Die Besitzer des Haus Hs.Nr. 87 in Steinach

(heute Wittelsbacher Str. 4)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Grundstück gehörte bis 1887 zum Nachbaranwesen Hs.Nr. 19 (Wittelsbacher Str. 3) in Steinach.

 

Am 21.05.1887 verkaufen Josef und Anna Miedaner einen kleinen Teil von 220 qm  an Amalie und Rupert Bemmerl. Beide errichten 1889 darauf ein kleines Häuschen, dass die fortlaufende Hs.Nr. 87 erhält.

 

Ortskarte 187c

Vermessungsamt Straubing, Ortskarte von Steinach Nr. 187c

 


1891 erwerben Rupert und Amalie Bemmerl ein größeres Grundstück und errichten hierauf ein Wohnhaus mit Stall und Stadel (alte Hs.Nr. 89, Riedstr. 11).

 

Bemmerl Rupert Besitzer

 

 

Ihr altes Haus Nr. 87 verkaufen sie 1895 an Georg Bachl und dessen Ehefrau Franziska, geb. Hilmer.

Das Ehepaar bekommt im Laufe der Zeit sieben Kinder, von denen zwei im Kindsalter sterben. Bei der achten Geburt von Zwillingen im Oktober 1906 stirbt die Mutter und mit ihr ein Zwillingsmädchen. Der Vater steht mit dem Neugeborenen und den weiteren fünf Kindern im Alter von 14 bis drei Jahren alleine da.
Das neugeborene Mädchen namens Rosina wird von dem Ehepaar Georg und Therese Hien als Pflegetochter angenommen und erbt später deren Anwesen in Steinach (Hs.Nr. 24)

Der Witwer Georg Bachl heiratet 1908 Maria Lankes von Heustadl. Aus der Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen.
Nach dem Tod von Georg Bachl verheiratet sich Maria mit einem Hornauer in Zinzenzell.

 

Das Haus erbt die Tochter Katharina Bachl aus zweiter Ehe, die sich mit Stephan Schuster von Wolferszell vermählt.

 

FO STEI 572 Ausschnitt

links das Schuster-Haus in der heutigen Wittelsbacher Str.
ganz rechts das Gasthaus Thanner, das Haus dazwischen ist durch einen Baum verdeckt.
aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach



Bachl Schuster Besitzer

 

 

 

Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960,  Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach

 

Das Gasthaus Thanner - von der Mühle zum Wirtshaus

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Das untere Steinacher Wirtshaus oder noch besser als „Thanner-Wirtshaus“ bekannt, gehört zu den ältesten Anwesen im Dorf und war ursprünglich der Standort der Hofmarksmühle.

 

 

 fo stei 1603

Das Gasthauses Thanner
Bild: Claudia Heigl, aufgenommen im Mai 2022

 

 

 

Die Mühle in Steinach

1549 errichtete die Witwe Anna von der Wart aus den Bruchsteinen der alten Burg das heutige Schloss Steinach. Dabei erbaut sie auch die Tafern und die Mühle neu1. Der Bau dürfte eine alte bereits bestehende Mühle ersetzt haben.
Sie war die einzige Mühle der Steinacher Hofmarksherren, bei denen alle Hofmarksuntertanen ihr Getreide verarbeiten lassen mussten.

Am Fuße der alten Burg lag sie direkt am Steinachbach, neben dem Hofwirt (Hs.Nr. 24). Die Wassermenge des Zulaufes konnte durch einen Schieber beim Mühlgraben vom Mühlweiher und dem dahinter liegenden Schanzlweiher reguliert werden.

 

 

 Uraufnahme beschriftet

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

Thanner Uraufnahme

Erst ca. 1936 wurde der Steinachbach, im Rahmen der großen Meliorationsarbeiten in und rund um Steinach, begradigt
und sein Verlauf im Dorf in das heute verlaufende Bachbett verändert.
Das Anwesen hatte die alte Hs.Nr. 21
Rechts die Überlagerung der Uraufnahme von 1827 mit der der heutigen Bebauung. Der Bach fließt heute weiter westlich vom Haus vorbei.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Im Stiftregister von 15832 werden in Steinach eine Mühle und Backstatt verzeichnet, die ein Blasius Scheibenkrug auf Freistift vom Schlossherrn Wiguläus Hundt verliehen bekommen hat. Freistift ist in etwa vergleichbar mit dem heutigen Pachtverhältnis.
Neben der Mühle lag auf dem Anwesen auch die Bäckergerechtigkeit. So hatte Steinach zwei Bäckereien – die obere Backstatt (heute Röckl) und die untere mit der Mühle.

 

16233 haben der Bäcker Martin Thalmayer und seine Ehefrau Magdalena lebenslanges Leibrecht auf der Mühle. D.h. sie können so lange sie Leben auf der Mühle bleiben, jedoch das Nutzungsrecht nicht auf ihre Kinder vererben. Zusätzlich zu der Stiftzahlung in Höhe von 3 Gulden 2 Schilling 15 Reg. Pfennige müssen sie an jedem der vier hohen Feste eine Semmel der Steinacher Schlossherrschaft abliefern oder als Ersatz 1 Schilling 12 Reg. Pfg. zahlen. Ggf. ist dieser Martin ein Sohn des Bäckers Stefan Talmaier, der 1583 auf der oberen Backstatt in Steinach gewirtschaftet hat.

Im November 1633 überfallen die schwedischen Soldaten das Kloster Oberalteich und hausen dort bis April 1634. Bei ihren Plünderungszügen kommen sie auch nach Steinach. Während die benachbarte Bruckmühle vollkommen verbrannt wird, dürfte die Steinacher Mühle relativ unbeschadet geblieben sein.

Was aber mit der Müllersfamilie geschieht, lässt sich nicht nachvollziehen, denn 1635 wird ein Michael Greimuth als Müller in Steinach genannt4, als er die Schusterswitwe Margaretha Sparmair heiratet. Er bleibt jedoch nicht lange und 1642 ist Greimuth als Metzger in Münster anzutreffen.

 

Greimuth Besitzer

 

1639 stirbt die Müllersehefrau Salome Freidenhofer in Steinach. Der Müller Wolfgang Freidenhofer vermählt sich erneut und 1640 und 1642 werden zwei Kinder von ihm in Steinach getauft. Bei dem zweiten Überfall der Schweden 1641 wird zwar der Amtmann Paul Kumpfmüller erschossen, aber auch hier dürfte der Überfall für die Müllersfamilie glimpflich ausgegangen sein. In dem neu angelegten Stiftregister ist verzeichnet, dass Wolf Freidenhofer „Leibrecht auf seines gestorbenen Weibs Leib“ auf die Mühle und Backstatt hat.

 

Freidenhofer Besitzer

 

1645 und Februar 1647 wird schließlich ein Christoph Mahl als Müller und Bäcker in den Kirchenbüchern verzeichnet.

 

Mahl Besitzer

 

Als jedoch im Juli 1647 die Schweden ein drittes Mal nach Steinach kommen, wüten sie stärker. 62 Reiter plündern das Schloss und erschießen den Hofmarksrichter Albert Dietlmayer5. Auch von der Müllersfamilie Mahl findet sich danach keine Spur mehr.

Ob die Mühle in Mitleidenschaft gezogen wurde, lässt sich nirgends feststellen, ist aber sehr wahrscheinlich. Die Mühlen sind strategische Ziele für die schwedischen Kriegsherren. Um den bayerischen Kurfürsten finanziell zu schaden, versuchen sie die bayerische Bevölkerung zu schwächen. Ohne Mühlen kann das Getreide nicht verarbeitet werden und die Lebensmittelversorgung wird problematisch. Bei diesem dritten Überfall wurde auch die Wolferszeller Mühle verwüstet.

1652 wird mit Ägid Riederer wieder ein Bäcker und Müller in Steinach genannt. Ob er jedoch wirklich die Mühle betrieben hat oder nur das Bäckereigewerbe des alten Mühlenanwesens ausübt, ist schwer festzustellen. Denn nur 1652, bei der Taufe der Tochter Anna, und 1656 beim Tod seiner ersten Ehefrau, wird er als Müller und Bäcker bezeichnet, bei allen späteren Einträgen ist er nur als Bäcker geführt. Als er 1690 stirbt, wird er auch nur als Bäcker bezeichnet. Höchstwahrscheinlich war die Mühle seit dem Überfall von 1647 nicht mehr in Betrieb.

 

 

Rieder Besitzer

 

Ihm folgt ein Bernhard Foidl nach. 16996 wird die „schlechte Bäckstatt mit dem Millerrecht“ mit einem Wert von 10 Pfund Reg. Pfg. angesetzt. Hier dürfte es sich jedoch nur um das „Mühlrecht“ und die Bäckerei gehandelt haben und nicht um eine voll funktionsfähige Mühle. Die Bäckerei neben der Kirche im oberen Dorf wurde im Vergleich mit 25 Pfund Reg. Pfg. bewertet.
Im gleichen Jahr geht der Bäcker Bernhard Foidl „wegen der großen Schuldenlast“ heimlich fort und lässt die „Bäckenstatt öd liegen“.

Ab diesem Zeitpunkt ist von einer Mühle oder einem Mühlenrecht in Steinach nichts mehr urkundlich erwähnt. Nur in den Kataster finden wir 1838 als Flurnamen noch den „Mühlweiher“ oder „Mühlgraben“.

Das spätere Häusleranwesen Hs.Nr. 19 (Wittelsbacher Str. 3) könnte Teil des Mühlenanwesens gewesen sein.

 

 

Die Bäcker auf der unteren Backstatt

1717 heiratet der Bäckerssohn Johann Riederer von Atzenzell in Steinach die Bauerstochter Anna Schindlbeck aus der Pfarrei Obertraubenbach und macht sich als Bäcker wieder im unteren Dorf ansässig.

 

Rieder 2 Besitzer

 

Etwa 1742 erwirbt der Steinacher Bauer Lorenz Schweikl die Bäckerei und übt auch das Bäckergewerbe aus. Er war vorher auf dem „Wastlbauerngut“ Hs.Nr. 29 (Götzstr. 9) ansässig.

1758 übergibt er die Bäckerei an seine Tochter Maria, die sich mit dem Söldnerssohn Nikolaus Habrunner aus Unterzeitldorn vermählt. Das Bäckeranwesen geht weiter an eine Tochter aus zweiter Ehe, Anna Maria Habrunner, die sich mit einem Johann Hofreiter vermählt. Fortan wird das Anwesen als „Hofreiter-Häusl oder Hofreiter-Sölde“ bezeichnet.

Fünf Monate vor seinem Tod, übergibt Johann Hofreiter 1824 seiner Tochter Katharina das „1/32 Hofreiter Häusl“. Ein Jahr später heiratet sie den Schmiedsohn Joseph Katzendobler von Haggn bei Neukichen. Da in Steinach bereits eine Schmiedstätte vorhanden ist, verkauft das junge Ehepaar 1826 das Gütl in Steinach an Jakob Sommer von Oberwinkling und Joseph Katzendobler macht sich in Oberwinkling als Schmied ansässig.

 

Schweikl Besitzerfolge

 

 

Sommer kommt in finanzielle Schwierigkeiten und fängt 1831 an einige Äcker an Steinacher Bauern zu verkaufen. 1835 wird das Anwesen schließlich versteigert und der Brothändler Michael Seidenberger kauft das Häusleranwesen um 800 Gulden.

1843, acht Jahre später, verkauft er die Hofreiter Sölde um 1.400 Gulden an Johann Sagstetter.

Die nächsten 35 Jahre folgen diverse Besitzer:

1845: Wolfgang Lehner tauscht gegen das Anwesen Nr. 15 in Zeitldorn.
Juli 1858: Wolfgang Schmidbauer erwirbt das Anwesen um 1.650 Gulden.
September 1858: Katharina Schuster kauft das Anwesen um 1.905 Gulden.
1869: Michael Pfreundtner kauft das Anwesen mit 4,4 Tagwerk Grund um 2.650 Gulden
1872: Ferdinand und Therese Knott kaufen das Anwesen mit 6 Tagwerk Grund um 4.600 Gulden
1878: Der Steinacher Rupert Bemmerl, der auch mit Immobilien handelt, erwirbt das nun 12 Tagwerk große Anwesen um 10.625 Mark und verkleinert es wieder.

 

 

Das untere Wirtshaus in Steinach

Schließlich erwirbt 1879 um 5.057 Mark der Steinacher Schlossherr Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld das Haus mit 4,13 Tagwerk Grundbesitz.
Der Baron besitzt bereits Wirtshäuser in Münster (Grüner Kranz), Mitterfels und Straubing (heute Wenisch) und richtet in dem Haus ebenfalls eine Wirtschaft ein, als Konkurrenz zum Wirtshaus im oberen Dorf. Alle seine Gaststätten beziehen das Bier von der eigenen Steinacher Schlossbrauerei.

 

Als Pächter findet er den 20jährigen Wirtssohn Ludwig Loichinger von Wolferszell, der sich 1885 mit der Söldnerstochter Franziska Simmel von Geraszell verheiratet.
Loichinger betreibt auch den Sommerkeller am Kellerberg und schenkt dort das freiherrliche Bier aus. Der Keller gehört ebenfalls Eduard von Berchem und wird als Bierlager benutzt. 1896 baut der Gutsherr das Wirtshaus, etwas vor dem alten Haus, mit Stall, Stadel und Schupfe komplett neu.

 

1899 kauft Dr. Carl Lang-Puchhof das Schloss Steinach mit dem Gutsbetrieb, zu dem auch die vier Wirtshäuser gehören. Da der neue Gutsherr die Schlossbrauerei aufgibt, kann er auch mit den Wirtshäusern nichts mehr anfangen und veräußert sie an die Bierbrauerseheleute Ludwig und Carolina Neumaier von Straubing.

Die neuen Eigentümer bauen das Steinacher Gasthaus sofort erneut komplett um.
Es wird danach wie folgt beschrieben: zweistöckiges Wohnhaus mit Wirtschafslokalitäten, Waschhaus mit Speise und Holzlager, Schweinestall, Stadel mit Stall und Eiskeller und Kartoffelgewölbe.

 

 AK STEI 113

Das Gasthaus um 1901.
Über der Tür wurde die Inschrift „Ausschank der Brauerei Ludwig Neumaier, Straubing“ angebracht.
Bei der Planung des Neuen Schlosses Steinach im Jahre 1904 wurde die Türschwelle des Gasthaus Thanner als Nullpunkt definiert. Alle Höhenlinien des Bauplanes beziehen sich auf diesen Punkt.
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1902

 

 

Im März 1900 kommt es zu einem Unfall, an den Folgen der 40jährige Wirtspächter Ludwig Loichinger stirbt. Er hinterlässt vier Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren und eine schwangere Ehefrau. Die 35jährige Witwe muss sich mit ihren Kindern ein neues Zuhause suchen. 1903 erwirbt sie einen Bauplatz in Steinach und errichtet hierauf ein Haus (Hs.Nr. 17 1/3).

 

Loichinger Besitzer

 

 

Nach dem Tod von Ludwig Loichinger pachten 1900 Josef und Karolina Thanner das renovierte Gasthaus und betreiben im Sommer ebenfalls das Kellerhaus am Kellerberg.
Josef ist seit 1890 mit der Söldnerstochter Karolina Gmeinwieser von Irrn verheiratet und war vorher als Hausmeister in Straubing tätig. Er stammt aus dem Thanner-Hof in Steinach Hs.Nr. 12 (heute Fellinger-Hof).

Am 31. Mai 1910 haben sie die Ehre, den Bayerischen Prinzregenten Prinz Ludwig von Bayern (dem späteren König Ludwig III.) bei seinem Besuch in Steinach im Sommerkeller zu bewirten. Noch im gleichen Jahr, am 16.06.1910, können sie das Gasthaus mit 18 Tagwerk Grund von den Straubinger Bierbrauerseheleuten erwerben.

 

 

AK STEI 1Um 1920 wurde das Haus um einen zweiten Giebel erweitert.
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte

 

Gegenüber dem Wirtshaus stand der Wirtsstadel mit der Kegelbahn. Daneben lag ein Biergarten mit Kastanienbäumen.

 

FO STEI 111

Der Wirtsstadel mit der Kegelbahn 1926 bei einem Hochwasser.
Ende der 1980er Jahren wurde der Stadel abgerissen und ein Haus errichtet (ehem. Sparkasse).
Dem Neubau fiel auch der Biergarten mit den alten Kastanienbäumen zum Opfer.
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

1921 übergeben sie das Wirtsanwesen an ihren Sohn Max, der die Bauerstochter Rosina Rothamer von Rotham zur Ehefrau nimmt.

 

 

Thanner Max Rosina

Max Thanner sen. und Ehefrau Rosina

 

 

Das Wirtshaus erhält den Namen „Gasthof zum grünen See Besitzer Max Thanner“. Benannt nach dem Dorfweiher, der schräg gegenüber dem Haus liegt.

 

 FO STEI 691

Hochzeitsgesellschaft des Brautpaares Josef Fischer und Franziska geb. Hahn am 23.09.1930
vor dem Gasthof mit der Wirtin Rosina Thanner (mit weißer Schürze)
Bild: Familie Fellinger, Steinach

 

 FO STEI 224

Vorne deutlich sichtbar der Dorfweiher, fotografiert vom Alten Schloss Steinach.
Dahinter die Anwesen Bachl, Beck und Sieber.
Im Hintergrund die alte Windmühle mit dem Kellerhaus und das Neue Schloss Steinach.
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 


Der Weiher wird ca. 1950 zugefüllt, da seine Funktion als Lösch- und Eisweiher nicht mehr benötigt wird.

 

FO GUT 99Olav Aristov, Alois Klein, Xaver Engl und ein unbekannter junger Mann beim Zufüllen des Weihers
Bild: Theresa Rosa, Addison, USA

 

 

 

Das Gasthaus Thanner ist die Wiege und Heimat vieler Dorfvereine:

- Am 23. Mai 1947 findet im Gasthaus die Gründungsversammlung des Allgemeinen Sportverein Steinach e.V. (ASV Steinach) statt. Bis zum Bau der provisorischen Umkleidekabinen 1973 mussten die Fußballer von hier aus zum 200 m entfernten alten Sportplatz (heute Pründeweg) gehen und sich anschließend im Gasthaus notdürftig waschen und umkleiden.

- Die Vorwaldschützen Steinach e.V. gründen ihren Verein 1966 in diesem Haus und richten, bis zum Neubau des Sportzentrums 1979, ihren Schießstand hier ein. Viele Vereinsfeste finden in dem Gasthaus statt.

- Als das Krone-Wirtshaus 1976 geschlossen wird, zieht die FFW Steinach-Agendorf von ihrem alten Vereinslokal ins Thanner-Wirtshaus um.

 

Das Gasthaus übernimmt Sohn Max Thanner, der ledig bleibt.

 

FO VWS 3

Max Thanner jun. (1925-1998)

 

 

 

 

Thanner Besitzer

 

 

 

1991 übergibt Max Thanner seiner Nichte Ilse und ihrem Ehemann Peter Tschirge das „Thanner-Wirtshaus“. 1994 eröffnen sie wieder einen schönen idyllischen Biergarten hinter dem Haus.
Das Gasthaus ist bis heute bei seinen Stammgästen sehr beliebt.

 

 

 

 

 

1 Schlicht J., Steinach – Ein niederbayerisches Geschichtsbild, veröffentlicht am 10.10.1881 in der Straubinger Unterhaltunsbeilage Nr. 41
2 Schlicht J., Die Geschichte von Steinach, 1908, Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmark Steinach, S.96
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stift- und dienstbare Untertanen und Güter der Hofmark Steinach 1623
4 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Steinach P7
5 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel Pfarrei Steinach, Bd. 11, S. 36 „06.07.1647: Da die Reiter das Schloß alhier bei 62 ausblindert haben, ist Herr Albert Dietlmayer Richter, unter dem Thor erschossen worden und herrnach den 8. begraben.
6 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steianch 1699

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960,  Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach

 

 Stand: 29.06.2022

Das Decker-Haus Hs.Nr. 98

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Am 18.05.1929 erwerben Johann und Maria Decker von Moos 2 einen Gartenacker von dem Steinacher Landwirt Josef Haimerl (Hs.Nr. 19, heute August-Schmieder-Str. 8) und errichten hierauf ein Haus.
Das Grundstück liegt, an dem damals noch unbebauten, südlichen Ortsrand von Steinach.

 

1935 verkauft die Familie Decker ihr Anwesen im Moos und zieht in das neu erbaute Haus, das die Hausnummer 98 erhält.

 

 

fo stei 1593 Das Decker-Haus um 1939
Bild: Peter Decker

 

 

 

Decker Besitzer Moos

 

 

 

fo stei 1597Maria und Johann Decker mit neun der 14 Kinder
Bild: Peter Decker

 

 

 Von den 14 Kindern übernimmt 1949 Sohn Willi Decker (1917-1989) das Haus, der als Gutsarbeiter in Steinach tätig ist.

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17 / 42 - 7 und 17 / 42 - 11

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Anwesen in Moos 2, früher Hs.Nr. 76

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Grundstück mit der Fl.Nr. 655 a und b gehörte ursprünglich zum Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 in Steinach (später Haimerl, Brunnenweg 1).
Der 76 Tagwerk große Hof  ging 1871 an die Immobilienhändler Simon Mai und Rafael Hoechstetter und wurde von den beiden zertrümmert.
1872 erwerben Rupert und Barbara Bemmerl den Restkomplex des Gerstl-Hofes mit 37,57 Tagwerk Grund. 1873 verkaufen sie 36 Tagwerk weiter an Michael und Katharina Holz, nachdem sie 1,7 Hektar Grund im Moos zurückbehalten. Hier handelt es sich um den späteren Nachbarhof Moos 1.

 

Uraufnahme Moos

Uraufnahme von 1827 überlagert mit der Bebauung von 2021
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Das Ehepaar Holz verkleinert den Gerstl-Hof in Steinach nochmals und verkauft  11.06.1875 Grundstücke davon an Peter Dietl.
Zu dem Besitz gehört auch das Moosgrundstück. Peter Dietl errichtet 1876 im Moos einen Neubau und siedelt sich dort als erste Ansiedlung an.
Da die Hausnummern in der Steuergemeinde Steinach fortlaufend vergeben werden, erhält es die neue Hausnummer 76.

 

1991 moos

Die beiden Anwesen im Moos - aufgenommen im September 1991
links Früchtl (Moos 1) - rechts Dierl (Moos 2)
Bild: Pfarrer Gerhard Mass

 

 

 

1879 übernimmt den Hof sein Sohn Peter Dietl und 1919 schließlich wieder dessen Sohn gleichen Namens Hofinhaber.

 

 

 Dietl Besitzer Moos

 

 

Am 23.04.1923 kauft Berta Gierl das Anwesen mit 16 Tagwerk (5,5 ha) um 10.000.000 Mark. Die Hyperinflation von 1923 führte zu dieser utopischen Kaufsumme.

Bereits am 12.01.1925 verkauft sie das Anwesen an Decker Johann u. Maria um 8.300 (Renten)Mark.

 

Decker Besitzer Moos

 

1935 erwerben das Anwesen schließlich Färber Georg und Anna. Johann und Maria Decker bauen sich ein Haus am Ortsrand von Steinach, das die neue Hs.Nr. 98 erhält.

 

 

Faerber Besitzer Moos

 

 

 

fo stei 740

Die Moos-Bauern Georg Färber und Alois Früchtl beim Reinigen der Gräben nach der Moosentwässerung.
aufgenommen 1935
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

Am 15.01.1950 werden Georg Färber und eine Haushaltshilfe von drei Fremden überfallen und ermordet.
Die Witwe verpachtet daraufhin das Anwesen und zieht zu ihrer Tochter aus erster Ehe nach Steinach.

1955 verkauft sie das Anwesen an die Familie Dierl.

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17 / 42 - 7 und 17 / 42 - 11

Das Anwesen in Moos 1, früher Hs.Nr. 82

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Grundstück mit der Fl.Nr. 655 a und b gehörte ursprünglich zum Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 in Steinach (später Haimerl, Brunnenweg 1).
Der 76 Tagwerk große Hof  geht 1871 an die Immobilienhändler Simon Mai und Rafael Hoechstetter und wird von den beiden zertrümmert.
1872 kaufen Rupert und Barbara Bemmerl die verbliebende Hofstelle in Steinach mit 37,57 Tagwerk Grund. Als die Bemmerl's 1873 den Rest des Gerstl-Hofes weiterverkaufen, behalten sie 1,7 Hektar vom Moosgrundstück zurück.

 

 

fo stei 763

Das Anwesen Früchtl in Moos aufgenommen ca.1956
Bild: Familie Früchtl

 

Am 17.09.1879 erwirbt Joseph Schmitzberger von Oberhof das zurückbehaltene Grundstück in Moos von den Bemmerls und errichtete hierauf einen Wohnhaus. Er ist mit der Bauerstochter Maria Anna Hien vom Berghof verheiratet. Sie ist eine Tochter des lebenslustigen Berghofbauern Martin Hien, der den großen Berghof zertrümmerte.
Anna bringt einen ledigen Sohn, Martin Hien, mit in die Ehe, der 1891 das Gütl übernimmt.

 

 Schmitzberger Hien Besitzer

 

 

Martin Hien vermählt sich mit Rosina Gstettenbauer von Haid bei Niederwinkling und kauft noch Grund dazu. Nach dem Tod von Rosina Hien erben der Ehemann Martin Hien und die sechs Kinder Martin, Theodor, Rosina, Maria, Karolina und Ottilie das Anwesen.

Im Juli 1925 wird das Gütl von der Erbengemeinschaft an Johann und Anna Kulzer verkauft.

Im Dezember 1925 erwirbt Alois Früchtl das Anwesen, dessen Nachfahren noch heute dort anzutreffen sind.

 

 

Fruechtl Besitzer

 

 fo stei 933

Alois und Berta Früchtl mit Tochter Ottilie
Bild: Familie Früchtl

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17 / 42 - 7 und 17 / 42 - 11

Auf der Spek

alte Hs.Nr. 23 1/2, heute Spitalweg 2

 

von Claudia Heigl

 

 

Folgt man der Straße zwischen Bärnzell und Wolfsberg, liegt etwa auf der Hälfte der Strecke der idyllisch gelegene Einödhof „Spek“. Das Anwesen liegt direkt an der Gemeindegrenze zu Ascha.

 

fo wolf 189 1

aufgenommen im März 2022
Bild: Claudia Heigl

 

Ursprünglich war dies ein Waldgrundstück, dass an das sog. „Niedersteiningerfeld“ angrenzte.  Das „Spekhölzl“ gehörte zum Wirtsanwesen in Wolferszell. Der Name kommt von dem „speckigen“ Lehmboden, der dort im Umfeld zu finden ist. Die Wolferszeller Hafner hatten jahrhundertelang das Recht am nahegelegenen Wolfsberg ihren Tegel zu stechen1, der sich für ihre Töpferwaren hervorragend eignete.

Nach dem Verkauf des Wirtshauses, im November 1852 an Johann und Anna Loichinger, wurde dieses Grundstück vom ehemaligen Wirt Josef Schreiber an eine Theresia Sax veräußert, die den Wald rodet und dort Gebäude errichtet.

 

Steinach 187b 1867

Das neue Anwesen auf der Spek
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan von Steinach Nr. 187b

 

 

Im Umschreibeheft zum Urkataster2 wird das Anwesen 1859 wie folgt beschrieben: „Wohnhaus, Stall, Stadl, Schupfe unter einem Dache und Hofraum
Die Gründung der Hofstelle dürfte also in den Zeitraum zwischen 1853 und 1859 fallen.
Das Anwesen erhält die neue Hausnummer 23 ½ und kommt zur Steuergemeinde Agendorf, zu dem auch Wolferszell gehört.

 

fo wolf 188

Das Haus vor der Renovierung um 1972
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

 

In den nächsten hundert Jahren folgen 18 Besitzer auf dem Anwesen3. Abseits vom Dorf hatten sie ein bescheidenes Einkommen.

31.08.1860: Laschinger Wolfgang durch Kauf von 13,33 Tagwerk um 3.500 Gulden

11.10.1861: Wiesenbacher Peter durch Kauf von 9,94 Tagwerk um 3.500 Gulden
Die Familie hat kein Glück auf der Spek. Peter Wiesenbacher stirbt im Alter von 58 Jahren am 22.09.1864 an Magenkrebs. Die kleine Tochter Katharina erleidet am 11.10.1865, im Alter von drei Jahren, tödliche Brandwunden und schließlich wird das Anwesen 1866 versteigert.

 Versteigerung 1866Beilage zum königl. Bay. Kreis-Amtsblatte von Niederbayern Nr. 21 vom 10.03.1866

 

05.05.1866: Auer Joseph steigert das Anwesen mit 10,86 Tagwerk um 2.375 Gulden

25.08.1866: Auer Johann Nepomuk übernimmt es zum Anschlag von 1.000 Gulden

18.02.1867: Gerl Johann Georg von Hirschkofen kauft es mit 20,86 Tagwerk um 2.400 Gulden. Am 22. September des gleichen Jahres heiratet er Maria Eisenschink von Zinzenzell

18.05.1869: Zimmermann Christoph durch Kauf um 2.798 Gulden

22.06.1869: Neumaier Maria durch Kauf um 2.900 Gulden

01.06.1870: Foierl Kreszenz, Johann, Helena, Jakob, Xaver und Barbara durch Kauf von 10,86 Tagwerk um 2.300 Gulden

22.10.1870: Fischer Johann und Walburga durch Kauf um 3.000 Gulden

15.03.1873: Hölzl Bruno durch Kauf um 3.050 Gulden

03.05.1876: Kiendl Rupert und Maria durch Tausch ihres Anwesens Nr. 7 in Perkam

05.02.1879: Holzapfel Josef und Theres durch Tausch ihres Anwesens Nr. 92 1/3 in Lintach

29.07.1909: Holzapfel Joseph jun. und Anna durch Übergabe von 10,86 Tagwerk zum Anschlag von 9.600 Mark

14.09.1909: Groß Franz und Anna durch Kauf um 6.900 Mark

Am 16.01.1915 kaufen Hierl Alois von Schönstein und seine Ehefrau Margaretha, geb. Kargl den Hof um 8.000 Mark. Sieben Monate später muss der Ehemann in den Krieg ziehen.
Als Alois im Alter von knapp 36 Jahren am 14.05.1918 in Frankreich/Monchy fällt, verkauft die Witwe vier Monate später den abgelegenen Hof und zieht mit ihren drei Kindern weg.

 

Die neuen Eigentümer sind Karl Schuster dessen Ehefrau Cäcilia, geb. Stumhofer.
Karl Schuster stammt von Steinach Hs.Nr. 70 ½ (heute Hafnerstr. 17), wo er seit seiner Heirat (30.05.1911) mit seiner stetig wachsenden Familie gewohnt hatte.
Von ihren vier Söhnen, die das Erwachsenenalter erreichen, sterben drei vor ihren Eltern:
- Karl (1912-1942), Maurermeister, fällt im 2. Weltkrieg
- Joseph (1914-1954), verunglückt als Lokführer tödlich
- Franz Xaver (1924-1944), fällt im 2. Weltkrieg
Der vierte Sohn, Fritz Schuster (1918-1987), macht sich 1950 sich mit einem KFZ-Betrieb in Rotham selbständig.
1952 verkaufen Karl (1880-1961) und Cäcilia (1887-1974) ihr Anwesen auf der Spek und ziehen zu ihrem Sohn nach Rotham.

 

1952 - 1958: Foitik Friedrich und Emilie

 

Am 09.04.1958 kaufen Feldmer Wolfgang und Maria, geb. Kilger das Anwesen auf der Spek.

 

fo wolf 187

 Das bereits renovierte Haus mit dem Nebengebäude
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

 

 

Der Kreis schließt sich

1972 erwirbt die Hofstelle Familie Waubke aus München.
Die Familie renoviert das verfallene Haus während der nächsten 10 Jahre und nutzt es als Ferienhaus.

Sohn Martin Waubke richtet sich ab 1990, nach Abschluss seiner Töpfer-Meisterprüfung, eine eigene Werkstatt auf der Spek ein.
Im Zusammenhang der Trennung von Klaus und Barbara Waubke, kaufen ihnen im Jahr 1994 Sohn Martin und seine spätere Ehefrau Katharina Heusinger das Anwesen ab.

Im Jahr 1999 wird die Scheune abgerissen und an dieser Stelle werden die beiden Werkstätten mit Ausstellungsraum neu gebaut.
Er und seine Frau Katharina Heusinger, ebenfalls eine Töpfer-Meisterin, betreiben zusammen eine Werkstatt mit Laden. Sie geben Töpferkurse und veranstalten Ausstellungen.

 

 werkstatt spek waubke heusinger

"Keramik auf der Spek"
Werkstätten mit Ausstellungsraum
Bild: Familie Waubke/Heusinger

 

Steinach und Wolferszell hatten eine jahrhundertlange Tradition im Hafnergewerbe, die einzigartig in der Gegend ist.
Wie es der Zufall will, kamen mit Martin Waubke und Katharina Heusinger wieder zwei Vertreter dieser Handwerkszunft in die Gemeinde und führen diese jahrhundertalte Tradition fort.

 

 keramik auf der spek

 Katharina Heusinger und Martin Waubke
Werkstätten mit Ausstellungsraum (Eingang Straßenseite)
Bild: Familie Waubke/Heusinger (aufgenommen von Jamal Sefanie Khalil)

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol. 149, 150, 156
2 StA Landshut, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 – 1894, Sig. 17/2-10
3 StA Landshut, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 – 1960, Sig. 17/2-14
Mdl. Mitteilung von Martin Waubke und Katharina Heusinger.

 

Das ehemalige Hausmeisterhäusl Hs.Nr. 36

- später Schlossbrennerei

 

von Claudia Heigl

 

 

An der Stelle der 1905 errichteten Schlossbrennerei, direkt neben der alten Schlossscheune, stand ursprünglich ein kleines Häusleranwesen, das sog. "Hausmeisterhäusl".
Es dürfte Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem ehemaligen Schlossgrund errichtet worden sein. 1880 wurde auf der Wiese, die ursprünglich als Bleichgarten diente und auf der auch das Waschhaus stand, die Schlossscheune errichtet.

 

Uraufnahme

 Die Uraufnahme aus dem Jahr 1827 mit der Gegenüberstellung des heutigen Baubestandes von 2022
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Im Hofanlagsbuch von 1752 wird ein Stephan Eginger (frühere Schreibweise des Familiennamens Echinger) als Besitzer genannt1.

 

1760 ist es im Besitz von Jakob Eginger. Hier wird es auch als "Hausmeisterhäusl" bezeichnet2.
Der Schneider ist mit Katharina Rösl von Rammersberg verheiratet. Aber der junge Ehemann stirbt bereits mit 24 Jahren und die Witwe heiratet in zweiter Ehe den Weber Georg Trägl. Neben dem Sohn Jakob aus erster Ehe, bringt Katharina nochmals vier Kinder zur Welt:
- Andreas Trägl *29.11.1762
- Johann Georg Trägl * 31.07.1765
- Apollonia Trägl *26.03.1769 heiratet 1794 Johann Georg Billinger, Schuster in Steinach Nr. 47
- Walburga Trägl heiratet 1795 Lorenz Raith, Weber in Steinach Nr. 37

Georg Trägl heiratet nach dem Tod von Katharina Trägl 1798 die verwitwete Nachbarin und Hebamme Magdalena Riederer und zieht in das Nachbarhaus Nr. 37 (August-Schmieder-Str. 23, heute Schreinerei Laumer-Bierl), dass später seine Tochter Walburga und deren Ehemann Lorenz Raith erben.

 

Ca. 1783 übernimmt Sohn Jakob Echinger aus erster Ehe das kleine Häusleranwesen und heiratet die Zimmermannstochter Anna Maria Zelker von Steinach.
Das Ehepaar hat zwei Kinder:
- Sebastian *1784
- Anna Maria *1790 heiratet 1823 den Häusler Johann Neuberger auf dem Berghof Nr. 2

 

 

 


Am 10. Oktober 1809 übernimmt Sohn Sebastian Echinger das Anwesen, welches mit einem Wert von 200 Gulden veranschlagt wird. Er heiratet die Häuslerstochter Katharina Holzer von Steinach, deren drei Kinder das Säuglingsalter nicht überleben.

 

 Echinger Besitzerfolge 36

 

 

Am 11.06.1851 verkauft das kinderlose Ehepaar das kleine Anwesen um 725 Gulden an Joseph Simmel, einem Häuslerssohn von der Schwemm bei Wiesenfelden. Der heiratet vier Tage später Franziska Gütlhuber von Kasparzell.

 

 

fo stei 123 Das Haus teilweise aus Stein und teilweise aus Holz erbaut wurde 1905 abgerissen.
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Das Ehepaar Simmel bekommt fünf Kinder, von denen drei das Erwachsenenalter erreichen:
- Franz Xaver *1853, Hoferbe
- Helena 1856-1902 heiratet 1881 Johann Kürzinger von Woppmannszell, 1884-1907 Häusler in Steinach und ab 1910 Gütlerseheleute in Münster
- Joseph 1865-1890, war Bräugehilfe in Steinach und starb im Alter von 24 Jahren an einem Lungenleiden.

 

Am 18.09.1884 übernimmt der älteste Sohn Franz Xaver Simmel an Anwesen von seinen Eltern. Zwei Jahre später heiratet er die Gütlerstochter Maria Eyerer von Gschwendt.
Maria Simmel bringt fünf Kinder zur Welt:
- Helena *1887 heiratet 1913 Gottfried Huber, Schmied in Rettenbach b. Deggendorf
- Franz Xaver *1888, Hoferbe des neuen Anwesens
- Johann Baptist 1890-1965, erlernt das Sattlerhandwerk und macht sich als Sattlermeister in Steinach Nr. 94 ansässig
- Maria 1891-1968, ist zunächst als Küchenmädchen und ab 1927 als selbständige Köchin im Neuen Schloss Steinach bis 1930 tätig. Nach der Stilllegung des Neuen Schlosses wird sie Köchin in München.
- Josef 1893-1917, fällt im Ersten Weltkrieg mit 23 Jahren in Frankreich

1895 stirbt  Maria Simmel mit 33 Jahren an einer Lungenentzündung und hinterlässt fünf Kinder im Alter zwischen acht und eineinhalb Jahren. Der Witwer heiratet nicht erneut.

 

 

fo stei 123 2

 Familie Simmel 1905 vor dem ihrem Anwesen.
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

Simmel Besitzerfolge 36

 

1904 bietet der Gutsverwalter Ludwig Niggl - im Auftrag des Schlossherrn August von Schmieder - Franz Xaver Simmel an, sein Anwesen zu kaufen. Er soll dafür nicht weit entfernt an anderer Stelle (Hs.Nr.33, heute August-Schmieder-Str. 18) ein Grundstück bekommen, auf dem ein neues Haus errichtet wird. Der Familienvater willigt ein und die Familie ist noch heute dort ansässig.

Die alten Gebäude werden 1905 abgerissen und an dieser Stelle die neue Schlossbrennerei und eine Werkstatt errichtet.

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248 Hofmark Steinach 1752
2 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 514 Hofmark Steinach 1760

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Bd. 17/42-4, Umschreibehefte Steinach 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster Bd. 17/42-5, Umschreibehefte Steinach 1859 - 1906
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Niggl Ludwig, Die Geschichte von Schloßgut und Dorf Steinach 1904 - 1956


 

 

 

 

 

 

Der ganze "Ammonhof" Hs.Nr. 26 - heute Mandl

in Pellham

 

 

von Claudia Heigl

 

 pellham 07112020 11

Das Mandl-Anwesen im November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

Im Liquidationsprotokoll von 1838 wird der Hof als "Ammonhof" bezeichnet. Der Name leitet sich von dem Adelsgeschlecht "von Ammon" ab (Hofmarksherren zu Au und Rattiszell), in dessen Eigentum der Hof Anfang des 18. Jahrhunderts war.

 

 

uraufnahme pellham

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1444 werden zwei Bauern in Pellham erwähnt – Hartweig von Pellham und Otto Preitenweiter. Wer von diesen beiden auf welchem Hof saß, lässt sich jedoch nicht feststellen.

15291 gibt ein Sigmund Babst 16 Pfund Pfennige als Wert für seinen Hof an. Er zahlt dafür 4 Schilling 8 Pfennig Steuer.
Von ihm dürfte auch der Name „Paßer Hof“ herkommen, wie der Hof im Hofanlagsbuch von 1760 genannt wird.

1579 hat ein Wolf Permayr auf dem Hof das Leibrecht2 und 1587 wird ein Veit Hien als Bauer auf dem Hof genannt3.

Wie auch der Nachbarhof dürfte der Hof von den schwedischen Soldaten im 30jährigen Krieg geplündert worden sein und seine Bewohner sind entweder vertrieben oder getötet worden.

1644 wird der Hof wieder von Walburga und Konrad Rimmerl bewirtschaftet, die im September ihre Tochter Anna in der Steinacher Pfarrkirche taufen lassen.
Nach dem dritten Schwedeneinfall und dem katastrophalen Winter 1648/1649 müssen die beiden ihrem Grundherrn und Straubinger Oberrichter Dr. Christoph Sigersreiter einen Schuldschein über 300 Gulden unterzeichnen. Das Geld ist für das Leibrecht, aber auch für den Aufbau und die Neuansaat4. Im Mai 1650 ist nochmals die Taufe des Sohnes Michael in den Kirchenbüchern verzeichnet, dann verliert sich die Spur der Familie. Wahrscheinlich schafften beide nicht mehr den Hof zu halten und suchten woanders ihr Glück.
Nach dem 30jährigen Krieg war Niederbayern ausgeblutet und es war auch für die Grundherren schwer, geeignete Bauern für ihre Höfe zu finden.

 

Rimmerl

 

Erst mit Mathias und Barbara Deblinger kommt ab 1664 wieder Leben auf den Hof.
Mathias Deblinger hat mit der verwitweten Barbara Bielmeier von Falkenstein bereits eine vorehelich geborene Tochter Maria (*09.08.1640 in Gschwendt), bevor sie 1641 in Steinach den Bund fürs Leben schließen.
Ab 1654 finden wir beide als Bauerseheleute in Unterparkstetten. Am 7. April 1664 erhalten sie das Leibrecht zusammen mit ihren Kindern Jobst und Magdalena auf den Pellhamer Hof von Dr. Christoph Sigersreiter verliehen und schulden ihm hierfür 300 Gulden5, Das Paar bekommt nochmals acht Kinder:
- Benedikt (*ca. 1658) wird 1692 Söldner in Wolferszell Nr. 5 und später Hofbauer im Schloss Steinach
- Magdalena (*ca. 1659) wird die Hoferbin in Pellham
- Jodokus (Jobst (*1659) heiratet 1686 die Bauerswitwe Ursula Rothamer, geb. Kratzer von Steinach Nr. 27 (heute Bachner-Hahn)
-  Elisabeth heiratet 1683 den Bauerssohn Christoph Söldner von Bärnzell u. 1686 den Bauern Paul Käpel von Bärnzell
- Margaretha (*1663) weiterer Lebensweg unbekannt
- Kunigunde (*1665) stirbt mit neun Jahren
- Ursula (*1666) heiratet 1692 den Einwohner Johann Diez von Steinach
- Ursula (*1668) heiratet 1696 Wilhelm Stelzer

 

Den Hof übernimmt 1679 Tochter Magdalena, auf die auch das Leibrecht des Hofes geschrieben worden war. Sie heiratet den Bauerssohn Wolfgang Wirth von Steinach.
Die junge Bäuerin stirbt bei der Geburt ihres zweiten Kindes und der Witwer vermählt sich mit der Rothamer Bauerstochter Margaretha Hien, deren Eltern vier Jahre später auch den Nachbarhof kaufen.
Wolfgang Wirth stirbt ebenfalls jung und Margaretha vermählt sich zunächst mit dem Bauerssohn Georg Prem vom Kindlasberg. Als dieser mit knapp 29 Jahren nach zweijähriger Ehe stirbt, geht sie eine dritte Ehe mit einem Johann Gmeinwieser ein.
Als Margaretha Gmeinwieser mit 44 Jahren stirbt, heiratet der Witwer Magdalena Deblinger von Wolferszell. Sie ist die Enkelin des ersten Hofbesitzers Mathias Deblinger. Die Kinder ihrer Vorgängerin – zwei aus der Wirth-Ehe und ein Sohn aus der Prem-Ehe werden abgefunden.

Den Hof übernimmt Sohn Joseph Gmeinwieser, der sich mit der Rothamer Bauerstochter Magdalena Rothamer verheiratet.

 

Deblinger

 


Der Hof geht 1776 an die Tochter Katharina, die eine Ehe mit dem Bierbrauerssohn Franz Hilmer von Kirchroth eingeht. Der junge Bauer stirbt jedoch bereits im Oktober 1782 mit 36 Jahren und Katharina heiratet vier Monate später den Bauerssohn Johann Jakob Bachl von Trudendorf.
Katharina bringt neun Kinder zur Welt:
- Sohn Franz Hilmer (*1782) aus erster Ehe heiratet 1815 die Bauerswitwe Elisabeth Unger von Steinach Nr. 30 (Wiedenhof, später Hien in der Götzstr. 10)
Die weiteren acht Kinder sind aus der zweiten Ehe mit Jakob Bachl, von denen eins als Säugling starb:
- Katharina heiratet 1811 den Schmied Mathias Zwickenpflug von Wolferszell
- Jakob (*1785) heiratet 1822 in den Zeindlmayer-Hof in Agendorf Nr. 34 (heute Schötz) ein.
- Maria Theresia (*1786)
- Joseph (*1788)
- Simon (*1789) heiratet 1812 die Bauerstochter Magdalena Bachl von Unterparkstetten Hs.Nr. 30 (Bachl-Sölde). 1820 verkaufen sie den Hof. 1833 erwerben beide in Autsdorf Nr. 37 ein Anwesen6.
- Michael (*1792) übernimmt den elterlichen Hof
- Theresia (*1794) heiratet 1819 Johann Peter Kerbl, Bauer in Bärndorf

 

1826 übernimmt Sohn Michael Bachl den Hof und vermählt im gleichen Jahr mit Anna Maria Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34. In diesen Hof hatte sein Bruder Jakob bereits vier Jahre vorher eingeheiratet.
Die Ehe ist wieder mit neun Kinder gesegnet, von denen allerdings fünf im Säuglingsalter sterben:
- Therese (*1827) heiratet 1852 den Bauern Joseph Gierl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl). 1873 erwerben beide auch den ehemaligen Erndl-Nachbarhof.
- Johann Baptist (*1832) wird Hoferbe
- Helena (*1833) weiterer Lebensweg unbekannt
- Karolina (*1840) weiterer Lebensweg unbekannt

 

Am 15.03.1861 übernimmt Johann Baptist Bachl mit 29 Jahren den 164 Tagwerk großen Hof. Ein Jahr später heiratet er die Bauerstochter Karolina Sagstetter von Hörmannsberg. Die junge Bäuerin bringt 13 Kinder zur Welt von denen fünf im Kindsalter sterben:
- Therese (*1864) heiratet 1893 den Müllersohn Franz Xaver Ebner von Wolferszell.
- Johann Baptist (*1865)
- Xaver (*1867) wird Müller in der Bruckmühle bei Atting
- Ludwig (*1869)
- Joseph (*1872), wohnt 1916 in Straubing
- Maria (*1874) heiratet einen Müller in Pillnach
- Karolina (*1875) heiratet den Bauern Johann Fürst von Innerhienthal
- Anna (*1878) stirbt 1911 ledig in Straubing

 

Hilmer Bachl Pellham

 

 

Doch auch wie die Nachbarn, kommen die Bachl’s in finanzielle Schwierigkeiten und müssen ihren Hof mit 168 Tagwerk Grundbesitz am 09.01.1905 an Hermann Maier von Fischach verkaufen.
Die Familie Bachl zieht nach Straubing und erwirbt zunächst ein Haus in der Poststraße und später in der Heerstraße.
Maier zertrümmert den Hof, dabei geht das Nebenhaus Nr. 28 1/2 ebenfalls ab und wird an eine Maria Spandl verkauft.

1905 erwerben Johann und Barbara Mandl den verkleinerten Hof. Johann Mandl stammt von Hagenau und hatte bereits kurz ein Anwesen in Moos Nr. 3 erworben, bevor er sich in Pellham niederlässt, wo die Familie noch heute den Hof bewirtschaftet.

 

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Familie Mandl mit dem alten Wohnhaus um 1924
(das Haus wurde im Oktober 2006 abgerissen)
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 Mandl Pellham

 

mandl johann

Johann Mandl und Barbara, geb. Aichinger
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 

 

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 Der alte Getreidespeicher des Anwesens aus dem 2. Viertel des 19. Jahrhunderts steht unter Denkmalschutz7.
Bild: Familie Mandl, Pellham

 

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1180/3, Steuerregister Hofmarken Rentkastenamt Straubing 1529
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 62‘
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B104, Scharwerksbuch Propsteiische Untertanen 1587, fol 28
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 152‘  Schuldbrief vom 13.03.1649
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 III,  fol.398‘   Schuldbrief vom 07.04.1664
6 StA Landshut, Landgericht ä.O. Mitterfels, BP Nr. 1701, Jahrgang 1832/1833, Seite 272 - 277
7 Baudenkmal mit der Aktennummer D-2-78-190-12

 

weitere Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-6, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-10, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-14, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894-1960
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Agendorf von 1836


 

 

Das "Nebenhaus" des Ammonhofes Hs.Nr. 28 ½

in Pellham

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 fo agdf 42 ausschnitt

 Das Prommersberger-Haus um 1942
Ausschnitt aus einem Bild aufgenommen von Max Hiegeist, Hoerabach

 

 

 

Bei dem Haus handelte es sich um das Nebenhaus des ehemaligen Ammonhofes Hs.Nr. 28 (heute Mandl).

Am 08.02.1905  kauft Maria Spandl das Nebenhaus von dem Immobilienhändler Hermann Maier.

 

 Spandl

 

 

1923 bis 1925 wird das Haus von einem Alois Heigl bewohnt.

1926 bis 1928 wohnt ein Martin Hien in dem Haus.

1929 bewohnt ein Michael Sieber das Haus.

 

 

Schließlich erwerben ca. 1931 Xaver Prommersberger von Großneundling (1905-1988) und Cäcilia geb. Rothammer vom Wolfsberg (1908-1991) das Haus.

 

Inzwischen ist es durch Verkauf in andere Hände übergegangen.

 

 

 

 

 

 

fo stei 1389 ausschnitt

 aufgenommen in November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-14, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894-1960

 

Das "Nebenhaus" des Geyerhofes Hs.Nr. 27 ½ - heute Malterer

in Pellham

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Dieses Anwesen gehörte ursprünglich zu dem 120 Tagwerk großen „Geyerhof“ Hs.Nr. 27 in Pellham.

1874 verkaufen das Ehepaar Joseph und Theresia Gierl von Agendorf den „Geyerhof“ an Michael und Walburga Schnagl, nachdem sie ca. 50 Tagwerk davon abgetrennt haben.

Zwei Jahre später, am 07.10.1876 verkaufen Michael und Walburga Schnagl das danebenliegende „Brennhaus mit Stallung unter einem Dache“ und einigem Grundbesitz an Georg und Margaretha Malterer.

 

Am 14. Oktober 1885 kommt es beinahe zur Katastrophe. Der Stall des Malterer-Anwesens brennt ab, doch das Wohnhaus, das bereits Feuer gefangen hat, kann noch gerettet werden.
Bei solchen Bränden waren alle umliegenden Gebäude durch den Funkenflug in großer Gefahr. Aus Dankbarkeit stifteten die Pellhamer eine Votivtafel in der Wallfahrtskirche St. Ursula auf dem  Pilgramsberg.

 

votivtafel

Vorne brennt der Stall, während dahinter das bereits brennende Dach des Wohnhauses gelöscht wird.
Links im Hintergrund ist das Bauernhaus der Familie Schnagl (heute Wolf) zu sehen. Rechts daneben das Haus der Familie Bachl (heute Mandl).
Votivtafel in der Wallfahrtskirche auf dem Pilgramsberg
Bild: Claudia Heigl


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 Zusätzlich errichtet die Familie Malterer aus Dankbarkeit noch ein Kreuz beim Anwesen.

 

 

 

Malterer

 

 

1896 übernimmt Georg Malterer den Besitz von seinen zwei Schwestern, nachdem die Eltern bereits verstorben waren, und vermählt sich mit Rosina Aumer von Rattiszell. Das Ehepaar bekommt vierzehn Kinder, von denen ein Mädchen im Säuglingsalter stirbt. Eine weitere Tochter, Rosina, kommt mit sechs Jahren ums Leben, als sie sich im Juli 1907 an einer Sichel schneidet und verblutet.

 

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Malterer Rosina geb. Aumer (1874-1942) und Georg Malterer (1870-1973)
mit sieben ihrer dreizehn Kinder um 1921
Rosina (*1909), Maria (*1910), Karl (*1917), Jakob (*1912), Konrad (*1918), Max (1907) und Franziska (*1902)
Bild: Familie Malterer

 

malterer georg

Rosina und Georg Malterer
Zeichnung: Familie Malterer

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Rosina Malterer, geb. Aumer in der typischen Tracht der Bäuerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts
Bild: Familie Malterer

 

 

1942 übernimmt Sohn Jakob Malterer (1912-1984) das Anwesen von seinem Vater und heiratet die Witwe Franziska Hilmer, geb. Geith (1918-2010).

 

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 Das Malterer Wohnhaus um 1950
Bild: Familie Malterer

 

 

fo stei 1389 25

 vorne rechts das Malterer-Anwesen im November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-10, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-14, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894-1960