter des Gütlers Michael Altschäffl aus Wolferszell und dessen Ehefrau Maria, geb. Hartl, geboren. Mit 29 Jahren machte sie die Hebammenausbildung in München und heiratete am 28.04.1884 Alois Bachl, der aus dem Bachl-Hof in Steinach stammte. Beide erwarben das Gütleranwesen Hs.-Nr. 41 (heute August-Schmieder-Str. 25). Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, die alle das Erwachsenenalter erreichten. Mit 44 Jahren war sie am längsten als Hebamme in Steinach tätig und half somit zwei Generationen Steinacher auf die Welt. Ihre erste Geburtshilfe war bei der Bäuerin Kreszenz Retzer aus Bärnzell bei der Geburt des Sohnes Franz Xaver am 04.09.1883. Ab 1885 war sie bei fast allen Geburten in Steinach mit dabei. Ab 1930 sprang sie vereinzelt als Vertretung für die Münsterer Hebamme ein. Ihre letzte Geburtshilfe war im Alter von 76 Jahren am 20.03.1932 in Wolferszell.
Kreszenz Bachl starb am 21.11.1948 im Alter von fast 92 ½ Jahren.

 

 

FO STEI 750Kreszenz Bachl mit ihrem Ehemann Alois. Eine erfahrene Hebamme, die sicherlich einiges erlebt hat.
Nach eigenen Angaben hatte sie ca. 3.500 Kindern auf die Welt geholfen.
(Foto: Annelies Dietl, München)

 

1930 bis 1945
Katharina Weber, geb. Höchbauer, Hebamme von Münster.

 

Ab 1946 waren vor allem die Hebammen Balbina Gall aus Mitterfels und Therese Landsberger aus Parkstetten zuständig,

bis 1947 zusammen mit Maria Huber aus Münster.

 

 

Die Hebammen in Münster:

Ab 1802 bis 1808
Elisabeth Gregori, geb. Mistlpökh (auch Misslbeck) war die Tochter der Schneiderseheleute Adam und Anna Maria Misslbeck von Münster.
Am 16.01.1769 brachte sie einen unehelichen Sohn zur Welt, der auf den Namen Simon getauft wurde. Der Vater war der Pöchlerssohn Georg Zens von Deggendorf. Damals bekamen die unehelichen Kinder auch den Familiennamen des Vaters, soweit dieser bekannt war. Von diesem Simon Zens stammen als Zens in der Umgebung ab. Elisabeth übernahm das elterliche kleine Anwesen in Münster und heiratete am  20.11.1769  den Weber Balthasar Fuchs von Aufroth. In zweiter Ehe (1783) war sie mit dem Weber Balthasar Gregori, Weber von Atting verheiratet.
Sie starb am 06.03.1809 im Alter von 67 Jahren.

 

1809/1810 war Münster ohne eigene Hebamme.

 

1811-1843, aushilfsweise noch bis 1856
Anna Maria Schwarzer, geb. Fuchs, 37jährige Tochter der Vorgängerin. Anna Maria Fuchs erhielt das elterliche Haus und  heiratete 1798 Maximilian Schwarzer aus Straubing.
Er war in Münster als Maurer und Musiker ansässig. Auch sie brachte fast zwei Generationen der Münsterer zur Welt und war 32 Jahre lang Hebamme. Mit Sicherheit war sie ebenfalls als approbierte Hebamme zugelassen.
Anna Maria starb am 28.04.1857 im Alter von 83 Jahren.

 

1857–1858 aushilfsweise
Anna Maria Schwarzer, geb. Beer. 54jährige Schwiegertochter der Vorgängerin.
Anna Maria (*18.09.1803) stammte von Pfatter ab und war die Tochter des Metzgers Beer Matthias und dessen Ehefrau Anna Maria Reiser. Sie war seit 1828 mit dem Sohn Maximilian der Hebamme Anna Maria Schwarzer verheiratet und halt wohl ihrer Schwiegermutter bei den Geburten.

 

Ab 1843 waren vor allem die Steinacher Hebamme Maria Schuster und die Hebamme von Falkenfels, Theresia Pongratz, bei den Münsterer Geburten zugegen.

 

Ab 1865

Helena Ring, geb. Schuster, Hebamme von Steinach

 

12/1881-1907
Magdalena Scheitzach, geb. Grill, war die Tochter des Münsterer Baders Johann Nepomuk Grill und dessen Ehefrau Theres.
1872 übernahm sie das Baderanwesen in der Bergstr. 14 von ihren Eltern und heiratete 1877 mit 29 Jahren den Bader und Nachfolger ihres Vaters Claudius Scheitzach. Nach dem Tod des ersten Ehemannes verehelichte sie sich 1883 mit dem Schuhmacher Karl Höchbauer von Münster.
Magdalena starb mit knapp 70 Jahren am 05.04.1918 an einer Lungenentzündung.

 

1907–1945, aushilfsweise noch bis 1957
Katharina Höchbauer (*22.08.1885) übernahm mit 22 Jahren die Hebammentätigkeit von ihrer Mutter. 1919 heiratete sie Heinrich Weber. Sie war 38 Jahre Hebamme in Münster, danach half sie noch mit aus. Ihre letzte Geburtshilfe war im Oktober 1957.
Katharina Weber starb am 09.07.1962 im Alter von 76 Jahren in Münster.

 

Hebamme Weber Katharina

Katharina Weber, die letzte Hebamme in Münster
(Foto: Lydia Ebenbeck: "Heuernte", Steinacher Gemeindebote 9/2006

 

 

Ab 1947
Maria Huber von Münster

Dann gingen die Hausgeburten jedoch zurück. Die meisten Geburten fanden im Monikaheim in Straubing statt. Die wenigen Hausgeburten wurden noch von Katharina Weber oder der Parkstettener Hebamme Charlotte Höfling betreut.

 

Quellen:
Mdl. Auskunft von Annelies Dietl, München, Enkelin der Kreszenz Bachl
Bachl Albert, Regensburg "Bei uns dahoam", erschienen im Gemeindeboten Steinach März bis Dezember 2012
Instruction für die Hebammen im Königreiche Baiern. München 1816

Instruction für die Hebammen im Königreiche Bayern. München 1860
Berger, August: Bericht über die königliche Hebammen-Anstalt in München. München 1841
Martin, Anselm: Geschichte und Lehr-Methode der k. Hebammen-Schule, dann Jahresbericht der Gebär-Anstalt zu München. München 1848
Martin, Anselm: Die neue Gebär-Anstalt in München, ihre Geschichte und Erfahrungen. Mit Bemerkungen über bauliche und innere Einrichtung von Hospitälern. München 1857
Krenn, Dorit-Maria: Geburtsstunden. Erinnerungen einer Straubinger Hebamme. Straubing 1999
Frank, Charlotte: Geschichte der Hebamme. Als Heilige verehrt, als Hexen verteufelt. Süddeutsche Zeitung, 29. Juli 2012

Die Anzahl der Geburten bis 1899 und die Daten der Hebammen wurden den Pfarrmatrikeln von Steinach und Pfaffmünster (Münster) entnommen.
Die Anzahl der Geburten ab 1900 beruhen auf einer Auskunft des Standesamtes in Steinach.