Das ¼ Kappengut Hs.Nr. 39 in Agendorf
heute Leibl-Hof
1760: ¼ Kropfgütl – 1808: Hs.Nr. 5 Kappenhof - heute Mitterfelser Str. 5
von Claudia Heigl
Auch dieser Hof zählt zu den alten Anwesen in Agendorf, die ursprünglich dem Augsburger Domkapitel gehörten.
Im Jahr 1535 erwarb Herzog Ludwig X. von Bayern die Besitzungen des Domkapitels – darunter auch diesen Hof in Agendorf. Seitdem wurden die Höfe vom Rentkastenamt Straubing verwaltet, an das die Bauern ihre Abgaben entrichten mussten.

1838 erhielt der Hof die Hs.Nr. 39
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Die ersten Besitzer
1579 befindet sich der sogenannte Viertelbau im Besitz des Knodt Sebastian, laut Kaufbrief von 1541.1 Zum Anwesen gehörten ein hölzernes Wohnhaus, ein Stall und ein Backofen – alles in mittlerem Zustand. Der Wert wurde auf 15 Pfund Regensburger Pfennige geschätzt.2
1599 bewirtschaftet Andreas Khropf den Hof, in dessen Besitzverzeichnis eine Kuh vermerkt ist.3
Ihm folgt Melchior Hunger, der vermutlich die Witwe des Khropf heiratete.
1622 sterben Melchior Hunger und seine Ehefrau Margaretha. Die Vormünder ihrer Tochter Margaretha – Michael Hunger und Thomas Luttner – verkaufen den Hof an Andreas Kropf, vermutlich einen Sohn des früheren Besitzers Andreas Khropf.4
Die Familie Schmidbauer
Um 1633, wohl nach den ersten Schwedeneinfällen, zieht Stephan Schmidbauer mit seiner Frau Margaretha auf das Anwesen.
Sie haben vier Kinder:
- Wolfgang (*06.12.1639)
- Johann (*25.06.1642)
- Thomas (*07.12.1645)
- Maria (*26.03.1647)
1664 übergibt die verwitwete Margaretha Schmidbauer den Hof an ihren Sohn Wolfgang; ihr Sohn Johann erhält seinen Erbteil ausbezahlt.5
Wolfgang verdient zusätzlich seinen Lebensunterhalt als Leinweber und ist insgesamt viermal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Margaretha bleiben keine Kinder bekannt. Nach deren Tod heiratet er 1666 Margaretha Wörl, Tochter eines Söldners aus Wolferszell Nr. 5.
Aus dieser Ehe stammen vier Kinder:
- Paul (*1668), der 1684 beim Steinacher Hafner Georg Schuhbauer in die Lehre geht
- Johann (*1670)
- Maria (*1674), heiratet 1707 den Bauerssohn Johann Thurmayer vom Thanhof und übernimmt das Anwesen in Steinach Nr. 51
- Georg (*1677)
Nach dem Tod seiner Frau Margaretha im Jahr 1678 verkauft Wolfgang den Hof in Agendorf an den Bruckmüller Georg Scherzer und zieht nach Steinach Nr. 51, wo er weiterhin als Leinweber tätig ist und 1707 stirbt.

Von den Bründl zu den Schirmbrand
Um 1679 erwerben die Bauerseheleute Georg und Apollonia Bründl aus Hoerabach den Hof, vermutlich als Austragswohnung.
1693 geht der Besitz an ihren Sohn Martin, 1705 an den Enkel Georg über, die beide zugleich den Hof in Hoerabach bewirtschaften.

1717 erwerben Maria und Wolfgang Schirmbrand das Anwesen.
Sie haben mindestens vier Kinder:
- Johann Georg (*ca. 1710), Hoferbe
- Maria (*1719)
- Joseph (*1723)
- Michael (1724–1725)
Nach dem Tod seiner Frau Maria im Jahr 1725 heiratet Wolfgang die 31-jährige Witwe Maria Viechtraubinger. Bei der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes sterben sowohl Mutter als auch Tochter Maria Katharina kurz nacheinander.
In dritter Ehe vermählt sich Wolfgang mit der 40-jährigen Witwe Magdalena Rosenhamer.
1732 übernimmt Sohn Johann Georg den Hof und heiratet Maria Wartner, Tochter eines Söldners aus Scheibelsgrub.
Das Paar hat sieben Kinder:
- Jakob (1733–1789), Söldner in Steinach Nr. 45
- Maria Katharina (*1736), als Kind verstorben
- Katharina (*1737), heiratet 1759 den Häusler Joseph Artmann aus Steinach Nr. 39
- Franz (*1739), als Kind verstorben
- Johann Georg (1741–1822), Hoferbe
- Barbara (*1743)
- Anna Maria (*1746)
Der jüngste Sohn Johann Georg übernimmt den Hof und heiratet 1767 Maria Anna Zeindlmayr, Bauerstochter aus Agendorf Nr. 34.
Aus dieser Ehe gehen sechs Kinder hervor:
- Maria Magdalena (*1766)
- Anna Maria (*1768), heiratet 1796 den Kramer Michael Musi aus Münster Nr. 16
- Joseph (*1771), Hoferbe
- Johann Georg (*1774)
- Magdalena (*1776), heiratet 1800 Stephan Geiger aus Agendorf Nr. 41 und 1801 Jakob Färber
- Maria Anna (*1777)
Sohn Joseph übernimmt 1808 den Hof und heiratet Maria Magdalena Bogner, Bauerstochter aus Rotham Nr. 29.
Die Ehe bleibt kinderlos.

Die Brunner- und Neumaier-Zeit
1833 verkaufen sie das Anwesen an Georg Brunner aus Oberschneiding für 2.800 Gulden.
Georg Brunner ist mit Barbara Petzendorfer aus Hierlbach verheiratet. 1835 werden Zwillinge geboren, die jedoch bald sterben.
Der voreheliche Sohn Joseph stirbt 1847 mit 24 Jahren.

Das kinderlose Paar verkauft den Hof 1852 an Joseph Neumaier und dessen Ehefrau Maria, geb. Wagner, über deren Herkunft nichts bekannt ist.
1862 übernimmt die Tochter Anna Maria den Hof mit 28 Tagwerk Grundbesitz. Sie heiratet 1863 den Söldner Johann Fischer aus Münster Nr. 47 und zieht dorthin.
Der Hof wird verkauft, und in den folgenden zehn Jahren wechseln die Eigentümer mehrfach:
- 23.04.1863: Ludwig Knott
- 03.10.1864: Georg Sagstetter (Tausch gegen ein Anwesen in Bogen)
- 01.07.1865: Mathias Wacker (Tausch)
- 06.09.1865: Ludwig Knott (Kauf)
- 16.06.1867: Peter Wurm, Wirt von Agendorf (durch Jurisdation)
- 13.12.1869: Helena Wurm (Übernahme)

Der Hof um 1947
Aquarell gemalt von Lehrer Pöpperl
Quelle: Familie Leibl, Agendorf
Die Familie Räß und Leibl
Am 14.03.1872 erwerben schließlich Josef und Therese Räß den Hof mit 30 Tagwerk Grundbesitz für 12.575 Mark.
Therese, geborene Hierl, ist die Tochter des Agendorfer Schmieds Johann Hierl. Die Familie war zuvor in Herrnfehlburg ansässig, bevor sie nach Agendorf zog.
Das Paar hat sieben Kinder:
- Therese (*1851)
- Anna (1852–1941)
- Philomena (1855–1941), heiratet 1884 in Parkstetten den Landwirt Franz Xaver Schätz aus Scheften und in zweiter Ehe 1892 Johann Ernst
- Johann Baptist (1857–1921), Hoferbe
- Therese (*1860)
- Kreszenz (1862–1951), heiratet 1890 Joseph Schreiner, Söldner in Agendorf Nr. 43
- Stephan (1868–1924), heiratet 1892 Therese Steinek aus Steinach Nr. 47
1881 übernimmt Johann Räß den Hof und heiratet Rosina Benedikt aus Eisenhart.
Das Paar hat zwei Töchter:
- Rosina, spätere Hoferbin
- Maria (*1893)

aufgenommen ca. 1910
Tochter Rosina heiratet 1913 Rupert Leibl, Bauerssohn aus Oberniedersteinach Nr. 8 und übernimmt den Hof.
Über seine Mutter, Maria Leibl geb. Dobmeier, schrieb der Steinacher Schlossbenefiziat die Erzählung „Mutterlos“.
Rosina und Rupert Leibl haben vier Kinder:
- Maria (1914–1997), ledig
- Rosina (*1919)
- Johann (1921–1996), Hoferbe
- Mathilde (1927–2015), verheiratet Spießl in Münster

mit Sohn Johann, Tochter Rosina und Tochter Maria

1951 übernimmt Sohn Johann Leibl (1921-1996) den Hof und heiratet Maria Sagstetter (1930-2016), Bauerstochter aus Niedermenach.

aufgenommen ca. 1984
Bild: Familie Leibl, Agendorf
Ihre Nachfahren leben noch heute auf dem Hof.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 55‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P39 , fol 82‘ Kaufvertrag vom 12.11.1622
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 III, fol.411‘ Übergabe vom 27.06.1664
Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 515, Konskription des Hauptkastenamts Straubing Amt Trudendorf von 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1814 - 1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 26.10.2025
