Das Fischer-Gütl Hs.Nr. 34
ab 1890: Hs.Nr. 49, heute Bergstr. 7
von Claudia Heigl
Das Haus erhielt 1838 die Hs.Nr. 34
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1685 ist ein Johann Pilgram erstmals auf dem Haus erwähnt. Lt. dem Zins- und Stiftbuch zahlt er an das Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius dafür jährlich folgende Abgaben1:
- für das Haus 18 Kreuzer 4 Heller
- 30 Eier
- 1 Henne
- 2 Rauchsemmel (oder 6 Kr.)
- vom Ried 20 Kr. 3 Hl.
- vom Weingarten 3 Fl. (Gulden)
Das Anwesen war das letzte Haus oberhalb Münster.
Die Häuser weiter oben, wurden erst später erbaut.
Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1962
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Johann, der seinen Lebensunterhalt als Weber verdient, ist der Sohn der Häuslerseheleute Sebastian und Anna Pilgram, die auf dem Anwesen Hs.Nr. 45 (heute Falkenfelser Str. 4) wohnen. In erster Ehe ist er mit Margaretha Zettl, einer Tagelöhnerstochter von Steinach verheiratet. Aus der Ehe sind keine Kinder bekannt. Als die 34-jährige 1693 stirbt, nimmt er die Bäckerstochter Barbara Hauer von Oberzeitldorn zur Ehefrau.
Aus dieser Ehe gehen acht Kinder hervor:
- Eva (1696-1771)
- Maria (1697-1703)
- Sebastian (*1699)
- Nikolaus (1700-1751) heiratet 1745 Margaretha Edbauer von Neukirchen und lässt sich ebenfalls als Weber in Münster nieder.
- Maria Jakobe (*1703)
- Maria (1705-1708)
- Margaretha (1708-1747), bleibt ledig
- Martin (1712-1713)
1725 übergeben die Eltern das Anwesen an ihre älteste Tochter Eva, die den Müllerssohn Michael Lehner von der Scheftenmühle zum Ehemann nimmt.
In der Ehe kommen drei Kinder zu Welt:
- Katharina (*1728), Hoferbin
- Johann Michael (1730-1788) heiratet 1760 die Häuslerswitwe Barbara Weinzierl von Münster Nr. 20
- Walburga (1735-1791) heiratet 1765 den Zimmermann Johann Michael Speiseder von Münster Nr. 8
1752 übergeben die Häuslerseheleute den Besitz an ihre älteste Tochter Katharina, die den Müllerssohn Joachim Hallmayr von der Kumpfmühl zum Ehemann nimmt.
Der Müllerssohn ist als Mühlknecht tätig. Auf welcher Mühle ist fraglich, da in Münster selbst keine Mühle vorhanden ist. Ggf. ging er in dem Müller in Thalstetten zur Hand.
Zu der Erbrechtsbehausung samt Garten gehört noch ein Weingarten (dem sog. Höpfl, an das Öttinger Holz stoßend). Der Bräutigam bringt 66 Gulden an Heiratsgut mit in die Ehe2.
Von dem Ehepaar ist nur ein Sohn namens Jakob bekannt, der am 07.07.1753 geboren wird.
Um ihre Einkünfte aufzubessern verstiftet (vermietet) das Ehepaar 1757 für drei Jahre ihr Wohnzimmer und Kammer, die Hälfte des Stadl und Bodens, wie auch den Garten, Sebastian Hazerer, Weber in Münster. Er muss hierfür jährlich 5 Gulden an Miete bezahlen3.
1765 verkauft die Familie die Erbrechtsbehausung, Stald und Garten dem Schuster und bisherigen Einwohner Martin Fischer und dessen Ehefrau Katharina, geb. Freundorfer, um 285 Gulden4 .
Martin ist der Sohn des Bauern Sebastian Fischer von Münster Nr. 47 (heute Falkenfelser Str. 19).
Das Ehepaar hat vier bekannte Kinder, von denen der erste Sohn nicht in Münster geboren ist:
- Mathias
- Bartholomäus (*1764)
- Maria Theresia (*1767)
- Joseph (*1770)
Zunächst übernimmt der jüngste Sohn Joseph das Gütl. 1810 kauft ihm den Besitz jedoch seine 43-jährige Schwester Theresia und deren Ehemann Stephan Mühlbauer um 1.000 Gulden ab.
Am 28.10.1839 verkauft die inzwischen verwitwete Theresia Mühlbauer den 1/16 Hof um 900 Gulden an den Einwohnerssohn Peter Wolf von Oberhof.
Noch am gleichen Tag heiratet er die Söldnerstochter Therese Fritsch von Geßmannszell.
Tochter Therese übernimmt 1868 das Gütl mit 13,64 Tagwerk Grundbesitz und nimmt den Schustersohn Johann Schreiner von Falkenfels zum Ehemann.
Ein Jahr später, am 22.03.1869 verkaufen sie das Haus ihrer Schwester Katharina und deren Ehemann Jakob Agsteiner um 900 Gulden.
Therese und Johann Schreiner erwerben im Gegenzug am gleichen Tag von den Immobilienmaklern Mai und Hoechstetter das Wohnhaus vom ehemaligen Weiherhilmergut Hs.Nr. 28 (Weiherstr. 3) um 1.200 Gulden und noch div. Grundstücke um 600 Gulden.
Zusammen mit ihren bisherigen Grundstücken vom Hs.Nr. 34 beläuft sich der Gesamtbesitz schließlich auf 14,95 Tagwerk.
Jakob und Katharina Agsteiner behalten das Haus drei Jahre und veräußern es dann 1872 an die 21-jährige Katharina Sieber, geb. Vogl.
Katharina stammt aus einem Hof in Göttlingerhöfen. 1872 heiratet sie den Gütlerssohn Peter Sieber von Münster Nr. 38.
Zu dem Haus erwirbt Katharina noch 3,2 ha an Grund dazu.
Die junge Frau bringt zehn Kinder zur Welt, von denen die jüngsten vier klein sterben.
- Maria (*1872) heiratet 1902 Ludwig Bauer, erbt das Anwesen es Vaters in Münster Nr. 26
- Georg (1872-1954) heiratet 1902 Franziska Bornschlegl, er wird Söldner in Münster Nr. 44 (heute Tassilostr. 11)
- Katharina (*06.01.1875)
- Martin (*07.12.1875) heiratet 1904 Maria Ameismeier und wird Viehhändler und Gütler in Steinach Nr. 16 (Bachstr. 2)
- Joseph (*1877)
- Franziska (*1879)
- Theresia (*29.03.1880 + 09.09.1880)
- Adolf (*14.05.1881 + 15.09.1882)
- Johann Baptist (*13.05.1882 + 20.07.1883)
- Johann (*06.10.1883 + 19.10.1883)
Bei der letzten Geburt verblutet die 32-jährige und hinterlässt sechs Kinder zwischen vier und elf Jahre.
Nach dem Tod der Ehefrau erbt der Witwer Peter Sieber das Anwesen. Ein Jahr später verkauft es im Oktober 1884 an Joseph Fürst von Wäscherszell und dessen Braut Magdalena Probst von Hirschberg.
Peter Sieber lässt sich in Münster Nr. 26 (Chorherrenstr. 14) mit seinen Kindern nieder.
Am 17.11.1909 erwerben Fürst Joseph und Magdalena das Haus Nr. 36 (Chorherrnstr. 5) in Münster. Das Ehepaar behält sich aber ca. 5. ha Grund zurück und verkauft nur das Wohnhaus Nr. 34 mit 0,089 ha Garten am gleichen Tag an Heitzer Michael und Helena um 2.150 Mark.
Bereits ein Monat später verkauft das Ehepaar Heitzer das Haus wieder an Soller (richtig Soier) Max und Therese um 2.200 Mark.
aufgenommen ca. 1972
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
1 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 141
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.180‘ Übergabsbrief 150 fl 14.01.1752
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.297 Stiftsverbriefung 20.06.1757
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 646 fol.2 Kaufbrief 285 fl 03.06.1765
Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14