Das Nickl-Anwesen Hs.Nr. 51
heute Bärnzeller Str. 3
von Claudia Heigl
Der Straßenverlauf beim nördlichen Dorfausgang nach Bärnzell war bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch etwas anders und machte nach der Hierl-Schmiede (später Edenhofer) einen Schlenker. Zusätzlich gab es noch einen Verbindungsweg vorbei am heutigen Fuchssteiner-Anwesen, Seidlgasse genannt.
Erst mit der Teerung der Bärnzeller Straße wurde die Straße begradigt, etwas nach Westen verlegt und führt heute westlich des Denk-Anwesens vorbei. Der Verbindungsweg wurde aufgelöst.
Vergleich 2024 und 1939
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach 187 h
Luftaufnahme aus dem Jahr 1962 mit dem alten Straßenverlauf
Quelle: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach NEG-STEI_18, Luftbildverlag Bertram
Aufnahme von Oktober 1973 mit dem neuen Straßenverlauf
Quelle: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach NEG-STEI_41, Luftbildverlag Bertram
Bei diesem Anwesen dürfte es sich um das „Fuchswebergütl“ gehandelt haben, das bereits 1583 im alten Salbuch der Hofmark Steinach aufgeführt wird.
Ein Fuchsweber Georg hatte darauf Erbrecht und bezahlte an Gilt 3 Schilling und 10 RegensburgerPfennige.1
1623 wird der „Georg Sündhueber, Weber am Tanperg“ auf der „Wolf Weber Sölde“ genannt. Er besitzt ein "bloßes Söldenhäusl" auf Erbrecht, dass mit 10 Pfund Regensburger Pfennige bewertet wird. Dazu zahlt er noch für eine Kuh Steuer. 2 3
1641 besitzt ein Martin Günzkhover das Erbrecht auf der "Sindthueber Sölde".4
In den Sterbebüchern von Steinach ist am 24.03.1642 der Tod einer Anna Ginzkhover eingetragen.
Der Weber Martin Ginzkhover stirbt am 31.12.1645 und zwei Tage später wird eine Margaretha Ginzkhover zu Grabe getragen.5
Als nächster Besitzer dieses Häusler-Anwesens ist ab ca. 1678 der Weber Wolfgang Schmidbauer bekannt. Er war zuerst in Agendorf Nr. 39 (heute Mitterfelser Str.5, Leibl ) ansässig, bevor er nach Steinach zog.
Wolfgang war insgesamt viermal verheiratet. Nur aus der zweiten Ehe mit der Schusterstochter Margaretha Wörl von Wolferszell sind vier Kinder bekannt, die noch in Agendorf geboren wurden:
- Paul (* 18.01.1668) 1684 stellt ihn der Hafner Georg Schuhbauer von Wolferszell als Lehrjungen an.1
- Johann (*19.06.1670)
- Maria (*24.04.1674)
- Georg (*21.02.1677)
16912 wird die Sölde als „Schmidhubersölde“ bezeichnet und 16993 auf 10 Pfund Regensburger Pfennige geschätzt. Dafür zahlt Wolfgang Schmidbauer 4 Reg.Pfg. Steuer und von einer Kuh noch 1 Schilling 5 Denar.
Tochter Maria übernimmt 1707 das elterliche Anwesen „am Danberg“ und heiratet den Bauerssohn Johann Thurmayer vom Thanhof.
Ab 1694 sind die Schusterseheleute Georg und Magdalena Seidl in Steinach ansässig. Ihre Herkunft ist nicht nachgewiesen. Jedoch könnte Georg ein Sohn der früh verstorbenen Bauerseheleute Simon und Magdalena Seidl von Bärnzell Nr. 1 gewesen sein.4
Das Ehepaar hat sieben Kinder.
- Georg (*12.04.1694) heiratet 1716 und wird als Schuster in Steinach Nr. 9 sesshaft.
- Maria (*27.12.1695)
- Johann Georg (*23.04.1697), Hoferbe
- Walburga (*23.04.1697)
- Martin (*04.11.1698)
- Georg (*03.09.1701)
- Maria (*27.03.1709)
Das Anwesen übernimmt 1722 Sohn Johann, der die Bauerstochter Anna Fuchs von Steinach zur Ehefrau nimmt.
Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor, von denen nur von Sohn Joseph der weitere Lebensweg bekannt ist. Mindestens vier Kinder sterben im Kindsalter.
- Sebastian (*1724)
- Joseph (*1727) heiratet 1751 in Steinach die Söldnerstochter Maria Wirth von Mitterfels und wird als Schuster in Pichsee ansässig.
- Maria (*1730)
- Anna (*1732)
- Katharina (*1737)
Nach Anna 1741 im Alter von 41 Jahren stirbt, heiratet der Witwer die Halbbauerstochter Ursula Heitzer von Ascha, die ihm nochmals drei Kinder schenkt:
- Andreas (*1742), Hoferbe
- Magdalena heiratet 1790 den Häuslerssohn Lorenz Heimisch, der aus Workerszell /Landgericht Eichstätt stammt.
Der jüngste Sohn Andreas übernimmt ca. 1765 das Anwesen und verehelicht sich mit Katharina Pummer von Münster Nr. 53.
Tochter Katharina (*1775) heiratet 1812 den Tagelöhner Jakob Dirnfeldner von Gschwendt
Sohn Michael übernimmt 1806 das elterliche Anwesen und übt ebenfalls das Schusterhandwerk aus. Als Ehefrau nimmt er Theresia Hilmer von Rammersberg.
Tochter Maria verehelicht sich mit Georg Heigl von Aiterhofen und übernimmt 1847 mit ihrem Ehemann das Schusteranwesen.
1864 errichtet das Ehepaar auf dem Nachbargrundstück ein neues Haus (heute Denk) und veräußert das alte Haus an das Ehepaar Joseph Kerscher und Cäcilia, geb. Trimpl von Euersdorf.
Zunächst übernimmt 1870 Tochter Therese Kerscher das 1,6 Tagwerk große Gütl. Ein Jahr später kauft es ihr Bruder Joseph (*1834) um 1700 Gulden zurück.
Therese heiratet 1872 den Gütlerswitwer Joseph Bauer von Gschwendt.
Ein weiterer Bruder Jakob Kerscher (*1848) kauft mit seiner Ehefrau Maria Grundstücke, als der Unger-Hof in Unterniedersteinach zerschlagen wird und errichtet in Unterniedersteinach ein neues Anwesen. (heute Brandl).
Joseph ist seit 1869 mit Anna Maria Kraus von Riedhof verheiratet.
Das Ehepaar hat neun Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Maria (1872-1946) bringt 1894 einen unehelichen Sohn namens Franz Xaver zur Welt. Vater ist der Tagelöhner Joseph Seibert vom Sackhof. Die Nachfahren von Franz Xaver Kerscher leben heute in Bolivien und besuchten Steinach 2019.5
1903 heiratet Maria den Gütler Michael Berger von Steinach und bringt nochmals zehn Kinder zur Welt.
- Helena (*1874)
- Anna (*1876)
- Joseph (*1885) heiratet 1910 in Straubing/St. Jakob Elisabth Hobmeier und wird Fuhrknecht in München.
1907 erwirbt der Postbote Josef Nickl mit seiner Ehefrau Maria, geb. Sieber das Haus.
1939 übernimmt es Sohn Josef, der die Landwirtstochter Maria Hauser von Moos heiratet.
aufgenommen 2019
Bild: Claudia Heigl
Nach dem Tod des letzten Nickl-Bewohners wurde das Haus verkauft und 2024 abgerissen.
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
5 BZAR Pfarrei Steinach Band 11 S. 29
6 Stadtarchiv Straubing, Rep. II, Abt. 1dd1, Nr. 15, Protokollbuch der Hafner, An der Jahrtagsmesse am 19.03.1684 der Hafnerzunft in Straubing stellt Georg Schuhbauer Hafner zu Wolferszell den neuen Lehrjungen Paul, Sohn des Wolf Schmidtpaur, Leinweber zu Steinach vor
7 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
8 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
9 Georg wäre demnach am 17.04.1667 in Bärnzell geboren. Beim Tod seiner Eltern war er erst 13 Jahre alt. Seine Vormünder waren Hans Thurmayer von Thanhof und Georg Hien von Niedersteinach. Quelle: StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels , P10, fol 35 Einfacher Vertrag vom 26.04.1681
10 Straubinger Tagbaltt vom 12.10.2019, Auf Spurensuche
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10579, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127) 10582, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127 10586, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 01.04.2025