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Die Besitzer des Hofes in „Vorderschida“ Hs.Nr. 110

 

auch „Vischgütl“, „Vilsgütl“, und „Unterschida“ genannt

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Vorderschida Uraufnahme 1827

Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

14441 besitzt ein Hanns auf der Schiter und seine Hausfrau Anna eine halbe Hube Bau, die sie von Ulrich dem Pomlein gekauft haben. Diesem „Ulrich dem Pomlein“ hatte auch der alte „Mitterschida“-Hof gehört.

Hieraus können wir ableiten, dass der Vorderschida-Hof und der Mitterschida-Hof ursprünglich ein ganzer großer Hof waren. Wobei dies natürlich nicht mit der heutigen Bewirtschaftung zu vergleichen ist.

Wie auch beim Mitterschida-Hof bekam, lt. diesem Salbuch, die Abgaben des Hofes der jeweilige Amtmann des Domprobstes von Augsburg.

 

1529 wird ein Marthan Vilser auf dem Gut genannt. Sein Gut wird auf 26 Pfennige geschätzt2.

1567 gehörte das Erbrecht auf dem Hof „in der vordern Schütter“ Hans und Elsbeth Menauer, die auch den Schweighof (Hinterschida) zu Lehen hatten. Am 01.02.1567 verkaufen sie das Erbrecht auf dieses Lehen an den Bruder und Schwager Michael Menauer von Haibach und dessen Ehefrau Elen3.

 

 

Menauer

 

 

1574 verkaufen Michael und Elena Menauer das Erbrecht auf dem „Fischgütl zu Vorderschida“ an Wolfgang Hartperger und dessen Ehefrau Katharina4.

Vier Jahre später wird das  Salbuch von 15795 angelegt: Wolf Hartperger hat zwei Viertel Bau, das Vischgütl genannt, vermög eines Kaufbriefs, der sich auf Erbrecht lehnt und 1574 ausgestellt wurde.
Dazu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadel mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon zahlt er jährlich 5 Schilling und ein Schaf Hafer, Straubinger Maß, das der Amtmann von Kößnach als Sold erhält.
Hier ist jedoch ein nachträglicher Vermerk angebracht: „Dient jetzt alles auf dem fürstl. Kasten Straubing.“
Das bedeutet, dass die alte Abgabe an den Amtmann hinfällig wurde und die jährliche Zahlung direkt an das Kastenamt Straubing und somit an den Herzog von Bayern abgeführt werden musste.

Bei dem zwei „Viertel Bau“ handelt es sich um einen „halben Hof“. Dies war eine reine Steuereinheit. Die Hofgröße war abhängig von der „Bonität“ der Böden. Ein halber Hof hatte ca. eine Größe von 50 Tagwerk.

 

 Hartberger Plenk

 

1592 sind Sigmund Plenckh und seine Ehefrau Margaretha Lehensnehmer des Hofes. Sie tauschen am 16.08.1592 ihr Lehen, gen Vilsgütl zu Vorderschida mit Sebastian Khern, Müller an der Stegmühl und dessen Ehefrau Eva, gegen die Stegmühle6.

 

 Kern

 

Hier wird auch die Bezeichnung „Vilsgütl“ erstmals verwendet, was in späteren Urkunden immer wieder vorkommt. Dieser Name kann auf das „Fischgütl“ zurückzuführen sein, wie sie in früheren Urkunden vorkommt.

1607 ist ein Jakob Leiderer und dessen Ehefrau Maria auf dem Hof ansässig7. 1608 verkaufen sie das Erbrecht an dem Hof an Hans und Barbara Kern von Obermenach8.

 

 Leiderer Kern

 Fuchs Leiderer

 

 

 

1621 bekommen Andreas Leiderer und dessen Ehefrau Margaretha das Erbrecht auf dem Vilser Gütl von der Mutter bzw. Schwiegermutter Katharina Fuchs übertragen9, das sie jedoch 1630  um 535 Gulden an den ledigen Georg Kellner von der Stegmühl verkaufen10.

 

 Kellner Bernhard

 

 

1656 übergeben Georg und Anna Kellner den Erbrechtshof an ihre Tochter Walburga und deren Ehemann Mathias Bernhardt von Bischofsmais11.
Drei Bernhard-Kinder werden in dem Zeitraum von 1657 – 1660 auf dem Hof geboren, doch 1661 scheinen beide Bauersleute gestorben zu sein.

Denn am 5. November 1661 verkaufen Georg Kellner von der Stegmühl und Andreas Erndl von Obermenach als verordnete Vormünder der Bernhard-Kinder den Hof an Andreas und Ursula Schneiderbauer12.

 

 Schneiderbauer Gross

 

 

Die Eltern übergeben am 27.02.1692 den Hof an ihren Sohn Gregor Schneiderbauer, der mit der Trudendorfer Bauerstochter Afra Greindl verheiratet ist. Aus der Ehe entsprießen vier Mädchen und ein Junge, von denen jedoch nur die Töchter Barbara (*1695) und Maria (*1700) nicht im Kindsalter sterben.

1706 stirbt der Schieda-Bauer im Alter von 42 Jahren und die 40jährige Witwe verheiratet sich mit Michael Groß vom Nachbarhof Hinterschida. Für den 21jährigen Bauerssohn ist dies eine gute Gelegenheit in einen großen Hof einzuheiraten. Es kommt auch noch ein Sohn - Lorenz Groß - 1708 zur Welt.

1729 stirbt die 61jährige Schiderhof-Bäuerin und der 43jährige Witwer holt sich drei Monate später mit Anna Maria Prem eine junge Braut ins Haus. Doch tragischerweise stirbt die 26jährige einen Monat nach der Hochzeit.

1730 verheiratet sich Michael Groß ein drittes Mal mit der 30jährigen Ursula Zeindlmayer von Hoerabach.
Aus dieser dritten Ehe gehen nochmals drei Kinder hervor:
- Johann Paul Groß (*1731) wird später Bauer auf dem Unterhartberg
- Mathias Groß (*1733) heiratet in den Bogner-Hof in Trudendorf Nr. 69 ein, und zieht später als Bauer auf den Scheftenhof.
- von Tochter Anna Maria (*1734) ist der weitere Lebensweg nicht bekannt

 Am 07.12.1742 sterben beide Bauerseheleute. Ob die Ursache ein Unglücksfall oder eine Krankheit war, hat der Pfarrer in den Sterbebüchern nicht eingetragen. Aber beide wurden noch mit den heiligen Sterbesakramente versehen.

Die drei kleinen Kindern werden bei Verwandten in Obhut gehen und der Hof wird 1743 von den Vormündern verkauft.

 

Als neue Bauerseheleute ziehen Brandner Johann und seine Ehefrau Elisabeth ein. Sohn Joseph übernimmt 1767 den Hof und nimmt Maria Wintermayer von Haselbach zur Frau.
Von den sechs Töchtern übernimmt Walburga den Hof, die 1801 Johann Wolf heiratet. Bis 1823 kommen zehn Kinder des Ehepaares in Vorderschida zur Welt.

 

 Brandner Wolf

 

 

 

1838 werden die drei Höfe Vorder-, Mitter- und Hinterschida in die Pfarrei Oberalteich umgepfarrt  und die Einträge in den Kirchenbüchern von Steinach enden.

 

 

 

 

 

1 Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, erschienen im Jahresbericht d. Hist. Vereins von Straubing, 65. Jhg. 1962, S. 46
2 StA Landshut, Landschaft Unterlands Rep. 186 Nr. 1180 III

3 BayHStA München Kloster Oberalteich Urkunden 1218
4 BayHStA München Kloster Oberalteich Urkunden 1249
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579,  fol. 84
6 BayHStA München Kloster Oberalteich Urkunden 1307
7 BayHStA München Kloster Oberalteich Urkunden 1373: 22.01.1607: Hans Khern zu Muckenwinkling und seine Frau Kunigund verkaufen an Jacob Leiderer zu Vorderschida und dessen Frau Maria ihren halben Teil am Aichenforst und mehrere Wiesmade.; S: Georg Griesmair, Rentmeister zu Straubing
8 BayHStA, Kloster Oberalteich Urkunden 1387
9 BayHStA München Kloster Oberalteich Urkunden 1437: Catharina, Witwe des Georg Fuchs, Müller zu Furth, deren Tochter Margaretha, Frau des Andre Leiderer zu Mitterschida, dieser und Wolf Hartberger als Vormünder der unmündigen Töchter des Georg Fuchs (Katharina, Dorothea, Magdalena) übergeben der Tochter bzw. Schwester das Erbrecht auf dem sog. Vilser Gütl zu Niedermenach.;
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P45,  fol. 87  Kaufbrief vom 16.05.1630:
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P56,  fol.13  Übergabebrief vom 03.10.1656

12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P 68,  fol. 135  Übergabe pr. 450 fl vom 27.02.1692