Das verschwundene Söldenanwesen Hs.Nr. 53

in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Zwischen der Straße nach Bärnzell und dem ehemaligen Benefziatenhaus lag im oberen Dorf die Hofstelle einer uralten Sölde.
Ein Sölde ist ein kleines Bauerngut, dessen Bewirtschafter als Söldner bezeichnet wurde. In Steinach hatten diese Anwesen meist um die 20 bis 25 Tagwerk (≙6 bis 8 ha) Grundbesitz mit dabei.

 

 

 

 

 

 

ak stei 115

Ansichtskarte gelaufen im Jahr 1917
Archiv f. Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

Bereits 1583 hatte ein Hans Hörl der Schuster darauf Erbrecht1.

1623 wird auf der Hörlsölde ein Wolf Sackhmair genannt2.

Und 1641 wird im Giltregister ein Adam Egglseder auf der „Hörl- oder Sackhmairsölde“3 aufgeführt.
Im Sterbebuch finden wir am 01.11.1649 einen Adam Egelsetter, Hirte in Steinach. Hier könnte es sich um die identische Person handeln.

 

Ihm folgen als Söldnerseheleute Georg und Rosina Hitzinger nach. Als Rosina 1651 stirbt, nimmt der Witwer einen Monat später die verwitwete Eva Schmälzl von Göppingen, zur Ehefrau, die sich nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes 1664 mit Wolfgang Schuhbauer von Unterhartberg vermählt.

 

Hitzinger Besitzer

 

 

Am 07.03.1672 tauschen die Schuhbauer’s ihre Erbrechtssölde mit der Erbrechtsgerechtigkeit an der Behausung von Nikolaus und Barbara Billinger (Pillinger). Welches Haus dies in Steinach war, lässt sich leider nicht nachvollziehen.

 

Nun ist die nächsten 100 Jahre die Familie Billinger auf dem Anwesen.

 

Billinger Besitzer 1

Billinger Besitzer 2

 

Als Michael Billinger 1769 im Alter von 49 Jahren stirbt, heiratet die Witwe Johann Krieger von Haselbach.

Nach dem Tod der Ehefrau nimmt Johann 1777 die Wirtstochter Katharina Stegbauer von Unterparkstetten zur Frau. Nachdem Johann Krieger stirbt, holt sich die Witwe 1785 Johann Georg Hanbrunner von Steinach als Bauern auf dem Hof und nach dessen Tod 1799 Jakob Färber von Münster. Nach drei Ehen stirbt Katharina Färber im Alter von 54 Jahren und der Witwer heiratet 1804 Katharina Spießl vom Wiedenhof.

Sohn Joseph erbt 1835 den Hof von seinen Eltern. So wird der Hof nach 77 Jahren erstmals wieder durch Übergabe an den Sohn weitergegeben und nicht durch Einheirat eines Partners.

 

Faerber Besitzer

 

 

1865 übergibt die verwitwete Katharina Färber den Hof mit 23 Tagwerk Grundbesitz an ihre Tochter Helena, die den Bauerssohn Jakob Foidl von Rotham zum Ehemann nimmt. 1872 verkaufen die beiden einen Teil des Gartens an Helena’s Schwester Katharina und deren Ehemann Jakob Hierl, die darauf ein Haus mit einer Schmiedwerkstatt (neue Hs.Nr. 53 ½) errichten.

 

 

ortskarte steinach 187f 2

 Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach 187f

 

 

Jakob und Helena Foidl haben insgesamt sechs Kinder, von denen jedoch ein Kind im Säuglingsalter (*+1867) und der Sohn Ludwig (1877-1884) im Alter von sieben Jahren stirbt.
Die vier weiteren Kinder gehen zum Arbeiten in die Fremde:
- Johann (*1870) und Jakob (*1872) sind 1915 als Bierbrauer in München angestellt.
   Wahrscheinlich haben sie das Bierbrauen noch in der Schlossbrauerei Steinach gelernt. 1897 wohnen sie noch bei den Eltern. Ein Jahr später sind sie nicht mehr in Steinach aufgeführt4.
-  Die unverheiratete Tochter Maria (*1874) kommt zum Sterben nach Hause. Am 07.08.1911 erliegt sie, nachdem sie drei Tage zu Hause war,  im Elternhaus an einem Herzleiden und einer Lungensucht.
- Tochter Helena (*1868), verheiratete Wagner, ist ebenfalls in München ansässig. Sie erwirbt 1921 das Haus, von dem alle landwirtschaftlichen Grundstücke bereits verkauft worden waren.

 

Nach dem Tod der Mutter verkauft Helena Wagner 1926 das Haus an die Nachbarn Josef und Maria Nickl (Hs.Nr. 51, heute Bärnzeller Str. 3).

 

 

Das Ehepaar Nickl reißt das alte Wohnhaus ab und erbaut 1931 darauf einen Stadel, der noch heute steht.

 

 

 

fo stei 1408

links das ehemalige Schmiedanwesen und rechts das ehemalige Söldenanwesen, auf dem der Stadel aus dem Jahr 1926 steht
in der oberen August-Schmieder-Straße
aufgenommen September 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“, S. 98
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Pfarrarchiv Steinach, Seelenbeschreibung 1897 und 1898

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752

BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster und Umschreibehefte Sig. 17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Stand: 25.04.2023