Das Hirtenhaus in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

In Wolferszell befand sich das Hirtenhaus am Rande des Ortes Richtung Steinach.
Die Straße von Wolferszell nach Steinach (heute Kreustraße) hatte daher auch die Flurbezeichnung „Hirtengasse“1.

Bereits 15162 ist ein Hietter Jörgverzeichnet, der von einem Inhäusl 14 Pfennige an das Kastenamt Straubing an Steuer zahlt.

 

15793 gibt ein Hannß Prüner von der Hofstatt, „darauf die Gmain zu zimmern vergunt“, jährlich auf den fürstlichen Kasten Straubing an Grundgelt 4 Regensburger Pfennige.
Das bedeutet, dass Hans Brunner das sog. „Zimmerrecht“ besessen hatte. Dieses Leihrecht war in Altbayern sehr selten. Der Grundherr, in diesem Fall die Dorfgemeinschaft Wolferszell, stellt den Grund gegen einen jährlichen Grundzins zu Bauzwecken zur Verfügung. Unterkellerte Hausbauten waren ursprünglich nicht gestattet, da sich die Nutzung nur auf die Erdoberfläche beschränkt. Das Zimmerrecht hat also Ähnlichkeit mit dem modernen Erbbaurecht4.

Ihm folgen 1597/1599 ein Michael Turmair5 6 und ein Peter Turmair nach.

 

 

uraufnahme

Uraufnahme von 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Weitere Hirtenfamilien in Wolferszell:

1644: Georg und Ottilia Hörl (Taufe d. Sohnes Paul)
1648: Eckher Mathias +
1654: Anna Schmid +Ehefrau d. Michael Schmidt
1655 - 1672: Johann und Margaretha Weyer
1673-1685: Michael u. Dorothea (+1684) Wagner
1678: Johann und Elisabeth Haimerl +
1687: Konrad u. Barbara Knapp (Taufe d. Sohnes Johann)
1688: Paul Kern +
1691: Georg Pirchinger (Tod d. Sohnes Bartholomäus)
1705-1710: Andreas und Katharina Brunner
1722: Wolfgang und Regine Nezer (+1722 mit 54 J.) und der Witwer heiratet Bibiana Zachacker von Sattelpeilnstein
1728: Magdalena Schink +, Hirtenehefrau 40 J.
1763-1768: Sebastian Strasser u. Afra, geb. Lobermayer
1789: Johann Heiden +, 50 J.
1854: Rinkl
1868: Stegbauer
ca. 1890: Johann Baptist Decker und Franziska geb. Wirth
1896: Janker

Wann das Hirtenhaus schließlich abgerissen wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Es dürfte jedenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen sein.

 

 luftbild

 Luftaufnahme in der die ehemalige Lage des Hirtenhauses eingezeichnet ist
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas 2023

 

 

 

 

1 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Agendorf 1836, Hs.Nr. 23
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing A1458, Steuerregister der Untertanen der Pfleggerichte Mitterfels gelegenen Hofmarken 1516
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 158‘
4 Hist. Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 5. Das Landgericht Kötzting, S. 14
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch Kasten Straubing 1599

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Stand: 15.06.2023