Nachrichten von alter Stiftsherrlichkeit

 

Eine Urkunde erzählt aus den „Freiheiten“ des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster

 

Von Hans Agsteiner

 

Das uralte Chorherrenstift Pfaffmünster, einst malerisch am Rande des Bayerischen Waldes in der Ortschaft Münster gelegen, war einst bis zu seiner Verlegung nach Straubing im Jahr 1581 ein bedeutendes religiöses Zentrum. Zehn meist adelige Kanoniker, auch Chorherren genannt, bewohnten hier eigene Häuser und verrichteten in der Stiftskirche St. Tiburtius ihre liturgischen Aufgaben. Zusätzlich widmeten sich den Wissenschaften und der Politik und gelangten dadurch zu Berühmtheit. Die Seelsorge, die meist von weniger vornehmen Vikaren ausgeübt wurde, ging nebenher. Zahlreiche Urkunden in den Archiven erzählen vom Leben der mit dem kostbaren Fehpelz bekleideten Chorherren. Im Mittelalter musste für Klöster und Stifte ein Vogt bestellt werden, der diese Institution beschützte und sie vor Gericht vertrat. Vögte des Chorherrnstifts Pfaffmünster waren die Mitglieder des Hauses Wittelsbach, welche als Erben der Grafen von Bogen diese Funktion übernommen hatten. Zu ihren Aufgaben gehörte auch der Schutz der Freiheiten und Privilegien, die sie in Urkunden bestätigten.    

 

Gewährung von Privilegien und Freiheiten

Das Verhältnis der Städte und Märkte zu ihren Landesherren muss als „eine persönliche Bindung etwa im Sinne des Lehensbandes“ verstanden werden. Deshalb waren städtische Freiheiten und Markprivilegien ebenso wie Lehen notwendigerweise beim Regierungsbeginn eines neuen Herzogs zu bestätigen. Die Städte bekräftigten diese Rechtsbeziehung durch die Huldigung, die Herzöge mit der Ausstellung neuer Freiheitsbriefe, die in der Regel die alten Privilegien bestätigten. In ähnlicher Weise sind die Freiheitsbestätigungen für die vom Landesherrn teilweise abhängigen Chorherrenstifte zu sehen. Auch den Stiften war daran gelegen, dass ihre vom Landesfürsten einst eingeräumten Freiheitsrechte und Privilegien nicht vergessen wurden, sondern immer wieder, vor allem bei einem Herrschaftswechsel, aufs Neue bestätigt wurden. In diesem Sinne ist die vorstehend erwähnte uns übersandte Urkunde als Freiheitsbrief zu verstehen.

Es verwundert etwas, dass manchmal Urkunden, auch Stiftsurkunden, außerhalb der amtlichen Archive entdeckt werden. Ein Glücksfall für die Stiftsforschung ist es, dass Marianne Schloßer aus Beilngries eine Urkunde zur Stiftsgeschichte Pfaffmünster (2 Blätter) in dem Stadtarchiv Beilngries entdeckte, diese einscannte und als Anlage zu einer e-mail dem Steinacher Heimatgeschichtlichen Archiv übersandt hat. Die Prachturkunde mit der Freiheitenbestätigung für das Chorherrenstift Pfaffmünster geht auf Herzog Albrecht I. von Bayern/Straubing-Holland zurück. Er bestätigt darin die bereits von seinem Vorfahr Herzog Hainrich im Jahre 1335 erteilten Freiheiten und die von seinem Vater Kaiser Ludwig der Bayer 1344 ausgestellte Urkunde. Nach den sog. „Freyheiten dess Stiffts Pfaffenmünster“1, hat „Herzog Albrecht in zween Briefen“ an Sankt Lambrechtstag bzw. am St. Michaeltag abends 1359 in der zum Herzogtum Straubing-Holland gehörenden Grafschaft Seeland die Freiheiten des Chorherrenstifts Pfaffmünster bestätigt. Die später auf der Urkunde angebrachte rote Jahreszahl 1335 betrifft nicht Albrechts Urkunde, sondern die darin vermerkte frühere Freiheitengewährung durch Herzog Hainrich im Jahre 1335. Bei der vorliegenden Urkunde Herzog Albrechts fehlt das Schlussblatt mit Unterschrift des Ausstellers sowie das Datum. Nach dem spätgotischen Schriftbild könnte es sich bei der Urkunde um eine Abschrift aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts handeln2.

 

Urkunde 2

Die Abschrift des Freiheitsbriefes aus dem Jahre 1335

 

 

Aus dem Inhalt des Freiheitenbriefs

Einleitend beginnt der Freiheitsbrief standardisiert in der damaligen Kanzleisprache,  wie bei dieser Urkundenart üblich, und geht dann über ins Detail:

„Albrecht von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rein und Herzoge in Bayern bekennen und thun kundt offentlich mit dißem Briefe das dy Erbarn Herrn Johanns der Chamerauer von dem Haydstein, Brobst,  Perchtold der Nußperger, Dechant und das Capitl Gemainiklich des Stifts zu Pfaffmünster gelegen in Unserem Lande ze Baiern in Regens(burger) Bistums unser lieb Dienerung Capplan Unns vorbracht habens und gezaigt Ein Aufnemen unnd  Bestätigung von unserem lieben Herrn und Vater Kaiser Ludwig von Rom, dem Gott gnädig sei, eines Briefes, den Uns Vetter Herzog Hainrich selig von Bayern dem vorgenannten zu Pfaffmünster Brobst Techandt und Capitl da selb gegeben hat und baten Unns dienerlich, das wieder dieselben Confirmationen und Bestätigung unnd Brief mit unserem Brief auch fürbas durch gar confirmieren und bestätigen wollen und dieselb Confirmation und Bestätgung und Brief steht von Wort zu Wort als hernach geschrieben stet“.

Herzog Albrecht von Bayern, zugleich Pfalzgraf bei Rhein, teilt darin mit, dass der Stiftspropst Johann der Chamerauer zum Haidstein und der Stiftdekan Perchtold der Nußberger und das Kapitel des Stifts zu Pfaffmünster gebeten haben, dass ihnen die Confirmationen und Bestätigungen, die sie von seinem Vater Kaiser Ludwig der Bayer und seinem Vetter Herzog Hainrich erhalten hätten, weiterhin gegeben würden. Herzog Albrecht nennt seinen Vater „Kaiser Ludwig von Rom“, das ist der berühmte Ludwig der Bayer, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Somit handelt es sich beim Aussteller der Urkunde um Herzog Albrecht I. (1353 – 1404) von Bayern/Straubing-Holland. Auch die Daten des Stiftspropst Johann der Chamerauer zum Haidstein, urkundliche Erwähnung in der Pröpstetafel von Pfaffmünster 1335 und 1367, deuten darauf hin.

Herzog Albrecht nennt in der Urkunde zwei Vorurkunden mit Freiheitsrechten für das Stift:

  1. ausgestellt von seinem Vater Kaiser Ludwig der Bayer
  2. ausgestellt von Herzog Hainrich

Beide Urkunden zitiert er nun im Text:

Zu 1:

„Wir Ludwig von Gottes Gnaden Römischer Keyser allen Zeyten merer des Reichs Versetzen und thun kundt öffentlich mit diesem Brief, das wir gesehen haben den Brief, den der hochgeborene Herzog Hainrich selig von Bayern, unser Vetter, den ersamen Mannenj, dem Brobst, dem Dechandt und dem Capil gemainikhlich ze Pfaffmünster unseren lieben diemütergens gegeben hat. Dies von Wort zu Wort, wie hernach geschrieben stet“.

Zu 2: (auszugsweise)

„Wir Hainrich von Gottes genaden Pfalzgraf ze Rein und Herzog in Baiern…als den Ersamen Brobst ze Pfaffenmünster, Dechand und alle Chorherren des Gotshauses da selb di yetz und fürbas da werden …in Unsere besondere …genad und gelaytt genommen haben Alß das sy unnsere besonder Capplan und Hofpfaffen hayssent  …das sye alle die Recht die Bischöff, die Prelaten und ander Gotshaus in Unserem Land haben…haben sollen.
Auch über ihre Leut und Gut haben sollen nach der Handvest..die Unns Vetter Chunig Ott, dem Got gnad unnd wie aller Pfaffen über den Chauf das Gericht gegeben.
Das ist geben zu Straubing do man zalt nach Christi gepurt Dreutzdenhundert Jar danch in dem fünfunddreysigsgten an sand Kylians tag.

 

Anmerkung:
Die sogenannte Handveste, auch Ottonische Handveste genannt, ist eine der bedeutendsten bayerischen Fürstenurkunden. Sie geht zurück auf Herzog Otto von Niederbayern/Landshut, der mit vielen Mühen König von Ungarn geworden ist, dort aber kläglich gescheiterte und mit einem riesigen Schuldenberg in die Heimat zurückkehren musste (das Kollsalgemälde mit seiner Krönung in Ungarn, das als Dauerleihgabe den Straubinger Rathaussaal schmückte, ist leider beim Rathausbrand verbrannt). Um seine Finanzen wieder in Ordnung zu bringen verkaufte Otto herrschaftliche Rechte an Adelige und Stifte. Es entstanden die sogenannten Hofmarken, Niedergerichtsbezirke mit zahlreichen Aufgaben und Rechten für die Inhaber. Diese Tatsache wird im Freiheitenbrief besonders erwähnt, den das Stift Pfaffmünster besaß das Dorf Münster als Hofmark, ebenso die Schwaigen Öberau und Aholfing. Dazu wird im Freiheitenbrief ausgeführt, dass Vitztum, Richter und Amtmann, also seine hohe fürstliche Beamtenschaft, in der Hofmark Pfaffmünster „nicht richten noch rechten sollen, mit Ausnahme der drei Sach, die an den Tod gehen.“ Die niedere Gerichtsbarkeit übte in der Hofmark Pfaffmünster der Hofmarksrichter aus.

Später schränkte der Herzog in Pfaffmünster die Rechte der Hofmarksinhaber etwas ein. Er ordnete (vielleicht auf den Wunsch der Bürger ?) den Kirchtagsschutz zu Pfingsten an. Dabei hatten die Münsterer Bürger ihr Recht nicht beim Hofmarksrichter des Stifts, sondern beim herzoglichen Landrichter von Straubing zu verlangen, der die Pfingstage über mit seinen Gesellen in Münster weilte und hier üppig verpflegt wurde.

 

Die Zusammenfassung in den „Freyheiten deß Stüffts Pfaffenmünster“ durch Maximilan Freiherr von Verger vom 30. Juni 1758

Der bayerische Kurfürst beauftragte den Straubinger Regierungsrat und Landrichter Maximilian Freiherr von Verger auf Moosdorf mit der Zusammenstellung der wichtigsten Urkunden des „Kurfürstlichen Kollegiatstifts SS Jakobus und Tiburtius“ zu Straubing. Diese Zusammenstellung ist war unter der Signatur Rep 168/1, Fasz. 1272 bis vor wenigen Jahren im Staatsarchiv Landshut registriert, bevor der Bestand an das Hauptstaatsarchiv München übergeben wurde. Der Steinacher Schlossbenefiziat und Historiker Josef Schlicht hat diese Zusammenstellung gelesen und in der Zeitschrift „Der Bayerwald“, Ausgabe 1905, 1. Heft, S. 9 ff. veröffentlicht.

In der Urkunden-Zusammenstellung von 1758 sind vor allem die wichtigen Freiheiten-Bestätigungen, aber auch besondere Schenkungsurkunden kurz dargestellt.

Nachfolgend Auszüge aus der Zusammenstellung:

Namentlich aus der Freiheiten-Urkunde Kaiser Ludwigs des Bayern vom Agathetag anno 1344 (in Auszügen);

„Der Schwaighof zu Aholfing, und der Mayr, so darauf sitzt, und einem Propst zu seiner Cappeln Öberau gehört, werden gefreut, also daß khain Ambtmann, noch andere wie genannt seien, über den Hof, noch Mayr nicht zu schaffen noch zu bieten sollen haben…“

 Freiheiten-Urkunde Kaiser Karl IV., König von Böheimb, vom 26. September anno 1350.

Freiheiten-Urkunde Herzog Albrecht I. von Bayern/Straubing-Holland ausgestellt in Seelandt 1359. Es handelt sich um die hier besprochene Urkunde.

Freiheiten-Urkunde Herzog Albrechts der Jung (= Herzog Albrecht II. von

Freiheiten-Urkunde Herzog Albrecht (= Albrecht III. von Bayern/München-Straubing, Gemahl der Agnes Bernauer), Graf zu Vohburg, Straubing am Pfingstag anno 1437 und Dreikönigstag anno 1447

Freiheiten-Urkunde Fürst (= Ernst) und Herzogs Wilhelm (= Wilhelm III. von Bayern/München-Straubing) anno 1429

Freiheiten-Urkunde der Herzöge von Bayern/München-Straubing Johann, Sigmund, Albrecht (= Albrecht IV.), Christoph und Wolfgang (Söhne von Herzog Albrecht III.)

Es folgen wichtige Schenkungsurkunden für das Stift

 

Freiheitenbriefe Stift Pfaffmünster im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München

Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv werden folgende Freiheitenbriefe der Regenten unter den nachfolgenden Signaturen aufbewahrt:

BayHStA, Kollegiatstift Straubing Urkunden 25
„Herzog Albrecht V. von Bayern bestätigt die Rechte und Freiheiten des Klosters Pfaffenmünster, 3. Mai 1551, Straubing“

BayHStA, Kollegiatstift Straubing Urkunden 30
„Herzog Wilhelm V. von Bayern bestätigt die Rechte und Freiheiten des Stifts Pfaffenmünster, welches nach St. Jakob in Straubing transferiert wurde“, 12. September 1583, München.

BayHStA, Kollegiatstift Straubing, Archivalien 15
„Zwei Hefte mit Abschriften von herzoglichen Privilegien des Stifts Pfaffenmünster (1324 – 1551) nach 1551 V 3“

 

 

1 StA Landshut, alte Signatur Rep 168/1, Fasz 1272
2 vgl. dazu Beispiel im Übungsbuch deutsche Schriftkunde, S. 57

 

 

Ueberlassung

Da das Dokument keinen Zusammenhang mit Beilngries hat, beschloss Frau Schloßer vom Stadtarchiv Beilngries, in Absprache mit dem Bürgermeister, das Originaldokument dem Heimatarchiv Steinach zu überlassen. Hier gehört sie nun, zusammen mit den Urkunden des Schlossarchives Steinach, zu den ältesten Beständen des Heimatarchives.
Hans Agsteiner und Claudia Heigl freuen sich über den neuen "Schatz" in dem Archiv.

 

 


Die Kirchenbücher der Pfarrei Pfaffmünster

 

 

Die alten Kirchenbücher der Pfarrei Pfaffmünster befinden sich im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg.

Seit Mai 2023 werden nach und nach die digitalisierten Kirchenbücher des Bistums Regensburg auf der Pfattform Matricula des ICARUS-Verbundes online zur Verfügung gestellt und können dort kostenlos eingesehen werden.

Seit 14. Juli 2023 sind die Kirchenbücher der Pfarrei Pfaffmünster online zugänglich:

 

Direkter Link zu den Kirchenbücher Pfaffmünster

 

 

Um Ihnen die Suche zu erleichtern, haben wir eine Übersicht der Kirchenbücher der Pfarrei Pfaffmünster zusammengestellt:

 

Übersicht über die Kirchenbücher Pfaffmünster

 

 

Beachten Sie die Umpfarrungen der Orte von der Pfarrei und in die Pfarrei:

Umpfarrungen in die Pfarrei Pfaffmünster

1805 wurden Niederhartzeitldorn (Unterzeitldorn), Gollau, Bielhof, Ober- und Unterharthof aus der Pfarrei Sossau nach Pfaffmünster umgepfarrt.

 

Umpfarrungen aus der Pfarrei Pfaffmünster

1526 und 1559 erscheint Ascha als Filiale der Pfarrei Pfaffmünster. 1590 wird Ascha als selbständige Pfarrei aufgeführt.

1862 wurden Aichmühl und Pürstenberg in die Pfarrei Steinach umgepfarrt.

1869 wurde Hundsschweif in die Pfarrei Kirchroth umgepfarrt.

1874 wurde Unterharthof und Oberharthof in die Pfarrei Parkstetten umgepfarrt.

1921 wurde Fischerdorf in die Pfarrei Parkstetten umgepfarrt.

1921 wurde Friedenhain in die Pfarrei Parkstetten umgepfarrt, jedoch 1927 wieder bei Pfaffmünster geführt und 1947 an die Expositur Kößnach (Pfarrei Kirchroth) umgepfarrt.

1921 wurden Bielhof, Gollau und Unterzeitldorn zur Expositur Sossau zurückverlegt (Pfarrei St. Jakob Straubing)

 

Die Kirchenbucheinträge finden Sie dann in den jeweiligen Nachbarpfarreien.

 

 

 

Die Aumer-Kapelle bei Münster

 

von Claudia Heigl

 

 

Als Karl Aumer, der spätere Eigentümer des Anwesen in der Aufrother Str. 8 (siehe auch Höpflgarten), als junger Mann in die Wehrmacht eingezogen wurde und in den Krieg ziehen musste, gelobte er eine Kapelle zu errichten, sollte er wieder gesund nach Hause kommen.

In den 1970er Jahren errichtete er auf dem Berg, in der Nähe des Höpflhofes, eine Marien-Kapelle nach russischem Vorbild.

 

aumerkapelle 1

aumerkapelle 2

aufgenommen im Juni 2022
Bilder: Hans Agsteiner

 

 

Die Pfarrgemeinde von Münster besucht die Aumer-Kapelle regelmäßig bei Bittgängen und hält hier Maiandachten ab.

 

aumerkapelle 3

Gebetstafel im inneren der Kapelle
Bild: Hans Agsteiner

 

 

 

 

Die Kirchenbücher der Pfarrei Steinach

 

 

Die alten Kirchenbücher der Pfarrei Steinach befinden sich im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg.

Seit Mai 2023 werden nach und nach die digitalisierten Kirchenbücher des Bistums Regensburg auf der Pfattform Matricula des ICARUS-Verbundes online zur Verfügung gestellt und können dort kostenlos eingesehen werden.

Seit 8. Dezember 2023 sind die Kirchenbücher der Pfarrei Steinach online zugänglich:

 

Direkter Link zu den Kirchenbücher Steinach

 

 

Um Ihnen die Suche zu erleichtern, haben wir eine Übersicht der Kirchenbücher der Pfarrei Steinach zusammengestellt:

 

Übersicht über die Kirchenbücher Steinach

 

 

Beachten Sie die Umpfarrungen der Orte von der Pfarrei und in die Pfarrei:

Umpfarrungen in die Pfarrei Steinach

1849 kamen Oberniedersteinach und Unterniedersteinach, Sackhof und Thanhof von der Pfarrei Kirchroth nach Steinach.

1854 kam Bärnzell aus der Pfarrei Parkstetten nach Steinach.

1862 kamen Pürstenberg und Aichmühl aus der Pfarrei Pfaffmünster nach Steinach.

1909 wurde das Neue Schloss Steinach der Pfarrei Steinach zugewiesen. (Singberg und Helmberg, die ehemaligen Einöden, an dessen Stelle das Schloss gebaut wurde gehörten zur Pfarrei Pfaffmünster).

Umpfarrungen aus der Pfarrei Steinach

1838 wurden Trudendorf, Muckenwinklung und die Höfe in Vorderschida, Mitterschida und Hinterschida (Weiherhof) zur Pfarrei Oberalteich umgepfarrt.
Unterhartberg und Oberhartberg kamen in die Pfarrei Mitterfels.

1923 wurden Au und Wiesenzell in die Pfarrei Ascha umgepfarrt.

1925 wurde ein Haus (Nr. 23) in Hörmannsberg in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt.

 

Die Kirchenbucheinträge finden Sie dann in den jeweiligen Nachbarpfarreien.

 

 

 

Der Pfarrhof in Steinach

 

von Hans Agsteiner

 

 

pfarrhof 1991

Der alte Pfarrhof mit der Pfarrkiche St. Michael
aufgenommen 1983
Bild: Pfarrer Mass

 

 

 

1586 – der erste bekannte Pfarrhof

Der größte Grundherr in und um Steinach war im hohen Mittelalter das Augsburger Domkapitel.

Das Domkapitel fühlte sich auch für das Seelenheil der Steinacher verantwortlich. Deshalb errichtete es in Steinach eine Pfarrei mit der Pfarrkirche St. Michael und für den Ortsgeistlichen einen Pfarrhof. 1586 wird erstmals ein Steinacher Pfarrhof urkundlich erwähnt. Er war damals aber schon alt und befand sich in keinem guten Zustand. So wird berichtet, dass „alles Gebäu für Wohnung und Ökonomie des Pfarrers dem Einsturz nahe ist“.


Um diese Zeit ist Andreas Eckenhofer Pfarrer in Steinach. Kurz zuvor, im Jahr 1535, war eine große Veränderung in den Grundbesitzverhältnissen eingetreten. Der Herzog hatte auf Wunsch der aufstrebenden Straubinger Bürgerschaft dem Augsburger Domkapitel die Grundherrenrecht in und um Straubing und Steinach abgekauft. Das Straubinger Terrain verkaufte er weiter an die Bürger, den Steinacher Besitz veräußerte er 1540 an seinen Rat und Ritter von Steinach Christoph von der Warth. Das „Lehen auf Kirche und Widen“ behält er sich aber zurück, so dass die Steinacher Pfarrer von dem Landesfürsten ernannt wurden und auch ihrer direkten Gerichtsbarkeit unterstanden.
Als Hofratspräsident Dr. Wiguläus Hundt den Edelsitz Steinach 1583 kaufte, da erwies ihm Herzog Wilhelm V. eine ganz besondere Fürstengnade. Er trat das Pfarrpatronat von Steinach dem Hofmarksherrn ab. Dieser Gnadenerweis blieb während der gesamten Besitzzeit der Familie Hundt und ging dann wieder an den bayerischen Herzog zurück.

Wiguläus Hundt bestellte den Münchner Andreas Eckenhofer 1586 zum Pfarrer und setzte ihn gleichzeitig, zur Aufbesserung seiner Einkünfte, als Benefiziat in Steinach ein. Als Auflage hatte er aber die Verpflichtung, aus diesem Einkommenszuwachs „den Pfarrhof sambt Wittenhaus (=Ökonomiegebäude) von neuem zu erpauen“.

Es dauerte noch ein paar Jahre bis sich Eckenhofer an diese große Baumaßnahme wagte. Josef Schlicht schreibt in seiner Geschichte von Steinach über ihn: „Da er nun bis 1593 gar nicht viel gehabt und noch 1593 sogleich den Bau angehoben, dabei weit über 1 000 Gulden in Kirche und Pfarrhof ausgelegt, so konnte er 1606 immer noch an den Fürstbischof schreiben: dass er bis dato wenig vom Benefizium genossen hat.“

Der neue Pfarrhof war – wie wohl auch der alte – aus Holz gebaut. Schlicht bemerkt, dass die Baumstänne zu den Pfarrgebäuden dem Benefiziumswald entnommen wurden. Diesen großen Holzeinschlag für den Bau des Pfarrhofs und des Ökonomiegebäudes beklagte später der nachfolgende Schlossbenefiziat, denn sein Benefiziumsvermögen und damit sein Einkommen war dadurch erheblich geschmälert. Der Benefiziumswald besteht heute noch und ist wichtiger Bestandteil des Benefiziumsvermögens.

Am 1. April 1593 besuchte der damalige Straubinger Vitztum Christoph Graf von Schwarzenberg Steinach, um einem fürstlichen Befehl gemäß nachzusehen, ob Pfarrhof und Benefziatenhaus samt den Widdengütern in einem guten baulichen Zustand seien. Er fand aber den alten Pfarrhof zusammengefallen vor, aber daneben ein neues Haus und darin eine Bewohnerin, „welche dem Regierungsbericht unter einem für den Pfarrer höchst ehrenrührigen Namen einverleibt wurde“.

Dem Pfarrhof fehlte es wohl noch an diesem und jenem, denn erst 1607 meldet Eckenhofer „den Bau von Grund auf mit nit wenig Kosten als geschehen“.

 

Als Eckenhofer 1612 von einem Blutsverwandten „beim Geldschäffel“ erdrosselt wurde, erstellte man über sein Vermögen ein Inventar, das heute noch im Pfarrarchiv Steinach erhalten ist. Diese seltene Beschreibung, gibt uns einen interessanten Einblick, wie ein niederbayerischer Pfarrherr am Ende des 16. Jahrhunderts, sechs Jahre vor Beginn des 30jährigen Krieg, eingerichtet war und gelebt hat:

  1. In der oberen Stube: ein Tisch mit einer Schublade, eine Sidltruhe (Truhe zum Sitzen und aufbewahren von Gegenständen) mit etlichen Pfund Flachs, ein kleines Spannbettl, ein ledernes Polster, ein Gießkasten, darin ein kupfernes Gießpöck (Handwaschbecken), ein grüner mit rotem Leder gepolsterten Sessel, ein anderer schlechter gefütterter Sessel, ein messinger Weihbrunnkessel.
  2. In der Stubenkammer mit einem Himmelbett mit Fußkasten und Vorhängen, ein Liegebett mit „Parcheter Ziech“ (Bezug aus starkem Mischgewebe aus Baumwolle oder Leinen), ein „Tuckhbett“ mit dergleichen Ziech (ein Oberbett mit gleichem Überzug). Ein schwarzes wollenes Röckl ohne Ärmel, ein schwarze Unterjacke mit damastenen Ärmel und einen alten wollenen Mantel, ein alter Nachtpelz mit Fuchspelz gefüttert, ein schwarzes wollenes Röckl mit Ärmel, zwei Unterjacken aus Fuchspelz, zwölf Hemden, zwei Chorröcke, zwei Teppiche eine Schachtel mit Briefen, Wappen, eine Truhe mit einem Säckel Geld samt einen silbernen Insigl, eine silberbeschlagene Messerscheide mit Kette und einem silberbeschlagenem Piran?, sechs silberne Löffel, eine Muskatnuss mit Silber beschlagen und vergoldet, ein niederes silbernes Becherl mit vergoldeten Griffen und rundkugleten Füßen, ein Badmantel, dreiundzwanzig Servietten, neun Tischtüchter, vier Handtücher, vier große und kleine Zinnplatten, sechs große und kleine Schüsseln, ein Zinneren Kipferling, zehn Messingbecher, ein kupferner Bierbock, ein futeral zum Balbierzeug, ein alter Federspieß, eine Gewürzmühle, sechseinhalb Ellen Leinwerktuch.
  3. In der oberen Flez: ein Tisch, drei Bänke, eine lange Schüsseltafel, ein großes Bild mit unserer Lieben Frau, eine Schlaguhr und Kasten.
  4. In der Gästekammer: zwei Bettstatten, ein Leinwandkasten darin vier rupferne (grobes Juttegewebe aus reinem Werch) Leintüchter und vier Handtücher, zwei Kasten
  5. In der Stiegenkammer: zwei kupferne Prennhüet (Brennhüte), ein kupfernes Schwenkkessel, ein kupfernes Büschlkessel, eine Bettstatt mit Deckbett und Liegebett.
  6. Unten in den Baustuben (für die Dienstboten): ein Tisch, zwölf schlechte Löffel, eine große kupferne Flasche mit einem Schrauben, drei Sessel, ein Pfannholz ein zinnernes Gießkästl
  7. Im Schreibstüberl: ein kleines Spannbett, darin ein Liege- und Deckbett, drei Kerzenleuchter
  8. In der Küche: ein Dreifuß, eine kupferne Siedepfanne
  9. In der Ehehaltenkammer (Dienstbotenkammer): eine Bettstatt ohne Himmel, darin ein Liege und Deckbett, ein Backgeschirr, ein Backgeschirr, Selchkessel, eine Sulzbottich.
  10. In der Speisekammer: zwei Fass mit Kraut, ein Schaber, ein kupferner Bierstützen
  11. In der unteren Flez: ein Tisch, ein Speisekasten, eine Milchtruhe, fünf große und kleine Zuber, ein Fässl, eine Schüsselrampe, zwei hölzerne Schüssel, zwölf Teller
  12. Im Keller: ein Fass mit zwei Eimern bayrischen Wein
  13. Auf dem oberen Boden: zwei Kübel, darin fünf Vierling Flachslinß, sechs Getreidesiebe, zwei Plahen
  14. Im Rossstall: drei Rösser, drei Fuhr und drei Ackergeschirre
  15. In den anderen Viehställen: zwei Ochsen, drei Stiere, vier Kühe, fünf Kälbinnen, zwei Mastschweine, sechs junge Schweine, acht Lämmer, sieben Geißen, vier Enten, vier Hennen, zwei Wägen, ein Karren, ein Pflug, zwei Eggen, ungefähr acht Futter und allerlei Einstreu
  16. Bücher wurden die die Pfarrer von Roth (Kirchroth) und Münster um acht Gulden verkauft

 

Jahrhundertelang hat der hölzerne Pfarrhof von 1593 gehalten, wenn er auch immer wieder repariert werden musste.

 

uraufnahme

Das alte Pfarrhaus von 1586 dürfte an der gleichen Stelle gestanden haben, wir der Bau von 1853
Der Pfarrhof erhielt die Hs.Nr. 62
Uraufnahme von 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Erst im Jahr 1853 entschloss sich der damalige Steinacher Pfarrer Georg Pentner zu einem Neubau. Es ist jener Pfarrhof, der im Jahr 2003 abgebrochen wurde.

Ein großer Baufehler war aber, dass – wohl aus falscher Sparsamkeit – die rückwärtige Außenwand eingespart wurde, indem man dazu die anschließende Friedhofsmauer benutzte. Enorme Feuchtigkeitsschäden waren die Folge, die schließlich auch der Hauptgrund waren für den Neubau.

 

pfarrhaus 1930

Das Pfarrhaus aus dem Jahr 1853 um 1930

 

 

Pfarrhaus 1956 1973

Das Pfarrhaus um 1956 und 1973 aus Sicht des Friedhofes.

 

 

pfarrhaus 1980

Das alte Pfarrhaus um 1980

 

 

 

 

Der neue Pfarrhof von 2005

 

Pfarrer Wolfgang Reischl und die Kirchenverwaltung standen vor der Wahl: Kostspielige Renovierung des alten Pfarrhofs oder Abbruch desselben und Neubau. Da die veranschlagten Renovierungskosten etwa genauso hoch gewesen wären, wie ein Neubau, entschied sich die Kirchenverwaltung zu einem Neubau. Die Diözese Regensburg machte zur Auflage, dass das alte Pfarrhaus zuerst abgebrochen werden muss, und dann erst mit dem Neubau begonnen werden darf.

2003 wurde mit den Baumaßnahmen begonnen. Größe, Anzahl und Art der Räumlichkeiten war eine Vorgabe der Diözese. Lediglich die äußere Gestaltung war frei und sollte dem Landschaftsbild angepasst werden. So sind im Pfarrhaus das Pfarrbüro, ein Besprechungsraum, ein Amtszimmer des Pfarrers, Räume für pastorale Mitarbeiter, ein Gästezimmer, eine Küche, eine Haushälterinnenwohnung und die Privaträume des Pfarrers mit ca. 40 qm untergebracht. Die Baukosten betrugen in etwa 450.000 Euro. Dazu erhielt die Pfarrei einen Zuschuss von 250.000 Euro. Den Restbetrag musste die Pfarrei selbst finanzieren.

 

 pfarrhof 2020

 Das neu erbaute Pfarrhaus mit der Pfarrkirche
aufgenommen 2018
Bild: Claudia Heigl