Pfarrkirche Sankt Michael
Romanik, Gotik, Barock, Moderne –
Generationen haben ihr Antlitz verändert
von Claudia Heigl
Im Jahr 1105 wird Steinach das erste Mal urkundlich erwähnt. Nach Josef Schlicht wurde die Pfarrei Steinach vom Augsburger Domkapitel – dem Grundherrn der meisten Steinacher Höfe – errichtet, wobei das Gründungsjahr nicht mehr ermittelt werden kann. Schlicht nennt als ersten bekannten Pfarrer einen Franz Erber, der bereits 1121 bezeugt ist. Von einer Kirche in Steinach ist noch nicht die Rede.
Die Steinacher Pfarrkirche wird erstmals 1280 erwähnt. In einem Urbar Herzog Heinrichs I. von Landshut heißt es von einem namentlich nicht genannten Pfarrer, „dass er von seiner Kirche St. Michael das jährliche Stiftgeld von 60 Regensburger Pfenninge an das Domkapitel Augsburg erlegt, zur Anerkennung der Grundherrschaft und des Präsentationsrechts“.
Das Pfarrvermögen war wie folgt dotiert: 114 Tagwerk Grund, davon 61 Tagwerk Acker, 26 Tagwerk Wiesen, 27 Tagwerk Wald. 1535 ging das Besetzungsrecht für die Pfarrei an den bayerischen Herzog über. Als Dr. Wiguläus Hundt 1585 das Schlossgut Steinach kaufte, gewährte ihm der Herzog eine besondere Fürstengnade: das Besetzungsrecht der Pfarrei ging an die Familie Hundt über. Ab 1634 sind die Steinacher Pfarrer wieder landesherrlich und ab 1918 „Regierungs-Bischöflich“.
Die Steinacher Pfarrkirche St. Michael hat im Laufe der Jahrhunderte, in besonderem Maße aber in den letzten Jahrzehnten, ihr Antlitz verändert.
aufgenommen 2018
Bild: Claudia Heigl
Baugeschichte
Bei dem massivem romanischen Untergeschoss des Kirchturms dürfte es sich wahrscheinlich einst um einen Wehrturm gehandelt haben.
Der Kirchturm vor der Renovierung 2019
Bild: Claudia Heigl
Der Chor und das Langhaus sind spätgotisch. Der Dachstuhl stammt nach dendrochronologischer Untersuchung aus dem Jahr 1702.
Kirche um 1910
1570 Weihung des Altars durch den Regensburger Bischof David Kölderer von Burgstall
1612 Altar und Kanzel erneuert
1693 Altar erneuert
um 1740 Inneneinrichtung erneuert und Erstellung der Deckengemälde vermutlich durch den Straubinger Maler Josef Anton März.
Die Deckengemälde wurden bei der Renovierung 1972 mit einer Holzdecke überdeckt.
Die Aufnahmen entstanden im Jahr 2019, als die Holzdecke erneuert wurde und die Gemälde kurz frei zugänglich waren.
Bilder: Albert Lindmeier
1795 Hochaltar errichtet
Der alte Hochaltar in der Steinacher Pfarrkirche aus dem Jahr 1795/1798
1797 Friedhofsmauer errichtet und Kirchturm verputzt
1798 Spalier am Hochaltar hinzugefügt und mit den Figuren gefasst
1813 Reparatur des Turmes und der Kirchenstühle
1816 Kirchendach erneuert
1817 Friedhofsmauer erneuert
1832 Renovierung des Kirchturms
1851 Errichtung eines Eingangsportales an der Pfarrkirche
1874/75 Renovierung der Pfarrkirche innen
1892 Renovierung des Kirchturms
Die Kirche um 1910
1926 stürzte die Kirchenmauer nach tagelangen Regenfällen ein und wurde 1927 wieder aufgebaut
1902 Erste Pläne zu einem Neubau der Kirche
1929-1931 Renovierung der Pfarrkirche innen
1932 Renovierung der Pfarrkirche außen
1938 Konkrete Pläne zum Abbruch der Kirche und Neubau unter Erhalt des Turmes durch Pfarrer Josef Aschenbrenner
1955/56 Umbau und Erweiterung der Kirche nach Osten durch Pfarrer Ludwig Gnogler und Einweihung der Kirche am 13. Mai 1956 durch Erzbischof Dr. Michael Buchberger.
Bei dem Hochaltar wurde 1956 bereits das Spalier entfernt.
Das Altarkreuz stammt aus der Klosterkirche Oberalteich und wurde auf Wunsch von Bischof Buchberger in der Steinacher Pfarrkirche angebracht.
Auf dem Bild Pfarrer Johann Gnogler bei seinem 50jährigem Priesterjubläum am 03.03.1965
Die Kirche 1956 nach der Erweiterung
1972/73 Außenrenovierung und Umgestaltung des Innenraums nach Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils. Altarweihe am 30.09.1973 durch Weihbischof Karl Flügel.
1973 Neuer Kreuzweg im alten Kirchenschiff
Die Pfarrkirche innen
linkes kurz vor dem Umbau 2019; rechts um 2000
1980 Neuer Fassadenanstrich
nach 1980 Einlagerung der Seitenaltäre und der Kanzel im Diözesanmuseum, Aufstellung der verbliebenen Figuren in der Kirche
1984 Innenrenovierung der Kirche
1990 neuer Taufstein
1996 Innenanstrich, teilweiser Überholungsanstrich in Eigenleistung
2000 Außenrenovierung und Erweiterung der Sakristei
2019 komplette Umgestaltung des Innenraumes. Kircheröffnung am 3. November 2019 durch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
Die Pfarrkirche Steinach nach der Umgestaltung im Jahr 2019
Bilder: Albert Lindmeier
Die Glocken der Pfarrkirche
1665 erhält die Kirche zwei Glocken - die Michaelsglocke und die Georgsglocke. Gegossen von Johann Schelchhorn von Regensburg.
Die Michaelsglocke (550 kg, Ton: a) wurde von Christoph Wagner, Handelsmann in Gschwendt, gestiftet.
Die Georgsglocke (210 kg, Ton: d') wurde von dem Pfarrer Georg Weismeier gestiftet.
Die Michaelsglocke, auch Festtagsglocke genannt
rechts das Wappen von Christoph Wagner mit der Inschrift (hier handelte es sich wahrscheinlich um seine drei Ehefrauen):
Christoph Wagner, Handelsmann zu
Gschwendt; Margaretha Omaismairin,
Barbara Landstorferin,
Ursula Stubenhoferin
Bilder: Albert Lindmeier
1680 erhält die Kirche eine dritte Glocke - die Marienglocke (325 kg, Ton: b). Gegossen von Johann Cordian Schelchshorn.
1759 kommt das Zügenglöcklein hinzu. Gegossen von Johann Florito aus Straubing. Gestiftet von Pfarrer Matthäus Steiner zu Steinach.
1950 wurde von der Kirchenverwaltung nochmals eine Glocke angeschafft - die St. Wolfgangsglocke. (300 kg, Ton: h)
Die Michaelsglocke, die Marienglocke und das Zügengöcklein mussten während des 2. Weltkrieges, im Jahr 1942, an die Heeresleitung zum Einschmelzen abgeliefert werden. Nach dem Krieg kaufte die Kirchenverwaltung Glockenmaterial ein, um vier neue Glocken gießen zu lassen. Da kamen aus dem Hamburger Hafen die drei abgelieferten Glocken zurück. Nach Überprüfung der Tonreinheit wurden sie auf dem Turm wieder angebracht. Die Kirchenverwaltung beschloss daraufhin, noch eine neue Glocke gießen zu lassen. Das nicht benötigte Glockenmaterial wurde wieder verkauft. Die neue Glocke wurde am 25. Mai 1950, nach erhaltener Weihe, aufgezogen.
Glockenläuten der Pfarrkirche St. Michael: Plenum
Quelle: Youtube, Bistumsglocke
aufgenommen Samstag, den 09. Juli 2011 um 15 Uhr zum Sonntageinläuten
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte