Das Häusleranwesen Hs.Nr. 34

 - ehemaliges Gendarmhaus

 

1583: Sölde am Schloßgarten gegen den Stadel – 1623/1641: Das neue Häusl gegenüber dem Schloss – 1691: Freyhäusl

– 1760 Semmelbeck Häusl – 1808: Lutner-Hof Hs.Nr. 32 - ab 1838: Hs.Nr. 34

 

heute August-Schmieder-Str. 19

 

 

 von Claudia Heigl

 

 

 

Auch dieser Hof ist bereits über 400 Jahre alt.

Im Stiftbuch von 1583 erscheint das Anwesen als „Sölde am Schloßgarten gegen den Stadel“, von dem ein „Franzel“ Abgaben zahlt.1

 

Uraufnahme 1827 34

Das Haus mit der späteren Hausnummer 34 lag direkt gegenüber der alten Schlosszufahrt

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1623 besitzt der Schneider Christoph Prunner zusammen mit seinem Sohn Ferdinand das Leibrecht auf dem „neuen Häusl gegen dem Schloß über“.2  Das Haus ist mit 5 Pfund Regensburger Pfennige bewertet.3  Christoph ist vermutlich ein Sohn des Richters Johann Brunner, der im benachbarten Richterhaus (Hs.Nr. 35, heute August-Schmieder-Str. 22) aufgeführt wird.

 

1641 besitzt inzwischen Sohn Ferdinand Brunner das Erbrecht auf dem Anwesen.4 Er ist mit einer Margaretha verheiratet und hat mit ihr vier Kinder, von denen jedoch wahrscheinlich nur der jüngste Sohn Christoph das Erwachsenenalter erreicht.
- Maria (*01.06.1640)
- Adam (*09.06.1642  + 15.07.1642)
- Maria (*09.06.1642  + 23.06.1643)
- Christoph (*05.07.1644)

 

1671 heiratet Christoph die Bierbrauers- und Wirtstochter Anna Heilingmayer von Kirchroth.
Ihr Sohn Jakob wird am 08.06.1672 noch in Steinach geboren, danach zieht die Familie nach Kirchroth und übernimmt dort das „Gasthaus zur Lake“. Christoph stirbt 1676 im Alter von 31 Jahren. Die Witwe heiratet daraufhin Johann Geiger, einen Bauerssohn aus Tiefenbach.
Sohn Jakob Brunner heiratet 1716 die Bauerswitwe Barbara Ecker, geb. Hien (siehe auch Hs.Nr. 9 und 18 in Steinach) und wird Bauer in Unterzeitldorn.

 

Brunner Besitzer

 

 

Anschließend übernimmt Adam Semmelbeck das Anwesen in Steinach. Er arbeitet zuvor als Hofmeister im Schloss und erwirbt das Haus wohl von Christoph Brunner.
Adam heiratet zweimal. Aus der zweiten Ehe mit der Tagelöhnerswitwe Anna Taimer stammt Sohn Paul, der 1698 das Anwesen übernimmt.

 

Auch Paul ist zweimal verheiratet. Mit Eva Rosina Lanzinger, der Wirtstochter aus Wolferszell, bekommt er acht Kinder:
- Maria (*1701)
- Katharina (*1703)
- Walburga (*1706)
- Maria Theresia (*1709)
- Franz Blasius (*1710)
- Eva (*1714)
- Barbara (*1716)
- Maria Katharina (*1720)

 

1716 zieht die Familie nach Wolferszell, wo die jüngste Tochter Maria Katharina geboren wird. Nach Rosinas Tod 1725 heiratet Paul 1727 Anna Gäbauren, eine Wagnerstochter aus Großaign.
Ein gemeinsamer Sohn stirbt im Kindesalter. Nach Pauls Tod geht Anna nochmals eine Ehe mit dem Agendorfer Bauern Simon Geiger ein.

 

Semmelbeck Besitzer

 

 

Der nächste Besitzer nach dem Wegzug der Semmelbecks bleibt unbekannt.

 

Erst 1749 taucht mit Joseph Zollner wieder ein Bewohner auf. Er ist der Sohn des Halbbauern Simon Zollner von Steinach Nr. 18 und heiratet Maria Hien von Hs. Nr. 38.Vier Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Michael (*1749)
- Joseph (*1752)
- Katharina (*1757)
- Sebastian (*1760)

 

Keines der Kinder übernimmt das Anwesen. 1769 treten Anna Maria Hien, eine Nichte von Maria Hien, und ihr Mann Mathias Luttner als neue Besitzer auf. Mathias ist ein unehelicher Sohn des Benedikt Luttner von Forst und Ursula Schmid von Herrnberg.

Das Ehepaar hat fünf Kinder.
- Jakob (1773-1853), Hoferbe
- Joseph (1776-1841), Maurer in Steinach Nr. 71
- Michael (1778-1779), Einwohner in Steinach
- Christoph (1780-1846), Vater von zwei unehelichen Kindern: Walburga (*1807) mit der Bauerstochter Anna Maria Foidl von Bärnzell und Anna Maria (*1810) mit Söldnerstochter Katharina Michl von Agendorf.  1822 heiratet er Anna Maria Schiegl von Günleiten (1778-1830) und 1830 Anna Füchsl von Konzell (1789-1857). Aus den Ehen gehen keine Kinder hervor.
- Anna Maria (1781-1862), ledige Inwohnerin, hat einen unehelichen Sohn, Georg Wurst, mit dem Zimmermann Joseph Wurst  von Steinach Hs.Nr. 44

 

Nach dem Tod von Mathias Luttner 1785 heiratet die Witwe den Schmiedssohn Georg Vielreich aus Haselbach.

 

Sohn Jakob Luttner übernimmt 1799 das Anwesen und heiratet die Söldnerstochter Anna Maria Seidl von Steinach Nr. 9

Sie haben zwei Töchter:
- Anna Walburga (1802-1868), Hoferbin
- Anna Maria (1803-1875), heiratet 1823 den Weber Michael Raith von Hs.Nr. 37

 

Walburga hat mit dem Dienstknecht Johann Eubl einen unehelichen Sohn, der am 04.04.1835 geboren wird und den Namen Georg erhält.
1836 geht sie eine Ehe mit dem Tagelöhnerssohn Georg Friedl von Niedersteinach ein.
Aus der Ehe gehen nochmals zwei Töchter hervor:
- Walburga (1837-1850), stirbt mit 13 Jahren
- Katharina (1840-1911) heiratet 1863 Johann Georg Berger von Steinach Nr. 23

 

Georg Luttner, der unehelich geborene Sohn, übernimmt das Anwesen und heiratet 1864 Theres Dietl aus Neuvielreich. Sie haben fünf Kinder, drei sterben im Kindesalter:

Fünf Kinder gehen aus der Ehe hervor, von denen die ersten drei im Kindsalter sterben:
- Philomena (*1871)
- Joseph (*1874)

 

1877 veräußert die Familie Luttner das Anwesen und zieht nach Hermannsdorf bei Bogen.

 

Zollner Luttner Besitzer

 


Neuer Eigentümer wird Wolfgang Laschinger, dessen Kramerei (Hs.Nr. 62) 1863 versteigert worden war. Kurz nach dem Kauf stirbt seine Frau Anna an Herzwassersucht. 1881 heiratet er Magdalena Schelchshorn aus Dingolfing.

 

Laschinger Besitzer

 


1884 verkauft Laschinger das Haus samt 354 qm Grund an den Gutsbesitzer Rudolf Freiherr von Berchem aus Steinach.

1897 geht das Anwesen durch Erbschaft an Eduard und Konstantin Freiherren von Berchem-Königsfeld.

1899 kauft Dr. Carl von Lang-Puchhof das Anwesen samt Schlossgut, 1901 folgt Dr. August von Schmieder als neuer Eigentümer.

 

Mit dem Erwerb des Schlossguts durch August von Schmieder 1901 plant er zunächst einen großen Umbau des Alten Schlosses. Da die alte Benefiziumskirche im Wege steht, will er auf dem Grundstück Nr. 34 eine neue Benefiziumskirche errichten.

Die Umbaupläne zerschlagen sich jedoch, stattdessen entsteht das Neue Schloss. Der geplante Kirchenbauplatz wird nun für eine Gendarmerie-Station mit zwei Dienstwohnungen genutzt.
(siehe hierzu auch Amtmänner und Gendarme in Steinach)

 

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 Das "Gendarm-Haus" aufgenommen 1956
Durch den Schlossumbau 1904 wurde die Zufahrt zum Schloss verlegt.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts dient das Gebäude als Polizeistation. Danach bewohnt Gutsverwalter Walter Knobloch das Haus bis 1979. Anschließend wird es von Praktikanten der Saatzucht Steinach genutzt.

 

1988 kauft Max Simmel sen. das Anwesen von Schlossbesitzer Lindbüchl. Seitdem gehört es zum Simmel-Hof und wird vermietet.

 

dsc 5013

 aufgenommen im Januar 2021
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641

 

Weitere Quellen:
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10579, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10582, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10586, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach


Stand: 02.05.2025