Die Schmiede in Gschwendt

 

frühere Haus-Nr. 2

 

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

Die älteste Schmiede in Gschwendt ist im Jahr 1435 erstmals genannt, 1461 wird das Anwesen als „Schmidtstatt“ bezeichnet. 1838 ist die Bezeichnung „1/16 Ehehaft Schmiedanwesen mit realer Schmiedgerechtigkeit“. Die Grundherrschaft auf dem Anwesen übte das Bürgerspital in Straubing aus.  

 

 Schmiede

Bild: Martina Landstorfer, Gschwendt

 uraufnahme

Geoportal Bayern: Uraufnahme von Gschwendt um 1838

 

Die Schmiede in Gschwendt gehörte zu den Ehehaft-Gewerben, die mit diversen Rechten aber auch Pflichten ausgestattet waren. Bei den zwei jährlichen Ehehaft-Terminen in Gschwendt wurden den Dorfbewohnern die Vorschriften aus dem Ehehaftrechtsbuch der Hofmark vorgetragen. Einer der Punkte betraf den Ehehaftschmied, der angehalten war, ordentliche Arbeit zu leisten:

„Zum Dreizehenten die Ehehafftschmied betreffene darbey soll ain jeder Ehehaftman arbeiten, wie vor alters ist herkommen, wovor aber ain ob dem Schmied oder sein Arbeith Mangel hätte, so mag ain jeder anderswo arbeithen […].“1

Dem gegenüber standen die Pflichten der Kunden, die dem Schmied Naturalien liefern mussten, oft als „Dangl“ oder „Tangl“ bezeichnet. Schmieden waren häufig in der Hand der Gemeinde, vermutlich stand deshalb der Betrieb in Gschwendt auf Gemeindegrund.

1762 hatten sich die Dorfbewohner über die schlechte Arbeit des Schmiedes Georg Zwickenpflug beschwert. Der Schmied wurde daraufhin ermahnt, zukünftig bessere Qualität zu fertigen („… in Zukhonfft bey seiner ihme anvertrautten Ehehafftschiemdten dißorths mit mehr Fleiß und Eyfer…“) und auch den auswärtigen Fuhrleuten die Reparaturen zu einem günstigeren Preis auszuführen, andernfalls werde eine „Nebenschmiede“ für die „frembden Fuhrleithen aufgericht.“ 2 

 

Die Besitzerfolge:

Luftaufnahme 2023Beim Kauf der Hofmark Gschwendt durch das Heiliggeistspital Straubing im Jahr 1435 war die Sölde und Schmiedstatt bereits vorhanden. Bei dieser ersten Nennung ist Petter der Schmidt3 als Inhaber angegeben.

Im Jahre 1461 ist erneut Peter der Schmied4 angegeben.

1493 verkaufen Peter der Schmied, seine Frau Margaretha und Tochter Barbara ihr Erbrecht an den Spitalmeister Michael Eblinger5.

1529 dürfte Leonhard Schmid das Anwesen bewohnt haben6.

1558 ist der Schmied Jörgen Starck auf dem Schmied Anwesen nachgewiesen.

1570 ist ein gewisser Georg Schmidt Inhaber des Hofes.7

Der ehemalige Schmied Georg Starck verkauft im Jahr 1588 an das Ehepaar Georg und Margaretha Fischer.

Anschließend folgt Hans Schmid, der den Hof 1593 an Hans Thurmayr verkauft.8Das Salbuch des Bürgerspital Straubing führt 1593 Hans und Elisabeth Turmair, danach Georg und Agatha Vischer auf.9

 

 

 

 

 

 

 

Eyerer 1900

Eyerer-Haus um 1900, das Haus stand direkt an der Hauptstraße und war die Poststation in Gschwendt10.
Rupert und Kreszenz Eyerer haben das Anwesen 1895 gekauft, zuvor waren die Krämerseheleute Josef und Katharina Christl die Besitzer.

 

Spätestens 1629 war Hans Groß der Inhaber, der die Schmiede 1629 an Georg Schäffler veräussert: „Hans Groß Söldner zu Gschwendt und Magdalena seine Hausfrau verkaufen Georg Schäffler und Barbara 1629.“11

163012 hat der „Karmann Geörg Schäffler zu Geschwendt Erbrecht samt Schmittstatt und Pau“. Aus den Salzrechnungsbüchern des Salzamtes von Straubing geht hervor, dass Schäffler ebenso wie die Stubenhofers Salz nach Böhmen geliefert hat. Auf dieses Fuhrgewerbe geht auch die zuvor genannte Bezeichnung „Karmann“ zurück.
Außerdem erwirbt Georg Schäffler 1643 noch einen Hof in Agendorf (Hs.Nr. 38, heute Kettl-Hof)13

 

Im Salbuch des Bürgerspitals aus dem Jahr 1630 ist beschrieben, dass zu der Sölde ein Haus mit Balkon (Schrot), ein Roßstall, ein Stadel mit Tenne und Viehstall, Hennenkobel, sowie ein Backofen und Brunnen gehörten. Alle Gebäude waren aus Holz gezimmert. Die Hofstelle war groß und eben, vor dem Haus befand sich eine ebene Fläche (Gredt) und alles war mit einem Spaltenzaun umgeben.  Die Schmiede, die auf dem Gemeindegrund bei der Landstraße stand, gehörte zu der Sölde:14

 

Salbuch 1630

 

Der Wirt Georg Stubenhofer aus Gschwendt15 und seine zweite Ehefrau Eva, geb. Fläckl aus Rotham, sind 1651 auf dem Hof nachgewiesen. Wann sie die Schmiede erwarben, konnte bisher nicht ermittelt werden.

 Stubenhofer Besitzer

 

Georg Stubenhofer „der Jüngere“, Sohn aus erster Ehe des Wirtes Georg Stubenhofer mit Ursula Pichlmayr, ist 1674 auf dem Hof nachgewiesen. Seine Ehefrau Walburga war die Tochter von Wolfgang und Barbara Frankl in Wolferszell Nr. 12. Georg Stubenhofer wurde ab 1651 als Bauer und Hopfenhändler in Gschwendt genannt.

      

1676 erscheinen der Schmied Andreas Oberhofer und seine Frau Walburga.
Zwischen 1676 und 1680 kommen vier Kinder in Gschwendt zur Welt:
- Anna Maria (*1676)
- Maria (*1677)
- Georg (*1678)
- Bartholomäus (*1680)

 

 

Vor 1720 ist Andreas Kreuzer und Ehefrau Eva auf dem Anwesen.
Von dem Ehepaar sind vier Kinder bekannt:
- Christoph, Soldat
- Maria (*02.02.1694 + 07.01.1753) heiratet 1729 Michael Scherzer, Häusler in Münster Nr. 27
- Michael (*1697), übernimmt die Schmiede
- Michael, Kramer zu Mitterfels

Andreas stirbt 1730:
„Erbschaftsverteilung (die Kreuzerischen Erben zu Gschwendt betreffend): Auf Ableben Andreasen Kreuzer gewester Ausnambs Mann zu Gschwendt haben sich dessen hinterlassene eheleibliche Kinder und Erben benannt: Christoph Kreuzer ein Soldat dermallen unwissend seines Aufenthalts, Michael Kreuzer Schmidt zu gedachten Gschwendt, dann Michael Kreuzer Crämer zu Mitterfels Erblassers Söhn und Maria Scherzer Häuslerin zu Münster wiederholtem Erblassers Tochter wegen des ihrem angefallnen vätterlichen Erbstheil dahin […] Christoph Kreuzer, unwissend wo er sich im Kriegsdienst sich befündet [……] usw.
May 1730“16

 

1720 übergibt das Ehepaar Kreuzer an Sohn Michael und Margaretha, geb. Kübler aus Aufroth:
Das Ehepaar hat fünf Kinder, die in Gschwendt zur Welt kommen:
- Johann (*1721 +)
- Maria (*1722)
- Johann Michael (*1724)
- Anna Maria (*1727)
- Margaretha (*1731)

 

 Kreuzer Besitzerfolge

 

 

 

Michael Kreuzer und Margaretha verkaufen 1731 an den Schmiedsohn Georg Zwickenpflug Wolferszell:
„Ich Michael Kreuzer Schmied zu Gschwendt und neben ihm ich Margaretha dessen Eheweib bekennen für uns und all unser Erben, Freund und Nachkommen, dass wir mit grundherrlichem Consens [….] geben dem ehrbaren Georgen Zwickenpflug Schmiedsohn v. Wolferszell, chf. Kastenambts Straubing [….]
die vermög Übergabsbrief 1. Juni 1720 Erbrecht an uns gebrachte und ingehabte dem lobl. Spittal Straubing grundbare Schmiedstatt zu Gschwendt [….] Zu Sigelsgezeugen erbetten die ehrbaren Christian Gerlach und Thomas Schweiger beide zu Straubing. Geschehen den 6. 9ber 1731“17

1732 heiratet Georg die Bauerstochter Maria Straßmayer von Eisenhart.
 Von dem Ehepaar sind acht Kinder bekannt:
- Maria Ursula (*1733)
- Anna Maria (*1735 +)
- Walburga (*1737)
- Johann Georg (*1740)
- Anna Maria (*1742)
- Mathias (*1746)
- Johann Michael (*1749)
- Maria Magdalena (*1752)

 

  Zwickenpflug Besitzer

 

 

Am 14. Juni 1771 erfolgt der Kauf durch Johann Georg Kieninger aus Denkzell und Margaretha, geb. Stubenhofer aus Gschwendt.
Drei Kinder sind bekannt:
- Georg (*1778) übernimmt 1800 die Schmiede und veräussert sie 1807 an seinen Bruder Josef, nachdem er die Schmiedswitwe Magdalena Köck von Falkenfels geheiratet hatte.
- Anna Maria (*1781)
- Joseph (*1786), übernimmt 1807 die Schmiede von seinem Bruder Georg

 Kieninger Besitzer

 

 

Übergabsbrief vom 29.03.1800 an den Sohn Georg:
„Georg Kieninger, Häusler und Schmied zu Gschwendt übergibt seinem eheleiblichen Sohn Georg, 22 Jahre alt sein Erbrechtshäusl samt Schmiede und der Feuergerechtigkeit per 200 Gulden.
Der Übernehmer hat seinem Bruder Josef, 14 Jahre alt, 100 Gulden und 50 Gulden vor dessen Einsitz zu bezahlen. Seiner Schwester Anna-Maria, 19 Jahre alt muss er 100 Gulden Heiratgut und 50 Gulden Fertigung zahlen.
18

Joseph Kieninger übernimmt am 01.08.1807 nach Brief von Georg Kieninger um 700 Gulden.

 

1838 wird die Schmiede im Liquidationsprotokoll wie folgt beschrieben:
„Wohnhaus mit Schmiede, Stall und Stadel unter einem Dach, Hofraum und Backofen über der Gasse an der Pl. Nr. 10 ½ …“
Im Urkataster von 1842 ist die Schmiede mit einer Größe von sechs Tagwerk 30 Dezimalen angegeben.

Am 01.10.1858 kauft Ignaz Handl, Schmiedmeister aus Steinach von Josef und Anna Kieninger19

 

 Gschwendt

Bild: Martina Landstorfer, Gschwendt

 

Bereits am 12.09.1871 kauft Josef Christl das Schmiedanwesen.

Josef und Katharina Christl sind im Kaufvertrag von 1871 als Gutspächterseheleute in Weingarten genannt 20.

 Christl Besitzer

 

Der Schmied und Landwirt Josef Christl tauscht seine alte Schmiede am 21.09.1895 mit Max Hauer gegen die Hausnummer 1 in Gschwendt: „Vorstehenden Gesamtbesitz erwirbt wie neben bemerkt Hauer Max von Straubing incl. Besitz in Ascha u. Agendorf. Gemäß Umschreibung Nr. 219 und Urkunde des k. Notars Zimmermann in Mitterfels vom 23. August 1895 von Max Hauer um ca. 6400 M gegen das Anwesen Haus Nr. 2 in Gschwendt ad 4000 M eingetauscht.“

Sein Sohn Michael Christl (*1869) hatte sich 1894 bereits als Schmied auf der Hs.Nr. 8 in Gschwendt sesshaft gemacht.

 

Hauer veräussert das ehemalige alte Schmiedanwesen am 21.12.1895 weiter an Rupert und Kreszenz Eyerer.
Rupert ist der Sohn der Wagnerseheleute Jakob und Walburga Eyerer, die unterhalb des Wirtshauses ihre Wagnerei (Hs.Nr. 6) betrieben. Seine Ehefrau Kreszenz ist die Tochter der Wirtseheleute Joseph und Therese Gierl von Ascha.  Beide waren bis 1877 als Bauerseheleute in Agendorf Nr. 35 anässig gewesen.

Rupert übt, wie auch sein Vater und sein Bruder Ludwig, das Wagnerhandwerk aus.

 

Eyerer Besitzer

 

 

1896 ist eine Beschreibung zu lesen: „Wohnhaus mit Stall, Stadel, Hofraum, dann Wagenschupfe überm Weg.“

Am 06.03.1908 kauft Rupert Eyerer das einstöckige Gemeindehaus Hausnr. 2 ½ mit Hofraum von der politischen Gemeinde in Gschwendt.

Dieses Gemeindehaus war bis 1900 Besitz des Johann Wanninger, am 25. Juli 1900 erwarb es die Gemeinde Gschwendt um 650 Mark. Im Jahre 1874 war in Gschwendt bereits ein Gemeindehaus gebaut worden. Allerdings dürfte sich dieses an einem anderen Standort befunden haben.

 

QuittungRupert Eyerer war auch Mesner in Gschwendt. Für diesen Dienst erhielt er 1904 15,43 Mark Gehalt aus der Kirchenkasse. Außerdem war er seit 1886 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Gschwendt.

Kreszenz Eyerer wird 1911 in der Gewerbeliste mit „Krämerei und Brothandel“ geführt.  Tochter Ottilie Eyerer, die nicht geheiratet hat, war Damenschneiderin. Sie hat auch in der Gemeindekanzlei gearbeitet und bis ins hohe Alter den Mesnerdienst in der Christophorus-Kirche in Gschwendt übernommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch, Ehafft Puech fol. 882``
2 StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609
3 Urkundenbuch der Stadt Straubing, Urkunde Nr. 356, S. 280, vgl. auch Laschinger Johannes: Geschichte der Spitalstiftungen in Straubing, in: Jahresbericht des hist. Vereins für Straubing und Umgebung 87, 1985
4 Urkundenbuch der Stadt Straubing, Urkunde Nr. 443, S. 331, vgl. auch Stadtarchiv Straubing, Salbuch fol. 744-46
5 Vgl. Urkundenbuch der Stadt Straubing, Urkunde Nr. 611, S. 433, vgl. auch Stadtarchiv Straubing, Salbuch fol. 738-43
6 StALa, Landschaft Unterlands Rep. 286 Nr. 1180/III
7 Stadtarchiv Straubing, Spitalrechnung Ende 16. Jahrhundert
8 Stadtarchiv Straubing, Salbuch fol. 729‘
9 Stadtarchiv Straubing, Salbuch fol. 748-750
10 Zirngibl Willi in: Geschichte und Geschichte vom alten Ascha, S. 29
11 1631-1633, 1639-1645: Georg Schäfler zu Gschwendt, dann Wirt zu Roßhaupten, gegen Georg Stubenhofer, Wirt zu Gschwendt, wegen einer jährlichen Gilt und Wassereinleitung (Quelle: StALa, Regierung Straubing (Rep. 209) A 3250)
12 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 729‘
13 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 206‘  Kaufbrief vom 21.04.1649
14 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 729‘
15 Stadtarchiv Straubing, Rechnung Bürgerspital Straubing 1651
16 StA Landshut, Kommunalarchive, Rep. 219 (1586)
17 StA Landshut, Kommunalarchive, Rep. 219 (1586)
18 StA Landshut, Kommunalarchive, Rep. 219 (1595)
19 StA Nürnberg, Notariat Mitterfels, Kaufvertrag v. 12.09.1871
20 Staatsarchiv Nürnberg, Notariat Mitterfels, Kaufvertrag 12.09.1871