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 Das Badhaus in Gschwendt - später Kramerei Biendl

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

Der Grundherr des ehemaligen Badhauses in Gschwendt, erstmals erwähnt im Jahr 1630, war das Bürgerspital Straubing.

Der Bader in Gschwendt verfügte über ein Wohnhaus mit Badstube in der Ortsmitte gegenüber dem Amtshaus. Eine Badstube erfüllte nicht nur die Funktion der Wundbehandlung, sondern auch die der vorbeugenden hygienischen Maßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten. Die Dorfbewohner waren verpflichtet, die Badstube zu benutzen.
Der Bader war für den ordnungsgemäßen Zustand seiner Badstube verantwortlich und musste etwaige Mängel umgehend melden. Die entsprechende Vorschrift ist im Ehehaftbuch der Hofmark Gschwendt nachzulesen: „Zum Vierzehenten, von der Ehehaft Padtstuben, soll durch die Untertanen besucht werden und dem Pader seinen Sold zustellen, wie vor alters ist herkommen, wann aber bei dem Pader ain Mangel sein würde, solches mag wieder ime vor dem Ehehaftrechten angezeigt werden.“

 

uraufnahme

Das Badhaus und spätere Kramerei hatte die Hs.Nr. 10
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

In dem Salbuch des Straubinger Bürgerspitals aus dem Jahre 1630 findet sich eine detaillierte Beschreibung des Badhauses sowie der Entlohnung des Baders und seiner Gehilfin: „…gelegen bei der Mühle am Bach gegenüber dem Amtshaus. Ist mit Ein- und Zugehörung beschrieben, item auch was ein Pader für Besoldung“1 

Das Badhaus, welches mit Balkon, Wohnstube, Schlafkammer, Männer- und Frauenbadstube ausgestattet war, gehörte der Gemeinde und lag neben der Mühle. Aufgrund des Wasserbedarfs befand es sich in der Nähe des Baches. Früher war es dem Bader in Gschwendt gestattet, Wurzeln und Stöcke für die Beheizung der Badstube zu sammeln.

Erwachsene zahlten dem Bader für das Schröpfen einen Heller und der Baddirn einen Pfennig. Der Aderlass kostete sechs Kreuzer und das Haareschneiden zwei Pfennige.
Bei Jugendlichen durfte der Bader für das Schneiden der Haare nur einen Kreuzer verlangen, während den Kindern die Haare umsonst gekürzt wurden.  

 

salbuch badhaus

 schroepfkopf

Mittelalterliche Darstellung eines Baders. Die Schröpfköpfe werden angesetzt (Holzschnitt um 1481)
Von unbekannt - gescannt, Kalender Blaubierer, Bild-PD-alt, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=1426359

 

 

Es kam leider auch vor, dass der Bader Wunden versorgen musste, die auf Fremdverschulden zurückzuführen waren.
Im Jahr 1754 hatte ein Bauer in Gschwendt eine Dienstmagd derart geschlagen, dass sie vom Bader behandelt werden musste: „Vorkommen den 31. Dezember 1754: Ursula Seidlin lediges Dienstmönsch von Herrnfehlburg hat Daniel Löffler Paur zu Gschwendt von darumben anheut zur Klage citiern lassen, weillen derselbe sie dergestalten mit Schlägen traktiert, dass die Armb und Füss groß verschwollen, dann blau und blutmahlig unterlaufen gewesen.“
Der Bauer zahlte der Frau einen Betrag von einem Gulden und 39 Kreuzern für die erlittenen Schläge und Schmerzen, sowie ihren ausstehenden Lohn. Dem Bader gab er einen Gulden und 30 Kreuzer für die Behandlung der Frau.

Auch die Köchin des Wirtes in Gschwendt wurde von einem Gast derart zugerichtet, dass sie schließlich beim Bader in Behandlung war. Die Geschädigte erhielt vom Verursacher eine finanzielle Entschädigung für den Arbeitsausfall, die Schmerzen und den Sold, den sie dem Bader gegeben hatte.3

 

 ansichtskarte kramerei

 Die Krämerei Gschwendt um 1900
(Bild aus Zirngibl Willi: Geschichte und Geschichten vom alten Ascha
Auszug aus der Ansichtskarte)

 

 

 

badhaus gschwendt 

Krämerei Biendl in Gschwendt, das Haus steht unter Denkmalschutz
Von Elcom.stadler - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59996168

 

 

 

1831 wird das Anwesen als "1/32 Wolfenhäusel, beim Weber" beschrieben.

 

Die Besitzerfolge

 

Bei der Beschreibung des Badhauses in Gschwendt im Jahr 1630 wird leider der Name des Baders nicht genannt.

Im Jahr 1672 war das Haus im Besitz des Webers Christopher Fuchs, der zu dieser Zeit kein Badhaus mehr betrieb. Christopher Fuchs war in erster Ehe mit Maria Söldner aus Bärnzell verheiratet. Er war der Neffe des wohlhabenden Handelsmannes Christoph Wagner, von dem er auch ein Haus geerbt hatte. Im Jahr 1716 heiratete der Witwer Christopher Fuchs die Witwe Ursula Hauser, geb. Eichinger aus Au bei Ascha.

 

Im Jahr 1702 folgte Maria Fuchs, die Tochter aus erster Ehe von Christopher Fuchs. Sie heiratete Joseph Rudolph aus Gschwendt.

 

Fuchs Besitzer

 

Am 05.08.1738 erwarben Leonhard und Barbara Grill das Anwesen.

 

Im Jahr 1747 erwerben Nikolaus und Maria Kiefel, geb. Miller, die „Behausung mit Gärtl“ um den Betrag von 120 Gulden. Im Jahr 1760 wird Niklas Kueffel als Schneider genannt. 1764 stirbt Maria, der Witwer ehelicht eine Witwe Walburga Seidl von Aign bei Konzell.

„Der Witwer Niklas Kiefel, Schneider zu Gschwendt und seine Kinder, Johann Kiefel, Schneider und Häusler zu Steinach, Franz 17, Magdalena 15, Niclas 11, Jakob 9 und Simon 7jährig.
Nach dem Ableben seiner Ehefrau bleibt dem Witwer die Behausung in Gschwendt, die er am 6. April 1747 erworben hatte.“ 4

 

Im Jahr 1774 übernahm die Tochter Magdalena aus erster Ehe des Nikolaus Kiefel den Besitz. Sie war mit dem Schuster Wolfgang Wolf verheiratet.

Das Ehepaar Wolf übergab sein „Leerhäusl“ am 22. Januar 1800 an Sohn Georg und Ehefrau Anna, geb. Echinger.5

 

Im Jahre 1809 heiratete der Zimmermannssohn  Michael Schuheder die Schweter Anna Wolf. Beide erwerben das Anwesen um 300 Gulden von Bruder bzw. Schwager Georg Wolf6.

 

Kiefel Wolf Besitzer

 

1844 folgten Sohn Georg Schuheder und Maria, geb. Agsteiner aus Münster.
Deren Sohn Franz Xaver wurde 1872 zum Priester geweiht. Als Pfarrer von Pondorf wurde er 1898 zum Dekan gewählt. 1908 erhielt er eine Chorherrenstelle beim Stift St. Johann in Regensburg. 1917 erfolgte seine Wahl zum Dekan dieses Stifts. Verdienste erwarb er sich um den Jugendfürsorgeverein.

 

pfarrer schuheder

 

 

Am 12. Mai 1853 verkaufte Georg Schuheder das Haus für 800 Gulden an Jakob und Anna Biendl.

 

 

1885 übergibt Georg Schuheder an Sohn Jakob, der mit Anna Scheubeck verheiratet war. Jakob übte den Beruf des Maurers aus, wird aber später als Gütler und Krämer in Gschwendt genannt.

Das Ehepaar verlor sechs Kinder aufgrund von Fraisen, einer sehr verbreiteten Todesursache bei Kindern.
Der Sohn Joseph verstarb am 20. Mai 1875 im Alter von 16 Wochen an dieser Krankheit.
Am 24. November 1876 folgte die Tochter Anna im Alter von 27 Wochen ebenfalls aufgrund von Fraisen.
Auch die Tochter Karolina überlebte nur 15 Wochen, sie verstarb 1882 an Fraisen und Husten.
1883 verstarb Sohn Ludwig im Alter von 13 Wochen.
Tochter Emilie starb nach 15 Wochen ebenfalls an Fraisen.
Im Jahr 1887 verstarb auch Sohn Otto im Alter von drei Wochen an Fraisen.

 

Anna Biendl meldet am 8. Juni 1893 ein Gewerbe an: „Krämerei im Hause mit Geschirrhandel im Hause“

1907 meldet Anna ein weiteres Gewerbe an: „Aufkauf von Eiern und Schmalz, Abgabe Brot im Orte Gschwendt“

 

Ab 1908 führt Sohn Jakob, der mit Johanna Kronfelder verheiratet war, die Krämerei weiter.
Das Paar hatte drei Töchter: Theres, Maria *12.09.1911 und Johanna. Letztere war Ordensschwester. Sohn Jakob war 1918 im Alter von 2 ½ Jahren ertrunken.

Die letzte Krämerin auf dem Haus war Theres Biendl, die nicht verheiratet war.

 

Biendl Besitzer

 

 

 

 

 

 

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 858‘
2 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 67
3 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 36
4 Vgl. StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1589, Vertragsbrief 1764
5 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1589, Kaufübergabe 162 fl 1774
6 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1600, Kaufbrief 1809