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Der ganze "Geyerhof" Hs.Nr. 27 - heute Wolf

in Pellham

 

 

von Claudia Heigl

 

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Das Anwesen der Familie Wolf in den 1950er Jahren
Bild: Familie Aumer in Pellham

 

Es werden 1444 zwei Bauern in Pellham namentlich erwähnt – Hartweig von Pellham und Otto Preitenweiter. Wer von diesen beiden auf welchem Hof saß, lässt sich jedoch nicht feststellen.

1529 gibt ein Jörg Hien 14 Pfund Pfennige als Wert für seinen Hof in Pellham an1. Er zahlt dafür 3 Schilling 22 Pfg. Steuer. Hien muss ca. 1485 geboren sein, da er bei einem Gerichtsstreit 1545 als 60jährig angegeben wird2. Er dürfte der erste bekannte Bauer sein, der gesichert diesen Hof bewirtschaftete.

1579 ist ein Michael Muethanner (Miethanner) auf dem Hof3.

Am 19.08.1630 verkaufen Wolfgang und Elisabeth Fläckl ihren Hof in Pellham um 730 Gulden an Jobst und Ursula Pachmair und erwerben hierfür den „Kirchhof“ in Rotham von den Erben des verstorbenen Bauern Melchior Kropf4. Von dem Kaufpreis sind 700 Gulden direkt an die Töchter des Melchior Kropf zu zahlen.

Der 30jährige Krieg

Im November 1633 fällt das schwedische Heer in die Gegend ein. Bis April 1634 plündern sie die Höfe in der Umgebung und töten oder vertreiben die Bauern. Diesem Überfall dürften auch die Familie Pachmair zum Opfer gefallen sein.
Denn am 21.02.1645 finden wir in den Steinacher Kirchenbücher die Trauung des Georg Tuscher, Witwer und Bauern in Pellham mit Maria Roth, Tochter des Paul Roth, Schuster aus Hafnerzell bei Passau.

Aber bereits am 20. April 1646 vergibt der Eigentümer und Straubinger Oberrichter Dr. Christoph Sigersreiter das Leibrecht auf dem Hof erneut an Michael und Elisabeth Willner (weitere Schreibweise auch Wullermayer, Willmayer, Wildner, Wüllner) und ihren 16jährigen Stiefsohn Jakob Engl und ihre 6jährige leibliche Tochter Maria Willner.

Die nächsten beiden Schwedeneinfälle 1641 und 1647 überleben die Willner’s. Nach dem Überfall von 1647 müssen sie sich von ihrem Grundherrn Dr. Christoph Sigersreiter 150 Gulden leihen, wahrscheinlich für den Aufbau des Hofes und Einkauf von Saatgut. 50 Gulden sind sie ihm vom Kauf noch schuldig. Als Pfand verschreiben sie ihr Hab und Gut und ihr Leibrecht auf das Gut in Pellham5.

Ein Jahr später stirbt Michael Willner und seine Witwe Elisabeth Willner verheiratet sich mit Wolfgang Artmann aus Blaibach. Als sie selbst mit 68 Jahren stirbt vermählt sich dieser 1669 mit der Bauerstochter Barbara Apoiger von Inderbogen. 1670 wird Sohn Mathias Artmann in Pellham geboren.

Das Leibrecht auf dem Hof in Pellham war aber auf seine erste Ehefrau Elisabeth Willner und den Stiefkindern geschrieben. Das Leibrecht scheint von Artmann nicht erneuert werden zu können.
Bis ca. 1673 bleibt er mit seiner Familie auf dem Hof in Pellham.  Am 06. April 1673 bringt seine Ehefrau die Tochter Walburga auf dem Aignhof zur Welt, zwei Wochen später stirbt der 60jährige als Einwohner auf dem Aignhof. Der weitere Lebensweg seiner Witwe und der zwei kleinen Kinder ist ungewiss.

 

Willmayer Pellham

 

 

Als neue Bauerseheleute ziehen Bründl Georg und Anna Maria, geb. Hien von Rotham ein. Die Bründl’s hatten vorher den „Bründl-Hof“ in Rotham inne, der ebenfalls der Familie Sigersreiter von Straubing gehörte.
Sohn Sebastian ist noch 1675 in Rotham geboren, die weiteren sieben Kinder kommen in Pellham zur Welt. Die Familie bleibt bis 1693 in Pellham und zieht dann auf einen Hof nach Oberniedersteinach, der zum Chorherrenstift St. Tiburtius und St. Jakob in Straubing gehört (Hs.Nr. 10, später Lanzingerhof, heute Neidl).

Den Hof übernimmt Andreas Hien ein Bruder von Anna Maria Bründl.
Andreas hatte 1658 die Bauerstochter Katharina Sieber von Münster geheiratet und war zunächst Bauer in Münster, ab 1670 Bauer in Thalstetten und bewirtschaftete von 1678 bis 1692 den „Kirchhof“ in Rotham. Aus seinen drei Ehen sind 13 Kinder hervorgegangen.

Als Andreas Hien den Hof in Rotham 1693 seinem Sohn Georg übergibt, erwirbt der 58jährige für sich und seine restliche Familie den Hof in Pellham.

1707 übergibt er den Hof in Pellham seinem Sohn Christoph Hien, der sich mit der Bauerstochter Eva Namer von Weiher vermählt.

Das Paar hat fünf Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Walburga (*1711) heiratet 1733 den Metzger Anton Zeiler von Steinach
- Anna Maria (*1714) übernimmt 1740 den Hof
- Magdalena (*1717) heiratet 1736 den Steinacher Schmid Johann Michael Brandl
- Simon (1722) heiratet 1750 die Bauerstochter Anna Maria Stubenhofer und beide erwerben den großen Engelberger bzw. späteren Dietl-Hof (Hs.Nr. 17) in Steinach.

 

Bruendl Erndl Pellham

 

Nachdem Christoph Hien 1739 im Alter von 57 Jahren stirbt und der Sohn Simon erst 17 Jahre alt ist,  heiratet die noch unverheiratete Tochter Anna Maria 1740 den Bauerssohn Johann Georg Erndl von Alburg. Simon Hien erhält sein Erbe ausbezahlt und kauft dafür später den großen Englberger-Hof in Steinach.

Anna Maria Erndl bringt neun Kinder zur Welt von denen sechs das Erwachsenenalter erreichen:
- Johann Georg (*1744) heiratet 1772 die Bauerswitwe Magdalena Faltl von Agendorf Hs.Nr. 35
- Katharina (*1748) heiratet 1780 den Wirtssohn Joseph Bergmair von Wolferszell
- Walburga (*1750) heiratet 1785 den Bauern Jakob Eisenharter von Aign
- Maria (*1751) stirbt mit 20 Jahren
- Joseph (*1754) übernimmt den Hof in Pellham
- Magdalena (*1758) heiratet 1791 den Müllerssohn Georg Lang von Wolferszell. Das Ehepaar ist auf den Mühlen in Sinkofen und Einhausen b. Atting zu finden.

 

Joseph Erndl übernimmt ca. 1786 den Hof von seinem Vater, nachdem die Mutter bereits verstorben war. Er nimmt die Bauerstochter Walburga Fuchs von Steinach zur Ehefrau.
Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor:
- Sebastian (*1789)
- Maria Magdalena (*1790) heiratet 1813 den Bauern Joseph Zeindlmeier von Agendorf Hs.Nr. 38 (heute Kettl) und 1831 Michael Zeindlmeier
- Johann Georg (*1796) Hoferbe

Joseph Erndl stirbt bereits 1803 mit 49 Jahren. Die 35jährige Witwe heiratet noch im selben Jahr den 22jährigen Bauerssohn Andreas Geyer von Pondorf. Von ihm erhält der Hof auch seinen späteren Namen.

Als Andreas Geyer im Alter von 53 Jahren an einem Schlaganfall plötzlich stirbt, übergibt die Witwe den Hof an ihren Sohn Johann Georg Erndl aus erster Ehe.

 

Erndl Josef Pellham

Johann Georg Erndl hatte bereits 1829 die Muckenwinklinger Bauerstochter Walburga Hallmayr geheiratet und mit ihr den Hof der Schwiegereltern in Muckenwinkling bewirtschaftet. Nach dem Tod des Stiefvaters zieht er in den größeren Elternhof nach Pellham.

Von den sechs Kindern sterben drei im Säuglingsalter:
- Anna Maria (*1826) heiratet 1854 Jakob Geith von Münster und 1866 Johann Georg Wagner. Sie wird Wirtin in Münster.
- Johann Georg (*1829) erbt den Hof
- Helena (*1836) weiterer Lebensweg unbekannt

 

Josepha Erndl ein Frauenschicksal

1861 heiratet der einzige Sohn Johann Georg Erndl mit 32 Jahren die 21jährige Wirtstochter Josepha Wurm von Agendorf und übernimmt den 120 Tagwerk großen Hof von den Eltern.

Josepha hatte bereits als Säugling ihre leibliche Mutter verloren. Von den zwölf jüngeren Stiefgeschwistern sind noch sechs am Leben.
Ihre Ehe mit dem Pellhamer Bauern verläuft jedoch nicht harmonisch.

Drei Wochen nach der Geburt ihres zweiten Kindes, am 23. Januar 1864 wird der Vater von Josepha, Peter Wurm, beim Steinacher Pfarrer Pentner vorstellig und bittet die Schwiegermutter, Walburga Erndl, geb. Hallmayr, aus dem Haushalt der Tochter zu entfernen.
Walburga wiegelt ihren Sohn Johann Georg Erndl immer wieder auf. Aufgrund dieser Feindseligkeit hat Johann Georg seiner Ehefrau wiederholt mit dem Tode gedroht und erst vor ein paar Tagen ein Messer auf ihr Bett gelegt6.

Anscheinend ist diesem Gesuch nachgegeben worden, da von Walburga Erndl kein Sterbeeintrag in Steinach verzeichnet ist.
Josepha Erndl schenkt noch vier Kindern das Leben.

Die Bauerseheleute scheinen jedoch in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen.
Am 02. April 1868 wird der 120 Tagwerk große Hof an die Comandit Gesellschaft von Limmer um 16.000 Gulden versteigert.
Die Familie Erndl zieht zunächst nach Agendorf, wo im Dezember das sechste Kind zur Welt kommt. Johann Georg Erndl scheint vor 1877 gestorben zu sein und Josepha zieht als Einwohnerin und Witwe mit ihren Kindern nach Wolferszell.
Die ehemalige Pellhamer Bäuerin erwirbt 1884 ein Gütl auf dem Wolfsberg und heiratet vier Wochen später den Häuslerssohn Joseph Buchs. 1902 stirbt ihre Tochter Maria und 1904 der zweite Ehemann Joseph Buchs im Alter von 55 Jahren an Herzwassersucht. Die Witwe verkauft 1905 das Haus auf dem Wolfsberg  und zieht als Einwohnerin wieder nach Wolferszell, wo 1907 im Alter von 67 Jahren ihr leidgeprüftes Leben zu Ende geht.


Das Schicksal der sechs Erndl-Kinder:
- Georg (*1862) stirbt mit knapp 3 Monaten an Fraisen
- Maria (*1864) heiratet den Gütler Johann Füchsl von Wolferszell und stirbt mit 38 Jahren.
- Josepha (*1865) stirbt mit 4 ½ Jahren an Halsbräune (Diphterie)
- Helena (*1866) stirbt mit drei Wochen an Fraisen
- Anna (*1867) weiterer Lebensweg unbekannt
- Johann (*1868) weiterer Lebensweg unbekannt

 

 

Erndl JohannGeorg Pellham

 

 

1871 erwerben Peter und Franziska Stelzer den Pellhamer Hof von der Commanditgesellschaft.

1873 kaufen die Agendorfer Bauerseheleute Joseph und Theresia Gierl den 120 Tagwerk großen Hof um 29.000 Gulden. Beide besitzen zudem den Hof in Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl). Sie trennen einigen Grundbesitz ab und verkaufen am 24. April 1874 die Hofstelle weiter an Michael und Walburga Schnagl.

Zwei Jahre später verkaufen Michael und Walburga Schnagl das danebenliegende Brennhaus mit Stallung und einige Äcker (insg. 20,5 Tagwerk) an Georg Malterer.

 

fo pell 47Der alte Grabstein von Michael und Walburga Schnagl

 

Tochter Barbara Schnagl übernimmt 1898 den Hof und heiratet Johann Attenberger von Kasparzell.

 

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Barbara und Johann Attenberger mit ihrer einzigen Tochter Rosina und den zwei kleinen Pflegekinder
Bild: Familie Aumer, Pellham

 

Den Hof übernimmt ihr einziges Kind, Tochter Rosina Attenberger, die sich 1919 mit Xaver Wolf vom Pürstenberg vermählt und deren Nachfahren den Hof heute noch bewirtschaften.

 

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Rosina, geb. Attenberger und Xaver Wolf
Bild: Familie Aumer, Pellham

 

 Schnagl Wolf Pellham

 

 

 

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1180/3, Steuerregister Hofmarken Rentkastenamt Straubing 1529
2 StA Landshut, Regierung Straubing, A5610 (Die Gemeinde Rotham gegen die Dorfschaft Steinach wegen strittigen Blumbesuchs auf dem sog. Riebmoos  1545), 18. Zeuge: Jorg Hien von Pelham seines Alters bei 60 Jahre.
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 62‘
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P45,  fol. 27‘  Kaufbrief vom 19.08.1630
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 I,  fol. 101  Schuldschein vom 1647
6 Pfarrarchiv Steinach

 

weitere Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-6, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-10, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/2-14, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894-1960
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Agendorf von 1836