Dorf Münster
von Claudia Heigl
Viele Indizien deuten darauf hin, dass in Münster im 8. Jahrhundert ein Benediktinerkloster gegründet wurde, das aus Rom die Reliquien des hl. Tiburtius, eines römischen Märtyrers erhielt.
Herzog Tassilo III. bzw. sein Vater Odilo werden als Stifter genannt. Mit Niederalteich und Metten gehörte das Kloster Münster als sogenanntes Donau- und Rodungskloster zu den ältesten klösterlichen Siedlungen Bayerns. Auch der Ortsname "Münster" (lat. monasterium = Kloster) deutet darauf hin, dass hier einst Mönche lebten, beteten und arbeiteten. Feldkirchen im Gäuboden gehörte zur Grundausstattung, denn ohne wirtschaftlichen Rückhalt wäre die umfangreiche Kultivierungsarbeit nicht durchführbar gewesen. Dieses Urkloster Münster soll in den Ungarnstürmen des 10. Jahrhunderts untergegangen sein.
Juni 2020
Bild: Detlev Schneider
Chorherren bestimmen jahrhundertelang das Leben
Nicht zugrunde gehen konnte der reiche Grundbesitz des Klosters. Er bildete Anfang des 12. Jahrhunderts die Grundlage für die Entstehung eines Kollegiatstifts.
Um 1148 übergibt Gerhoch de Wolfoltescella ein Gut in Wolferszell nach seinem und seiner Ehefrau Tod je zur Hälfte an die Klöster Oberalteich und „monasterium S. Tyburcii“ (Münster).
Die zehn meist adeligen und studierten Chorherren des Stifts widmeten sich neben der Seelsorge auch der Politik und den Wissenschaften und gelangten dadurch zu Berühmtheit. Die Chorherren lebten nach der alten Aachener Regel, kannten also nicht das Gebot der Armut. So besaßen sie eigene Häuser, die heute noch teilweise erhalten sind.
Im Rahmen der Gegenreformation wurde das Chorherrenstift Pfaffmünster, wie man es auch nannte, auf Betreiben der bayerischen Herzöge und mit Genehmigung des Papstes 1581 nach Straubing an die dortige Bürgerkirche St. Jakob verlegt.
1324 erlangten die Chorherren auch die Hofmarksrechte über Münster. Sie hatten damit die niedrige Gerichtsbarkeit über die Dorfbewohner. D.h. sie waren für alle Beurkundungen und Strafvergehen, mit Ausnahme der Schwerverbrechen, für welche die Todesstrafe in Frage kam, zuständig. Die Chorherren erhielten die Abgaben (Zehent) der Bauern und konnten bei Vergehen Bußgelder verhängen. Als sie nach Straubing zogen änderte sich an diesen Rechten nichts.
1808 hatte Münster 55 Häuser. Davon hatten die drei halben Höfe ca. 90 bis 100 Tagwerk an Grundbesitz. Bei den fünf 1/3 Höfen, zu denen auch der Wirt gehörte, waren 50 bis 80 Tagwerk Grund mit dabei und die 1/6 Höfe umfassten ca. 40 - 50 Tagwerk Grund.
Das 19. Jahrhundert bringt große Veränderungen
Am 26.10.1803 wurde das Chorherrenstift im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Gerichtsrechte gingen an das Landgericht Straubing über. Die Güter kamen zum Rentamt Straubing und die Bauern hatten die Möglichkeit, gegen eine Ablösegebühr, ihre Höfe zum wirklichen Eigentum zu erwerben.
Die Anwesensbesitzer hatten jahrhundertelang nur das Recht die Höfe zu bewirtschaften. Sie konnten dieses Recht verkaufen oder die Höfe an ihre Erben übergeben, jedoch keine Felder ver- oder ankaufen, so dass die Hofgrößen unverändert blieben. Mit dem Erwerb des Obereigentums hatten sie nun freie Verfügungsgewalt über ihre Güter. Allerdings fiel auch die "schützende" Hand der Straubinger Pröpste weg.
In Münster kam es dadurch bei fast jedem Anwesen zu großen Besitzverschiebungen. Die größeren Höfe wurden zerschlagen und es entstanden viele kleinere Häusleranwesen mit wenig Grundbesitz. Von 1808 auf 1900 verdoppelte sich fast die Anzahl der Wohngebäude auf 92 Häuser.
Diese kleinen Anwesen warfen meist zu wenig ab, um die durch die Käufe entstandenen Schuldenlast zu tragen. Da die Landwirte keinen Zugang zu den Banken hatten, waren sie auf private Geldverleiher angewiesen. Sie konnten die meist hohen geforderten Zinsen nicht mehr tragen und verloren ihre wirtschaftliche Existenz. So wurden zwischen 1808 und und 1900 alleine 19 Anwesen zwangsversteigert, 10 Anwesen wurden von Immobilienhändler aufgekauft, zum Teil wieder zerschlagen und weiterverkauft. Das entsprach etwa 1/3 aller Anwesen.
Mit der Gründung der Darlehenskasse (späteren Raiffeisenbank) am 27.12.1901 war es den Landwirten möglich Saatgut und Dünger günstig einzukaufen und mit der späteren Ernte zu bezahlen. Damit waren die Bauern auch nicht mehr von den Geldverleihern abhängig und brachte eine große finanzielle Entlastung.
Durch den Ausbau des Gutshofes, des Grünlandvereins und der Saatzucht durch August von Schmieder im benachbarten Steinach wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zudem viele neue Arbeitskräfte gebraucht, durch die das Einkommen aufgebessert werden konnte.
2018 hatte das Dorf Münster 263 Wohngebäude.
aufgenommen 1936
aufgenommen 1972
aufgenommen 2009
aufgenommen 2019
Die Häuser und Höfe in Münster
Die alten Hausnummern
Im Bayernatlas sind die alten Karten von Münster aus dem Jahr 1827 hinterlegt. Die hier auf der Uraufnahme aufgeführten Hausnummern sind identisch mit den Nummern aus dem Liquidationsprotokoll von dem Jahr 1838 und zeigen das "Urdorf" mit 64 Häusern. Die Hausnummern wurden auf der Uraufnahme auch auf den zum Anwesen gehörigen Felder, Wiesen und Wälder vermerkt. Flurnummern gab es noch nicht.
Bei der ersten Aufnahme wurden die Häuser durchnummeriert. Beim Bau eines neuen Hauses erhielt dies die nächste höhere Nummer, egal an welcher Stelle im Ort es gebaut wurde. Bei Grundstücksteilungen erhielt das neue Haus eine Bruchnummer des alten Haupthauses.
Da aufgrund der vielen neuen Bauten und Grundstücksteilungen die Nummern unübersichtlich wurden, nummerierte die Gemeinde 1880 das ganze Dorf erneut durch und alle Häuser bekamen neue Hausnummern. Diese Hausnummern hatten Bestand, bis die schließlich ca. 1979 die Straßennamen eingeführt wurden. Vielen Hausbesitzern sind diese alten Hausnummern noch bekannt.
In der nachfolgenden Aufstellung sind alle ursprünglichen Höfe und Häuser von Münster aus dem Jahr 1838 aufgeführt.
Die Liste ist sortiert nach den alten Hausnummern aus dem Jahr 1838, so wie die Häuser auch auf der alten Karte zu finden sind.
Außerdem ist bei jedem Haus die Hausnummer aus dem Jahr 1880 und die neue Strassenbezeichnung mit aufgeführt.
Haus- und Hofbesitzer
Bei allen Häusern sind die Besitzer ab 1808, oder dem späteren Baudatum, bekannt. Teilweise sind auch schon die früheren Hofbesitzer erforscht und liegen im Archiv für Heimatgeschichte zur Einsicht vor.
Hs. Nr. 1838 |
Hofname | Hs.Nr. 1880 |
neuer Strassenname und Hausnummer |
erste bekannte Besitzer |
|
1 | Das 1/3 Laschingergütl (Wirtshaus) | 1 | Parkstettener Strasse | 1 | 1714 |
1 1/3 | Zensen-Häusl | 2 | 1885 | ||
1 1/2 |
ehem. Garten vom Laschingergütl |
3 | Obermayerstrasse | 1 | 1885 |
2 | Das 1/6 Geithengütl | 4 | Obermayerstrasse | 2 | 1669 |
3 | Der 1/3 Zinkenhof | 5 | Obermayerstrasse | 3 | 1666 |
3 1/2 | Austragshaus von Hs.Nr. 3 | 6 | Gartenstrasse | 3 | 1869 |
4 | Das 1/16 Fasingergütl | 7 | Obermayerstrasse | 7 | 1680 |
5 | Das 1/16 Grubergütl | Gartenstrasse | 4 | 1794 | |
5 | Das 1/16 Grubergütl | 8 | Obermayerstrasse | 9 | 1794 |
6 | Das 1/16 Schreinergütl | 10 | Obermayerstrasse | 11 | 1772 |
7 | Das 1/16 Trimpelgütl | 11 | Gartenstrasse | 2 | 1676 |
7 1/2 | 12 | Kapellenstrasse | 5 | 1877 | |
8 | Das 1/16 Speißedergütl | 13 | Brunnenstrasse | 6 | 1733 |
9 | Das 1/16 Wagnergütl | 14 | Brunnenstrasse | 4 | 1748 |
10 | Rest des zertrümmerten Schwarzensteiner Gütls |
15 | Brunnenstrasse | 2 | 1680 |
11 | Das 1/16 Braschengütl | 16 | Kirchrother Strasse | 1 | 1773 |
11 1/2 | Austragshaus von Hs.Nr. 11 | 17 | Kirchrother Strasse | 3 | 1876 |
12 | Der halbe Atzelhof | 18 | Chorherrenstrasse | 2 | 1666 |
12 1/2 | Der Eyerer-Hof | 96 | Hohlweg | 25 | 1886 |
13 | Das 1/16 Geiergütl | 19 | Chorherrenstrasse | 1 | 1740 |
14 | Das 1/32 Jägergütl | 20 | Chorherrenstrasse | 4 | 1750 |
15 | Das 1/6 Schmidgütl | 21 | Chorherrenstrasse | 6 | 1640 |
16 | Das 1/16 Krämergütl | 22 | Chorherrenstrasse | 3 | 1671 |
17 | Das 1/16 Höslgütl | 22 | 1762 | ||
18 | Das 1/16 Hofreithergütl | 23 | Chorherrenstrasse | 8 | 1705 |
19 | Der 1/3 Wirtshof | 24 | Kirchplatz | 1 | 1643 |
20 | Das 1/16 Puglgütl | Kirchplatz | 3 | 1679 | |
20 1/2 | Fl.Nr. 100 1/2 a Ausbruch aus 20 | 9 | Obermayerstrasse | 6 | 1863 |
21 | Das 1/6 Buggelgütel | 25 | Kirchplatz | 4 | 1661 |
21 | vorher bei Hs.Nr. 21, Neubau 1879 | 26 | 1880 | ||
22 | Das Gablinger Häuschen | 27 | 1752 | ||
23 | Das 1/19 Metzgergütl | 27 | Kirchplatz | 2 | 1693 |
24 | Der Rest des zertrümmerten Schmukergütels |
28 | Chorherrenstrasse | 10 | 1681 |
25 | Das 1/16 Wagnergütl | 29 | Chorherrenstrasse | 12 | 1713 |
26 | Das 1/16 Scherzergütl | 30 | Chorherrenstrasse | 14 | 1730 |
27 | Das 1/16 Prommersbergergütl | 31 | Weiherstrasse | 1 | 1695 |
27 1/2 | 32 | Weiherstrasse | 2 | 1886 | |
28 | Das 1/4 Weiherhilmergut | 36 | Weiherstrasse | 3 | 1717 |
29 | Das 1/16 Fuchsengütl | 37 | 1769 | ||
30 | Das Kirschnerhaus | 38 | Bergstrasse | 2 | 1652 |
31 | Das 1/3 Webergütl | 39 | Bergstrasse | 3 | 1673 |
31 | Das 1/3 Webergütl | 40 | Bergstrasse | 4 | 1673 |
32 | Das 1/16 Zechengütl | 41 | Bergstrasse | 6 | 1746 |
33 | Das 1/16 Musigütl | 42 | Bergstrasse | 8 | 1762 |
34 | Das 1/16 Fischergütl | 49 | Bergstrasse | 7 | 1764 |
34 1/3 | Fl. Nr. 766 1/3 | 47 | Bergstrasse | 16 | 1860 |
34 1/2 | Baderanwesen | 48 | 1860 | ||
34 2/3 | Fl.Nr. 766 1/4 | 46 | Bergstrasse | 18 | 1881 |
35 | Das 1/16 Siebergütl | 50 | Bergstrasse | 5 | 1698 |
36 | Das 1/16 Hilmergütl | 52 | Chorherrenstrasse | 5 | 1717 |
37 | Das 1/16 Stettenbauergütl | 53 | Schiedermeierplatz | 1 | 1750 |
38 | Das 1/16 Siebergütl | 55 | Schiedermeierplatz | 3 | 1730 |
38 | Das 1/16 Siebergütl | 56 | 1730 | ||
38 1/2 | 54 | Schiedermeierplatz | 2 | 1882 | |
39 | Das 1/16 Duschelgütl | 57 | Schiedermeierplatz | 4 | 1680 |
40 | Das 1/6 Denglergütl | 58 | Schiedermeierplatz | 5 | 1717 |
41 | Das 1/3 Foidlgütl | 59 | Tassilostrasse | 1 | 1671 |
42 | Das 1/16 Foidlgütl | 64 | Tassilostrasse | 3 | 1775 |
42 | Das 1/16 Foidlgütl | 185 | Tassilostrasse | 5 | |
43 | Das 1/16 Agsteinergütl | 67 | Tassilostrasse | 9 | 1683 |
44 | Das 1/16 Gregorigütl | 68 | Tassilostrasse | 11 | 1777 |
44 1/2 | Das Hafnerhäusl | 69 | Tassilostrasse | 13 | 1831 |
45 | Das 1/16 Strasmaiergütl | 75 | Falkenfelser Strasse | 4 | 1806 |
46 | Das 1/16 Buxengütl | 77 | Falkenfelser Strasse | 12 u. 10 | 1735 |
47 | Das 1/16 Fischergut | 80 | Falkenfelser Strasse | 19 | 1667 |
48 | Das 1/16 Ingerlgütl | 81 | Falkenfelser Strasse | 2 | 1782 |
49 | Das 1/16 Jägergütl | 82 | Falkenfelser Strasse | 1 | 1808 |
50 | Das 1/16 Ehingergütl | 83 | Falkenfelser Strasse | 17 | 1715 |
51 | Gemeindehirtenhaus | 84 | Falkenfelser Strasse | 15 | 1808 |
52 | Das 1/16 Pummergütl | 85 | Falkenfelser Strasse | 13 | 1742 |
52 1/2 | Ausnahmshaus von Nr. 52 Fl. 116 1/2 | 86 | 1882 | ||
52 1/2 a | Ausbrüche von Hs.Nr. 3 Fl.Nr. 158 | 88 | Falkenfelser Strasse | 3 | 1876 |
52 1/2 b | Fl.Nr. 156 | 89 | 1888 | ||
52 1/4 | Fl.Nr. 161 a | 90 | 1882 | ||
52 1/5 | Fl.Nr. 222a | 93 | Parkstettener Strasse | 22 | 1881 |
52 1/6 | Fl.Nr. 223a | 94 | Parkstettener Strasse | 26 | 1878 |
53 | Rest d. zertr. 1/16 Fältlgütl | 72 | Tassilostrasse | 18 | 1713 |
54 | Das 1/16 Thannergütl | 71 | Tassilostrasse | 16 | 1746 |
55 | Das 1/16 Badergütl | 70 | Tassilostrasse | 14 | 1752 |
55 1/2 | Ausbruch von 55 | 66 | Tassilostrasse | 12 | 1862 |
56 | Das Pfarrwiddum | 63 | Tassilostrasse | 8 | |
57 | Kirche | ||||
58 | Schule | 60 | Tassilostrasse | 2 | |
59 | Der 2/3 Wiedenhof | 95 | Wiedenhof | 3 | 1634 |
60 | Das 1/39 Geithengütl | 87 | Falkenfelser Strasse | 2 | 1811 |
61 | Der 1/8 Helmberger Einödhof | 97 | Gärtnerhaus Neues Schloss | 1694 | |
62 | Das 1/32 Amthausgütl | 73 | Tassilostrasse | 15 | 1808 |
62 1/2 | Das Anwesen im Höpflgarten | 34 | Aufrother Strasse | 8 | 1874 |
63 | Das 1/32 Berghofgütl | 74 | Tassilostrasse | 17 | 1808 |
64 | Der 1/8 Höpflhof | 35 | Aufrother Strasse | 10 | 1808 |
65 | Die halben Schleinkofersche Pfründ | 33 | Waldweg | 1 | 1769 |
66 | Das Binderleerhaus | 78 | Falkenfelser Strasse | 29 | 1814 |
67 | Das Schwarzenleerhaus | 76 | Falkenfelser Strasse | 8 | 1828 |
67 1/2 | Fl.Nr. 178a | 92 | Parkstettener Strasse | 18 | 1875 |
68 | Ausbrüche vom 1/16 Nr. 27 | 43 | Falkenfelser Strasse | 41 | 1830 |
68 | Ausbrüche vom 1/16 Nr. 27 | 44 | 1830 | ||
68 1/2 | Fl.Nr. 763 a | 45 | 1885 | ||
69 | 51 | Bergstrasse | 1 | 1836 | |
70 | Fl.Nr. 1061 1/3 | 79 | 1879 | ||
1/51 | Besitznummer | 91 | Parkstettener Strasse | 9 | 1878 |
1/55 | Ausnahmshaus v. Nr. 79 Fl.Nr. 73 1/2 | 99 | 1892 | ||
88 1/2 | Falkenfelser Strasse | 7 | 1901 | ||
94 1/2 | Parkstettener Strasse | 24 | |||
104 | Parkstettener Strasse | 3 | 1906 | ||
61 | Tassilostrasse | 6 | |||
62 | Tassilostrasse | 4 | |||
66 | Tassilostrasse | 10 | |||
Ausbruch von Hs.Nr. 42 Fl.Nr. 85a | 65 | ||||
Feuerwehrhaus Fl.Nr. 105 1/3 | 98 | ||||
100 | 1896 | ||||
101 | 1904 | ||||
102 | Parkstettener Str. | 10 | 1905 | ||
103 | 1906 |
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
aktualisiert: 12.11.2022