Das Webergütl Hs.Nr. 31
ab 1890: Hs.Nr. 40, heute Bergstr. 4
von Claudia Heigl
Als erste namentlich belegte Besitzer des Anwesens gelten Georg und Christina Bergmaier. In älteren Kirchenbüchern erscheint der Familienname auch in den Schreibweisen Permer oder Permayr.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Georgs Vater, Andreas Bergmaier, ist Wirt in Münster und stirbt 1634 in Straubing – vermutlich an der Pest, die dort wütet, als die Familie vor den schwedischen Truppen Schutz sucht. Georgs Schwester Barbara heiratet 1636 in der Jakobskirche in Straubing den Wirt Johann Stubenhofer und übernimmt mit ihm gemeinsam das elterliche Wirtshaus in Münster. Ein weiterer Bruder ist möglicherweise Johann Bergmaier, der die Sölde in Wolferszell, Hausnummer 4, übernimmt.
1639 heiratet Georg Bergmaier in der Jakobskirche zu Straubing Christine Remp. Gemeinsam erscheinen sie anschließend in den Münsterer Kirchenbüchern als Söldnerseheleute. Von 1665 bis 1675 sind sie als Wirtsleute im Gasthaus von Münster verzeichnet.
Das Ehepaar hat zehn Kinder:
- Margaretha (1641-1681) heiratet 1665 in Münster den Müller Andreas Haimerl von Thalstetten und 1679 dessen Nachfolger Georg Schweiger
- Barbara heiratet 1667 in Münster Johann Rögl
- Christina (*1648)
- Vitus (*1650)
- Michael (*1652)
- Georg, Hofnachfolger
- Margaretha (*1657)
- Maria (*1650) heiratet 1681 in Münster den Metzger Georg Stein
- Martin (1662-1700) heiratet 1685 in Münster Magdalena Grüneisl und lässt sich als Schmied in Münster Nr. 15 nieder
- Katharina (*1665)
Im Stiftregister von 1685 sind die jährlichen Abgaben an das Kollegiatstift Straubing festgehalten: Für Haus und neun Grundstücke leistet Georg Permayer 30 Eier, eine Henne und sechs Kreuzer als Gegenwert für zwei Rauchsemmeln.1
1684 tritt Sohn Georg die Hofnachfolge an. Er heiratet Katharina Geith, eine Bauerstochter vom Dexenhof.
Deren Eltern, Andreas und Maria Geith, sind zunächst auf dem Kienberg bei Ascha ansässig und wechseln um 1667 auf den Dexenhof. In den Kirchenbüchern erscheinen sie sowohl unter dem Namen Geith als auch unter Kienberger – letzterer ist ein Hofname, der sich vom Herkunftsort ableitet. 2
1692 stirbt Georg Bergmaier mit nur 37 Jahren. Katharina heiratet daraufhin in zweiter Ehe den Bauerssohn Georg Sieber vom Zinkenhof in Münster. Zur Unterscheidung von einer weiteren Sieber-Familie in Münster (Hausnummer 1) trägt er den Beinamen „Bauer auf dem Berg“.
Aus ihrer ersten Ehe mit Georg Bergmaier gehen keine Kinder hervor.
Mit Georg Sieber bringt Katharina dreizehn Kinder zur Welt, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Anna (1697-1716), stirbt ledig mit 18 Jahren
- Katharina (*1699)
- Christopher (1701-1753), Hoferbe
- Lorenz (*1711)
Nach Katharinas Tod heiratet Georg Sieber 1732 die Söldnerstochter Elisabeth Stegbauer von Lanzlberg. Aus dieser Ehe gehen keine weiteren Kinder hervor.
1730 übernimmt Sohn Christopher den Hof. Er heiratet Maria Magdalena Bergmaier aus Wolferszell. Deren Familie stammt ursprünglich aus Unterniedersteinach Nr. 6, besitzt später einen Hof in Pürstenberg und zieht um 1746 ins Wirtshaus von Wolferszell.
Aus der Ehe von Christopher und Maria Magdalena gehen sieben Kinder hervor, zwei davon sterben im Kindesalter:
- Maria Magdalena (1732-1772) heiratet 1753 den Halbbauern Thomas Färber von Münster Nr. 1
- Anna Maria (*1734)
- Martin (1739-1807) heiratet 1770 die Bauerstochter Maria Anna Bugl von Münster Nr. 21 und übernimmt den Hof seiner Braut
- Johann Georg (*1742)
- Wolfgang (1747-1836) heiratet 1776 in Kirchroth die Bauerstochter Katharina Weber von Aufroth und übernimmt den Hof seiner Braut
1753 stirbt Christopher Sieber im Alter von 51 Jahren. Drei Jahre später heiratet seine Witwe den Bauerssohn Simon Köll aus Oberharthausen. Aus dieser Verbindung stammt Tochter Maria Anna Köll, die 1776 den Hof übernimmt. Sie heiratet Andreas Färber, einen Bauerssohn aus Aufroth.
Vier Kinder gehen aus dieser Ehe hervor, von denen jedoch nur eine Tochter überlebt:
- Katharina (1781-1859) heiratet 1810 den Wiedenhof-Bauern Tiburtius Spießl.
1784 stirbt Andreas Färber im Alter von 31 Jahren. Seine Witwe heiratet erneut – Simon Weber, ein Bauerssohn aus Aufroth. Von ihm erhält das Anwesen den Namen Weber-Gütl.
Simon ist ein Bruder von Katharina Weber, der Ehefrau von Wolfgang Sieber, Maria Annas Halbbruder.
Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder:
- Simon (1792-1841), Hoferbe
- Theresia (*1794) heiratet 1819 den Metzger Anton Braun von Münster
1820 übernimmt Simon Weber den 74 Tagwerk großen Hof von seinem Vater und heiratet Magdalena Wolf vom Sackhof.
Sie bekommen sechs Kinder:
- Magdalena (1821-1898) heiratet 1844 den Söldner Joseph Sieber von Münster Nr. 21
- Anna Maria (1823-1882) heiratet 1848 den Gütler Michael Ameismeier von Münster Nr. 41
- Simon (*1825), Hoferbe
- Joseph (*1825)
- Therese (1827-1868) heiratet 1854 den Kramer Johann Andreas Unger von Wolferszell Nr. 22 ½
- Maria Anna (1830-1899) heiratet 1856 den Schmied Franz Brandl von Münster Nr. 15
1855 übernimmt der gleichnamige Sohn Simon den Hof. Er heiratet Franziska Kerscher, eine Bauerstochter aus Euersdorf.
1873 tauscht das Ehepaar den Hof in Münster mit dem Immobilienhändler Michael Hegenberger gegen ein Anwesen in Loh (Hausnummer 72). Hegenberger veräußert verschiedene Grundstücke, bis schließlich die Bauerseheleute Johann und Maria Geier von Münster Nr. 13 das verkleinerte Gut mit 26 Tagwerk erwerben. Nach einem Tausch von Besitzflächen zwischen ihrem Hof Nr. 13 und dem neuen Besitz übergeben sie 1877 das Weber-Gütl mit nun 35 Tagwerk an ihren Sohn Joseph. Das Haus Nr. 13 geht an den älteren Sohn Johann Geier.
Joseph Geier heiratet Helena Sieber vom Atzlhof. Die Ehe bleibt kinderlos.
Als Helenas Schwester Anna Maria – die auch Ehefrau von Josephs Bruder Johann ist – bei der Geburt ihres fünften Kindes stirbt, nehmen Joseph und Helena vermutlich das jüngste Kind Martin Sieber zu sich, der zu diesem Zeitpunkt erst drei Jahre alt ist.
1906 übergeben sie den Hof an ihren Neffen Martin Sieber. Dieser heiratet Maria Geith von Münster Nr. 2.
Als die Geier-Tochter Anna (1921-1998) im Jahr 1949 Lambert Sagmeister (1919-1971) vom Berghof heiratet, ändert sich der Familienname auf dem Hof.
Das Sagmeister-Anwesen aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Bestand: Luftbildverlag Bertram, München
1 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 103‘
2 Beim Taufeintrag wird Katharina als Tochter des Andreas Geith, Bauer zu Kienberg und dessen Ehefrau Walburga bezeichnet. Bei ihrem Heiratseintrag als Tochter des Andreas Kienberger, Bauer auf dem Dexenhof. Auch bei ihren Geschwistern finden wir immer wieder abweichende Angaben von den Familiennamen zwischen ihren Tauf- und Heiratseinträgen.
Weitere Quellen:
BayHStA München, KL Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius 3, ins- und Stiftbuch 1685
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 10279, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 10283, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 10289, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 84 bis Ende von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
Stand: 26.07.2025