Schweinehaltung und -zucht auf dem Schlossgut Steinach

 

von Claudia Heigl

 

 

Die Schweinehaltung war ein beachtlicher Teil des Gutsbetriebes in Steinach.
Die Stallungen befanden sich auf dem ehemaligen Schnellinger-Abdeckeranwesen. Heute finden wir in unmittelbarer Nachbarschaft den Betrieb der Saatzucht Steinach.

 

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Altes Schloss Steinach - im Hintergrund rechts der ehemalige Abdeckerhof
aufgenommen 1956
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

 

Bis 1878 war etwas außerhalb vom Dorf der Abdecker von Steinach ansässig. Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld erwarb das Anwesen von der letzten Abdeckerswitwe Barbara Schnellinger und richtete den Ochsenstall des Gutshofes ein.

 

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Der Ochsenstall auf dem ehemaligen Schnellingerhof um 1905

 

 

Als August von Schmieder 1901 Schloss und Gutshof Steinach erwarb und Ludwig Niggl als sein neuer Verwalter einzog, wurde der komplette Gutshof grundlegend modernisiert.

 

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Der Gutsverwalter Ludwig Niggl - im Hintergrund die Schweinestallungen
aufgenommen in den 1930er Jahren

 

 

 

In der Chronik von Steinach, verfasst 1956 von Ludwig Niggl, ist folgendes zu lesen:

Im Jahre 1904 waren auf dem Schlossgut nur einige wenige Schlachtweine anzutreffen, die im Kuhstall untergebracht waren.

Zur Verwendung der Magermilch wurden dann Schweine zur Mast aufgestellt. Zur Unterbringung wurde ein unterhalb des alten Kuhstalles befindlicher Schupfen als Schweinestall ausgebaut.
Boden und Trennwände wurden nach der damals üblichen Weise unter starker Verwendung von Zementbeton ausgeführt.
Man wollte dadurch leicht zu reinigende Stallungen schaffen, übersah aber, dass der Zement viel Wasser anzieht, sehr zum Schaden der Schweine.

Nach Aufhebung des Ochsenstalles auf dem Schnellingerhof, wurden die dort vorhandenen Gebäude für einen auf besonderen Wunsch des Herrn Dr. von Schmieder errichteten Geflügelhof verwendet. Dazu kamen noch eine Anzahl Holzstätte, die auf den Weiden platziert wurden.

Da sich der Geflügelhof gar bald nur als Belastung des Gesamtbetriebes zeigte, wurde er aufgelassen.

Eine Überprüfung der Anlage ergab, dass sie sich sehr gut für eine Schweinezucht eignen würde. Der alte gemauerte Stall wurde zum Maststall eingerichtet, die Holzstallungen eigneten sich sehr gut für die Zuchttiere.

 

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Die Schweineweiden um 1933

 

Später wurde dann aus der abgebrochenen Triebhalle des Gestüts ein großer Abferkestall auf dem Platz errichtet, auf dem die abgebrannte Schnellinger Scheune stand. Er entsprach neuesten Ansprüchen.

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Die Scheune brannte am 22. Oktober 1929 ab

 

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Es entstanden dann drei Gruppen von Schweineweiden:
- Naturweide, hervorgegangen aus einer Naturwiese
- Wiesenschwingel- und Weißkleeweide
- Deutsches Weidelgras-Weißkleeweide.

Es wurden Suhlen eingebaut und die Anlage mit Obstbäumen und Pappeln bebaut. Letztere zum Windschutz.

 

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Das Zuchtmaterial – veredeltes Landschein – war aus der Stammzucht des Gutes Hüttisheim in Baden gekauft, dessen Besitzer Brink und dessen Direktor Eugen Häuser mit Steinach befreundet waren. Die Sauen zeichneten sich vor allem durch große Fruchtbarkeit und Leichtfüttrigkeit aus.
Auf Anraten von Veterinärrat Probst aus Straubing wurden dann Hoyablut eingeführt, durch das die an sich gute Sauenherde noch verbessert wurde. In jüngster Zeit wurde erneut Hoyablut eingeführt.
Der Erfolg auf den Auktionen zeigt, dass der Aufbau richtig durchgeführt wurde.

 

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Die Anlage, die nach einem Ausspruch des Vorsitzenden der deutschen Schweinezüchtervereinigung zu den schönsten deutschen Anlagen zählt, entspricht vom gesundheitlichen Standpunkt aus betrachtet modernsten Anforderungen. Die Weiden liegen warm und geschützt.

 

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Die bäuerliche Schweinezucht und Haltung, die sehr im Argen lag, ist durch die Schweinezucht des Gutes maßgebend beeinflusst worden.

 

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Schweinehütten, als Schutz vor der Sonne
rechts Anton Ruß, der Verwalter des Schweinestalls und auch Brennmeister in der Gutsbrennerei
aufgenommen 1936

 

Auch hier hat sich wieder der sehr günstige Einfluss gut geleiteter Gutsbetriebe auf die bäuerlichen Wirtschaften gezeigt.

Den Bauern wurde nicht nur zahlreiches Zuchtmaterial verkauft, es wurde durch ständige Belehrung über Haltung und Fütterung der Schweine ein richtiger Dienst am Kunden mit Erfolg durchgeführt.

Die Schweinehaltung wurde ein beachtlicher Teil des Gesamtbetriebes.“

 

Der Schweinestall war bis Anfang der 1960er Jahre in Betrieb und wurde dann aufgegeben.

 

 

 

 

Bilder, soweit nicht anders angegeben:
Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

veröffenlticht: 12.05.2023